Alle … Wieder: Geschenke-Stress, Klimatiere, Süßkartoffelsuppe, Generalstreik?

Konflikte und Proteste gibt es auch in Schule und Familie, und das Schenken soll nachhaltig über die Bühne gehen. Andererseits sollen Kinder zum Umwelt-Engagement motiviert, müssen klimafreundliche Rezepte schmackhaft werden. Und wann kommt der Klima-Generalstreik, wenn überhaupt?

Unsere Kids haben es nicht leicht, wenn sie im Kunst-Unterricht „Sinnvolles und Schönes“ schaffen sollen und gleichzeitig ein gewisses Unbehagen, ein Groll und Protestbedürfnisse sich ausdrücken wollen; dann kann so etwas passieren:

JEDES JAHR
DIE GLEICH
e SCHEISE  !

Die Aufgabe hatte gelautet: „Gestaltet eine Weihnachts-Geschenktüte!“ Was ein neunjähriger Drittklässler daraufhin gestaltet hatte, fand die Missbilligung der Lehrerin, die das Kunstwerk in einem blauen Brief an die Eltern rügte. Darüber regte sich die eine Oma auf, und sie machte den Fall twitteröffentlich, wurde so gehörig, seelisch-moralisch unterstützt, doch nach etwaigen, unterdrückten Familien-Konflikten fragte niemand.

Der Bub, dessen Tüte zudem mit einem dynamisch vom Himmel herabschwebendem, zwei Stinkefinger präsentierenden Superman illustriert war, scheint einen Nerv getroffen oder ein Tabu verletzt zu haben; wir wissen aber nicht, wen er, mit was für einem, in dieser selbstgestalteten Verpackung überreichten Geschenk hätte beglücken wollen.
Die Lehrerin hätte die grenzüberschreitende Ignoranz gegenüber dem unausgesprochenen Harmoniegebot auf der Sachebene wegbügeln können mit einem „Vom Ansatz her interessant, aber mit starken Mängeln – z. B.  „… versucht sich erfolgreich im Blocksatz, jedoch regelwidrig mit Rechschreibfehlern“, insofern leider nur kanpp ausreichend“.

Man kann viel, also mehr oder weniger verschenken – damit das Geschenk als solches erkennbar wird, braucht es eine Verpackung. Dafür eignen sich Geschenke-Tüten hervorragend, sie sind wiederverwendbar und legen mit jedem Umlauf an „Würde“ zu.

 

So gesehen, war die Themenwahl „unserer“ Lehrerin durchaus progressiv, altbacken ist lediglich ihr Umgang mit den Emotionen, die der Neunjährige in schwach verschlüsselter Form mitteilte. Zumutbar halte ich unter diesen Umständen einen Eintrag von Sandor Ferenzi ins Lehrer*innen-Stammbuch, der auch ohne zu gendern für jegliches Geschlecht, jegliche Orientiertheit gilt:

Allenfalls müßte dafür gesorgt werden, daß der Unterricht etwas unterhaltender wird und der Lehrer nicht als gestrenger Tyrann, sondern wie ein Vater – dessen Vertreter er eigentlich ist – mit den Kindern umgeht.

Wir sehen, „Schule“ ist ein weites Feld, es gibt sogar Waldschulen, es fehlen Gartenschulen, es fehlt die Pädagogik mit und in der Natur, die psychoanalytische Pädagogik ist noch im Verzug, die musische Förderung wird vernachlässigt, „die Technik“ ist neben „Pisa“ das Steckenpferd der Kultusminister.

„Kindgerecht“ kann es im Museum zugehen, wenn wir befragt werden, in welcher Art wir uns zur Klimakrise verhalten:

Sicherlich hätte man auch Schwein, Ziege und Hammel für den Vergleich bemühen können; sicherlich wäre – angesichts des Klimaprimats – viel mehr interdisziplinärer Input angebracht:

„Von Interdisziplinarität ist die Politikberatung bei Klimathemen weit entfernt. Fachwissen zu Kommunikation und Bildung fehlt fast völlig. … Rat holt sich die offizielle Klimapolitik vor allem von Ökonomie, Natur- und Technikwissenschaften“

Dabei ist zu bedenken, dass sich auch die Entscheider in Schilda, die, als in der Stadt das Salz knapp wurde, entschieden, auf den Äckern Salz auszusäen, um Salz ernten zu können. Aktuell geschieht Ähnliches – um Bäume in der Wüste wachsen zu lassen, wird energieaufwändig Meerwasser entsalzt, und die giftigen Rückstände lassen im Meer  leblose Todeszonen entstehen.

Ökonomen, die den allgemeinen Wohlstand mehren, indem sie die Armen der Inflation aussetzen und auf unsere wahrhaft paradiesischen Zustände hinweisen, verwechseln, weil sie nichts dazu können, „Paradies“ und „Schlaraffenland“, und unterschlagen unwissentlich, dass beides „nur“ Mythen oder schöne Märchen sind, Adipositas nichts mit Wohlstand, sondern sehr viel mit der („sozialen“) Umwelt zu tun hat, ignorieren, dass in unserem Paradies Wohnungslosigkeit, Hunger und Elend durchaus Realität sind, neben gesundem und auch unverdientem, übertriebenem Wohlstand. Die allererste Zeitenwende hatte übrigens der Biss in den verbotenen Apfel ausgelöst; ein Zurück zum Paradies, gar ein aktueller Aufenthalt dort, ist schon aus religiösen Gründen völlig ausgeschlossen und jeder Gedanke daran ist ein vergeudeter.

 

Nach Rackete und Momo ist Veränderung nur möglich „durch die Vielen, durch das Organisieren der Gesellschaft und eine Vielfalt von Beteiligungsformen“.  Man müsse „hin zur Organisierung der gesamten Bevölkerung“.

Da stellt sich ja wieder die Frage, woher diese Organisation kommen könnte, und wie sie ausgestaltet würde, und jedem einzelnen (Grüppchen), wer hier welche Aufgabe hätte.  Wer noch einen Funken „Helfen-wollen“ im Leibe hat, geht als Helfer*in zur Tafel oder eröffnet eine Suppenküche nach Vorbildern in der Weimarer Republik?

Rezept

Süßkartoffelsuppe  – hier in einer einfachen Version.

Zunächst wurde ein kleiner Bund  Frühlingszwiebeln geschnitten und 5 min angebraten, zur Seite gestellt. Angebraten wurden dann Würfel von Süßkartoffel, Zwiebel, Karotte, Speisekartoffel, Ingwer, Knoblauch und eine in Ringe geschnittene frische Chili; aufgegossen mit Hühnerbrühe und dem Wasser eingekochter Tomate.

Garen: Einige Minuten unter Dampfdruck, dann pürieren und abschmecken mit Salz. Auf dem Teller kommen die warmgehaltenen Frühlingszwiebeln hinzu, zur Verfeinerung noch etwas Hanföl mit seiner einmaligen Viskosität oder anders gesagt, weil es so einen weichen Geschmack vermittelt.

 

Winfried protestiert gegen die Zustände und bittet um unsere Aufmerksamkeit – bitte:

Wenn das auch kein Gute-Laune-Beitrag ist, verdient, besser verlangt er doch  Aufmerksamkeit. Wir wollen ja das ganze Volk  mobilisieren bis hin zum Generalstreik für bessere globale Klimabedingungen, oder auch nicht.

Von dem Quäntchen Aufmerksamkeit, das für verbesserte Produktions- und Umweltbedingungen insgesamt zu erhaschen ist, zieht die selbsternannte „LG“, also die „Last Generation“, momentan geschätzt 91% auf sich und ihren Protest. „Protest, Protest, Protest“ lautet hier augenscheinlich das Programm und auch „Tempolimit“ und kostenloser Personennahverkehr. Das sind zwar die Sektoren, auf denen die Ampel jedes Entgeggenkommen als Einknicken betrachteten würde und sich verfahrenerweise „bestimmt nicht erpressen lassen“ will, aber Sekundenkleber wirkt sehr attraktiv auf die öffentliche Aufmerksamkeit und hält sie gefangen. Probleme wie artgerechte Tierhaltung, Mülllawine, Glyphosat und viele Weitere bleiben derweil ungelöst.

Wer die Allgemeinheit mobilisieren will, muss mit ihr kommunizieren – in der direkten, nicht-aversiven Begegnung und auf dem Weg über die Kommunikatoren. Mit der Präsenz in den Nachrichten ist es nicht getan. Wo wird „die Sache“ zur Sprache gebracht – etwa auch bei der alljährlichen Foodblogbilanz?

Vielleicht ist es aber auch allzu  aufreibend, Kontakte zu knüpfen und „Allianzen zu schmieden“. Trotzdem möchte ich vorschlagen: Macht das Publikum zu Akteuren! Oder regt wenigstens, wo das Publikum beim Zuschauen verharren will, an, dass es dialektisch über das, was es so zu schauen gibt, nachdenkt, nachdenkt über Alternativen zwischen Schwarz und Weiß, über den Weg aus Überkonsum und Überdruss, aus Vergeudung und Verarmung hin zur aus Sorge entstandenen Pflege der Umwelt.

 

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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