Heftige Esslust, Mutanten, Veganate, Haferflockentempeh

Fast-food ist einerseits beliebt, andererseits distanzieren sich viele und sprechen von Junk-food, etwas, das „Junkies“, Süchtige also, suchen und brauchen. Dabei sind Suchtphänomene in allen Kreisen verbreitet, die Suchtstoffe und deren Qualität unterscheiden sich, und beim nun mal lebensnotwendigen Essen verschwimmen die Grenzen zwischen Sucht und Ess-Trieb.

Gebratene Kartoffelstäbchen, mit Käse überbacken: Fettig, schlonzig, knusprig, plus Ketchup – wenn es denn sein muss …?
Aber: Hauptsache, auch das Ketchup ist selbst gemacht, und in Maßen genossen.  „Innovativ“ muss und kann ja nicht immer sein 😉

Krisenzeiten – wann haben wir eigentlich keine Krise? – verändern die Menschen:

In Krisenzeiten suchen die Menschen den Rückzug ins Private, sagen Konsumforscher. Dort trösten sich die Menschen dann mit Schokolade, Pralinen und Knabbereien über die Krise hinweg. Die Hersteller von Süßigkeiten jedenfalls profitieren von den schlechten Wirtschaftsdaten.

Das ist eine alte Beobachtung; seither ist viel Schokolade geschmolzen. Irgendeine Krise herrscht also immer, zumal ja längst auch Polareis und Gletscher unaufhaltsam schmelzen.

Und weil die Menschheit den Tieren (oder der Natur überhaupt)  ihren Platz auf der Welt nimmt, springen im Gegenzug Viren (von Fledermäusen z. B.) über und werden wesensgemäß zu Mutanten.
Zunehmend verbreitet sich nun die Annahme, „Vegan“ sei das Schlüsselwort auf dem Weg zur Lösung -es  ist löblich, aber nicht nötigg, nur um die Tierwelt zu schützen, auf Sauerkraut mit Veggie-Hack und Schwarzbrot zu setzen – wichtig ist es immer, Alternativen zu erwägen.

Zum veganen Hamburger wird auch ein veganes Stück vorgeformtes Kunstfleisch geliefert, so einen „Bun“ kann man auch gebraten auf den Teller legen, der Bratling versucht dann, wie Fleisch auszusehen und zu schmecken – doch, es ist ziemlich saftig und schmeckt nach Fertig-Universalwürze aus einer gelben Streudose mit roter Beschriftung. 

Üblicherweise achten Verbraucher auf den Preis, wer aber „hipp“ sein will, braucht beim Fleischimitat das Markenbewusstsein und wird zum Markenbotschafter – Wir haben also mal wieder eine Ernährungs-Mode samt „viel Wind um wenig“, anders gesagt: einen Mini-Hype.

Mehr Grund zur Freude als beim „Vegan“-Logo, das nicht nach dem Grad der Lebensmittelverarbeitung und Art und Menge der Verpackung fragt, besteht beim „Regionalitäts-Attest“, hier von einer Packung Champigons, die tatsächlich diesen typischen Pilzgeschmack und -Geruch hatten…

 

Ein bisschen Pilzgeschmack kommt auch beim Bohnen-Tempeh zum Tragen – hinter dem kräftigeren von Ingwer, Pfeffer, Knoblauch, Chili und Sojasauce der Marinade. (Das eigentliche Thema „Tempeh“ findet Ihr im separaten Artikel).

 

Wenn Du noch keine Vorerfahrungen mit Tempeh hast, wird es Zeit für die Ersterfahrung. Ab und zu mal die Sojabohne in unsere Küche integrieren – dazu möchte man “Ja” sagen – aber bitte nicht immer nur Tofu. Das Anliegen “Hülsenfrüchte statt Fleisch”  ist doch bekannt…

Das stammt aus einem Artikel über „Tempeh süß-sauer“ und war noch nie „Hipp“ oder „mainstream“, was mir aber egal sein kann.: „Viralität“ ist zu 99,7% ein Mythos, „Mythos“ hier im Sinne von „Erfindung, Einbildung“.

Eindeutig falsch ist die Meinung, Tempeh müsse aus Sojabohnen hergestellt werden, wahr ist, dass sogar Haferflocken seine Grundlage sein können:

Haferflocken-Tempeh, Vorserienmuster 🙂

Das interessante an so einem Tempeh ist, dass das Pilzmycel die Flocken derart „verwebt“, dass man die so besiedelten Flocken wie eine Schaumgummimatte schneiden kann; mit dem entsprechenden Gefäß kann man auch das Tempeh in eine jeweils gewünschte Form bringen – mit reproduzierbarem Egebnis, wenn Wasser, Sporenkonzentration, Temperatur, Sauerstoffzufuhr einmal definiert sind.

Essbar ist das aber auch, Haferflocken sind gesund, konsequenterweise hat die Hafer-Pilz-Fusion einen noch höheren Wert für die Gesundheit, und wer es nicht probieren will, hat schon  – bittesehr:

Mit einer angedickten Kokos-Sahnesauce, die durch viel grünen Pfeffer beeindruckt und viel (hier im Multicooker gedämpftem) Gemüse  ergeben diese „Bratlinge nach Art einer Frikadelle“ allemal eine vollwertige, vegane Mahlzeit. Die Bratlinge enthalten auch ehemals getrocknete Champignons, und die Struktur der pilzigen Haferflocken kann über die Art, in der man sie schneidet, mariniert und eventuell vorbrät, beeinflusst werden. Hier ist also noch viel Raum für die Rezeptentwicklung. 

Die Strukturierung von Pflanzenmaterial mit Hilfe von Pilzmycel ist eine Idee, die in den USA bei „Mushroom Packaging“ seit einigen Jahren für die Herstellung von ökologisch vertretbarem Verpackungsmaterial umgesetzt wird.

Landwirtschaftliche Abfälle werden zerkleinert und mit dem Pilzmaterial … geimpft. Dann gibt man der Mischung einige Tage Zeit, dabei wächst das Myzel. Danach wird das Material erneut zerkleinert und anschließend in die endgültige Form eingebracht, in die es in wenigen Tagen “hineinwächst”.
Mit einem Hitzeschub wird das Wachstum gestoppt und das Material keimfrei gemacht. Die Verpackung ist fertig.

Da fragt man sich, ob es hierzulande keine Nachfrage nach „nachhaltiger Verpackung“ gibt. Immerhin könnten solche Isoliermaterialien auch auf hiesigen Bauernhöfen hergestellt werden, zu fairen Preisen, versteht sich, und so helfen, das Höfesterben zu stoppen. Weil wir nur noch 263.000 Bauernhöfe in Deutschland haben – von denen  jeder Dritte ein Nebeneinkommen als „Energie-Wirt“ erzielt – könnte es im Wandel doch sinnvoll sein, einen „besseren Wandel“ amzuregen  ;-).

 

„Veganat“ – so könnte man ein veganes Vorprodukt nennen, aus dem noch richtige Lebensmittel werden. Als ich das „Tefto„, also den Tempeh-fermentierten Tofu mariniert und gebraten hatte, sah das schon ganz gut aus, und man hätte nur noch eine Agar-Agar-Brühe gebraucht, um eine vegane Sülze zu erhalten:

Auch hierbei ist für Rezept-Entwicklungen, in die die Industrie Millionenbeträge investiert,  noch viel Raum.  Ich finde es dann doch interessanter, in die regionale Produktion – etwa im 15-Kilo-pro-Woche-Bereich, auch seitens der Gastronomie für Gastronomie und Privat-Kunden, einzusteigen, dann eben an vielen Orten, „unverpackt“ und nachhaltig.

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