Vielfalt Ohne „One-Pot-Pasta“! – Viva La Remolacha Colorada!

Gut 200.000 Internet-Einträge findet eine der üblichen Suchmaschinen für „feta pasta ofen tiktok„, weil vor ca. 3 Jahren ein „ganz schnelles, super-leckeres Rezept“ sich auf magische Weise verbreitet hat, mit vielen Versprechungen und Lobpreisungen die „Hitparade der Volksrezepte“ eroberte.

Das ist alles derart einfach: Man muss es einfach nachkochen, der Sog der Masse wirkt!

Die Nudeln bilden die unterste Schicht, umgeben im „Originalrezept“ einen 200-Gramm-pro-Person Feta-Block, und jede Menge Klein/Cocktailtomaten werden nebst Gewürzen dazugegeben, dann kommt das Ganze in den Backofen, und nach gut einer halben Stunde…
Wir sehen hier allerdings schon eine Variante, bei der ich die Käsemenge drastisch reduziert hatte, einfach, weil nur noch ein Restchen Feta im Kühlschrank war. Als „Wiedergutmachung“ kamen noch Oliven und geviertelte Champignons dazu.

Und vor dem Backen kamen die Zweifel: Werden Die Nudeln bei dieser Methode überhaupt gar – die brauchen doch auch Flüssigkeit?!?!
Ja, da war etwas, also gab ich noch reichlich passierte Tomaten, leicht nachgewürzt, hinzu.

Die Lehre aus diesem Rezept:

Nimmst Du eine schwere Keramik- oder Porzellanform, verringert das die Gefahr, dass das Essen beim Essen auskühlt 😉 .

 

„Es kommt darauf an“, und zwar immer, und vom Gedanken bis zur Gewohnheit ist ein weiter Weg, der besonders dann nicht zum Ziel führt, wenn der Grundgedanke fehlerbehaftet ist.

Man kann durchaus Nudeln in kaltem Wasser in den Backofen schieben und – bedeckt mit Tomaten, erschlagen von Feta, zu einer gewissen Garung bringen, es hat aber mit Lebensmittelchemie zu tun, dass mehrheitlich die Anweisung: „Geben Sie die Nudeln in reichlich kochendes Salzwasser“ gilt.
Kalt angesetzte Nudeln ergeben Nudelmatsch, oder zumindest leicht matschige Nudeln – und nur wer die will, soll sie auch bekommen.

In Zeiten des hochpreisigen Haushaltsstroms und der Energie- und Klimakrise erscheint es übrigens nicht mehr opportun, für so ein „Gericht“ den Backofen zu bemühen. Energiesparendes Dampf-Druck-Garen ist angesagt – nur wer bringt das der „Happy Tick-Tock-Generation“ bei?

Die Idee vom „One-Pot-Kochen“ hat vielleicht bei klassischen Eintöpfen ihren Sinn – ansonsten wird jeder Profi Nudeln oder Reis separat zubereiten.

 

Diese Version des „Pastafotos“ habe ich angefügt, weil man hier sehen kann, wie die Darstellungen sich unterscheiden können, wenn sie mit verschiedenen Kameras erstellt wurden, und jeder kann selbst entscheiden, ob die Frage „mehr oder weniger ausdifferenziert“  wichtig ist. Hinweis: Die verarbeitete Paprika war eigentlich orange.

Viva La Remolacha Colorada!

Mit der Frage

„Wer kümmert sich um nachhaltige Ernährung und darum, wie die aussehen könnte?“

kommt man heutzutage nicht an – sie wird nicht verstanden, weil die Adressaten sie nicht verstehen wollen, aus verständlichen Gründen: Es ist manchem Arzt, der Adipositas-Beratung als private Zusatzleistung betreibt, doch gar nicht recht, die Extra-Dienstleistung nicht mehr fortsetzen zu können, weil die Patienten gesunden.  Bisher genügt es ja, den Patient*Innen mit der Diagnose: „Das liegt an ihrer mangelnden Selbstdisziplin, Sie haben ungenügende Willenskraft“ einen gehörigen, traumatischen Schrecken einzujagen nebst der Überzeugung, untauglich und im medizinischen Sinne (unheilbar!!!)  abhängig zu sein.

Wir wissen nicht, was solche Doktoren noch verordnen, empfehlen, suggerieren, stets nach dem Motto:

»Ich bin der Doktor Eisenbart,
kurier‘ die Leut‘ nach meiner Art,
kann machen, daß die Blinden gehn
und daß die Lahmen wieder sehn!«

Wir wissen aber auch, was diese „Eisenbartdoktoren“ nicht verordnen: Ein förderliches Milieu, in dem gesunde, nachhaltige Ernährung nicht zu kurz kommt. Das würde eine systemische Hinterfragung, Erforschung des Umfelds bedeuten – wobei „Dr. Eisenbart“ sich selbst diagnostizieren, zumindest Kritik „zu erdulden“ hätte.
Er oder sie fragt nicht nach Stress, fragt nicht nach überkommenen Familienregeln, nach Entwicklungsstörungen, Einsamkeit, positiver oder negativer Bindungsfähigkeit, Entscheidungsfreiheit, Hoffnungen oder Befürchtungen, Schlaf- und Essstörungen, ökonomischem Status.

Die „Lehren des kleinen Prinzen„, etwa „… wichtig ist, dass man mit dem Herzen sieht und das „Zähmen“ beherrscht“ haben in der „eisernen Adipositas-Therapie“ nicht den Platz, der ihnen zusteht.

Denken wir an den Film „The Whale„, verdeutlicht sich vielleicht die lebensbedrohliche Rolle der Adipositas samt den mit dieser Krankheit verbunden Schwierigkeiten. Dass sich etwas änderrn muss, ist klar, und ein

Loblied auf die Rote Beete – Viva La Remolacha Colorada!

kann nur ein Teil der Lösung sein – wobei der gesundheitliche Wert der Knolle nirgends bezweifelt wird.

Wenn das keine Sättigungsbeilage ist – was ist es dann?

Die Remolacha Colorada nimmt es geschmacklich mit dem strengsten Camembert auf, wobei, ich vergaß es zu sagen, die Rote Beete hier in ihrer veredelsten Form, nämlich fermentiert, auftritt. Nur noch ein paar Tröpfchen edlen Öls, und wunderbar.

 

Wiederholung

Das obige Zitat des Verhaltensbiologen Konrad Lorenz finde ich „irgendwie schwierig“. Deshalb hier noch ein Versuch, es zu übersetzen:

Trau‘ Dich, zu sagen, was Du denkst,
stelle sicher, dass Du gehört wirst,
dass Deine Message verstanden wird.

Wollen die Anderen auch das, was Du willst?
Vielleicht scheitern wir am „Können“ –
doch selbst mit Wollen und Können darf
es nicht am „Machen“ scheitern, oder,
ist es „vollbracht“, aufgegeben werden.

Bezieht man diese edlen Zeilen auf gescheiterte Persönlichkeiten, hört allerdings die Gemütlichkeit auf und der spöttisch-überhebliche Charakter einer Eisenbartschen Bemerkung „… wie gewollt, aber nicht gekonnt“ bricht auf, lässt ans Servieren einer großen Portion Remolacha Colorada auf der Schreibtischplatte im Sprechzimmer denken.

Der subversive Charakter subtil-suspekter Nahrungszubereitungen kann beim abschließenden Rezeptvorschlag nur angenommen werden – „was drinsteckt, weiß nur der Koch“:

Gerollte und gedämpfte Spirulina-Maultasche, auch in größerer Ansicht lieferbar…

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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