Mega-Trend Fermentation, Wissing und Witzwort, Küchenfeuer

Heftig-deftiger Handkäs‘ – Chinakohl, nach Kimchi-Art – Dinkel, Gemüse und Kimchi-Paste – Mega-Trend Sauerkraut – “Shephard’s Pie” – Lebensmittel-Ferntransporte – Prometheus, die Küche und die Technologieoffenheit

Wenn man einen reifen Handkäs‘ wie hier mit viel Rotwein-Kräuteressig, besten Ölen, Salz und Pfeffer einlegt, ist das nicht mehr weit entfernt vom „Hardrock-Mussick-Stil„, was heißt, der „Käs'“ wird derart reif, dass es blubbert; für mich war das ein unbekanntes Phänomen, das ich in ein paar Tagen verkosten werde. Was es mit der Birne auf sich hat, kommt auch noch dran.

Die Anweisung „Chinakohl-Blätter einzeln waschen und gemeinsam über der Spüle zum Abtropfen aufhängen“ stammt nicht aus dem Kochbuch, sondern sie ist „auf meinem Mist gewachsen“; machen wir von diesem Bild aus einen Zeitsprung:

Im Vordergrund frische Rote Beete, geschält und in dünne Scheiben geschnitten, natürlich mit etlichen Salz-Prisen gesalzt. Dazu Knoblauch und Pfefferkörner.
Bei den Gläsern im Hintergrund kommt die bereits gezeigte Birne nebst einigen Schnipseln Rote Beete zum Einsatz: Trennt man vom Chinakohl die Blattrippe heraus, kommt man zu zwei „Chinakohl-Fraktionen“: Einmal knackig und dick, und dann noch „dünn und blättrig“. Diese werden dann getrennt in ein je eigenes Glas geschichtet und kimchimässig mit der pürierten Paste aus Birne, Roter Beete und Gewürzen bepinselt und schließlich übergossen und beschwert. Im Glas hinten rechts ist auch Chicoree eingearbeitet, um der geheimnisvollen bitteren Wahrheit von Kimchi auf die Spur zu kommen.

Die Kimchi-Paste taugt auch, um einem gegarten Dinkel Geschmack einzuhauchen, hier mit TK-Erbsen, Dosenmais und frisch gewürfelter Karotte und Petersilienwurzel. Dazu passt etwas Tofu aus der Pfanne, muss aber auch nicht sein.

 

Der 2019 eingetretene historische Hype ums umweltfreundlich konservierte Sauerkraut („Sauerkraut … bringt Menschen zusammen. Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Hebertshausen trafen sich kürzlich zur „Aktion Sauerkraut“. Gemeinsam stampften und schnitten sie das Gemüse. Ein Riesenspaß“) war wohl nur lokal relevant – das könnte jetzt mit einem frischen Mega-Sauerkraut-Hype anders werden ;-).

Hier finden wir das Kraut im „Schäferkuchen“ und um ihn herum, nebst fermentierter Karotte und Ingwer, der von seiner Schärfe schon das meiste an die Lake abgegeben hatte.

Die meisten Rezepte für den „Shephard’s Pie“ schreiben wohl einen festen, „klassischen“ Kartoffelbrei vor – ich hatte einen „Fertig-Kloßbrei halb und halb“ benutzt, der ohne Milch und Butter auskam, und überall haben wir dieses Problem der Entfernung von Produzenten und Verbrauchern, die auch eine Ware im Regal finden, die vielleicht schon 700 Kilometer über die Autobahn gefahren worden ist:

Nordsee-Milch aus Witzwort im Rhein-Main-Gebiet – über diesen Witz kann vielleicht der Verkehrsminister Wissing lachen; etwas gegen unsinnige Transporte zu unternehmen, fällt ihm aber nicht ein. Man kann auch Graphiken, die die ökologischen Missstände zeigen, veröffentlichen:

Die Chance auf einen hochrangigen Lottotreffer ist größer als die Wahrscheinlichkeit,  dass Wissing eine geschwindigkeitsbegrenzte Autobahnmaut einführt 😉 .
Ebenso unwahrscheinlich ist die Reanimierung eines platzsparenden Nahverkehrssystems wie dem Aerobus, von dem es nur noch Reste und ein altes Filmdokument gibt. „Wir sind technologieoffen, technologieoffen, techno… „:
Stellt euch mal ein Gehege mit sprechenden Papageien vor, die alle diesen Satz gelernt haben, und vielleicht noch „nolimit, nolimitno“.
Das heißt, sie können von Technologieoffenheit plappern, kommt dann aber eine neue Technologie, wird sie verhindert.

Bei der alten Küchentechnik „Fermentation“ hingegen steht es jedermann frei, sie anzuwenden:

Das ist ein Serviervorschlag für „Handkäs‘ mit fermentierter roter Beete“ – zum eingelegten Magerkäse kommen wir noch.

Festzustellen bleibt hinsichtlich solcher (Küchen-)Technologien, dass sie manchmal der Mode unterliegen, manchmal unverstanden bleiben, manchmal historisch bedingt aussterben, aber manchmal auch eine „Wiedergeburt“ erfahren können.

Der mit Holzscheiten befeuerte Küchenherd ist fraglos nicht mehr massentauglich, eher wird „induktiv“ gekocht, oder es kommt der energiesparende „Multicooker“ zum Einsatz.

Solche und viele andere Techniken sind Bestandteile der Kultur, und wir können mit Armin Grunwald, Professor für Technikphilosophie und Technikethik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), feststellen, „dass die Frage nach der Technik und die Frage nach dem Menschen untrennbar miteinander verbunden seien“.
Der Sage nach wollten die Götter nie, dass die Menschen über das Feuer verfügen, aber es wurde geraubt und von den Menschen ge- und missbraucht, es war von Anfang an mit der Menschheitsgeschichte verknüpft. Wenn wir jetzt weitgehend aufs „fossile Verfeuern“ verzichten sollen, verwundert es nicht, dass dies zu Verwirrungen führt.

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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