Global gesund – und die Diät dafür: Planetary Health Diet

„Die Landwirtschaft“ – anders gesagt: Das System, das die Ernährung der Menschen bewerkstelligt, verursacht katastrophale Umweltschäden. Um den Anteil der Landwirtschaft am Klimawandel zu verringernn, gibt es nur den Weg, die Produktion von Fleisch zu verringern, unsere  Essgewohnheiten zu ändern:

„Viel Gemüse, viele Nüsse, wenig Fleisch: Mit der richtigen Ernährung könnten wir als Menschheit Millionen Tote jährlich verhindern – und die Zerstörung des Planeten.“

Der neue Speiseplan ist das Ergebnis einer groß angelegten Forschungsarbeit, deren Resultate Mitte Januar 2019 veröffentlicht wurden (The Lancet: Willett et al., 2019). Das Medienecho war mittelgroß und erwartungsgemäß nicht nachhaltig – Vorrang hatten hierzulande die Themen „Fahrverbot, Fachärzte-Schalk zu Stickoxiden, die „Freiheit“ des wohlmotorisierten Autofahrers, Brexit-Poker und Greta Thunberg. Hier möchte ich anmerken, dass „Autismus“ auch Einschränkung bedeuten kann, wie auch „über außerordentliche Fähigkeiten auf dem einen oder anderen Gebiet verfügen“.

Greta Thunberg wäre mit so einem veganen Frühstück vielleicht einverstanden – Champignon und Radieschen mit Roter Beete fermentiert auf Brotaufstrich von der Steckrübe. Dessen Herstellung wiederum setzt eine Soße mit gelber Chili voraus.

 

Sicher kommt es darauf an, was auf den Teller kommt – doch zunächst, so die Gesetze der Biologie, muss die Nahrung erst gedeihen, die Blüten entwickeln sich nicht von selbst zu Früchten: Zuvor kommt es auf die Befruchtung an. Jedoch:

„Die Felder sind mit Pestiziden leer gespritzt, nichts blüht darin. Die Wiesen sind ständig gemäht, nichts blüht darin. Die Feldraine sind verschwunden. Die Landwirtschaft läßt den Insekten – aber auch Hasen, Rebhühnern etc. keinen Platz mehr. Die Produkte werden mit Exportsuventionen exportiert, d.h. die Gewinne privatisiert, die Gülle bleibt hier und belastet das Grundwasser. Das alles fördern wir mit unseren Steuergeldern! Der Wahnsinn!“
Der Leserbrief von matthias.ruel in der Süddeutschen Zeitung war einer von vielen; wenn das Bewusstsein für die Umwelt allgemein so ausgeprägt wäre, könnte das der Politik Beine machen und Politiker*innen motivieren –
Man muss sich das nur mal vorstellen, dass auch Start- und Landebahnen biologisch tot und tödlich sind. Ich freue mich schon auf die Diskussionen während der Freitags-Schülerdemonstrationen, wenn die künftigen Auszubildenden und Studenten mit ihren solidarisierten Lehrkörpern nicht nur „Kohleausstieg jetzt“, sondern auch „Stop Kerosin Now“ fordern, als vorbildlich nur noch anerkennen, wer mit Fahrrad oder Bahn in den (Kurz-) Urlaub fährt.
 
 

Doch die Politik läuft blockweise ihren Transparente hinterher – auf Demonstrationen hält die Parteiprominenz den Slogan hoch und demonstriert so – Parteihierarchie. Man ruft zum „Solidarisieren“ (mit dem eigenen Verein) auf und ist blind für andere, gleichgerichtete Äußerungen – die „Sachorientierung“  ähnelt den Rangkämpfen der Bundesliga.

Wer das Bienensterben stoppen will, sollte für mehr Vielfalt auf den Äckern eintreten, damit diese nicht sinnlos ist, auch für mehr Vielfalt auf dem Teller – was ja auch gesund sein soll.

Spinat-Erbsenproteinnudeln mit Olivenöl, Knoblauch und Sardellen sowie frischem Grünzeugs (Kresse-Mikrosalat).

 

Die Grünen-Bienenbewegung hat das Thema „Global Health Diaet“ offenbar nicht auf dem Schirm, ein „Grünen-Veggieday“ aus der Vorzeit wird noch immer als Bevormundungsversuch („Ja, wo kämen wir denn da hin, wenn einer Lust auf ’ne Bratwurst hat und in der Kantine ist gerade „Veggy-Tag?“) erinnert, demzufolge ist das Interesse an entsprechenden Rezepten gering.  Es mag Ausnahmen geben, auch unter denen, die nicht in den geschlossenen Reihen mitmarschieren.

Die gesundheitlichen Nebeneffekte einer „herzungesunden Ernährung“ werden im Ausland (hier: USA) besonders deutlich:

Wie für viele Amerikaner, gilt auch hier oft: Frisches Gemüse und Obst ist zu teuer. Deshalb ist die Diskussion um Mindesteinkommen, Grundeinkommen, menschenwürdige soziale Mindestabsicherung auch eingeschläfert worden, soziale Diskriminierung wird nicht aufgehoben, sondern praktiziert.

 

An eine bedingungslose Grundversorgung mit regionalem, „nachhaltigem“ Gemüse und Obst auch nur zu denken scheint für die progressiven Kräfte heutzutage hierzulande schlimmer als Ketzerei im Mittelalter. Da schlägt man sich doch lieber auf die Seite der Inquisition – erst recht, wenn dieser Vorwurf gemacht wird. – > Kurzfassung Konzept

Rote-Linsen-Bratlinge mit Rosenkohl und fermentiertem Gemüse  plus Kefir = fleischlos und vollwertig.
 

Wie geschrieben wird, befürchten „Kritiker wie der Bayerische Bauernverband oder die Freien Wähler … durch eine ins Gesetz diktierte Zielvorgabe (hinsichtlich ökologisch bewirtschafteter Flächen) einen negativen Effekt auf den Bio-Markt. Schon heute gebe es ein Überangebot von ökologisch erzeugten Lebensmitteln …“.

Die Verbraucher haben für „Bio“ nicht das erforderliche Kleingeld übrig, oder zu viel Vertrauen in die herkömmlich erzeugten Produkte. Es ist kein Zeichen für einen gesättigten „Bio-Markt“, wenn die Verbraucher*innen die Haltungbedingungen und Zustände in den Schlachthöfen verdrängen. Mit der oben angesprochenen  Lebensmittel-Grundversorgung wäre dieses Problem zu lösen, kommen die Agrarsubventionen kostenneutral und gesundheitsförderlich dahin, wo sie nützlich sind.

 

Rosenkohl_snackSnacken mit Rosenkohl – scharfe Kugeln im Glas

 

Die Schwierigkeit der „planetary health diet“: Sie funktioniert nicht nach dem St. Floriansprinzip. Ob Schulz, Scholz, Maier, Mustermann – alle müssen sich daran halten.

„Was sich im ersten Moment nach einer weiteren belanglosen Hungerkur anhört, wie ein weiterer Food-Trend für den gelangweilten urbanen Mittelstand, ist im Kern die Forderung nach einem radikalen Wandel in der globalen Nahrungsmittelproduktion und den individuellen Essgewohnheiten. Ein Ansatz, der im ersten Moment an Veganismus denken lässt, der aber nicht das Tierwohl im Blick hat, sondern Mensch, Nahrung und Planet gemeinsam denkt.“

scheinegulasch_Dinkelnudeln_karottenSchweinegulasch gilt als „Klassiker“ – doch muss es nicht immer klassisch zugehen. Ohnehin wird das Essen häufig überschätzt und überbewertet.
 

Die Agrarpolitik sieht ihre Aufgabe darin, eine ökonomische Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Man sollte den „Bauernstand“ nicht verklären oder glorifizieren – viele Berufe und Handwerke sind ausgestorben, von der Industrie übernommen, von der Entwicklung überrannt worden.

Die Forderung nach einer „Agrarwende“ hatte Julia Klöckner kürzlich als „rückwärtsgerichtet“ zurückgewiesen.

Ein Schnappschuss von der „Grünen Woche“ suggeriert: „Wenn eine Plastikkuh Milch gäbe, hätten die Landwirte auch die im Stall“.

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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