Der innere und der äußere Schweinehund, sich arrangieren oder etwas ganz Anderes tun?

„Och nööh – schon wieder so eine Suggestivfrage, wo bleibt da meine freie Entscheidung?“
Könnte sein, dass jemand auf diesen Gedanken kommt; bei der Diät-Umfrage wurde die Aussage „Diät ist für mich ein ausgewogener Lebensstil mit Maß und Ziel“ jedenfalls schon mal derart kommentiert.

Aber die  Schweinehund-Frage ist doch nicht suggestiv? Vor allem: Sie ist noch längst nicht gelöst… Offenbar stellt der „innere Schweinhund“ uns immer wieder vor neue Probleme:

sich mit “sonderportionen” zu BELOHNEN ist schon das ende. ich rauche seit 1/4jahr nicht mehr… das ist ähnlich, ich hatte auch tage, an denen ich mich mit einer zigarette belohnen wollte. völliger schwachsinn, sich alte und “schlechte” gewohnheiten, die man ja loswerden will, als BELOHNUNG zu nehmen! den inneren schweinehund, der von haus aus träge, faul und uneinsichtig ist, muss man zum schweigen bringen oder überhören. [ Stephanie ]

Während der „innere Schweinehund“ (der verinnerlichte Schweinehund?) schwer zu fassen ist, ist zumindest die Wortherkunft erklärbar:

Im Mittelalter wurden „böse Menschen“ nicht nur als Hexen und Hexer verbrannt, man kannte auch zahlreiche „Ehrenstrafen“, mit denen die „Deliquenten“ letzlich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden. So den Pranger, (hier eine mobile Version, die „Schandgeige“)

oder Schandmasken – hier ein Modell mit Eselsohren und klapperndem Schnabel, das für „zänkische Frauen“ vorgesehen war.

Aus einer ähnlichen Kombination von Schwein und Hund entstand der „Schweinehund“ – und war zunächst eine äußerliche Angelegenheit, ein Mittel zur Bestrafung von unangemessenem oder unsittlichem Verhalten.
Schande, Scham, Beschämung und Entehrung hatten damals wie heute nicht das Ziel der Resozialisierung, sondern der exemplarischen Bestrafung, der Abschreckung, und waren auch Ventil für den „Sadismus“ der rechtschaffenden Bürger und des Klerus.

Wie es von diesen realen „höchstrichterlichen“ Maßnahmen zur „allgemeinen Verbreitung“ eines „inneren Schweinhundes“ gekommen ist, darüber kann nur spekuliert (besser geforscht; das wäre eine Frage an Sprachwissenschaftler und verwandte Disziplinen) werden.

Da eine solche Instanz, deren Existenz ja aus Literatur und mündlichen Äußerungen belegt werden kann, kaum angeboren sein kann, wird sie irgendwie den Weg von außen nach innen gefunden haben. Lästereien, Hänseleien, auch körperliche Strafen, Misshandlungen, Vernachlässigung, Missachtung hinterlassen psychische  Spuren.

Aus dem „Du bist …“ (gefrässipg, ein Schwein, unfähig, klein u.v.m.) wird ein „Ich bin …“ oder eine kleine, verkapselte Instanz, die immer mal wieder, meist im denkbar ungeeigneten Moment, ihre Störsignale sendet und dabei allzu oft genau den „schwachen Punkt“ trifft.

Angeboren sind solche Einstellungen jedenfalls nicht. Es mag auch Erinnerungen an traumatische Erlebnisse „rund ums Essen“ geben, die eine zuvor vielleicht unverkrampfte Einstellung dazu zerstört haben.
Notwendigerweise muss das Kind irgendwie auf solche Ereignisse von Zwang und Schuldzuweisung reagieren. Es bildet sich ein „falsches Selbst“.

Merkwürdigerweise wird der „innere Schweinehund“ sehr oft im Zusammenhang mit Belohnung und  Entschädigung erwähnt, die aber schließlich, im Übermass „genossen“, auf eine Bestrafung hinauslaufen.

Solche verstörende Mechanismus sind häufig, und, bis hin zur posttraumatischen Verbitterungsstörung, wirksam.
Der Pranger ist in unserer Gesellschaft keineswegs abgeschafft, sondern wird sorgsam aufbewahrt und beim Mobbing (1,2) und in ähnlichen Situationen wieder herausgeholt.

Wo der Schweinedackel einmal wirksam ist, ist es auch zu einem gewissen Arrangement mit ihm gekommen. Es gibt Konzessionen und Nachgiebigkeiten den Einflüsterungen gegenüber. Etwa so:

„Bewegung ist nicht gut – das ist nur etwas für Sportler, und außerdem wirklich unbequem. Hey: Abnehmen: DU doch nicht!“

Fragt sich, ob jemand, der dementsprechend träge (geworden) ist, einer inneren Einstellung oder einer inneren Einflüsterung folgt.

Das eine wie das andere hat man lieber früher als später zu bereuen. Und, eine gewisse Freiheit des Willens vorausgesetzt, kann dieser falsche Gehorsam auch mit einem starken Entschluss beendet werden.

Das sind ja alles keine allzu neuartigen Probleme:

„Aufsteigend mußt du dich bemühen,
doch ohne Mühe sinkest du.
Der liebe Gott muß immer ziehen,
dem Teufel fällt’s von selber zu.“

So sagte schon Wilhelm Busch; sagt
Schmollfisch.

Mit dem Schwein spielen

Uri Avnery

Uri Avnery, der große alte Mann der Friedensbewegung (er erhielt u.A. 2001 den renommierten alternativen Nobelpreis) wird 85.

Friedensgespräche

„… Man wechselt nicht nur Worte, man tauscht Blicke aus, unfreiwilliges Mienenspiel, unbewusste Gesten. Man überredet und wird überredet auf vielfache Weise, bewusst und unbewusst. (…) Man schließt nicht anders Frieden als mit Feinden, und man schließt nicht Frieden mit Feinden, die man verabscheut oder als unmenschliche Monster betrachtet. [Quelle] (Avnery 1988, S. 405)

Avery führte, als Israeli, Gespräche mit der PLO, in einer Zeit, in der offiziell nichts mehr ging.

Essen, gewürfelt genießen, unbewusste Symbolik


Gewürfeltes Essen mag nichts ungewöhnliches sein, doch heute bin ich stutzig geworden:

Schon wieder!

Neulich erst hatte es gewürfeltes aus dem Backofen gegeben, und heute aus der Pfanne.

Oft hat man ja die Freiheit, kurzfristig zu bestimmen, was man wie zubereitet, und bei diesen Entscheidungen sind sicherlich auch unbewusste Vorgänge am Werk.

Vordergründig denkt man vielleicht: „Ach, warum denn Bratkartoffeln – immer nur in Scheiben, gewürfelt sind sie doch auch ganz praktisch und vielleicht eher gar, und auch knuspriger“, aber wenn man sich fragt:
„Was fällt Dir zu „Würfel“ ein?“ – dann kommen Ausdrücke / Assoziationen wie „Die Würfel sind gefallen“, „Etwas ausknobeln“ oder „Glücksspiel“.

„Das ist halt ein Glücksspiel“, hatte ich mir während der Abstimmungsphase zu dem Imedo-Award, und gerade vorher, als die Jury gefragt war, gesagt: Wenn es ein Glücksspiel ist, bin ich nicht verantwortlich; das Glücksrad bleibt stehen, wo es will.

Ganz so war es nicht: Die Jury hatte ihre Kriterien und ihre Orientierung. Das drückte sich auch deutlich im Preis der Jury, darin, dass sie den „Landarzt“ (Hallo, herzlichen Glückwunsch auf diesem Wege!) favorisierte, aus.

Da das Rad sich aber mehrmals drehte, war Fressnet „irgendwie drin“.

Und so, wie sie gefallen sind, hab ich sie mir gebraten, die Würfel.

Mal sehen, wie es weiter geht. Warum nicht in diesem Sinne:

Mir haben die Awards sehr viel Spaß bereitet und es war schön zu erleben, wie viele der teilnehmenden Gesundheitsblogs untereinander Kontakt geknüpft und sich gegenseitig bereichert haben. Somit trugen die Awards dazu bei, vielleicht nicht die gesamte, aber immerhin doch einen großen Teil der Gesundheitsblogosphäre zu vereinen und ein Stückchen näher zusammen zu führen.

Die Bach-Blüten-Therapie: Zauberei und Ritual

Der britische Arzt Edward Bach (1886-1936) begründete in den 30-er Jahren ein nach ihm benanntes alternativmedizinisches Verfahren. Die zentraler These: Jede körperliche Krankheit beruht auf einer seelischen Gleichgewichtsstörung. „Nur wo Seelenfrieden und inneres Glücksgefühl herrschen, kann auch Gesundheit sein.“

In tiefen Meditationen, mit denen er 44-jährig, sechs Jahre vor seinem Tod, begann, erkannte er den Konflikt zwischen der unsterblichen Seele und der Persönlichkeit, und eine Heilung könne nur durch eine Harmonisierung auf dieser geistig-seelischen Ebene bewirkt werden.

Er beschrieb zunächst neunzehn Gemütszustände, erweiterte das Repertoire dann aber auf 38 disharmonische Seelenzustände der menschlichen Natur.

Diesen ordnete er Blüten und Pflanzenteile zu, die er in Wasser legte oder kochte und die ihre Schwingungen an das Wasser übertragen sollten. Aus diesen Urtinkturen werden anschließend durch starke Verdünnung die sogenannten Blütenessenzen hergestellt.

Sie wirken in sieben Gruppen, die er jeweils bestimmte Gemütszuständen zuordnete

  1. Niedergeschlagenheit,
  2. Angst,
  3. fehlendes Interesse an der Gegenwart,
  4. Einsamkeit,
  5. übertriebene Sorge um Andere,
  6. Überempfindlichkeit und
  7. Unsicherheit).

Relativ aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang auch die 18 Sinne des Menschen, die neuere Forschungen ermittelt haben;

Wieso ausgerechnet die 38 von Bach aufgelisteten Seelenzustände der menschlichen Natur immer negativ sein sollen, ist ebenso unerfindlich wie die Zuordnung bestimmter Pflanzen zu diesen Seelenzuständen. Z.B.: Man hat das vorrübergehende Gefühl, seiner Aufgabe oder Verantwortung nicht gewachsen zu sein; dagegen hilft Elm und Ulme. Oder: Man ist eine starke Persönlichkeit, dominierend, ehrgeizig, will unbedingt seinen Willen durchsetzen; Weinrebe vine. (Quelle)

Seelische Gleichgewichtsstörungen und Notfälle gibt es auch bei Tieren, und so sind die Bach-Recuemittel nun auch für den Hund (oder für die Katz?) erhältlich.

Schamanistische Rituale

Die bioenergetische Kraft der verdünnten Pflanzenextrakte ist vordergründig nicht nachvollziehbar, also Zauberei.

Auch im schamanistischen Ritual geht es darum, die Krankheitsursache zu beheben. Der Schamane muss also entweder den beleidigten Boss einer Kraftquelle besänftigen, die Hexe ausfindig machen oder einen Geist austreiben.

Eine Heilung dauerte früher vier aufeinanderfolgende Nächte. Der SChamane musste von den betreffenden Apachen und seiner Familie demütig um Hilfe gebeten werden. Er verlangte für den Einsatz seiner Kräfte bestimmte Gaben und ein besonderes Bauwerk. Der Schamane geht in der Zeremonie auf bedeutsame Ereignisse im Leben des Patienten ein und warnt diesen davor, ihm etwas zu verschweigen.

Die von Trommeln und monotonen Sprechgesängen begleitete Zeremonie versetzt den Patienten und die Zuschauer in Trancezustände; der Schamane setzt auch Selbsthypnose ein. MAnchmal behelfen die Schamanen sich mit Taschenspielertricks, z.B. zur Beseitigung eines Hexenpfeils.

Der Schamane kann die Zeremonie auch abbrechen, wenn er der Meinung ist, der Patient lasse sich nicht genug auf die Zeremonie ein.
Er weigert sich in der Regel, ernsthafte organische Leiden zu heilen.

Die heilende Wirkung von Erforschung der Krankheit und Ritual ist durchaus nachvollziehbar. Bei den Pflanzen- und Salzverdünnungen sind die freundliche Bedienung in der Apotheke und der Griff zur Brieftasche der klägliche Ersatz des Rituals. 

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Wie dekadent ist Olivenöl – oder Armut tötet

Herr X war heute besonders schlau, trug sich im Kommentarfeld als „Fototasse“ ein, dazu einen Link, über den man Fototassen bestellen kann, und wollte im Beitrag mit dem Olivenöl-Test kommentieren:

Der Artikel stimmt mich wirklich nachdenklich. Du hast sicherlich Recht, auf der einen Seite hungern die Menschen und wir untehalten uns hier über kostbares Olivenöl. Sehr dekadent.

Soll der gute Mann einmal nachdenken – wenn es bloß etwas nutzt!

Der Olivenöl-Beitrag war völlig wertneutral, von Armut und Olivenöl war aber unter Olivenöl, handgepflückt die Rede – allerdings nicht unter dem Aspekt der Dekadenz, sondern mit dem Hinweis, dass, wer will, dass die Pflücker ordentlich bezahlt werden, das Öl nicht geschenkt bekommen kann.

Von Armut war hier auch schon im Zusammenhang mit dem Blog-Action-Day die Rede, aber von einem offenkundig hungrigen Spammer kann man nicht erwarten, dass er sich die Mühe macht, am passenden Ort zu kommentieren.

 

Wenn etwas gegen Armut und armselige Verhältnisse unternommen wird, kann das Grund zur Hoffnung sein.

Wenn aber, in der Hoffnung auf ein paar page-Impressions oder – im Bereich Politik: Stimmen – nur dumm herumgesülzt wird, ist das empörend. Und infam: Dekandent und überflüssig sind wahrscheinlich die Fototassen.

Hingewiesen sei hiermit auf den

WHO-Report: “Soziale Ungleichheit tötet”

im Ärzteblatt.

Ein Mädchen stirbt in Lesotho 42 Jahre früher als in Japan. In Schweden stirbt eine von 17.400 Frauen während der Schwangerschaft, in Afghanistan ist es eine von acht.

Bei den Bloggern findet der WHO-Report keine Beachtung, dafür gibt es skurrile Reports über die

Auswertung mobiler Endgerätezugriffe (Smartphones, Handys) … Anbei einige ausgewählte Grafiken und am Ende findet Ihr den

und Anderes. „Soziale Ungleichheit“ ergab innerhalb der Blog-Suche 34 Treffer; In Worten: Vierunddreissig.

Dass das Thema gemieden wird, ist aber auch verständlich: Bekanntlich wird man ja vom Blitz erschlagen, wenn man das Thema anspricht 😉 .

Mein Esstyp, mein Diätyp, eine graphologische Typ-Bestimmung, und: Ich bin einfach nett

Wie ist das mit den Esstypen? Ich selbst falle in die Kategorie „irgendeine Kombination“.
Keine Kategorie haben wir für diejenigen, die immer hungern, um sich zu spüren, und fressen, bis sie nichts mehr spüren…

Bei der AOK hat man die Frage nach dem Esstyp auch aufgerollt…

Sie sind ein Bio-Typ!

Eier von glücklichen Hühnern, fair gehandelte Kaffeebohnen und pestizidfreies Gemüse – das ist Ihre Welt. Wir haben ja nur diesen einen Planeten und müssen sorgsam mit seinen Ressourcen umgehen. Es ist ja auch wirklich schrecklich, welche Lebensmittelskandale immer wieder bekannt werden.
Dass Sie sich in punkto Ernährung so diszipliniert verhalten, finden Ernährungsexperten und Ökologen lobenswert. Weiter so! Tipp: Kombinieren Sie die gesunden Lebensmittel mit einer großen Portion Ruhe und Gelassenheit. Körper und Seele werden es Ihnen danken.

Dann gab es da noch ein „graphologisches Gutachten“:

 

Der Schreiber ist ein impulsiver, unsteter, vielseitiger und unkonventioneller Typ.

Es fällt ihm nicht leicht, sich anzupassen.
Der Schreiber ist von sich überzeugt und hat eine eigene Meinung.
Er lässt sich von anderen nicht so leicht beeinflussen,
auch nicht von einem „Das gehört sich aber so.“
Der Schreiber ist ein Individualist.
Er ist eher introvertiert mit relativ wenig Kontakt zu anderen Menschen.
Trotzdem kann er sehr spontan werden,
manchmal wirkt er etwas sprunghaft.
Er ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und phantasievoll.
Im Großen und Ganzen wirkt er gelassen bis uninteressiert,
wenn er aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht er
seine Umwelt durch sein überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten.
Er ist lebhaft und kontaktfreudig.
Mit viel Verständnis für die Belange anderer.
Der Schreiber ist überdurchschnittlich intelligent.
Nüchtern und zweckmäßig bewältigt er seine Aufgaben.
Der Schreiber legt Wert auf eine Grunddistanz zu seinen Mitmenschen.
Auch gute Kollegen müssen nicht alles wissen.
Er arbeitet sehr genau und zeichnet sich durch rationales, analytisches Denken aus.
Der Schreiber ist sehr stark um Gerechtigkeit bemüht.
Er versucht stets, sich für andere einzusetzen.
Er ist ein sehr humorvoller Mensch, bemüht sich, mit diesem Humor niemanden zu verletzen.

erstellt bei: Graphologies.de

Dort findet sich auch die Aussage, dass das graphologische Schnellgutachten eine durchschnittliche Trefferquote von 40 % hat.

Wer jetzt noch Fragen hat, holt sich ein Gummibärchen-Orakel

(Das ist die Seite, bei der ich mir immer wieder neue Diättipps hole, wenn die alten verbraucht sind) 😉

Was dieses Orakel betrifft: Es war die Wahrheit, die reine Wahrheit. Aber die muss ja nicht jeder wissen.

Um die seriösen Selbst-Test abzurunden, fehlte noch „etwas nettes“; das fand sich heute früh in der täglichen Blogshow unter der Überschrift „Total nett„.

Und hier ist Ihr Ergebnis:
Sie haben die Punktzahl 12

Sie sind nett. Einfach nett. Das „zu“ können Sie getrost streichen: Von Naivität ist bei Ihnen gar nichts zu merken. Sie sind freundlich, lassen sich aber nicht ausnutzen. Sie helfen nur solange Sie sich damit selbst nicht schaden. Sie wissen, wie Sie Grenzen ziehen können und wie Sie dabei niemanden vor den Kopf stoßen. Das richtige Maß an Toleranz und Diplomatie haben Sie längst gefunden. Wunderbar!

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


 

Süsse Träume, denen Du nicht widerstehen kannst: Verführung

Wenn ein einsamer Cellist im Frack auf der Spitze eines Berges sein Cello streicht,  muss das ein Gipfelerlebnis sein, das Saiten zum Schwingen bringt.

Eine Frau im weißen Abendkleid macht einen Schleiertanz, wobei sie ein wenig vernebelt wirkt –

und von diesem Bild blendet der Film zur Einschlafsituation eines Mädchens über,  die Geborgenheit und Vertrauen signalisiert.

Zum Stofftier in seinem Arm (das klassischerweise als Übergangsobjekt zu verstehen ist, das dem Kind hilft, sich von der Mutter zu lösen) kommt die Tafel weiße Schokolade – als Über-Übergangsobjekt?

Eine weitere Überblendung leitet zu weißen Pferden im Schnee über und symbolisiert den Traum des Mädchens: Wilde Pferde voller tierischer Energie, ungezähmt und frei in der Wildnis.

Dann kommt, im Gegenlicht, für zwei Sekunden ein Skifahrer, der  den Schnee aufstieben lässt, ins Bild, und der Film blendet zum Schlussbild über:

Die beiden haben, in einer Szene voller Zärtlichkeit, etwas gemeinsames im Blick, und sie, die von Anfang an in Schwingung und Resonanz gebracht werden sollte – Sie kann jetzt bestimmt nicht mehr widerstehen.

Sie ist – geht das Kalkül des Werbefilms auf – verführt.

Wenn der zärtliche Liebhaber gerade mal nicht zur Verfügung stehen sollte, liegt im Regal die Alpine Schokolade bereit.

Wenn sie dann zugreift, weiß sie gar nicht mehr, wovon sie geträumt hat. Hätte sie doch bloß ihr Tagebuch geschrieben!

Dann wären ihr ihre Träume bewusst …

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Abnehmen, Diät und Evidenz

Seit gut zehn Jahren dringt ein neues Wort in unseren Sprachgebrauch ein, bei dem man sich fragt, wie die Wissenschaft früher ohne diesen Begriff auskommen konnte:

Evidenzbasierte Medizin (EbM, von englisch evidence-based medicine „auf Beweismaterial gestützte Heilkunde“)

Die EbM erlaubt Aussagen, die auf der Grundlage von nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden. Der Wirksamkeitsnachweis erfolgt dabei durch statistische Verfahren.

Was Evidenz bedeutet, liegt ja eigentlich auf der Hand und ist „augenfällig„; bei einer Studie des „Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWIG) spielte sie eine besondere Rolle:

Das Institut hatte vom „gemeinsamen Bundessausschuss“ (?) den Auftrag bekommen, „bereits bestehende Disease-Management- Programme (DMP) um ein Modul zur Adipositas-Therapie zu ergänzen.“
[Ärzteblatt]

Auf Deutsch gesagt, geht es um einen Baustein zur Verringerung des Übergewichts in der Bevölkerung, das seuchenartige Ausmasse annähme.

Man will also vielleicht politisch handeln und hätte gern eine verbindliche Richtschnur, eine Leitlinie:

 

Keine eigene Prüfung der Evidenz

Zusammen mit externen Sachverständigen haben die Kölner Wissenschaftler systematisch nach evidenzbasierten Leitlinien zum Thema Adipositas recherchiert. In einem ersten Schritt bewerteten sie deren methodische Qualität. Danach extrahierten sie die darin enthaltenen Empfehlungen und prüften, inwieweit diese … auf hochwertigen Studien beruhen. Insgesamt konnten die Wissenschaftler 10 Leitlinien einschließen. Erneut überprüft wurde die Evidenz, die den einzelnen Empfehlungen zugrunde lag, allerdings nicht.

Man hat also Studien und Anleitungen zum Abspecken im Hinblick auf erwiesene Wirksamkeit durchgesiebt, wobei das Kriterium „Evidenz“ von den geprüften „Leitlinien“ selbst mitgebracht werden musste.

Somit

konnten die Wissenschaftler in den Leitlinien vergleichsweise viele evidenzbasierte Empfehlungen zur Gewichtsreduktion identifizieren.

Anders stellte sich die Situation bei den Versorgungsaspekten Einteilung, Monitoring, langfristige Gewichtsstabilisierung sowie bei Qualitätsindikatoren und der Koordination der Versorgung dar. Hier gibt es nur wenige Empfehlungen, die … durch hochwertige Studien belegt sind.

Üblicherweise ist es kein besonderes Problem, einem Patienten Ratschläge, wie er abnehmen kann, zu geben, aber schon schwieriger, sein weiteres Schicksal im Auge zu behalten. Wie der Verlauf sich langfristig entwickelt, und was eine gute langfristige Betreuung wäre – dazu gibt es zu wenige Aussagen.

Und auch, was hilft, teilt das IQWIG mit:

Zur Gewichtsreduktion gelten kalorienreduzierte Ernährung, körperliche Bewegung sowie verhaltenstherapeutische Verfahren als Mittel der ersten Wahl. Sie sollten möglichst kombiniert werden. … Bestimmte Erkrankungen können eine Gewichtsreduktion schon bei relativ geringem Übergewicht erfordern.

Es scheint, als ob diese (kommenden) Leitlinien nicht viel Neues bringen. Formal haben die Wissenschaftler sicherlich korrekt gearbeitet, auch offengelegt, wie sie ermittelt haben.

Wenn Patienten professionell betreut werden sollen, kann man mit Leitlinien und Qualitätsmanagement etwas erreichen, vorausgestzt, die Leitlienien stimmen und das QM greift – so die Annahme.

Faktisch ist der Umfang der ärztlichen und therapeutischen Betreuung jedoch begrenzt und unter den gegebenen Umständen nicht ausbaufähig, und die Übergewichtigen, die eigentlich in Behandlung gehören würden, betreiben „fröhliche Selbstmedikation“.

„Leitlinien zur Vorbereitung strukturierter Behandlungsprogramme“ greifen – gemessen am tatsächlichen Verhalten der Zielgruppe und den beschränkten Ressoucen bei der geforderten Behandlung – voll daneben.

Die „Krankheitseinsicht“ hat bei den Übergewichtigen etwas schizophrenes: Heilung wird zum Teil auf eine Art gesucht, die krank macht. Wir sehen das an den Fragen, die „die Leute“ haben; diese Fragen sind zum Teil vernünftig, zum Teil zeugen sie von äußerst unrealistischen Erwartungen:

„die besten tipps schnell und viel abnehm“
„mayo 1 el gramm“
„abnehmen kostenlos“
„ingwer diät“
„nudel diät“
„rezept kürbis kartoffel“

Dies war eine zufällige und unsortierte Stichprobe aus den Suchanfragen. „Schnell und viel abnehmen“ ist ein häufig geäußerter Wunsch, der bekanntlich auch ständig geschürt wird (gelbe Presse usw.), und es werden Erwartungen geweckt, die ziemlich direkt zum Jo-Jo Effekt führen.

Was eine evidenzbasierte Meta-Studie auch nicht leisten kann, ist, die Perspektive, übergewichtige Individuen als Subjekt mit der Fähigkeit zur eigenständigen Lösung ihres Problems zu sehen.

Zudem: Niemand, der im Gesundheitssystem arbeitet, scheint Zeit übrig zu haben. Wer soll denn da Programme durchführen?

Sind Übergewichtige in der Rolle als Subjekt und nicht als Objekt,  bekommt „Helfen“ und „Behandeln“ eine etwas andere Bedeutung, und der „Experte“ gibt, den Umständen entsprechend, seinen Status weiter.  

Wo „das Phlegma“ ursächlich ist, muss heutzutage natürlich differenzierter diagnostiziert werden. Depression, ADS, psychosomatische Probleme, ein „Entwicklungsrückstand“ auf der oralen– oder Trotzphase, narzisstische Defizite und Langeweile sind hier schon genannt worden.

Die Unordnung, die mit dem ADS verbunden ist, wird manchmal gar nicht, und selten als mentales Problem verstanden.
Im Hintergrund scheint hier ein Gefühl von Hilflosigkeit und Abhängigkeit, eine passive Haltung mit überstarken Wünschen, geholfen zu bekommen, zu bestehen. Gleichzeitg gibt es starke Widerstände und Schamgefühle, diese Wünsche zu äußern.

Eigeninitiative wird allenthalben nur theoretisch gefordert, aber nicht praktisch gefördert – wahrscheinlich, weil es hierzu keine evidenzbasierten Studien gibt.

Die Seuche, gegen die das DMP sich richten wird, wird von einem eigenartigen Virus verursacht: Fragt sich, ob auch die stärkste Medizin, die das DMP bereithält, bis zu den tiefen Strukturen, in denen die Krankheit verwurzelt ist, vordringt und etwa Einsicht ermöglicht, und hilft, gesündere Strukturen zu errichten.

Ein wenig Zuspruch und Trost kann da nicht schaden:

Abnehmen kann also auch nicht automatisch all diese Probleme lösen, und man kann nicht erwarten, dass das Leben allein durch Gewichtsverlust leichter wird.

Es ist nicht einfach, abzunehmen und das erreichte Gewicht zu halten. Wenn Sie dies schaffen, ist das eine große Leistung. Ein solches Ziel erreicht zu haben, könnte Ihnen auch für zukünftige Herausforderungen mehr Kraft und Selbstvertrauen verleihen.

Durch „Abnehmen und Gewicht halten“ eine Zunahme an Selbstvertrauen zu versprechen, ist angesichts des allgemeinen Jo-Jo Effekts nur bei einer Minderheit gerechtfertigt. Die Mehrheit braucht eine qualifizierte Begleitung von unbestimmter Dauer.

Vielleicht gälte es auch, Konzepte der Psychoedukation noch einmal zu überarbeiten und für funktionierende Selbsthilfegruppen Konzepte zu entwickeln; aus dem Pool der „halbwegs bewährten Maßnahmen“ das Beste herauszufiltern, kann nicht genug sein.

Alter Kaffee, Helfersyndrom und Mobbing in der Liebe – Momentaufnahme eines Heissgetränks

So ein wirklicher Zusammenhang wird zwischen den drei Themen wohl kaum bestehen – aber beim rein privaten Tagebuchschreiben (liest ja eh keiner mit 😉 ) darf man ja mal frei assoziieren.

Und außerdem müssen ja auch die Fotos immer mal wieder ins Album. Der Spleen mit den Kaffeetassen-Fotos ist ja durchaus harmlos, aber es hat Zeiten gegeben, in denen man gerügt worden wäre, wenn man solche Bilder, „weil sich ja vielleicht jemand dafür interessieren könnte“  auch noch kostenlos veröffentlicht:

Unter Berufung auf das Buch „Die hilflosen Helfer.Über die seelische Problematik der helfenden Berufe. Rowohlt, Reinbek“ von Wolfgang Schmidbauer wurde der Begriff „Helfersyndrom“ ausgiebigst benutzt, so,  dass von einer heilsamen Wirkung des Buches nichts zu spüren war. 

Vom Helfersyndrom

… ist, um einmal eine These in den Raum zu stellen, ausgerechnet sein Erfinder, Schmidbauer selbst ergriffen.
Unter dem inneren Zwang, uns helfend über unsere seelischen Abläufe aufzuklären, publiziert er unentwegt zu populärpsychologischen Themen, so ein Buch der Ängste und ein Kleines 1×1 der Seelenkunde.
Vom Titel her sind das doch durchaus weiter-helfende Bücher. Und der Titel „Psychoanalytiker“, den Schmidbauer unentwegt führt, hat lange dafür gesorgt, dass seine Schriften mit dem automatisierten Vertrauensvorschuss gekauft wurden.

Vorwiegend die Frauenzeitschriften stürzten sich vor einiger Zeit auf eine weitere Neu-Erscheinung:

Mobbing in der Liebe

Mobbing ist ein destruktives Verhalten, bei dem schließlich beidseitig die Anerkennung verweigert wird.
Versuche, den Anderen zu ändern, erhöhen beim Gegenüber nur den Widerstand – eine eigene Schuld mag niemand erkennen; aber gerade das sieht Schmidbauer als „hoffnungsvoll“ an.
Bei einer kultivierten Beziehung sei die Frage zu stellen, was denn im Interesse der Beziehung das beste ist – und auch das Opfer in der Pflicht, dem Täter Einhalt zu gebieten, statt „zurückzuquälen“.
Zu hohe Erwartungen an den Partner erhöhen die Gefahr enttäuscht zu werden, statt den Anderen mit seinen Stärken und Schwächen gelten zu lassen und doch eher die Stärken zu betonen.

Ein Interview mit Wolfgang Schmidbauer zum Thema gibt es bei podster.de.

Jetzt weiß ich bloß nicht, was richtig und was Fehlleistung bei der Überschrift ist: Kalter Kaffee oder alter Kaffee?
Wobei, analytisch gesehen, diese Frage gerade der Verdrängung dienen soll: Kalter Kaffee ist uninteressant, abgestanden und nicht aktuell. Das wäre doch beruhigend, wenn das auch für dieses Thema gälte.

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

 

Dünn sein beginnt im Kopf – und alles ist eine Frage der inneren Einstellung?

In der Rückschau auf einen Artikel mit der Überschrift „Abnehmen beginnt im Kopf“ tauchte wieder der Satz “Der Mensch denkt, der Bauch lenkt” als eine noch zu überprüfende These auf.

Bauchgefühle, Emotionen scheinen ja – zumindest im Fall des Hungers und der Sättigung – im Bauch zu entstehen; genauer gesagt, können wir sie dort lokalisieren. Angenehmere Gefühle scheinen manchmal „vom Herzen her“ zu kommen, dort kann aber auch Angst lokalisiert werden, Wut etwa im Nacken, ganz und gar unbestimmtes wieder im Kopf, als Schmerz bis hin zur Migräne.

Neben den unmittelbaren Gefühlen verfügen wir über „gewachsene“ innere Einstellungen, und aus dem überlieferten Wissen, dass „Alles Kopfsache“ sei, resultieren mehr oder weniger drastische Leitsätze:

  • Ich hungere mich nicht aus, ich perfektioniere meine Leere!
  • Das ganze Leben ist eine Modeschau!
  • Es ist besser dünn zu sein und tot, als lebendig und dick!
  • Wer schön sein will, muss leiden!

Das waren vier Elemente aus einem „Pro-Ana-Katechismus“, das Abnehmen wird hier zur Religion gemacht, die fanatisch betrieben, für keine anderen Gedanken und Bedürfnisse mehr Platz lässt: Auch die Fraulichkeit, Geschlechtlichkeit wird „ausgehungert und ausgetrocknet“.

Zum Glück lassen solche Ansätze zur Gedankenkontrolle sich nicht immer 1:1 in innere Einstellungen übersetzen, Affirmationen und Mantras sind nicht mehr als eine nette Übung, was im Kopf entschieden wird, hängt vom Selbstbild und vom Selbstbewusstsein ab, dabei ist es bestimmt nicht immer der Verstand, der das Verhalten steuert, zumal, wenn er zum Beispiel zu viele Persönlichkeitsanteile koordinieren oder akuten/ latenten Stress neutralisieren soll.

Zum Selbstbild gehört eine Mischung aus unterschiedlichen, alten Bildern und aktuellen Rückmeldungen – dem Stichwort „Körperschema“ wäre hier durchaus mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Zum Selbstbild gehört auch, sich auf einer „Selbstbeherrschungsskala“ einordnen zu können – nach dem dritten Jo-Jo-Durchlauf dürfte die Selbstbeurteilung nicht mehr allzu eindeutig ausfallen.

Bei der obigen Aufzählung von Leitsätzen haben wir es andererseits mit der Karrikatur von Selbstbeherrschung, der ein gieriges und unkontrolliertes, Bedürfnisse abwehrendes Selbst gegenüber stehen dürfte, zu tun. Da wirkt die Empfehlung zur flexiblen Verhaltenskontrolle auch etwas hilflos und unpassend.

Dass die Menschen eine ständige Einschränkung nicht aushalten, ist wohl eine uralte Erkenntnis: Je strenger, desto schlimmer ist tendenziell der Rückschlag. Askese ist nichts für jedermann, eine Gesellschaft, die zu 100 % aus Mönchen und Nonnen (bei denen geht es für den Rest des Lebens nur um das Seelenheil) besteht, wäre bald am Ende.

Die rücksichtslose Strenge (Der Begriff „Anorexis“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „frei von Begierde, frei von Hunger sein“), die hier rigide propagiert wird, ist die Kehrseite des aus Vernunftgründen ausgesprochenen „Nein“ – sozusagen ein „Nein aus Unvernunft“.

Eher gewohnt sind wir die Unvernunft, mit der im Trotz ein „Nein“ nicht akzeptiert wird: Was die „flexible Verhaltenskontrolle“ anstrebt, das „etwas weniger“ oder „in Maßen“, kann das trotzige Kind nicht verstehen; es wird sich (Motto: Alles oder Nichts) darüber hinwegsetzen – mit allen Mitteln.

Dabei hat, wer die Flexible Selbstbeherrschung beherrscht, durchaus Vorteile.

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

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