Bio- Öko- Fair-Trade-Schokolade

Laut einer Meldung bei Karmakonsum gibt es bei Ritter-Sport bald eine Bio- und Fairtrade-Schokolade.

Als Marktführer im deutschen Schokoladenmarkt setzt Ritter-Sport damit das Zeichen, dass ehemals alternative Konsumgewohnheiten nun auch auf dem Massenmarkt zum ökonomischen Faktor werden.

Dabei geht aus dem verlinkten Spiegel-online-Artikel mit der schludrig getexteten Überschrift „Grüne Schokolade“ wenig Konkretes hervor:

„Knapp 200 Tonnen biologisch hergestellten Kakaos“ wurden 2007 bei einer Kooperative in Nicaragua geerntet, Ritter bietet 3000 Euro pro Tonne, ca. 50% mehr als den Weltmarktpreis: „Um einen Anreiz für größere Liefermengen zu bieten“, und „500 Bauernfamilien produzieren mittlerweile in Zusammenarbeit mit der Kooperative von Waslala“.

Dabei geht es um Edelkakao, nicht um die Massenware aus Afrika. Irgendeine Ziffer als „den Weltmarktpreis für Kakao“ anzugeben, ist wohl ebenso unmöglich, wie „den Preis“ für Holz zu nennen: Es kommt auf die Sorte und die Qualität an.

Recherchen auf der Ritter-Homepage zur geplanten Bio-Ethikschokolade ergaben, dass eine Fair-Trade-Bio-Schokolade von Ritter vielleicht in zwei Jahren auf den Markt gebracht wird. Die Hersteller-Homepage wurde kürzlich radikal umgestaltet und berichtet jetzt auch über „cacaonica„, das Land, in dem der Kakao wächst.

Frage 1:
Es wäre mal interessant zu erfahren, wer die Idee dazu hatte – und zu der Spielerei mit der „Community der Schokoholics“ 😉

Von den Arbeits- und Lebensbedingungen der weit entfernten Kooperative in Nicaragua können wir uns noch keine präzise Vorstellung machen, solange es kein Kooperativen-Blog gibt.

Dabei hätten doch erst bloggende Campesinos die Möglichkeit, sich ein Bild von den Bedürfnissen und Lebensbedingungen ihrer Endkunden zu machen – und umgekehrt.

Es geht vielleicht auch um mehr, als nur um Bilder: Ein direkter Dialog, und sei er „nur“ über technische Hilfsmittel geführt, hat eine andere Qualität als das Hörensagen. Oder sind die Landarbeiter Analphabeten?

Ähnliches gilt, nebenbei, auch für die Näherinnen der hippen Jeans, die Kaffeebauern, die Handymonteure usw..

Wie auch immer: Es gibt eine Schokoladenmarke, die schon immer quadratisch war und es auch immer bleiben wird.

Frage 2:
Wird das sympathische Familienunternehmen aus Waldenbuch die direkte Kunden-Mitarbeiter Kommunikation, etwa in Form eines Firmenblogs, und, noch wichtiger, den Dialog zwischen Kakao-Anbauern und Verbrauchern vermitteln?

Frage 3:
Wenn der Rohstoff 1 Euro pro Kilo mehr kostet, wieviel macht das dann bei einer 100-Gramm-Tafel aus?

Bin mal gespannt, ob auf der Bio-Fach auch über Schokolade diskutiert wird.

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13 Kommentare zu “Bio- Öko- Fair-Trade-Schokolade”

  1. Mich interessiert auch wie viel letztendlich auf die Tafel drauf geschlagen wird. Eigentlich dürften es ja nur 10 cent sein. Also bei EXTRA würde sie dann 0,89 Euro kosten…wenn man nicht noch für’s LOGO und das gute Gewissen zahlen muss 😉

    Ich finde RITTER sollte über solche Projekte und ihr Vorhaben mal ein bisschen mehr reden. Ich würde eher zugreifen, wenn ich wüsste, dass es sich um fair gehandelte Schokolade handelt, hinter der ein gutes Projekt steht … bloß eine still und heimlich gelaunchte Website animiert nicht dazu. Sowas gehört auf die Verpackung und in ein Blog.

  2. Was dann vor allem auf die Verpackung gehört, ist das offiziell anerkannte Fairtrade-Logo.
    Bis dahin bleibe ich bei den Schokoladen der gängigen Marken aus dem Weltladen. Die GEPA deklariert z.B. alle Zutaten aus fairem Handel, bei Schokolade ist das vor allem Zucker. Die günstigste Sorte (Milchschokolade) in Bioqualität kostet dort übrigens etwa 1,40 Euro.

  3. Bei der GEPA hängen die Preise stark von der schließlichen Verkaufsstelle und deren Preisgestaltung ab. Kakaopulver habe ich kürzlich für 2,99 EURO gesehen – das halbe Pfund, also das vierfache des Einkaufspreises.
    Für weniger als ein Drittel des GEPA-Preises bekommt man wiederum Kakao ohne Siegel, der dann geschmacklich allerdings auch abfällt.
    Im Sektor Edelschokolade kaufe ich eigentlich nicht ein:
    "In kostbaren Sortimentsboxen sind auch Kollektionen von mundgerechten Täfelchen zu erwerben. Preisbeispiel für 75 Gramm „Guanaja“/ „Manjari Orange“ ca. 3,10 €."

    Von der französischen Firma Valrhona habe ich mal im Gewürzhaus Kakaopulver zum Hochpreis erworben, wobei tatsächlich der Markenname seinen Aufpreis gekostet hat.
    Der mexikanische GEPA-Kakao ist m.E. durchaus ein Edelkakao – ganz zarter Geschmack, feines Aroma. (vgl. Schokopuddinggetränk und Puddingpulver selbstgemacht). Die Ghana-Bio-Fairtrade-Sorte habe ich noch nicht probiert.
    Für mich gehört Kakao in die Küche wie andere Lebensmittel auch, von daher würde ich ihn auch in der Kilo- oder Pfund-Packung kaufen – das senkt den Preis ja noch einmal.

  4. Habe gestern eine Meldung zu der Ritter-Öko-Fair-Schokolade gefunden:
    http://www.lz-messeblog.de/ism/2008/01/28/quadratisch-praktisch-bio/
    Noch eine Link:
    http://marktcheck.greenpeace.at/1559.html

  5. Die Frage „Ist Bio auch Fair Trade“ sollte bei dieser Gelegenheit auch einmal beantwortet werden!

  6. […] Etwas ähnliches wie die Darjeeling-Kampagne wünsche ich mir für hochwertiges Kakaopulver… […]

  7. […] Auf einem Halbtags-Messebesuch auch noch die Frage des fairen (Kakao-) Handels erschöpfend beantworten zu wollen, wäre wohl eine Überforderung. […]

  8. @elvedina:
    Die Frage muss man ganz klar verneinen!
    Bio kann Fair Trade sein, muss es aber nicht und ist es ganz oft auch nicht, gerade wenn es um Ware aus Entwicklungsländern geht.
    Genau weiß ich es leider nicht mehr – ich habe dementsprechend auch keine Quelle parat – aber vor einiger Zeit gab es einen kleinen Skandal bei Demeter oder Naturland, weil die Arbeitsbedingungen so schlecht waren.

  9. […] Ob Under-cover-Journalist, oder Partei/Gewerkschaftsfunktionär – immer sind es andere, die für die "Analphabeten" die Stimme erheben; der "kleine Mann" hat nichts zu sagen. Und, in Entwicklungsländern, auch nicht die Möglichkeit, sich zu artikulieren: Kein Internetanschluss im Urwald. […]

  10. @ Karla: Würde mich gerne mehr um diese fair-trade Sache kümmern, aber wahrscheilich sollte sich mal ein Insider dazu äußern. Danke für Deinn Beitrag; ist einleuchtend.

  11. […] Auch über die Bedingungen, unter denen die Klamotten hergestellt werden, dürfte ruhig noch viel mehr diskutiert werden. Und dann fragen wir uns, ob bedruckte T-Shirts wirklich so toll sind, wie die Drucker glauben machen wollen. Schließlich sind auch die bestgemeinten Slogans nur eine Art Werbung, und davon haben wir doch eigentlich schon viel zu viel. Was "fair handeln" bedeutet, ist auch noch unbeantwortet. […]

  12. […] 1.) War da noch etwas mit der Bio-Schokolade; Ritter hat endlich geantwortet…  2.) stellt sich die Frage: Hat das Format 125 x 125 eine Zukunft, als nettes Werbebanner, und wenn ja, welche? 3.) gibt es wohl unzählige Beispiele für Verhältnisse, in denen eben nicht alles im Lot, bzw. im Gleichgewicht, in der Balance ist, zum Beispiel: […]

  13. […] einem Beitrag aus dem Januar: “Bio-Öko-Fair-Trade-Schokolade” hier noch ein […]

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Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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