Neuroticket, Vertikale Pflanzenhaltung, Katastrophenzusammenhänge

Den Begriff  „Neuroticket“ als Verballhornung von „Neun-Euro-Fahrschein“ zu benutzen macht ähnlich viel Spass wie die fleischlose Ernährung als Veganistan-Diät zu bezeichnen: Zuerst kann man darauf hinweisen, dass Nahverkehr auch Nervensache ist, und dann noch fabulieren, dass Veganistan das nördliche Nachbarland von Absurdistan sei, wo keine Tiere gegessen werden dürfen.

Im Sinne der Sicherheit ihrer (Fahr-)Gäste hat die Bahn ja schon immer einen gewissen Aufwand getrieben und „ganz früher“ sich sogar um die Ästhetik der Unterführungen gekümmert – das ist heute schwieriger geworden, und auch das Alte zu erhalten gelingt nicht überall – hier ist sogar ein kinderfreundlicher Zweit-Handlauf vorhanden.

Die Verbraucherzentralen-Chefin Ramona Pop forderte laut Tagesschau:

„Die Bundesregierung muss aufhören zu streiten und ein dauerhaft günstiges ÖPNV-Ticket auf den Weg bringen.“

Sie warb für den Vorschlag eines 29-Euro-Monatstickets, das eine wichtige Entlastungsmaßnahme wäre. Schon jetzt könnten sich viele Menschen mit geringem Einkommen keinen eigenen Pkw leisten, für manche sei selbst der ÖPNV zu teuer.

Dass in gewissen Kreisen eine preiswerte Ganzjahres-Bahnsteigkarte favorisiert wird, wenn sie erst mal auf die Idee dieser Möglichkeit kommen, zeigt nur, mit wie viel Zynismus diese Diskussion mittlerweile durchseucht ist…

 

Weil wir als Jäger und Autofahrer  keine Zukunft haben,  müssen wir es als Gärtner und Radler versuchen!

„Vertikal Farming“ bietet – im kleinen Massstab – auch dem Balkongärtner die Möglichkeit, sich auszutoben. Die Gestaltung einer treppenförmigen Bepflanzung ist der neueste Trend – hier zunächst nur ein Ausschnitt.

Auf die katastrophalen Klima- und Umweltveränderungen mit „global warming“,  Dürren und Überflutungen , deren mögliche Auswirkungen auf die Welternährung und so weiter weist man auch hin, wenn man sagt, das müsse jetzt aber nicht schon wieder sein.

Die Nahrungsversorgung der Bevölkerung lässt sich mit Pflanzungen im Mikrobereich zwar nicht bewerkstelligen, aber doch ergänzen. Und gleich noch eine gute Nachricht:

Der Nutzen eines Emissionsstopps würde sich schon nach wenigen Jahren zeigen – und nicht erst nach drei bis vier Jahrzehnten

Es glaubt zwar niemand an den baldigen Stopp der Emissionen, weil es beispielsweise „nirgends“ den Willen gibt, den Konsumismus samt darin notwendigem Verpackungsirrsinn herunterzufahren, aber weite Teile der Bevölkerung freuen sich schon aufs Energiesparen mit Wolldecke und Wärmflasche.

 

Einen Gang skeptischer lässt sich auch formulieren:

„Die konsentierten Reports des IPCC unterschätzen die Risiken der Klimakrise.

Aufgrund von Kaskaden und Re-Loops mit systemischen Auswirkungen gibt es keine linearen Beziehungen zwischen Temperaturanstieg und Folgen.“

Dass hier die 1988 gegründete, auch als „Weltklimarat“ bezeichnete „Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – Institution der Vereinten Nationen gemeint ist und konsentierte Reports wohl Berichte bezeichnet, über die „man“ sich einig ist, kann vorausgesetzt werden oder die Leser erarbeiten es sich; mit solchem Amtsdeutsch sind keine Massen zu erreichen.

Hübsch anzuschauen sind dann wieder die nicht-linearen Beziehungen zwischen Temperaturanstieg und Folgen:

Für meinen persönlichen Anteil am Klimawandel heißt das vielleicht, dass es nahezu egal ist, ob ich das Licht in der Küche lösche, wenn ich mich dort nicht aufhalte, wenn aber alle Europäer auf Ferienflüge verzichten und überhaupt Flug-Sprit heftig besteuern, könnte das schon einen erkennbaren Unterschied machen. Oder auch, wenn nachts alle unnötigen Lichter wie Gartenlaternen usw. aus sind, verringert das die Insektensterblichkeit, was zu besseren Ernteerträge durch bessere Blüten-Bestäubung führt.

„Lineare“ Gedanken wie „Viel hilft viel“ können auch die reinsten Schadensverursacher sein, wenn z. B. immer schwerere Traktoren den Mutterboden immer mehr verdichten, der somit weit weniger Wasser speichern kann, was dann natürlich nicht die einzige Ursache für Trockenheiten ist, aber mit Wahrscheinlichkeit mitverursachend ist. Das ist wie bei einem total kaputten Auto, bei dem nicht nur die Lichtmaschine getauscht werden muss, sondern noch tausende weitere Teile zu „machen“ sind, ganz zu schweigen von der schließlichen Komplettlackierung.

 

Doch wir scheuen die Komplettsanierung unserer Gedankengebäude und missachten deren Fundamente – zum Beispiel Clara Zetkin zu „begegnen“, ist reiner Zufall, doch dann bleibt sie vermutlich unverstanden:

Ich glaube ja, dass die Meisten mit dem Begriff „Proletariat“ so ihre Schwierigkeiten haben. Dass wir in einer Klassengesellschaft leben, glauben sie, wenn sie in der Bahn in der ersten Klasse sitzen oder sich eine Kreuzfahrt leisten, allgemein herrscht Verwirrung über die Begriffe Proletariat, Proleten und Lumpenproleten, es herrscht die Hoffnung der Mittellosen auf sozialen Aufstieg und Schmieden des eigenen Glücks, aber auch Verzweiflung, wenn das Versprechen sich nicht bewahrheitet, kommt vor.

 

Nur mit der proletarischen Frau
wird der Sozialismus siegen

Rede auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu Gotha

(16. Oktober 1896)

Ein Dokument wie dieses könnte Gegenstand eines Volkshochschul-Seminars oder eines oder mehrerer online-Politquartetts sein; politische Weiterbildung, Erwachsenenbildung muss sein, denn wenn die Wissenschaft im Elfenbeinturm Weisheiten austauscht oder verschleiert, dass sie keine Lust auf Wissen, Weisheit, Fortschritt hat, haben wir nichts davon.

Von einer Sozialwissenschaft, die den Untergang, bildlicher: das Zerbröseln der Familie und der folglich veränderten Rollenbilder, von  Zetkin  offenbar vorausgesehene Phänomene, kaum je anspricht, haben wir ohnehin praktisch nichts. Polemisch gesagt, müssen wir nur noch dieses „Nichts“ mit der Klimakatastrophe, in die wir schlittern, zusammendenken, um möglichst einen Ausweg zu finden.

 

 

Ohnehin sieht man hinterher dem Essen nicht an, ob es von Männer- oder Frauenhand geschaffen wurde; das Klischee Frau-Kinder-Küche-Kirche gilt jedenfalls nicht mehr, und gefüllte Champignons, Kartoffelbrei, Ravioli und Spinat sind auch eine Mahlzeit.

 

Aus Bremen gibt es ein „grünes“ Positionspapier zur Ernährungswende, darin gibt es kaum einen Punkt, der hier im Blog nicht auch vorkommt. Genauere Informationen wären, spontan gesagt, bei den „Ernährungsangeboten in den Quartieren“ interessant:

6. Ernährungsangebote in den Quartieren stärken.
In vielen Quartierszentren und anderen Einrichtungen in Bremen und Bremerhaven gibt es bereits Angebote wie einen günstigen Mittagstisch, um möglichst allen Menschen im Land Bremen eine vollwertige Ernährung zu ermöglichen. Diese Angebote sollen ausgebaut und klimafreundlich gestaltet werden, sodass zukünftig in allen Quartieren günstige, gesunde und vollwertige vegane Speisen angeboten werden.

Ich finde es spannend, wie so ein Gut, Günstig & Vegan-Angebot sich entwickelt, ob es sich etablieren kann, ob es alternativlos bestehen kann. Und ganz spannend finde ich in diesem Zusammenhang die Frage, ob Bremen nun bald eine „Bremer Tempeh-Manufaktur“ besitzen wird.

 

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