Ernährungs-Perspektiven und Reformen, Euro-Farmen, Spargel und Orange

Die unlängst erschienene Studie zu ultraverarbeiteten Lebensmitteln legt die Folgerung nahe, dass, wer selbst kocht, statt „Convenience“ besseres Essen bekommt. Bemerken wir am Rande, dass bei einer entsprechenden Ausrichtung der Gesellschaft auch in „solidarische Gaststätten“ der Hunger gestillt werden könnte.

„‚S muß schmecke.“

Das ist die Hauptsache und kann nicht oft genug betont werden. Den Geschmack zu differenzieren, ist dabei Voraussetzung, wenn Bratwurst (oder paniertes Schnitzel) und Pommes von den obersten Ranking-Plätzen der allgemeinen Lieblingsgerichte weichen sollen. Und „schmecke tut’s“, wenn es schmeckt wie gewohnt, weshalb auch, wer verstandesmäßig tierisches im Plan kürzen möchte, dem eingravierten Schema folgt, so dass sich im Ranking nicht viel ändert.

Hier besteht das Frühstück aus einem doppelt aufgeschnittenen Brötchen, so dass auf drei Scheiben mehr Abwechslung möglich ist: Tahin-Pilzaufstrich und fermentiertes Gemüse (Frühlingszwiebel, Knoblauch  und Pak-Choi), Spargel aus dem Glas auf Delikatess-Ketchup, Kefir-Frischkäse auf gesalzener Butter mit Schalotte.

 

„Fusilli   mit Tomaten-Feta-Soße oder Gemüse-Curry mit Kokosreis“ gibt es momentan im Speisewagen der Bahn als vegetarisches/veganes Angebot –  man kann das als nachfragebedingtes Eingehen auf die Kundenwünsche interpretieren, und nebenbei ist ein „fleischloses“ Ernährungsangebot natürlich auch immer ein Angebot zum Umsteigen – hier sehen wir, um im Bilde zu bleiben, wie Umsteigen auch gehen kann, ohne den Zug zu wechseln.

 

Ein Glas Bananen-Kefir im Vordergrund, das Bild einer Ausgabe der „Heroides“ im Hintergrund. Natürlich hat sich das Bild der Heldinnen in den 2.000 Jahren „dazwischen“ geändert, auch das Rollenbild der Frau überhaupt. Berufstätigkeit, Gleichberechtigung, „Emanzipation“. Es gibt die These, erst die Waschmaschine hätte diesen Wandel ermöglicht, ergänzt von der industriellen Massen-Fertignahrung.

Kefir wird allgemein aus Milch hergestellt, in „… Berlin werden  jeden Tag 600.000 Liter Milch konsumiert.“ In einem „Welt“-Interview (Link-Hinweis auf Melas Blog) sollte Renate Künast beantworten, wie „… sich das auf ökologisch nachhaltige Weise organisieren“ lasse:

Künast: So stellt sich die Frage nicht. Wir wissen einfach, dass wir es so, wie wir es jetzt tun, nicht mehr schaffen werden. Das ist der Ausgangspunkt. Wir werden wegen des Klimawandels, der uns erreicht hat, eine massiv reduzierte landwirtschaftliche Nutzfläche haben, egal, ob es um Obst, Gemüse oder Tierhaltung geht.

Die Wüstenbildung schreitet voran. …“

 

Wo es Geld wie Heu gibt, ist auch die Milch aus der Wüste machbar – es braucht nur den richtigen Scheich, der die Wüstenfarm mit Aircondition bezuschusst. Geld wird weniger mit der Milch verdient, mehr mit den „Veredlungsprodukten“. Wo es um probiotische Produkte geht…

Damit wird sicherlich viel Geld verdient. Wer seinen Yoghurt selbst macht, kann die laut Aufdruck enthaltenen guten Bakterien bei der Gelegenheit leicht „kopieren“ – links ein erfolgreicher Versuch, der nebenbei beweist, dass hier ein lebendiges Produkt aus der Kühltheke kam.

 

Also, das nur mal als Ausblick, die Milchwirtschaft betreffend. Neulich musste ich festellen, dass die Bio-Milch im hiesigen ALDI (sicher nicht mit der Eisenbahn, sondern über die Autobahn) aus Österreich kommt; wir haben also schon heute Zustände, die ökologisch widersinnig sind.

Die im Interview angesprochene Urangst, dass die Milch nicht reicht (wobei der „Bedarf“ gnadenlos zu hoch angesetzt wird) findet eine Antwort mit viel Deutungsspielraum, wir können uns auch „Künftig wird es nur noch Kamelmilch für die Meist-Besitzenden geben – sorry, ich wollte das nie so deutlich sagen…“ denken.

Dass Kefir und Fermentiertes überhaupt aus wissenschaftlicher Sicht bei der Ernährung  eine größere Rolle spielen sollten, taucht in diesem „informationsvermittelnden Format“ erst gar nicht auf. Ist das Zensur? Unwissen?

 

„Wir werden uns anders ernähren müssen“ scheint also eine „grüne“ Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Ernährung oder der Ernährung der Zukunft, die von einer Volkspartei im Dilemma erst gar nicht gestellt wird. Der Aspekt „Selbstbestimmung“  oder „Befreiung von Zwängen (Emanzipation)“ setzt (nicht nur bei der Enährung) auch die  entspechenden Fähigkeiten voraus.
 

Immer/öfters mal/gelegentlich fleischlos essen ist  keine Erfindung der Neuzeit, ist nicht nur im Sinne des Tierwohls, sondern „dient“ auch dem globalen Gemeinwohl. Das betrifft pro Jahr für jeden von uns – bei einigermaßen geregelter Ernährungweise – rund 1.200 Einzelentscheidungen – oder ein Vielfaches, da ja jede Mahlzeit etliche Komponenten hat.

 

Rund um die „Planetary-Health-Diet“ ist es weitgehend still geblieben; der Klimawandel wird das Warenangebot der Zukunft deutlich beeinflussen, was ohnehin zu Anpassungen zwingen wird.

Spargel, fermentiert

Der Tag, an dem Du mehr Spargel im Haus hast, als Du während seiner Verwertbarkeit verbrauchen willst, ist ein wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie gut auch Du mit dem Selbst-Fermentieren zurecht kommst.
 

Ich hatte zu „Spargel fermentiert“ zwar noch die Suchmaschine befragt – doch eigentlich kommt man mit dem Fermentieren bei etwas Übung mit ein paar allgemeinen Grundregeln zurecht.
Der Erfahrungsaustausch in diesen Dingen kommt in Gang; Der Tipp, Spargel mit Orangenschale und Estragon zu kombinieren, kam von einer etablierten Koch-Zeitschrift, was bedeutet: Der Trend „Fermentation“ tritt als zu etablierender Trend, Lebensmittel energiesparend zu konservieren und gleichzeitig zu veredeln, offen zutage.

You-Tuber (deutsche Schreibweise: Jutuber?) betreiben in diesen Dingen häufig Meinungsmache und gehören bei „AKK“ an die Leine 😉
Die Frau hinter dem Kürzel hatte kürzlich als „Antwort“ auf eine historische Wahlschlappe der eigenen Partei ein gequältes(?) „Wir haben unsere Wahlziele erreicht“ – und damit ein Problem.

 

Das olle Oluivenöl-Etikett ist natürlich nur ein Symbolbild – immerhin könnte es Teil der Lösung sein, die wir für unsere Klima- und Nachhaltigkeitsfragen suchen:
Die strukturellen Probleme in Europas Regionen,  „Landflucht“, Konzentration der Agrarindustrie, Arbeitsplatzsituation und einiges mehr brauchen die Stärkung der Regionen – was auch funktionieren kann, wenn die im Gegenzug etwas bieten: Wo Ruhe ist, Ruhe, wo gesund Leben ist, erholsamen Urlaub, oder Erlebnisurlaub: „Wir basteln einen Öko-Bauerhof“, „Yoga im Hühnerstall“, und so weiter.
Wenn die Teilnehmer gestärkt sind, können sie sich gegenseitig besuchen und ein Netzwerk aufbauen.

 

„Urlaub auf der Eurofarm“ könnte also den Flugurlaub auf die Malediven ersetzen. Wenn es ein Aktivurlaub werden soll, dürfen die Gäste auch bei der Zubereitung des Frühstücks helfen:

Im Uhrzeigersinn, ab 6.00 Uhr: Butterbrötchen mit altem Ziegen-Camembert, Salatgurke, Schalotte (roh), Kefir-Labne-Brötchen mit fermentiertem Spargel, Gurke und fermentiertes Radieschen, Brötchen mit Pilzaufstrich, pikantem Ketchup und Schalotte.
Dazu fermentierter Deko-Spargel, Mini-Tomate, Salz aus der Mühle und Olivenöl.
Foto in größerem Format

 

Was noch?

Bedingungslose Bio-Grundversorgung

Am 28.5.2019 gab es noch eine Tagesthemen-Kurznachricht, die ich „nett“ finde:

„Da draußen ist … eine Generation, die sich wieder einmischt.“
CDU und SPD müssten endlich wieder aufwachen aus ihrem analogen Tiefschlaf und sich mit Sorgen und Hoffnungen der Menschen auseinandersetzen, kommentiert @HueschH in den Tagesthemen. #akk

Das bezog sich auf die „Jugendproteste“ auf der Straße und im Internet – und abgesehen davon, dass „die PolitikerInnen“ „immer“ an der Spitze stehen wollen, ergo nichts neben und hinter sich mitbekommen, haben nicht nur die  „Kids“, sondern auch „Senioren“ haben Sorgen.  Außerdem

„… sogar Ideen, etwas zu verbessern. Stichwort: Bedingungslose Bio-Grundversorgung.
Vielleicht spricht sich so eine Möglichkeit ja noch herum.“

Eigentlich geht es bei der  „Bedingungslosen-Bio-Lebensmittel-Grundversorgung“ (Kurzanleitung) um die Reform der Landwirtschaftssubventionen, bei der die Endverbraucher „an der Kasse abstimmen“, auch entlastet werden und die Betriebe, die gewisse Qualitätskriterien nicht erfüllen, leer ausgehen – das Konzept hat sich natürlich noch nicht herumgesprochen, während konzeptlose Wut-Aufschreie „viral“ verbreitet werden.

 

Unser Klimarat – unsere Hoffnung

Erst wenn der „eilig zusammengezimmerte Klimarat“ sich von der Illusion befreit, bequem weiterhin die Zügel schleifen lassen zu können, ohne irgendwelche Einschränkungen für niemand, könnte er arbeitsfähig werden. Also wirken.

In dieser realen Welt streiten Union und SPD, ob eine Verteuerung dieser fossilen Energie den Menschen überhaupt zuzumuten ist. Könnte ja wehtun. … Union und SPD sitzen in der Falle. Sie … verlieren in rasantem Tempo Wähler: Jene, die schnellere Antworten auf ein Klimaproblem verlangen, das absehbar ihre Zukunft bedroht.

Es wird ein wenig enger für Priviligierte, wenn das Wirtschaftssystem mit der Ausbeutung des Planeten und seiner Bewohner Schluss macht.  (Auch die Große Koalition hat ihre knallharte Klientelpolitik.)

Bildung, Kultur für Alle hat sie nicht relevant gefördert, da ist noch Luft: Der Satz „Jeder ist ein Künstler“ hat einen Platz im Museum, statt im richtigen Leben, gefunden. Gleiches gilt für das noch nötigere „Jede*r ist ein*e Naturschützer*in“.

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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