Die „kleinen Essstörungen“ und die richtigen Lösungen – Essstörungen in der Grauzone

Es gibt neben den Klassikern der Essstörungen wie ausgeprägter Mager- und Fettsucht und neuerdings auch der „Orthorexie“ noch ein relativ großes, „graues Feld“ eines Umgangs mit dem Körper und der „Beziehung“ zur Nahrung, das Unbehagen und Stress verursacht, kurz gesagt sich störend auswirkt:

Wenn Ernährung und „Kritik“ des eigenen Körpers klammheimlich miteinander verwoben sind, Nahrungsentscheidungen zu  moralischen Entscheidungen werden oder Du Dich wegen der Art, wie Du isst,  schämen könntest, finden sich selten Gesprächspartner zu diesen Themen. Es wäre wichtig, sich in diesen Dingen nicht im Kreis zu drehen, aus dem „Teufelskreis“ herauszufinden.

Solche Verhaltensweisen, die  vor dem Hintergrund unserer „vergifteten“ Kultur scheinbar normal sind, untergraben den Selbstwert und zerstören Beziehungen. Sie können die Spontaneität und Verbundenheit mit dem Leben, allgemein die Lebensfreude „kassieren“.

 

Worauf beruht die Auswahl der Speisen, worauf beruhen unsere Vorlieben? Das ist bei keinen zwei Menschen gleich, wenn auch Ähnlichkeiten bestehen.
(Hausgemachte Nudeln, Gemüse und etwas Hühnchen in Streifen und „Röschen“, Sauce.

 

Die folgende Liste problematischen Essverhaltens kann eine „Checkliste“ sein – wenn Du das Gefühl hast, dass hier jemand Dich beschreibt, lohnt es sich, die entsprechenden Punkte zu klären, also mit jemandem, der sich hier auskennt, darüber zu sprechen. Es kann um die Frage gehen, wie man sich einer gesünderen Beziehung zu Nahrung und dem eigenen Körper annähert.

  • Überspringen von Mahlzeiten, um Gewicht zu verlieren
  • Lügen über die Besonderheiten von Lebensmitteln
  • Zu denken, dass aus dem Essverhalten Rückschlüsse auf Deine Moralität, ob Du ein „guter“ oder „schlechter“ Menschen bist, möglich wären.
  • Im Verborgenen essen
  • „Snackyfication“ als Essen automatisch nebenbei und zwischendurch.
  • Negativ über deinen Körper zu sprechen.
  • Häufig an Gewicht und Form des Körpersl denken („Nie“ daran denken ist auch nicht gesund)
  • Das Gewicht wird zum Barometer der Stimmung.

  • Absichtlich Erbrechen nach dem Essen
  • Vergleich der Mahlzeiten mit dem, was andere Menschen essen.
  • Gefühl, die Kontrolle über Lebensmittel verloren zu haben
  • Essen, um Emotionen zu betäuben. (*)
  • Kleidung tragen, die nicht als „Motivation“ passt.
  • Sich selbst für sein Ernährungsverhalten bestrafen
  • Sich mit Essen belohnen
  • Einnahme von Diuretika oder Abführmitteln
  • Häufig, aber selten beim Essen, der Gedanke: „Ich sollte mich gesünder ernähren“.

 

 

  • Schamgefühl beim Essen
  • Schwierigkeiten beim Essen in der Öffentlichkeit
  • Sorgen wegen dem Essen
  • Auf der Suche nach der richtigen Diät sein
  • Vermeidung von gesellschaftlichen Ereignissen durch Essen
  • Nicht essen bei Hunger
  • Immer Hunger haben
  • Noch mit vollem Magen weiteressen
  • Sich schuldig oder in Panik fühlen, wenn man nicht trainieren kann.
  • Bewegung/Körpertraining bei Verletzungen oder Krankheit

 

Diese Stichpunkte lassen sich recht einfach in Fragen umformen. „Noch mit vollem Magen weiteressen“ etwa zu „Ist es normal, wenn ich…“ oder auch „Wie kann ich das ändern, wenn/dass ich noch weiteresse, obwohl ich eigentlich schon satt bin?“
Häufig kann man solche Fragen recht gut selbst beantworten, oft kann eine andere Sichtweise helfen – dafür braucht es eine(n) Gesprächspartner/in. Hier den Kontakt herzustellen, braucht es ein wenig Mut, das gelernte Misstrauen beiseitezuräumen, und sich zu melden.

Bei manchen Fragen und Kombinationenen von Fragen kann es auch sinnvoll sein, sich nicht nur auf eine(n) Berater(in) zu beziehen, sondern „der Sache zuliebe“ auch Andere ins Boot zu nehmen.

Ich wäre stellenweise wohl auch überfragt, so ist zum Beispiel mein Wissen die „richtige Diät“ auch begrenzt, in anderen Fragen bin ich eher weiter:

(*) Bei „Essen, um Emotionen zu betäuben“  denke ich an „Narkose“, und in der Folge an „Sucht“, wenn es um „Betäubung“ geht, erscheint das gerechtfertigt, das Eine ist nur die Übersetzung, das Andere, die Sucht, eine allgemeine Folge der wiederholten Anwendung des Narkotikums.

Damit geht es auch um das verbreitete Phänomen „Narzissmus“, denn „Narkos“ und „Narzisse“ haben die gleiche Wortherkunft, und mit der Blume „Narzisse“ ist die mythische Figur des Narziss eng verwoben – im Mythos hat sich der „Jüngling“ in die Blume verwandelt.

Narzissmus ist kein Phänomen, das jemand aus sich selbst und vollkommen eigenständig und unbeeinflusst herausbildet, sondern entsteht in einem nicht ganz einfachen Wechselspiel mit der Umwelt. Es sollte möglich sein, das anzusprechen; ein Zugang ist sogar auf der Ebene (der Entstehung) des ursprünglichen („verschlüsselten“) Mythos möglich.
Die psychologische, journalistische und belletristische Sicht auf männlichen und weiblichen, politischen, aktiven und passiven, betrügerischen und betrogenen Narzissmus mag auch interessant sein, ist jedoch merkwürdig flach, oberflächlich. Manchen scheint das zu genügen.

Wenn es um den Adipositas-Aspekt „Sucht“ geht, um Suchtkrankheit und die Selbsterkenntnis, etwas ändern zu müssen, weil ja die Steigerung des Suchtmittelkonsums allzu unangenehme Nebenwirkungen herbeiführt, kommt es auf eine Sichtweise an, die nicht demotivierend das Bild der Ausweglosigkeit zeichnet, denn bei stoffgebundener und nicht-stoffgebundener Sucht gilt: Man kann etwas „ändern“, damit sich nichts ändert, oder  vieles anders machen.

Gut zu wissen: Auch die medizinischen Fachkollegen haben auf dem Gebiet der Adipositas noch Nachholbedarf.

Die Idee, dass medizinische Laien sich im „Kampf gegen das Übergewicht“ engagieren, mag noch ungewohnt sein, ich halte das aber für machbar. Das Netzwerk Gegengewicht  darf ja gerne überschaubar bleiben.

 

Wie der Kampf ums Klima ansteckend ist, kann auch die Auseinandersetzung um bessere Lebensbedingungen, die vom Übergewicht wegführen, ansteckend und lohnend sein. Das heißt zu Anfang, für das Kompetenz-Netzwerk, einen ersten Schritt zu machen. Motto: „Richtig gut leben – nachhaltig!“

Skeptiker und Pessimisten können das „richtig gut“ durch „ziemlich gut“ ersetzen, wenn auch das mit Verbesserung verbunden ist; eingefleischte Stoffel und  feindselig Gestimmte werden so bleiben müssen, wie sie sind und sollen mir, wenn ihnen nicht zu helfen ist, gestohlen bleiben.

Ein Gurken-Kichererbsen-Salat als Vorspeise oder Beilage? Das kann man machen, und solche einfachen Rezepte sind auch eher nicht das Problem – wenn sie auch ein Glücksfall sein können.

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