Geschrieben am 23. Januar 2008 von KPBaumgardt
Laut einer Meldung bei Karmakonsum gibt es bei Ritter-Sport bald eine Bio- und Fairtrade-Schokolade.
Als Marktführer im deutschen Schokoladenmarkt setzt Ritter-Sport damit das Zeichen, dass ehemals alternative Konsumgewohnheiten nun auch auf dem Massenmarkt zum ökonomischen Faktor werden.
Dabei geht aus dem verlinkten Spiegel-online-Artikel mit der schludrig getexteten Überschrift „Grüne Schokolade“ wenig Konkretes hervor:
„Knapp 200 Tonnen biologisch hergestellten Kakaos“ wurden 2007 bei einer Kooperative in Nicaragua geerntet, Ritter bietet 3000 Euro pro Tonne, ca. 50% mehr als den Weltmarktpreis: „Um einen Anreiz für größere Liefermengen zu bieten“, und „500 Bauernfamilien produzieren mittlerweile in Zusammenarbeit mit der Kooperative von Waslala“.
Dabei geht es um Edelkakao, nicht um die Massenware aus Afrika. Irgendeine Ziffer als „den Weltmarktpreis für Kakao“ anzugeben, ist wohl ebenso unmöglich, wie „den Preis“ für Holz zu nennen: Es kommt auf die Sorte und die Qualität an.
Recherchen auf der Ritter-Homepage zur geplanten Bio-Ethikschokolade ergaben, dass eine Fair-Trade-Bio-Schokolade von Ritter vielleicht in zwei Jahren auf den Markt gebracht wird. Die Hersteller-Homepage wurde kürzlich radikal umgestaltet und berichtet jetzt auch über „cacaonica„, das Land, in dem der Kakao wächst.
Frage 1:
Es wäre mal interessant zu erfahren, wer die Idee dazu hatte – und zu der Spielerei mit der „Community der Schokoholics“ 😉
Von den Arbeits- und Lebensbedingungen der weit entfernten Kooperative in Nicaragua können wir uns noch keine präzise Vorstellung machen, solange es kein Kooperativen-Blog gibt.
Dabei hätten doch erst bloggende Campesinos die Möglichkeit, sich ein Bild von den Bedürfnissen und Lebensbedingungen ihrer Endkunden zu machen – und umgekehrt.
Es geht vielleicht auch um mehr, als nur um Bilder: Ein direkter Dialog, und sei er „nur“ über technische Hilfsmittel geführt, hat eine andere Qualität als das Hörensagen. Oder sind die Landarbeiter Analphabeten?
Ähnliches gilt, nebenbei, auch für die Näherinnen der hippen Jeans, die Kaffeebauern, die Handymonteure usw..
Wie auch immer: Es gibt eine Schokoladenmarke, die schon immer quadratisch war und es auch immer bleiben wird.
Frage 2:
Wird das sympathische Familienunternehmen aus Waldenbuch die direkte Kunden-Mitarbeiter Kommunikation, etwa in Form eines Firmenblogs, und, noch wichtiger, den Dialog zwischen Kakao-Anbauern und Verbrauchern vermitteln?
Frage 3:
Wenn der Rohstoff 1 Euro pro Kilo mehr kostet, wieviel macht das dann bei einer 100-Gramm-Tafel aus?
Bin mal gespannt, ob auf der Bio-Fach auch über Schokolade diskutiert wird.
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