Ernährungspolitik, Das Wunder des Schmelzens, Fleischlose Rezept-Beispiele, Betroffenheit und machbare Veränderung
Geschrieben am 21. Januar 2023 von KPBaumgardt
„Gesunde Ernährung“ als schmackhaftes, einfach zubereitetes Essen, ist doch ein Ideal – wird als „Nervennahrung“ bemüht, als neuartig dargestellt, als Schlankmacher herausgestellt.
Ernährungspolitik findet statt in einer konfliktreichen, krisenhaften Umgebung, trägt zu den Notlagen bei, ist ein schwieriges, spannungsvolles Thema, aber auch spannend und u. U. erstaunlich einfach.
„Ernährung“ ist mal etwas ganz normales, dann wieder etwas konfliktbeladenes, oder etwas ganz besonderes, oder das, was gesund macht:
Sicherlich kann man den Eintopf vom Vortag auch noch erweitern;
hier zu einem Bohneneintopf mit gedämpfter Roter Beete, Ei sowie Räuchertofu. Anderenorts läuft das unter „Resteverwertung“ und wird über Gebühr gefeiert…
Wenn inzwischen ein Kimchi-Käse-Sandwich als „Nervennahrung“ gehandelt wird, fehlt nur noch der passende Asia-Laden in der Nähe, der dann aber doch nicht die reiche Auswahl an frischen oder bestens gereiften Kimchisorten hat; Um die Möglichkeit, die Sauerkrautverwandtschaft zu Hause fermentieren zu lassen, redet die Spiegel-Autorin Verena Lugert sich herum, das das aber schön und voller Wohlklang:
„Wer mag, gibt noch etwas scharfen Dijonsenf dünn aufs Brot, dann Kimchi, dann den Käse, grillt das Ganze oder brät es ab, lässt das Wunder des Schmelzens geschehen, das zarte Blubbern und Bläschenwerfen des Käses, der an manchen Stellen bräunt und karamellig wird, wenn er auf die heiße Pfanne trifft. Ein paar Chili- oder Peperoniringe obenauf, Frühlingszwiebeln und eine Handvoll frisch-aromatische Korianderblättchen.“
Den Teller mit fermentiertem Tofu gibt es hier nur noch als archivierte Datei, wenn es ihn auch mal in Echt gegeben hat. Rezepte, Rezept-Ideen und Ernährungsbeispiele der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist schließlich eine Wissenschaft für sich – die Fotos lassen sich als Postkartenmotiv gestalten, und wenn jemand fragt, was das soll, ist das paradoxe Kunst, die man gerne erklärt:
Umsonst transportiert niemand einen Teller Essen, bei der Post kostet das Porto, und auch die Bedienung im Restaurant oder zu Hause fordert ihren Obolus. Wer bedient, dient, verdient (im Restaurant) aber wenig, als höherer Staatsdiener oder Funktionär mehr, während die Armut zunimmt:
„Lebensmittel- und Energiekonzerne haben … vergangenes Jahr Milliarden US-Dollar an Zufallsgewinnen erzielt. Zeitgleich nahm extreme Armut wieder zu.“
Die mit den Krisen gewachsene soziale Ungleichheit wird zu einer weiteren Krise, die wir nicht brauchen; Vermögen und Übergewinne harren der Dinge, die da als „gerechte (hohe, spürbare) Besteuerung“ kommen sollten. Bei den Kommentaren zum Artikel fand sich dieser:
„Dafür Einkommen durch Arbeit bis € 50.000 / anno steuerfrei.
ARBEIT muss sich wieder lohnen, nicht Coupon schneiden !“
Die Arbeit zu besteuern. ist vielleicht eine wirksame Methode, Dienstleistungen einzuschränken, Reparaturen werden unverhältnismäßig teuer, und die Waren sowieso. Manchmal wird auch „Gesundheit“ unbezahlbar, wenn das Medikament nicht von der Kasse übernommen wird, aber ob Medikamente die eigentliche Lösung sind, wäre häufig zu hinterfragen.
Brauchen wir noch ein Trendmedikament – etwa zum „schnellen Abnehmen“, oder brauchen wir bessere Vorbilder, die uns gesunden Lebensstil vormachen und uns keinen Bären aufbinden? Wer den Ozempic-Artikel der „Vogue“ liest, kann auch lesen, wie „schlank-Sein“ funktioniert:
Hanna Buehrle braucht wohl kein Semaglutid, frühstückt einen grünen Smoothie (warum eigentlich nicht mit Algen-Zusatz?), abends gibt es Tempeh mit Reis, wobei sie die Tempeh-Einwegverpackung ähnlich ärgerlich findet, wie mich so manche Käse-Hülle aus Plastik nervt. Wären wir Nachbar:innen, würde ich sie von müllfreiem Tempeh naschen lassen.
„Wir Verbraucher*Innen fordern müllfreies Essen“ – das wäre doch das Motto einer zukunftsweisenden Massenkampagne, die verdeutlicht, dass die Verpackung von heute der eigentlich entbehrliche Abfall von morgen ist.
„Lützerath“ ist eben nicht die Haupt-Zerreissprobe der Öko-Republik Deutschland, neben „Kohleverstromung“ als Aspekt des Energieproblems haben wir unter Anderem noch die bekannten Tempoprobleme, den übertriebenen Fleischkonsum, die Gesundheitskosten, soziale Scheren, Bildungsmängel und die zunehmende Politik-Bevölkerungs-Entfremdungsproblematik.
„Klartext reden“ hieße hier die Probleme benennen statt verdrängen, Verzicht und Innovation bewirken statt nur gesteigerte Effinzienz zu fordern, Eigeninitiative zu fördern statt das Konsumgüterangebot Konzernen zu überlassen, die beim Dividenden-Emittieren wie beim Co2 verfahren; Wenn „… jeder Erwerbstätige … höchstens das Fünffache des Mindestlohns verdienen [dürfte ]…“, wären wir dem Gemeinwohl wohl näher als bis dato.
Schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und mehr Effizienz beim Energieverbrauch hat Ricarda Lang gefordert – konkret bedeutet das z. B. die flächendeckende Nutzung des Multicookers, wozu gehört, dass die Prominenz mit gutem Beispiel vorangeht.
Eine feingewürfelte Zwiebel mit ein paar zerkleinerten Knoblauchzehen in reichlich gutem Öl anbraten, dann gewürfelte Zuccini, Paprika, geriebene Gelbwurzel & zerkleinerte Chilischote mit Samen hinzugeben, Weißwein und Gemüsebrühe hinzugeben und bei leichtem Dampfdruck in 11 min. garen.
Miso-Paste, 1 Tl. Soja-Soße & Salz einrühren und nit Spiralnudeln servieren.
Größere Darstellung in neuem Tab
Wenn Du mal so ein Linsen-Pilz-Ragout in relativ kleinen Portionen eingekocht hast, steht Dir das in küzester Zeit zur Verfügung und kann mit einem Rest „Gewürzreis“ und ein paar Scheiben eines gleichfalls schon vorgegarten Blumenkohls im „Dampfbad“ des Multicookers binnen 12 Minuten servierfähig sein.
Während das Genannte aufwärmt, die frischen Champignons zu braten und zu salzen, ist machbar, und einen griechischen Yoghurt mit ein paar Körnchen Salz zu verrühren, auch.
Im nächsten Artikel soll es um die eine oder andere Fleisch-Alternative gehen, um die spannenderen Aspekte neben all der „Ersatz-Produktion“, die zu kaufen offensichtlich schon zur Prestige-Angelegenheit geworden ist.
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