Das winzige Stückchen Wahrheit am „Abnehmen im Schlaf“ (SIS): Abnehmen im Traum


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Dem Nachruf auf  Harry Fiss wäre noch hinzuzufügen, dass wir auch oft genug mit offenen Augen träumen, Wachphantasien haben, uns dem Kopfkino hingeben: Das wird gesellschaftlich gefördert, mit jedem Lottospiel, mit jedem Gewinnspiel, an dem man teilnimmt, sind so einige Wünsche und Träume verbunden.
Letztlich natürlich auch mit dem Slogan „Schlank im Schlaf“. Hier wird mühelose Wunscherfüllung versprochen, ein Wunschtraum soll in Erfüllung gehen, und die Redlichkeit der „Nachbeter“…

– sie sind prominent, süchtig nach Anerkennung oder werden durch ihre Erfolge prominent – wird nicht bezweifelt.

Wir haben es bei den Werbe-Versprechungen auch mit Traumbildern zu tun, aber mehr mit der (halb-) wachen Seite der Traum-Bild-Produktion, mit unverhüllter, aber illusorischer Wunscherfüllung, mit Kitsch.

Mit diesen Bildern werden wir derart überflutet, dass wir gar nicht mehr dazu kommen, uns mit den eigenen Traumbildern zu beschäftigen, die – wenn wir sie denn verstehen – einen weit höheren Wahrheitsgehalt haben, als die von außen vermittelten kommerziellen und ideologischen „Leitlinien“.

Es ist zynisch, mit dem Slogan „Schlank im Schlaf“ daherzukommen, und nicht nach den Träumen, den Wünschen und Wahrheiten derjenigen, die man mit „Regeln“ versorgt, zu fragen.

Gleichzeitig spiegelt die Sucht nach Leitlinien ein verbreitetes Defizit an Leitlinien und Regeln: Bei aller „Vergangenheitsbewältigung“, die stets nur auch auf Vor-Vorfahren ohne wirkliches moralisches Rückgrat, mit einer Neigung(?), Unrecht zuzulassen oder zu begehen hindeutet, wird die Vorgeschichte der aktuellen Generation ausgeblendet:

Die ist auf ihre Weise verwahrlost, wenig beachtet worden, schlecht erzogen: Eigentlich müsste sie zum Triebverzicht fähig sein, aber der ist nicht gelernt worden:

Entweder durch Unlust nach einer unerlaubten Triebbefriedigung oder durch erhöhte Ersatzlust nach einem Triebverzicht, also entweder Strafe oder Anerkennung und Liebe. (vgl. Lang, Sigrid: August Aichhorn – PSA und Verwahrlosung, o.O., o.J., S. 6)

Eine gewisse Sonderform der Verwahrlosung, die  Verwöhnung ist häufig festzustellen: Materielle Belohnungen gibt es bereits für Selbstverständliches und Süßes ohne Ende, als Ersatzbelohnung, Ersatzbefriedigung.

Schlank im Schlaf suggeriert nun die Fortsetzung des Schlaraffenland-Lebens mit Kohlenhydraten am Morgen und Eiweiß am Abend, auch ohne Überprüfung der Evidenz.

Wieder muss sich der Mensch, der als reines Stoffwechselwesen verstanden wird, nicht mit seinen Träumen auseinandersetzen, nicht mit der „inneren Stimme“, nicht mit seinen nicht gewürdigten Persönlichkeitsanteilen, Ängsten usw..

Heilung durch die Wahrheit der Trauminhalte sollte im ganzheitlichen Verständnis von „Heilung“ zumindest eine Option sein, während unter dem Slogan „Schlank im Schlaf“ zynischerweise nicht einmal auf die Existenz von Träumen eingegangen wird: Das ist nicht einmal Feigheit im Sinne von „schlafende Hunde soll man nicht wecken“, sondern pragmatisch, wenn man nicht Lösungen vermitteln, sondern „Ratgeber“ am laufenden Band verkaufen will.

Daneben wäre einmal die Frage, wer von denen, die abnehmen wollen, schon einmal davon geträumt hat, abzunehmen, und wie das war. Oder sind das Dinge, die unser Unbewusstes gar nicht interessiert?

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4 Kommentare zu “Das winzige Stückchen Wahrheit am „Abnehmen im Schlaf“ (SIS): Abnehmen im Traum”

  1. […] Traumarbeit und Diät […]

  2. Hallo! 🙂
    Vielen Dank für diesen Artikel – und vielen Dank auch noch einmal für die Aussage, dass der Mensch so viel mehr ist als ein „Stoffwechsel-System“. Gerade im Bereich des Abnehmens hält sich die „Eimer-Theorie“ immer noch hartnäckig – obwohl einem bei der Wunderhaftigkeit des menschlichen Körpers doch eigentlich klar sein müsste, dass mehr dahinter steckt. Viel mehr sogar! 😉

    Wenn in der DNA einer Zelle ungefähr das gesamte Erbgut des Menschen gespeichert sein kann, dann wird einem doch schnell klar, dass unser Körper viel cleverer – und viel komplexer ist als ein sturer Eimer… ;-))

    Viele liebe Grüsse,

    André

  3. @ Andre: Das mit der „Eimer-Teorie“ hab ich nicht verstanden. Hier im Artikel ist es um einen erweiterten Begriff des Unbewussten gegangen; der vorherige Artikel gehört dazu.

    Von den Träumen und Wünschen ist wohl nur ganz wenig genetisch angelegt…

  4. […] hinaus haben Witze, auch wenn sie unsinnig escheinen, ihre sinnvollen Aspekte, “beleuchten” wie Traum und Märchen Teile des […]

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