Versuch zu zwei der fünf außerordentlichen Kehrtwenden, die in letzter Minute die Welt retten sollen
Geschrieben am 10. September 2022 von KPBaumgardt
Es gibt noch – immerhin – einen Hoffnungsschimmer, sind wir entschlossen, sogar ein Hoffnungslicht: Die Welt wäre noch zu retten, durch fünf außerordentliche Kehrtwenden:
- Beendigung der Armut,
- Beseitigung der eklatanten Ungleichheit,
- Ermächtigung der Frauen,
- Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems
- Übergang zum Einsatz sauberer Energie.
…
Der neue Bericht des Club of Rome lehrt, dass „Mehr Gleichheit und Gerechtigkeit als Königsweg für eine lebenswerte Zukunft“ wählbar sind.
„Immer wieder betonen die Expertinnen und Experten in dem Werk ihre Ansicht, dass es für eine lebenswerte Zukunft mehr Gleichheit und Gerechtigkeit brauche. Ein extremes Maß an Ungleichheit sei äußerst destruktiv, „auch für die Reichen“, so die Warnung.“
Zwar haben wir kein „Recht auf Glück“ im Grundgesetz verankert, doch immerhin die Menschenwürde ist unantastbar, die Meinungsfreiheit garantiert und einen gewissen Wohlstand erwarten wir dank Ludwig Erhard auch.
Welche Waren und Dienstleistungen wir uns leisten können, hängt von deren Preis ab, der nicht immer ein Marktpreis ist, sondern auch mal etwas politisch gewolltes. Man kann Armut indirekt und zu geringen Kosten „sektoral“ beseitigen, und wenn das „9-Euro-Ticket“ einerseits ein Riesenerfolg war, stellt die Ampel sich ein Armutszeugnis aus, weil sie den Anschluss verpasst hat.
Den Politikern und Medien-Menschen, für die sich 9€ wie gratis anfühlen, fällt nicht auf, was der vorgesehene Mehrpreis z. B. für Alleinerziehende bedeutet, die am Monatsende nichts mehr übrig haben.
Bei den Superreichen und ihren Anhängern könnten sich Allmachtsgefühle einstellen, narzisstische Illusionen vom eigenen Wert, was einen überheblichen Umgang mit den Durchschnittsmenschen ergibt, und den (Super-) Armen bleibt die Wut auf die geizigen Besitzenden, oder ihnen fallen die Ohnmachtsgefühle zu, beides keine Grundlage für ein Erwerbsleben, das zu selten die gerechten Chancen vorhält und nachliefert.
Der gesellschaftlich notwendige „Arbeitsmarkt“, der Talent und Tätigkeit, Sinn, Bedeutsamkeit und Teilhabe vermittelt und steuert, ist, soweit ich weiß, keines der fertigen Konzepte, die in der Schublade bereitliegen.
Die Superreichen vergnügen sich mit exzesshaften Tourismus-Episoden zu Land, Wasser und im Weltraum, die anderen verdursten oder ihnen steigt das Wasser über den Kopf:
„Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif hat die gegenwärtigen Überschwemmungen als die schlimmsten in der Geschichte des Landes bezeichnet. Fast dreimal so viel Wasser wie gewöhnlich kam herunter …“
Das ist also Klimawandel, wie wir ihn nicht kennen wollen, Klimawandel, der nicht aus dem Nichts erscheint, das heißt, ursächlich sind die Treibhausgase der Industriestaaten.
Der „verschärfte Monsum“ richtet nun, nach vermehrten Rodungen und Flächenversiegelungen, die mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhängen, um so größere Schäden an.
Viele Bauern können ohne Ernte (die ist „ins Wasser gefallen“) ihre Schulden nicht begleichen, sind gleichzeitig auf Hilfen angewiesen – doch die internationale Solidarität ist eher bescheiden.
Ausbaufähig ist auch die praktische Nutzung natürlicher Ressourcen, wo diese mit Aufwand verbunden ist. Kräuter oder gar Tomaten auf dem Balkon? „Lohnt nicht, ich habe das nachgerechnet“ – so das Vorurteil.
Und was macht die „nationale Solidarität“ angesichts der Armut in unseren Landen?
„Viele, die unter #IchBinArmutsbetroffen schreiben, sind chronisch krank.“
Genauer gesagt: Sie sind krank geworden, ohne Arbeit: Arbeitslosigkeit kann krank machen.
„Ungünstige Arbeitsbedingungen“ machen auch krank: Asbestose gab es schon lange, bevor sie als Berufskrankheit anerkannt war. Schwerhörigkeit entsteht durch Lärm und so weiter. Mobbing kann im ungünstigen Fall zur Erwerbsunfähigkeit führen, und die wenigsten Behinderten kommen zu einem gewissen Reichtum.
Armut fällt also nicht vom Himmel, und der Kampf gegen die Armut vereinbart sich nicht so recht mit immer mehr Konzentration des Reichtums bei den „oberen Zehntausend“. Uns stehen demnach nicht nur die (möglichst abzuwehrenden) ökologischen Kipppunkte bevor, sondern auch und vor allem gesellschaftliche und soziale. [Siehe auch Bundespressekonferenz vom 30.08.2020; Sprache: vorwiegend englisch]
Der Übergang von einer wachstumsorientierten Gesellschaft zur Orientierung am allgemeinen Wohlergehen ist zwar denkbar, aber schwer vorstellbar: Zu tief ist der Konsumismus eingeprägt, verinnerlicht, zu arg mit Vorstellungen vom „mithalten“ und impulsiven Haben-Wollen gekoppelt, das „Haste was, biste Was“ wird doch sehr übertrieben agiert.
Schlussbild: Extremes Nudelteig-Experiment, das mit herkömmlichen Vorstellungen bricht und unter Anderem Alt-Brötchen verwertet.
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