Fabel-Jammer-Weisheiten, Bildungslücken, Aroma-Tempeh, Maronen-Suppe, Klima-Aufkleber
Geschrieben am 4. Dezember 2022 von KPBaumgardt
Die schulischen Bedingungen sind z. T. sehr schwierig, also reformbedürftig. Bei neuen Ernährungsgewohnheiten geht es nicht nur um „Peanuts“, sondern auch ums Klima, dem wir, von den „Klimaklebern“ inspiriert, mehr Beachtung schenken wollen.
Besser Keine Bildung als Gar Keine Bildung?
Bei der Diskussion von (schulischen) Fördermassnahmen und „Corona-Aufholprogrammen“ hat die ZEIT unzulässige Verhältnisse dargestellt:
Sechsklässler können nicht lesen – und wenn sie etwa Fabeln interpretieren sollen, kommen viele nicht mit.
„Nachhilfe und Förderstunden können ohnehin nicht all die Probleme der Kinder lösen“, sagt eine Lehrerin, die ihre Verbeamtung nicht durch das Bekannt-Werden ihrer kritischen Einstellung gefährden will.
„Schon bei den kleinsten Konflikten reagierten viele der Kinder mit Geschrei, Beleidigungen und körperlicher Gewalt. … Andere Kinder verweigerten alles: Sie beteiligten sich nicht am Unterricht oder kämen gar nicht erst zur Schule.“
Bild: Das Schwein, die Ziege und der Hammel
Diese Fabel von La Fontaine endet wie folgt:
„… höre … auf zu jammern! Du weißt, dein Unheil steht fest, was hilft also noch das Weinen und Klagen, wenn du doch nichts mehr ändern kannst?“
Was hilft den aktuell Betroffenen die beste Analyse der (Gewalt-)Verhältnisse, die schönste Fabel-Interpretation, wenn die Lage hier und heute hoffnungslos ist?
Vielleicht fehlt es den Schülern auch an unmittelbarer Umwelterfahrung – sicher können einige keinen Spatz von einer Amsel unterscheiden, keinen Löwenzahn von Salat: Das bedeutet, dass außerschulische Bildungsarbeit zu leisten ist und die Gesellschaft dem Lebensabschnitt „Kundheit“ allgemein mehr Beachtung widmen muss. Und dass Lehrer*innen aus Furcht vor der Nicht-Verbeamtung die Klappe halten, ist auch kein Zustand.
Wenn an anderer Stelle die fehlende Ernährungskompetenz beklagt wird, könnte mehr „Learning by Doing“ helfen. Die Schule ist zu verschult, wenn selbsterklärende Fabeln noch interpretiert werden, zu verkopft, wenn gesunde Ernährung mit Schaubildern und Papppyramiden erklärt und der Einsatz an Schneidbrett und Multicooker gemieden wird.
Nüsse machen nicht fett…
Dass
Nüsse eine besondere Zusammensetzung haben, die verhindert, dass man
vom Nüsse-Verzehr an Gewicht zunimmt – kann man behaupten.
Derart
„geschult“ richtig reichlich „Knabberspass“ mit (am besten noch
gesalzenen) Erdnüssen zu gourmandisieren, verlangt nach einer
knallharten Belehrung: „Erdnüsse sind keine Nüsse, sondern Leguminosen“.
Das wiederum will der „gute Batman“ nicht wahrhaben, doch schließlich
muss die Wahrheit siegen…
Verwandt ist die Hülsenfrucht Erdnuss jedenfalls mit der Hülsenfrucht Kichererbse und folglich zur Fermentation, zur Veredlung als Tempe. In jeder Schulküche könnte man es zubereiten.
Am Besten frittiert, bis die Röstaromen knallen
Dünn geschnittenes, mariniertes Tempeh aus der Pfanne ist eine gute, nach Wunsch und Würzung geschmacksintensive Suppeneinlage.
Die Röstaromen werden noch in unserer aufgeklärten Gesellschaft verklärt, fetischisiert gar, so, dass es schier unmöglich ist, sich dem zu entziehen. Mit ein bisschen Miso und Soja-Sauce in der Marinade kann man aber über den „Fleischmangel“ hinwegsehen.
Verbündet mit der Macht der Gewohnheit
Auch „frittiert und knusprig“ wird gern genommen und z. B. auf den Illustrationen auf der Fischstäbchen-Packung pseudo-realistisch dargestellt. Dass das Endprodukt sich dann auch mal als eher matschig entpuppt, gehört zum faulen Zauber, der auf der unbewussten Ebene wohl Hungersnöte abwenden soll – wenn es schon nichts richtiges gibt, will man auch nicht so genau hinschauen.
Ein panierter Tempehbratling mit Sauce und Salatgarnitur könnte optisch den allgemeinen Erwartungen entsprechen, letztlich den Gewohnheiten entsprechen, und selbst zur Gewohnheit werden.
Die starke Maronensuppe – Mit der Kraft der Esskastanie
Wäre die „grüne Woche“ eine herbstliche Veranstaltung, könnten Ernährungspolitische Entscheider*innen anhand der Herstellung einer Maronen-Suppe öffentlich ihre Kompetenz beweisen und ihre Kenntnisse vermitteln, die nur Wenige besitzen.
Ansonsten kann man auch selbst experimentieren und Messer wetzen, um die harte Schale einzuritzen, kreuzweise.
Die geschälten Maronen haben eine recht lange Kochzeit, lassen sich dann mit Gemüsebrühe und wahlweise Roter Beete pürieren, würzen und z. B. mit Kapern, Schnittlauch und Hanföl dekorieren.
Kastaniensuppe – in voller Größe
Bei der Ernährungskompetenz haben wir das gleiche Problem wie bei Bildung allgemein: Es werden Überzeugungen vermittelt, Marken als Kaufobjekt verankert, und die „Erziehung“ geht nicht soweit, dass die Vorgaben hinterfragt werden könnten.
Also gibt es Tütensuppe im Teller und vierrädrige Autos auf den Strassen – dass drei Räder mit weniger Rollwiderstand genug sind, wird aus der aktuellen Praxis verbannt:
Ein leider kurz geratener Film über ein Automuseum mitten in der US-Pampa, das eine kleine, feine Dreiradausstellung besitzt.
Klimaforscher Anders Levermann:
„Wir finden im endlichen Raum unendliche Möglichkeiten“
„Seit langem begleitet er den Klimawandel wissenschaftlich und betrachtet Verbote als unumgänglich: Doch der Physiker Anders Levermann hält nichts von einer Verzichtsmoral, die den Einzelnen für ausbleibende politische Entscheidungen in Haftung nimmt.“
Er
meint auch, dass wir den Unterhaltungsbedürfnissen der Menschen zu
wenig gerecht werden: Es muss nicht immer um das mehr „haben“ gehen, und
Wachstum auf dem kulturellen Sektor gefährdet die Natur eigentlich
überhaupt nicht.
Doch eigentlich mangelt es an „Live-“ Angeboten, die eine Kommunikation mit dem sowie innerhalb des Publikum(s) ermöglichen.
Texturiert mit Olivenöl und etwas Kartoffel: Eine fast beliebige glatte Gemüsesuppe.
Das EXTRA zum Schluss:
KLIMA-Aufkleber, schnell gemacht
Während
die Protestierenden der „letzten Generation“ eigentlich „nur“ darum
kämpfen, dass sie, ihre Forderungen, ihre Erwartungen wahrgenommen und
beachtet werden, müssen sie sich von Ex-68-ern und deren direkten Nachfolgern sagen lassen, nicht der Zweck heilige die Mittel, der Schuss mit dem Sekundenkleber ginge nach hinten los.
Wenn
das einer wie Cohn-Bendit sagt, so hätte er es besser von gut 50 Jahren
seinen Sponti-Spezies und sich selbst gesagt, auch: „Wir haben keine
Ahnung, aber dreschen Phrasen, zerbrechen Porzellan, hüten antiautoritär
die Kinder und sind verwundert, wie ähnlich wir ihnen sind.“
Als Bewegungs-Anwalt hat es Gregor Gysi im Interview mit der WELT Anfang Dez. 2022 so formuliert:
„… die sollen versuchen, Schritt für Schritt eine Methode zu finden, wo sie die Mehrheit der Bevölkerung mitnehmen und nicht vor den Kopf stoßen“.
Meinetwegen sollen sie auch versuchen, den Dialog mit der Bevölkerung herzustellen, vom hohen Ross der Auffassung, politische Bewegung finde nur auf „der Straße“ statt und werde da entschieden, und „die“ hinter dem Ofen hervorzuholen.
Protest-Kleben
ohne Strassenblockade ist machbar, z. B. mit Aufklebern. Die stellt die
Industrie zum relativ günstigen Preis zur Verfügung:
Aufkleber selbst ausdrucken – auch mit eigenem Entwurf.
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