Stressabbau durch Bewegung und Konfrontation

Wer 17,5 Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht und Woche durch Sport beziehungsweise Bewegung (zusätzlich?) verbrennt, könne dadurch Depressionen und Stress entgegenwirken,

war in einem Artikel “Gesundheit – Abnehmen – Nutzen Sie den Bonuseffekt” des Stern zu lesen. Als Nebenwirkungs des Sports sei ein besserer Schlaf zu erwarten, mit Enstpannungstechniken könne dieser zusätzlich gefördert werden, und auch die Ursachen seelischer Belastungen solle man aufspüren und beseitigen.

Dabei kann nach Einschätzung zahlreicher Adipositas-Experten ein psychologisches Konflikt- und Konfrontationstraining helfen. Denn der ungerechte Vorgesetzte oder die despotische Schwiegermutter können ja nicht eben mal so eliminiert werden. Viele von uns müssen erst lernen, in die Auseinandersetzung zu gehen, anstatt immer wieder in die Süßigkeitenschale zu greifen, wenn sie jemand ärgert oder frustriert. Nach solch einem klärenden Gespräch kann sich eine Erleichterung einstellen, die mit Abwarten nicht zu haben ist.

Nun gut. Neben dem ungerechten Vorgesetzten und der despotischen Schwiegermutter gibt es noch zahlreiche “Stressoren”, Drachen und kläffende Hunde – welche Adipositasexperten hier zum mutigen und gekonnten Kampf, statt zu Flucht raten, ist leider offen geblieben.

Stress macht man sich zudem allzu oft selbst, wieso und warum, ist wohl in den Tiefen unserer Verhaltensmuster gespeichert.
Stress ergibt sich zudem durch die falschen Ideale, denen man hinterherjagt, ohne sie einzuholen, wenn man zu viel erwartet, und auch, wenn man zu wenig erwartet, wenn Beziehungen unausgewogen sind und man der unbedankte Gebende ist oder schlicht verkannt wird.

Setzen wir uns also lieber mit dem Kalorien- und Stress-Verbrennen auseinander:

Vor einer Weile hatte ich einen Kalorienrechner konsultiert, der mir folgendes ausgerechnet hat:

So viel Fett verbrennen Sie!


Ihre Eingaben:

Körpergewicht = 86 kg
Trainingsdauer = 3 Stunden pro Woche
Sportart: Laufen, 8,5 km pro Stunde
Ihr Ergebnis:

Ihr Energieverbrauch pro Woche: 2116 Kalorien

So viel Fett verbrennen Sie pro Woche: 0,3 Kilogramm
So viel Fett verbrennen Sie pro Monat: 1,2 Kilogramm

Das würde also zum Stressabbau reichen…
Mut zum Laufen, Mut zur Bewegung ist gefordert, denn:

je mehr wir wiegen, desto weniger gern bewegen wir uns, wir geraten leichter außer Atem, und das Gewicht lastet womöglich sogar schmerzhaft auf den Gelenken.

Bisher hatte man angenommen, dass Trägheit nicht nur die Folge, sondern häufig auch der Anfang allen Übels ist, wir also vornehmlich durch Bewegungsmangel dick werden. "Neuere Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die körperliche Inaktivität vor allem eine Folge von Übergewicht ist und nicht ihre Ursache", sagt der Lübecker Forscher Achim Peters. Nach seiner Einschätzung gehen die Abnehmeffekte von Bewegung sogar ursächlich auf die Normalisierung unseres Hirnstoffwechsels zurück: "Wir verlieren Gewicht, weil unser Stresssystem gestärkt wird."

So etwas hatte ich auch schon vermutet, dass das Übergewicht sich ab einem gewissen Punkt selbst verursachen kann.

Im Artikel “Fragen Sie Dr. Peters” gibt es noch ein paar Thesen zum “selbstsüchtigen Gehirn”, und einen Link zu einem Expertenchat. Dort hatte ich Dr. Peters unter anderem zur Bedeutung der “Einflüsterungen” aus  dem “falschen Selbst” gefragt, und diese Antwort erhalten:

Wir befinden uns dann im Gleichgewicht, medizinisch ausgedrückt: in der "Homöostase", wenn die Gehirnversorgung ausgeglichen ist und unser Stresssystem in Ruhelage ist.
Wenn das Stresssystem ausgelenkt ist, in belastenden Situation, z.B. Prüfungen oder körperlichen Anforderungen, dann ist das System so programmiert, dass es möglichst wieder sein Gleichgewicht anstrebt, d.h. möglichst wieder in die Ruhelage kommt. Eine Auslenkung des Stresssystems geht in der Regel mit einer Verschlechterung der Stimmung einher. Gedanken, die darauf ausgerichtet sind, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen, haben oft den Charakter wie ‚ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr diese Belastung aushalten’. Auf solche Prinzipien bin ich in dem Buch eingegangen, ohne allerdings Termini wie ‚falsches Selbst’ zu verwenden.

Neben dem DiätenLabyrinth gibt es demnach noch ein Labyrinth der Erklärungen, wie das Übergewicht entsteht und wie es abzubauen ist. Aber im Grunde sind die Experten sich doch einig…

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10 Kommentare zu “Stressabbau durch Bewegung und Konfrontation”

  1. Ich möchte das noch um einen Punkt ergänzen. Und zwar führt die Essensaufnahme zu einem Entspannungseffekt auf mehreren Ebenen. Einmal die Last der Verdauung, man möchte nach schweren Mahlzeiten liegen und hat Grund zu entspannen. Weiterhin kann man durch Essen im Hirnstoffwechsel entsprechende positive Reaktionen auslösen, einen Stimmungsausgleich oder eine -aufhellung durch Nahrungsmittel herbeiführen.
    Das ist auch völlig Wertneutral zu betrachten und gehört zum Leben einfach dazu.
    Das Problem beginnt erst, wenn Menschen ihren Streß mithilfe dieser Komponenten auszugleichen versuchen und sich dadurch einer durch übermäßiges Essen erzeugten Trägheit bedienen, damit die Ruhe- und Rastlosigkeit einer normalen oder sehr leichten Kost aufhört.

    Hier muss eine moderne Hilfe für Betroffene ansetzen und Stressoren ausschalten helfen und den Wunsch nach einem anderen Körpergefühl entwickeln helfen.

    Reine Ernährungsempfehlungen helfen nur in wenig relevanten Fällen, in denen reine Verhaltensdefizite vorliegen und nach einfacher Schulung die eine oder andere Handlungsweise sich einrenken kann.

    Problematisch sind aber die richtig tiefenpsychologisch basierten Essverhaltensstörungen unter diesem Aspekt zu sehen.
    Einfach nur Druck machen mit Diätzwang ist das Gegenteil dessen, was eine solche Person braucht. Dann schon eher Entspannung dadurch, das man Menschen in Ruhe läßt und keine Ernährungsrestriktionen erzwingt und ihnen Mut macht, Zuspruch bietet und die (angeblichen) Gefahren des Übergewichts nicht mehr aufbläht sondern auf ihren Platz weit hinter dem Risiko des Rauchens und Saufens zuweist und die Menschen befreit von dieser pharisäischen Last, die ihnen aufgebürdet wird.
    Dann werden die meisten streßinduziert Übergewichtigen sowieso schon etwas abnehmen, ein meist dauerhafter Gewichtsverlust.

    Auch einfach nur Druck machen das die Leute zum Sport getriezt werden führt zu nichts anderem als weiterem Streß und wenig Lust und Freude an der Bewegung, was letztlich dazu führt, das nach einer kurzen bis mittleren „Zwangsphase“ das Bewegungsprogramm im Sande verläuft.

    Der wichtigste Faktor ist dauerhafte Stressoren abzustellen. Es gibt kein Gesetz das einen Zwingt mit der Schwiegermutter Kontakt zu pflegen. Wenn das ein unausstehlicher Drachen ist, dann kann sie sich künftig alleine zum Kaffee und Kuchen setzen. Es gibt auch kein Gesetz, das einem Chef das Mobbing erlaubt. Im Gegenteil, es gibt eines das es verbietet. Zu einem Fachanwalt gehen und sich helfen lassen ein Konzept zur Lösung zu finden.
    Wenn der Beruf einfach nur der letzte Mist ist, der Streß hier drückt wie sonst nichts im Leben, dann kann auch hier ein Schlussstrich die Lösung werden. Das Leben geht so oder so weiter, man kann sich eine andere Stelle suchen.

    Raus aus gewohnten Verhaltensmustern. Fordern Sie, das die Menschen mit denen Sie Kontakt pflegen, Sie entsprechend respektvoll behandeln. Wer sich dauerhaft mit Menschen beschäftigt, die ihm nur schaden und ihn stressen, der macht sich selbst Krank aus einem falschen gedeuteten Bedürfniss nach Gesellschaft, indem er lieber schlechte Gesellschaft hortet anstelle die Leute in die Wüste zu schicken, die nicht an seinem Wohlergehen interessiert sind.

    Wir müssen geistig/seelisch/psychisch wachsen bzw. charakterlich reifen um unsere Stressoren beseitigen zu können. Bis wir dies können werden wir uns wieder und wieder in denselben Streßsituationen wiederfinden, die uns so schwer fallen sie zu überwinden. Das braucht Zeit, Mut und Erkenntniss. Zeit, weil Erkenntnisse lange dauern, Mut weil Erkenntnisse aus der Überwindung unserer Ängste entstehen (die Ängste selbst sind die Streß bzw. Konfliktquellen, die Bremsen unserer Lösungshandlung) und Erkenntnisse selbst, weil im Erkennen der Konflikte die Auflösung desselben liegt.

    Mit solcherart herangehensweise kann man lernen, sich sein Leben zu erleichtern und in den erfreulichen Sog eines anderen Lebensgefühls zu kommen, was von selbst zu einer Gewichtsreduktion führen wird, zu einer Aktivierung im Leben. Weg vom gelebt werden hin zum lebendigen Sein.

    Von einer reinen besessenen Kalorienzählerei, von Diät zu Diät, Yoga, NLP, Rauchen etc… Was auch immer für sonstige Lösungen angepriesen werden, sie sind im Regelfall eher im Rahmen einer Zwangsstörungshandlung zu betrachten und führen nicht zur Auseinandersetzung mit sich Selbst, nicht zum geistigen Wachstum, nicht zu Lösung von Konflikten, sondern zu einer Abwandlung des „bis 10 zählens“, zu einer rituellen Handlung, einem puren Gestenhumbug. Darin kann keine dauerhafte Lösung liegen.

    MFG

  2.  

    Wenn das Essen “träge macht” und einen beruhigend-sedierenden Effekt hat, sind wir wieder bei der Drogen-ähnlichen Wirkung. “Pappsatt-Sein” (XXL-Portionen), und dann noch mal “nachspülen” mit einem Verdauungs-“Schnäpschen” wird ja durchaus in einigen Fällen angestrebt.

    Auf Dauer und regelmäßig angewendet, hat dieses Verhalten natürlich Nebenwirkungen; zum Beispiel ein schlechtes Gewissen und verminderte Arbeitsfähigkeit, wird selbst zum Stress-Faktor.

    Ob jetzt Stress von außen (von Peters genanntes Beispiel: Prüfungen) oder von Innen: Dass die klassischen Diäten auch Stress machen können, ist wohl unstrittig.

    Diätzwang, wie Sie es nennen, würde ich auch nie ausüben wollen. Diätzwang hat zwar irgendwie einen äußeren Ursprung, wird aber erst durch die Verinnerlichung wirksam, und bei untauglichen Diäten, auch grausam.

    “Viel gesünder, … ist es zu genießen, worauf man den meisten Appetit hat.” Das war ein Zitat aus der Seite mit der Lizenz zum essen 😉

    Diese Lizenz mag ja entlastend sein. Eine Fahrerlaubnis, (Lizenz zum Autofahren) ist wohl etwas ähnliches: Man darf sich trotz Lizenz längst nicht alles erlauben, kann aber, wenn die Spritpreise es erlauben würden, theoretisch überall hinfahren…

    “Weg vom gelebt werden hin zum lebendigen Sein.”

    Das ist doch ein Motto!

    Yoga: Ausgerechnet in einer Werbebroschüre für Kandiszucker heißt es:

    Harmonie auf indisch

    Yoga, eine traditionelle indische Heilslehre, geht davon aus, dass der Mensch nicht durch äußere Einflüsse, sondern in sich selbst Ruhe und Erfüllung finden muss. Durch Yoga wird ein Zustand der inneren Harmonie erreicht. Mit Atem-, Meditations- und Entspannungsübungen lernen Sie, stressbedingten Störungen entgegenzuwirken und und innere Ausgeglichenheit zu erreichen. Es gibt verschiedene Arten von Yoga, die Sie ganz nach Typ wählen sollten”.

    Ich persönlich finde beim hierzulande praktizierten Yoga abschreckend, dass es teils ein Leistungsdenken gibt nach dem Motto “Wer kann sich am kompliziertesten verknoten” und “wer isst am vegansten, redet am esoterischsten, hat das optimale Karma?”

    Aber eigentlich würde es um Harmonie und den mittleren Weg gehen.

    Insofern sollten Sie nicht Yoga, Kalorienzählen, Alkolholge- oder Missbrauch usw.  in einen Topf werfen.

    Entspannungstechniken haben ihre Berechtigung. Das Qi-Gong ist die “chinesische Variante des Yoga” und doch ganz anders, und auch ein Ausprobieren wert.

  3. Meine Kritik auf diese Übungen bezieht sich auf folgenden Umstand:

    Ein Mensch hat bestimmte seelische Konflikte, die einen ständig hohen Streßpegel verursachen. Um sein inneres Gleichgewicht trotzdem zu halten, ißt er unbewußt mehr als sein Körper bräuchte. Das stört und fördert den eh schon durch Streß durcheinandergeratenen Körper, dieser steuert gegen und führt ein neues Gleichgewicht ein. Das liegt bei 35 Kilogramm mehr an Körpergewicht.
    Jetzt kommt ein Berater und anstelle der eingehenden Empfehlung nach der wirklichen Ursache zu suchen, die tatsächlichen Auslöser für sein inneres Ungleichgewicht zu erhalten empiehlt dieser Berater ihm sich fünfzigmal an die Nase zu packen und fünfzigmal den Hintern zu kratzen.

    Würden Sie das Panne finden? Ja ich auch.

    Genauso plemplem wie einem Menschen zu raten, sich durch lange Atemübungen zu entspannen, sich einer religiösen Scheinbehandlung durch Yoga hinzugeben. Am Ende ist das Problem nicht gelöst und der Betroffene vom Yoga abhängig, weil das Yoga eine Zwangshandlung wird, die zwar zu einer Entspannung führt, aber am Ende ist es nicht von Wert und von Dauer, weil der innerseelische Konflikt weiter besteht.
    Kurzum: Mehr als solcher Hokuspokus ist es nicht wenn man sich mit diesen Dingen befasst. Dazu noch genauer:
    Einem Zwangsgestörten hilft es auch zum Spannungsabbau ein paar Stunden an die Wand zu starren oder 10000 mal denselben Satz zu sagen. Der bekommt aber ein Medikament damit er davon los kommt. Beim Yoga wird dasselbe Verhalten noch kultiviert und durch Atmungsübungen noch Effekte erzeugt wie ihn typischerweise auch Sekten ausnutzen um irgendwelche Erlösungserlebnisse zu unterstreichen bzw. zu vermitteln. Dieser ganze Hokuspokus ist keine Lösung, sondern eine Vertiefung des Problems dadurch, das die Wurzeln der inneren Spannungen verschoben und verschleiert werden und nicht beseitigt.

    Wirkliche Entspannung hat ein Mensch wenn er gelernt hat mit sich selbst und der Gesellschaft im reinen zu sein, wenn er sich kein schlechtes Gewissen von anderen einreden läßt, genug ICH-Stärke hat und genug selbstbewußtes Urteilsvermögen um sich unabhängig von anderen Menschen zu machen, womit er wieder selbst über sein eigenes Befinden Macht erlangt. Mit der Sicherheit, das das Leben weitergeht, so oder so und Angst vor Unbill offener und ehrlicher Lebensbestandteil wird, aber nicht zu einem ausbremsenden Faktor. Ein Ruhepol im Inneren der immer Gegenwärtig ist und aus Bewußtsein und Wissen gespeist wird, aus der Sicherheit das das Leben schön ist und nur geliehen.

    Das wollte ich zum Yoga sagen.

    Das andere, wo ich ein Mißverständniss vermute, ist der Umstand das Sie das Vielessen mit Drogenkonsum gleich setzen. Das ist aus einer gewissen Perspektive richtig, aber es ist falsch das auf dieses Niveau zu heben. Denn dieser Zustand ist ein körperlich herbeigeführter, über Lebensjahre kultivierter Umstand, der nicht dem Willen unterliegt. Keine Chance.
    Diese Spannungen finden über das gesamte Nervensystem und hormonelle Steuerungssystem ihren Anfang und ihren Ausgleich. Das kann man nicht einfach durch ein paar Regeln korrigieren.

    Dabei muss man berücksichtigen, das die Herkunft solchen Verhaltens bis hin zu den ersten Lebensmonaten des Stillens gehen könen, das das Essen durch eine mißverstehende Mutter zu einem Ersatz für emotionale Betreuung bereits in dem frühen Alter werden kann. Wenn wir uns das einmal vergegenwärtigen, dann wird deutlich wieso Diäten so erfolglos sind und oft bleiben müssen und wieso viele Menschen trotz offensichtlichen Fehlverhaltens und wirklich übermäßiger Ernährung so wenig in der Lage sind, dieses Verhalten zu steuern.
    Genauso kann man im Grunde von einem Menschen verlangen seinen gesamten Charakter zu verändern. Soweit muss man das Ausmaß dieser Ernährungsfehlprägung meiner Meinung nach einordnen.
    Deshalb gibt es auch keinen Grund Menschen ständig zu dieser oder jener Ernährung zu ermahnen. Das führt nur zu noch mehr Problemen für die Betroffenen. Und die Gesellschaftliche Ausgrenzung und dergleichen soziale Effekte kommen für Betroffene noch mal oben drauf.
    Fair ist das alles nichts. Niemand kann etwas für die Art wie er in seinem frühen Leben durch seine Umwelt geprägt wurde.

    Ich möchte unterstreichen, das diese Erläuterung nicht für alle Dicken gilt, sondern nur einen Teil von ihnen betrifft, vorsicht vor Vorurteilen und Pauschalierung, damit tut man Betroffenen Unrecht!

    Und da Sie das schlechte Gewissen ansprechen. Das wird den Menschen ja genau dadurch nur eingeredet! Durch Medien, Diätberater und Co. Da sind Sie ja noch eine wohltuende Ausnahme insofern, das Sie ein wirklich realitätsnahes Konzept empfehlen, das für einige im Sinne einer selbstinduzierten Verhaltenstherapie Erfolge bringen kann. Dabei kommen Sie sehr gelassen und zwanglos rüber, wenn ihr Augenmerk auch aufs Machertum gelegt ist, was sich für einen Dicken mit dauerndem Diätscheitern auch nicht anders anfühlt als die vorsichtigen Ratschläge einem Depressiven gegenüber, sich vielleicht bitte ein klein wenig zusammenzunehmen.

    Weniger das Übergewicht thematisieren. Denn so schrecklich wie das Szenario immer wieder in den Medien dargestellt wird, ist es gar nicht. Die wirklichen belastbaren Zahlen, die wissenschaftlich erhoben wurden und keinen speziellen Interessen dienen, erzählen sehr viel entspanntere Geschichten als es die Medien tun. Die mit ihrem Hang zum Katastrophismus für die Auflage und den Anzeigen-Verträgen mit der Industrie für Umsatz tun können.

    MFG

  4. Habe gerade keine Zeit für eine ausführliche Antwort; möchte aber fragen, was mit „Machertum“ gemeint ist und 2.) gerade noch diesen Link hier anführen:
    http://fressnet.de/blog/?p=2471

  5. Danke für den Link.

    Machertum ist derjenige, der an dem aus seiner Perspektive machbaren festhält, während andere Sichtweisen bereits einmütig eine allgemeine Nichtmachbarkeit feststellen läßt.

    Allerdings geben Sie das alles ja auch zu Protokoll, ich will damit nicht Sie selbst kritisieren oder so etwas, sondern nur die Wirkung beschreiben, die dauerende Diät- bzw. Abnehmratschläge oder auch Abnehmdiskussionen haben könnten. In dem obigen Zusammenhang meinte es primär folgendes: Diäten führen in aller Regel zur Gewichtszunahme. Weiterhin scheitern mehr als 95% aller Diäten innerhalb weniger Monate. Sehr wenig Personen erreichen über Diäten oder andere Abnehmformen ein dauerhaft erheblich niedrigeres Gewicht, das sich als Stabil über Jahre erweist. Dieser Personenkreis könnte im geringen Promillebereich liegen.

    Trotz dieser Tatsachen, die bereits in der wissenschaftlichen Betrachtung unbestritten sind und für die es entsprechende Studienveröffentlichungen gibt, bleibt der Trend erhalten und viele Tippgeber machen mit. Die einen mit unverschämten Vorurteilen und gnadenloser (menschlicher) Inkompetenz, die anderen sehr Verständnisssuchend mit dem Blick auf eine Möglichkeit, eine Machbarkeit, das Ziel denjenigen, die unter Übergewicht leiden, das leiden zu erleichtern. Dabei aber kommen sie in das Reibungsfeld, da sie das Leiden der Übergewichtigen selbst zu einem unverschuldeten ungewollten Teil mit verursachen.

    Übergewicht müsste gar kein Thema sein. Übergewicht ist gar nicht schädlich. Erst ab einem Gewicht von weit über 40/50er BMI kann man von einem Risiko sprechen, das auch jeder Raucher hat. Davon haben wir 18 Millionen im Lande und die haben ne große Lobby … Darauf herum hacken geht nicht ohne Widerstand … Bei den Dicken hat man das aber geschaft. Gewichtsrassismus und Gewichtsdiskriminierung, das sind die passenden Worte für das, was unsere Gesellschaft heute betreibt und damit jeder Einzelne mitträgt, der sich innerhalb dieser Diskussion herumtreibt. Ob mit guten Absichten, einem menschlichen freundlichen Gesicht, oder mit bösen Vorurteilen gespickt, Träger dieses Gewichtsrasissmusses ist jeder der irgenwie mitmacht und das Hintergrundrauschen am leben erhält.

    Vergleichen wir das mit den Schwarzen in den USA. Empfehlen wir einfach den Schwarzen einmal Weiß zu werden, damit sie nicht mehr diskriminiert würden und weniger gesundheitliche Risiken hätten. Bescheuert, nich? Aber genauso läuft das im Gewichtsrassismus. Es fällt nur nicht so auf, solange die Vorurteile am Leben bleiben über Chancen der Gewichtsreduktion und des ach so gefährlichen Übergewichts.

    Und an diesem gesamten Projekt beiteiligt sich letzlich jeder, der irgendwie geartet am „Umerziehungs“Programm für oder besser gegen Dicke Menschen mitmacht.

    Das ist weder eine bösartige Unterstellung gegen Sie oder ihre lobenswerten freundlichen Bemühungen. Ich bin ja nicht in Ihrem Blog hängen geblieben, weil ich hier viel zu motzen hätte, im Gegenteil. Sie sind im Sumpf der radikalen Dickenhatz ein Beispiel für positives Streben. Den obigen eher neutral-soziologisch zu lesenden Erläuterungen zum Trotz.

    Bin auf Ihre Antworten gespannt

    MFG

  6. Was den Link betrifft – gerne geschehen. Hier kommt noch einer: Kann ich mit Qi-Gong abnehmen?

    In dem Artikel ist auch die “fernöstliche Philosophie” angesprochen – da kann schon ein einziger Satz zum Nach- oder umdenken führen. Das Gedicht von Brecht ist merkwürdig unbekannt…

    In der Tat hatte ich unter Anderem das schlechte Gewissen – beispielsweise nach einem Fressanfall – angesprochen. Trinker haben es eine Zeitlang auch, in Verbindung mit dem Kater. Aber das schlechte Gewissen wird korrumpiert, mit dem Suchtmittel.

    Der seelische Mangel wird “narkotisiert”, statt gefühlt, der starke Reiz (etwa beim Kokain?), der “Kick” soll das Mangelgefühl überspielen.

    Sicher redet auch dem Delinquenten das falsche Selbst, der innere Schweinehund, dem Dieb ein, dass der Bestohlene ja eh genug habe und der Dieb ja völlig im Recht sei, weil er nicht genug bekommen hatte.

    Ich muss einiges überspringen. “Machertum”: Ist vielleicht, wenn einer “mit dem Kopf durch die Wand will”?

     

  7. Der Fehler heutzutage ist ja gerade, dass die Zeit für das Essen eben nicht mehr Entspannung ist sondern schnell schnell zwischendurch gegessen wird. Kein Wunder das die Fastfoodtempel immer größer werden. Schauen wir uns dagegen mal die Südländer an dort nehmen sich die Leute Zeit zum Essen sind (größtenteils) ruhiger und ausgeglichener, dadurch aber auch weniger übergewichtig. Es macht schon was aus wie ich esse und nicht nur was ich esse. :-))
    Ich kann da auch nur „Hannzi“ beipflichten, Druck auszuüben und auch die ständige Zählerei führt garantiert wieder zu Stress und Frust. Kann ja gar nicht helfen.

    Übrigens muß Ich „Hannzi“ auch mit dem „Gewichtsrassismus“ recht geben. Ich hab das jetzt von beiden Seiten aus auf mich wirken sehen. Mit starkem Übergewicht wirst Du geringschätzig behandelt und auch einige „Freunde“ wenden sich ab. Dann hab ich mittlerweile 45 Kilo abgenommen und werde jetzt ganz anders akzeptiert und behandelt. Mhhh…
    Gut war es schon die Liste der falschen Freunde dadurch zu bereinigen, halt nur etwas umständlich. 🙂
    Viele Grüße aus dem Vogtland und einen schönen Sonntag
    Steffen

  8. In der Tat hatte ich unter Anderem das schlechte Gewissen – beispielsweise nach einem Fressanfall – angesprochen. Trinker haben es eine Zeitlang auch, in Verbindung mit dem Kater. Aber das schlechte Gewissen wird korrumpiert, mit dem Suchtmittel.

    Genau das ist auf den Punkt meine Kritik an Ihrer konsequent geführten Suchtthese. Denn Sie ignorieren auf Grund einzelner Überschneidungsmerkmale den gesamten Kontext der Essstörung, wenn Sie einfach nur den simplen Mechanismus einer Sucht betrachten. Sie liegen beim Fressanfall auch völlig daneben, ihn mit Saufen gleichzusetzen. Auch das schlechte Gewissen nach einer Fressattacke hat eben andere Ursachen als das schlechte Gewissen eines Säufers. Letzterer weiß das er etwas falsches gemacht hat, sich von seiner Sucht übermannen ließ, der Fressanfall ist aber oft mehr ein Hilfsmittel des Körpers, dem zu lange wichtige Nährstoffe vorenthalten wurden, gleichzeitig aber auch falsche Beziehung zum Essen, eine Form der Übersprungshandlung des Einzelnen, das sich mit Gewaltätiger Lust das Recht zu Essen einholt, das es sich selbst vorher verboten hat, oft wegen gesellschaftlich induzierter Anerkennungssuche über ein angestrebtes Körperideal.

    Es ist im Gegensatz darauf hin zu arbeiten, das ein Mensch nach einer Fressattacke überhaupt kein schlechtes Gewissen hat! Die Attacke ist nicht das Problem, sondern die verfälschte Beziehung zum Essen und dem eigenen Körper sowie den versteckten Gründen für das restriktive Essverhalten an sich.

    Das Versagen die zwanghafte Essstörung durch zu halten. Das Versagen, sich des verbotenen Essens, der verbotenen Gier danach und die panische Angst jetzt dicker zu werden, das alle sehen könnten, man hätte es nicht geschafft, dies alles und sicher mehr individuelle Gründe ist Ursache bei einer Fressattacke für das schlechte Gewissen.

    Unterschied zum Alkoholmißbrauch: Essen ist ein Lebensnotwendiges Bedürfniss – Der Alkoholmißbrauch an sich ist schon selbstzerstörerisches Verhalten, dessen Gründe für ein schlechtes Gewissen eben anders gelagert sind.

    Mit dem Kopf durch die Wand – Das drückt es wohl vereinfacht aus, was ich meinte …

  9. p>@Steffen: Die entspannte Atmosphäre beim Essen wäre wirklich wünschenswert. So manche Rituale ums Essen haben sich verloren: Ein Tischgebet ist zwar objektiv überflüssig, hatte aber auch stets einen Dank für das Essen beinhaltet, ausgedrückt, dass das Essen nichts Nebensächliches ist.

    Den Druck mit dem Kalorienzählen haben wahrscheinlich irgendwelche moralischen Sadisten eingeführt 😉

    Das lehne ich ja auch ab, und mit der Portionsdiät hab’ ich einfach eine schlichte Möglichkeit eingeführt, den Überblick zu behalten. Möglichkeit  heißt: Es steht jedem offen, die Methode zu benutzen, und kostet keinen Mitgliedsbeitrag.

    Mobbing wegen der Figur und überhaupt ist ein übles Phänomen. Dir auch schöne Grüße – aus dem schönen Taunus 😉

    @ Hannzi: Die “Suchtthese” muss ja nicht die ganze Erklärung sein, aber unter einem bestimmten Blickwinkel ist sie wohl plausibel: Die Wirkung von Diäten als Einstiegsdroge (genauer: Versuch, abstinent zu leben; der Einstieg war dann etwas anderes, Kinder-Schokolade vielleicht), der folgende Jo-Jo-Effekt, der sich anschließende Teufelskreis….

    Natürlich hat das Problem verschiedene Facetten, und “Sucht” erklärt nicht Alles, hat aber einen Vorteil: “Entzug” ist möglich, auch ausschleichend.

    Wir müssen da ja nicht übereinstimmen, und jeder Fall liegt anders. Vom Mannheimer Zentralinstitut gibt es da noch so einen Link

    Die Essstörung habe ich einmal als “Orientierungsstörung” interpretiert. Allgemein verbindliche Definitionen gibt es hier kaum; in einem Fall aus dem Bekanntenkreis gab es eine Tochter, die ihrer Esssüchtigen und überhaupt schwer gestörten Mutter zeigen wollte, wie “Abnehmen” ganz einfach geht.

    Es gibt sicherlich auch das Bedürfnis, sich zu berauschen. Oder sich zu betäuben. Beides liegt schon immer nah zusammen: Die Mythen von Dionysos und Narziss sind verknüpft.

    Der übermäßige Gebrauch von Alkohol ist selbstschädigend wie übermäßiges Essen. Es kommt also hier wie dort auf Mäßigung, Selbstbeschränkung, Selbstbeherrschung an.

  10. „@ Hannzi: Die “Suchtthese” muss ja nicht die ganze Erklärung sein, aber unter einem bestimmten Blickwinkel ist sie wohl plausibel: Die Wirkung von Diäten als Einstiegsdroge (genauer: Versuch, abstinent zu leben; der Einstieg war dann etwas anderes, Kinder-Schokolade vielleicht), der folgende Jo-Jo-Effekt, der sich anschließende Teufelskreis….“

    Nahrungsmittel sind keine Drogen. Auch wenn heute von Drogen im Essen fabuliert wird, reicht ein einziger Alkohol-Vollrausch um den Unterschied zwischen einer Tafel Schokolade und einer richtigen Drogenwirkung zu begreifen.

    Natürlich hat das Problem verschiedene Facetten, und “Sucht” erklärt nicht Alles, hat aber einen Vorteil: “Entzug” ist möglich, auch ausschleichend.

    Entzug beim Essen? Magersüchtige praktizieren das ja sehr vorbildlich.
    Nein, ich weiß, das meinten Sie nicht.

    Der Punkt um den es einfach nur geht, ist die Menschen zu einem Selbstbewußtsein zu führen. Ihnen Körperbewußtsein zurückzugeben und alles was daran behindert an negativen Erfahrungsmustern aufzulösen. Den Menschen an den Punkt zurückzuführen, das er seine eigenen Bedürfnisse wieder verzerrungsfrei wahr nehmen kann.

    Dann verliert er auch den Grund für zuviel Essen oder Trinken. Die Mäßigung, wie Sie richtig sagen, ist nämlich der Normalzustand und dient dem Selbsterhalt. Selbstbeherrschung ist hier gar nicht nötig, weil der Körper die Signale des Genug verfügt und man diese nur wahrnehmen braucht und ihnen dann folgt.
    Der Gedanke der Selbstbeherrschung und Disziplin ist beim Essen völlig unangebracht.

    „Die Wirkung von Diäten als Einstiegsdroge (genauer: Versuch, abstinent zu leben; der Einstieg war dann etwas anderes, Kinder-Schokolade vielleicht), der folgende Jo-Jo-Effekt, der sich anschließende Teufelskreis…. “

    Nicht die Wirkung der LEBENSMITTEL ist das Problem, sondern die DIÄTEN SELBST sind das Suchtmittel! Vor allem ist Hungern in Kombination mit Ausdauersport ein süchtig machendes Problem, deshalb ist Abnehmen auch im Grunde geil und einfach. Es ist ein reiner Erfolgsrausch.

    Essen an sich ist nur ein „Spielfeld“ auf das die Konflikte des Menschen und seine Beziehungsprobleme verlagern.
    Löst man die Konflikte und Beziehungsprobleme, können die meisten Essverhaltensstörungen als Symptome für diese Probleme beseitigt werden.
    Um aber diesen Ansatz verfolgen zu können, muss man auch erstmal anständige Definitionen beibringen, die den wirklichen Bedarf von Abspeckprogrammen definiert.

    Ist schwer zwischen den Überzeugungen einen Weg zu vermitteln, der sich anhand von Tatsachen orientiert.

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