Geschrieben am 15. Dezember 2008 von KPBaumgardt
Immer mal wieder lesen wir verheißungsvolle Überschriften:
Kein Kochstress – Jeden Tag 1 Pfund weg
wird vollmundig versprochen. Wo? Bei einer Frauenzeitschrift für den kleinen Geldbeutel.
Der Job, Hektik und Stress machen es uns oft schwer, eine Diät durchzuhalten. Hier sind die perfekten Rezepte, die lecker schmecken, …
Wir verzichten auf die Wiedergabe der „perfekten Rezepte“ und stellen uns einmal kurz die harte Realität vor:
„Kalte Küche“ ist bei einer „Bürodiät“ angesagt, wenn die Küchenausstattung der Kleinfirma gerade mal aus Kaffeemaschine und Wasserkocher besteht – damit kann man sich allenfalls eine Tüten- oder Bechersuppe heißmachen.
Das zweite Frühstück – meist so gegen neun Uhr zehn Minuten, oder eine Viertelstunde wird also am Schreibtisch eingenommen, eine Pause, bei der natürlich das Telefon, wenn es klingelt, Priorität hat.
Zum üblichen Kaffee passt bei der üblichen Bürodiät, was man sich auf die Arbeit mitgebracht hat: Wurst- oder Käsebrot, Kekse, Schokokekse. Oft ein „Alibiyoghurt“.
Üblich sind auch Schokoladen- und Pralinendepots in der Schublade, die als Energielieferanten bei Stress- und Ausnahmesituationen herhalten sollen.
Wo es keine Betriebskantine gibt, stammt das Mittagessen auch mal vom Imbiss – meist frittiertes.
Viele Angestellte essen am Schreibtisch – vor sich den Monitor, neben sich die üblichen Büroutensilien und natürlich die Arbeit. Man widmet dem Essenungefähr so viel Aufmerksamkeit wie ein Autofahrer, der während der Fahrt ein Brötchen isst.
Die Mahlzeit muss dann schnell gehen – denn in der Mittagspause kann man ja nicht nur essen, es gibt noch mehr zu tun.
Das Frühstück wird vorzugsweise aus der Hand gegessen, Geschirr ist auch beim Mittagessen „unpraktisch“, die Teeküche ist zum Spülen nicht der richtige Ort.
Besprechungszimmer mit ausreichend großem Tisch gibt es zwar, aber die sind für Besprechungen…
Soweit die eher unvollständige Beschreibung der Umstände, unter denen die Mahlzeiten eingenommen werden.
Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es meist, Verbesserungsvorschläge gibt es selten, weil das Interesse an einer Verbesserung gering ist.
Ein Mustertag gefällig?
Bürodiät – Tag X
Frühstück
(ca. 230 kcal)
Orangen-Müsli mit Sonnenblumenkernen
1 mittelgroße Orange (150 g) in Stücken, 2 EL Haferflocken (20 g), 1 TL Sonnenblumenkerne (evtl. in der Pfanne ohne Fett kurz rösten), 1 Becher (150 g) fettarmer Naturjoghurt, Süßstoff; dazu Kaffee oder Tee (mit Süßstoff)
Büro-Snack
(ca. 140 kcal)
Edamerbrot mit Gurke
1 kl. Sch. (45 g) Vollkornbrot, 1/2 Sch. Edamer 30% Fett i.Tr.; dazu 1/2 kl. Salatgurke in Scheiben, Pfeffer, Salz
Mittagessen
(ca. 345 kcal)
Kartoffelsalat mit Möhren und Schinken
250 g Kartoffeln, 1/2 Tasse Instant-Gemüsebrühe, 1 große Möhre in Würfeln, 25 g magerer Kochschinken in Streifen, Salz, Pfeffer, 1 EL Weißweinessig, 1 Msp. Senf, 1 EL Öl, etwas Frühlingszwiebelgrün in Ringen
…Nachmittags
(ca. 65 kcal)
200 g Erdbeeren
Abendessen
(ca. 440 kcal)
Kalbsschnitzel mit Spargel in Kerbelschaum, Pellkartoffeln
250 g Kartoffeln, …
Snack
2 Kiwis (120 g)
Insgesamt: ca. 1280 Kilokalorien, 63 g Eiweiß, 39 g Fett, 146 g anrechnungspflichtige KH, BE/KE: 12 |
Vielleicht gibt es heute auch noch diese Abreißkalender, die jeden Tag auf der Rückseite Auskunft zur Frage: „Was koche ich heute“ geben.
Man hat halt das Kalenderblatt vormittags abgerissen, vielleicht mal einen Blick auf die Rückseite geworfen, die Stirn gerunzelt oder auch nicht – dann ist das Kalenderblatt im Müll gelandet. Ein ähnliche Funktion scheinen diese Rezepte in Frauen- und Apotheken-Zeitschriften von heute zu haben.
Nicht ganz sinnlos, nicht ernstzunehmen, überflüssig, aber alltäglich.
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