Wie dekadent ist Olivenöl – oder Armut tötet

Herr X war heute besonders schlau, trug sich im Kommentarfeld als „Fototasse“ ein, dazu einen Link, über den man Fototassen bestellen kann, und wollte im Beitrag mit dem Olivenöl-Test kommentieren:

Der Artikel stimmt mich wirklich nachdenklich. Du hast sicherlich Recht, auf der einen Seite hungern die Menschen und wir untehalten uns hier über kostbares Olivenöl. Sehr dekadent.

Soll der gute Mann einmal nachdenken – wenn es bloß etwas nutzt!

Der Olivenöl-Beitrag war völlig wertneutral, von Armut und Olivenöl war aber unter Olivenöl, handgepflückt die Rede – allerdings nicht unter dem Aspekt der Dekadenz, sondern mit dem Hinweis, dass, wer will, dass die Pflücker ordentlich bezahlt werden, das Öl nicht geschenkt bekommen kann.

Von Armut war hier auch schon im Zusammenhang mit dem Blog-Action-Day die Rede, aber von einem offenkundig hungrigen Spammer kann man nicht erwarten, dass er sich die Mühe macht, am passenden Ort zu kommentieren.

 

Wenn etwas gegen Armut und armselige Verhältnisse unternommen wird, kann das Grund zur Hoffnung sein.

Wenn aber, in der Hoffnung auf ein paar page-Impressions oder – im Bereich Politik: Stimmen – nur dumm herumgesülzt wird, ist das empörend. Und infam: Dekandent und überflüssig sind wahrscheinlich die Fototassen.

Hingewiesen sei hiermit auf den

WHO-Report: “Soziale Ungleichheit tötet”

im Ärzteblatt.

Ein Mädchen stirbt in Lesotho 42 Jahre früher als in Japan. In Schweden stirbt eine von 17.400 Frauen während der Schwangerschaft, in Afghanistan ist es eine von acht.

Bei den Bloggern findet der WHO-Report keine Beachtung, dafür gibt es skurrile Reports über die

Auswertung mobiler Endgerätezugriffe (Smartphones, Handys) … Anbei einige ausgewählte Grafiken und am Ende findet Ihr den

und Anderes. „Soziale Ungleichheit“ ergab innerhalb der Blog-Suche 34 Treffer; In Worten: Vierunddreissig.

Dass das Thema gemieden wird, ist aber auch verständlich: Bekanntlich wird man ja vom Blitz erschlagen, wenn man das Thema anspricht 😉 .

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13 Kommentare zu “Wie dekadent ist Olivenöl – oder Armut tötet”

  1. Ob da Absicht dahinter steckt? Wer mal versucht, die Armutsgrenze in Deutschland zu finden, der wird erstaunt sein, wie schwierig sich das gestaltet. Konkrete Werte findet man bestenfalls bezogen auf einzelne Bundesländer und Jahre alt.

    Vermutlich weil sonst ein Großteil der Bevölkerung erschrocken feststellen würde, dass er betroffen ist. Also lassen wir es lieber, zu laut darüber zu sprechen…

  2. Inhaltlich bringt der WHO-Bericht nichts, was nicht schon seit Jahrzehnten bekannt wäre. Er kann also höchstens einen Anstoß bieten, wieder einmal über das Thema zu diskutieren und über Maßnahmen nachzudenken – aber insbesondere für Blogger besteht wohl kein Anlass, das tagesaktuell zum Termin seiner Erscheinung zu tun.

    Dennoch findet eine Blogsuche nach dem Titel des Reports schon rund 2000 Einträge – was recht beachtlich ist, wo er doch erst vor drei Tagen vorgestellt wurde. Eine Suche in deutschsprachigen Blogs nach „Armutsbericht“ (jenem der Bundesregierung nämlich, veröffentlicht im Mai) liefert übrigens mehr als 1300 Treffer, „soziale Ungleichheit“ immer noch rund 500, mehrheitlich vor Erscheinen des WHO-Reports veröffentlicht, also nicht auf diesen bezogen.

    Der Schluss, dass das Thema Armut (850000 Treffer) von Bloggern gemieden würde, ist also nicht wirklich haltbar. 🙂

    @Horst – In der BRD gilt wie in anderen europäischen Ländern auch die Armutsdefinition der EU: Arm ist, wer weniger als 60% des Durchschnittseinkommens (Medianeinkommen) seines Landes zur Verfügung hat – das ist eine relative Definition, die konkreten Zahlen ändern sich natürlich mit der Einkommensentwicklung. Die WHO setzt die Grenze afaik bei 50% des Medianeinkommens an.

  3. @Hedonistin:
    Danke, aber genau das meinte ich ja. Die 60% findet man schon, aber was ist das Durchschnittseinkommen? Wie wirken sich Kinder darauf aus? Ich glaube übrigens in NRW gelten auch 50%.

  4. @ Horst:: Vielleicht gehört die BRD ja schon zu den verarmten Ländern, die sich Sozialforschung – einst waren wir da ja führend – und aktuelle Statistiken nicht leisten kann?
    @Hedonistin: Jede Google-Suche ist anders. Ich hatte von der Blog-Suche gesprochen, aber mit dem Titel der Studie als Suche sieht es so aus:
    blogsuche

  5. @KP – du hattest nach der Wortfolge „soziale Ungleichheit tötet“ gesucht – das ist nun wirklich sehr speziell. Ohne „tötet“ kommst du auf die von mir genannte Trefferzahl (ich hatte natürlich auch die Blogsuche bemüht), aber es ist immer noch eine nicht alltägliche Formulierung für „Armut“.

    @Horst – die aktuellen Zahlen findest du u.a. im erwähnten Armutsbericht der Bundesregierung (dessen Lektüre für nähere Infos zum Thema nur zu empfehlen ist), ansonsten beim Statistischen Bundesamt (nach Nettoäquivalenzeinkommen suchen). Derzeit liegt die Grenze in Deutschland bei 781 Euro – 2003 waren es übrigens noch 980 Euro.

  6. @Hedonistin: Nochmals Danke, aber ich bin zu blöd dafür. Mich interessiert ja die Grenze für eine Familie mit 4 Kindern. Nun finde ich ein Nettoäquivalenzeinkommen für Paare mit 3 und mehr Kindern von 14.997.
    Aber mit dem Armutsrisiko kann das ja irgendwie nichts zu tun haben. Ich kann doch auch nicht einfach die 781 mal zwei nehmen, weil das Risiko doch höher liegen müsste, je mehr Kinder man hat. Oder?
    Ich habe mir die kompletten 427 Seiten natürlich nicht durchgelesen. Ich will nur wissen, ob ich unter oder über der Armutsgrenze liege. Das habe ich mit einem bisherigen Aufwand von knapp einer Stunde nicht geschafft herauszufinden.

  7. @ Hedonistin:

    „Soziale Ungleichheit tötet“ war der „Titel der Studie“, genau das, was Du genannt hattest. Wenn ich das nachvollziehe und dokumentiere – ist das sehr speziell !?

    So sehr Armuts-orientiert wird die Bloggosphäre nicht sein, wenn bei Blogoscoop „Armut“ gerade zwei mal getaggt ist, im Zusammenhang mit Hartz.

  8. @KP – „Soziale Ungleichheit tötet“ war der Titel des von dir verlinkten Artikels im Ärzteblatt. Die WHO-Studie heißt ganz anders. Gehörst du etwa zu den Bloggern, die sie nicht beachtet haben? 🙂

    (Am besten wird das Thema – also der inhaltliche Ansatz der WHO-Studie – vom Aufgabenbereich der zuständigen Kommission [Social Determinants of Health] auf den Punkt gebracht. Danach zu suchen liefert in sowohl in Blogs als auch in der Presse die meisten WHO-Report-bezogenen Ergebnisse. Wenns um Inhalte geht und nicht darum, die Häufigkeit einer bestimmten Formulierung zu zählen, ists besser, sich bei der Suche am wahrscheinlichsten Sprachgebrauch zum Thema zu orientieren. 😉 ]

    @Horst – Die Durchschnittseinkommen werden wegen der Vergleichbarkeit gewichtet. Über die Art der Gewichtung kann man streiten, und sie wird auch tatsächlich nicht einheitlich gehandhabt. Aber die Kinder werden bei zunehmender Zahl derselben jedenfalls unwichtiger; krass ausgedrückt: Ob zwölf oder dreizehn Kids zu füttern gilt, macht keinen großen Unterschied mehr, während zwischen keinem Kind und einem einzigen ganze Welten liegen. Und es sind auch die jeweiligen „Armutsgrenzen“ nur bedingt konkrete Einzelwerte zu verstehen, sondern eher als weite Grauzonenbereiche. Auch unter dem jeweiligen Wert zu liegen, bedeutet nur eine gewisse statistische Wahrscheinlichkeit für Armut, aber nicht, dass der konkrete Einzelfall tatsächlich von Armut betroffen ist.

    Banales Bilderbuchbeispiel: Ein Franziskanermönch fällt bezüglich seines Einkommens unter die Definition von strenger Armut, empfindet es auch selbst so (wenn auch positiv, weil es sein Lebensziel ist), ist aber nicht wirklich betroffen: Er hat ausreichend und gesund zu essen, eine Unterkunft samt Heizung im Winter, Bildungsangebote, von denen viele Kinder hierzulande nur träumen können, Reisemöglichkeiten … Kurz, der Mönch hat nicht nur keine existenziellen Nöte, sondern sogar Luxus und jedenfalls eine hohe Lebensqualität (samt hoher statistischwer Wahrscheinlichkeit auf Gesundheit und hohes Alter).

    Oder eben die Kinder – da machts auch einen Unterschied, ob sie in größeren Abständen kommen oder als Vierlingsgeburt – im einen Fall kannst du z.B. Klamotten, Spielzeug etc weitergeben, im anderen Fall brauchst du immer alles in vierfacher Ausführung. Wohnst du mit der Kinderschar mitten in München, wird auch ein leicht überdurchschnittliches Einkommen nicht reichen, um jedem ein eigenes Zimmer zu ermöglichen, am platten Mecklenburger Land schaut das anders aus. Es ist ein Unterschied, ob du vier Kleinkinder füttern musst oder vier Scheunendrescher-Teenies, welche Schulen sie besuchen etc. Man kann nicht einfach sagen, die Kinderzahl X und das EInkommen Y bedeutet Armut.

  9. @Hedonistin: Titel der Studie und Überschrift der Pressemitteilung sind zwei Schuhe, die man nicht verwechseln sollte, aber kann.
    Bei Deiner Anmerkung
    „Gehörst du etwa zu den Bloggern, die sie nicht beachtet haben? :-)“
    jedenfalls bleibt offen, wer mit „sie“ gemeint ist.

    Aber ich habe auch noch ein Rätsel, allerdings mit deutlichen Hinweisen zur Lösung.

    http://fressnet.de/blog/?p=793

  10. @KP – Von üblichen Sprachkonventionen ausgehend kann mein „sie“ sich nur auf den Satz davor und dort wiederum nur aufs Subjekt bezogen haben. Kreative Geister entdecken natürlich mehr Möglichkeiten. 😉

    Bei deinem Rätsel muss ich passen – die Identifizierung von Halbtieren gehört so gar nicht zu meinen Talenten. Die erkenne ich nicht mal in frischem Zustand zweifelsfrei, geschweige denn verschrumpelt. 🙂

  11. @Hedonistin: Zu meinem Sprachschatz zählt „Halbtier“ ja nicht – ist ein Halbtier ein Untier, ein Getier oder ein Seetier? Und ist ein halbes Halbtier ein Quartier? Gibt es Halbpflanzen?

    Aber bei meinem Rätsel passen – wo ich doch ausdrücklich auf den vorhandenen Lösungsweg hingewiesen habe: Das muss nicht sein.

    Unter dem Artikel gibt es einen Verweis …
    Den musst Du suchen.
    Oder gehörst Du zu den Bloggern, die schnell aufgeben?

  12. @KP – Mathematik ist leider auch nicht meine starke Seite, aber Pi mal Daumen würde ich schätzen, dass die Halbtiere gleichzeitig Viertelpflanzen sind. Milchmädchen lässt grüßen. 🙂

    Dein Lösungstipp hilft mir nicht weiter, was vielleicht nachvollziehbarer wird, wenn ich gestehe, dass ich selbst ordinäre Champignons nur erkenne, wenn sie hübsch in Schälchen verpackt und großformatigf beschriftet im Supermarkt stehen. 🙂

  13. Unter „Nachhilfe“….
    http://fressnet.de/blog/?p=811

    steht folgender Text:

    „Nur noch:

    Der gesuchte Begriff fängt mit “S” an, und wurde hier schon im Zusammenhang mit Grünkernrisotto verwendet. “

    Wenn Du nun etwas, das hier im Zusammenhang mit „Grünkernrisotto“ steht, suchen möchtest, nimm am Besten die Suchfunktion.

    Vom „Stöckchen“ her weiß ich zwar, dass Du Pilze nicht magst, aber Du musst für diesen Lösungsweg keine Pilzkennerin sein.

    Na ja , das ist ungefähr wie eine Schnitzeljagd angelegt.

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