Geschrieben am 11. Oktober 2008 von KPBaumgardt
In der Medizin gibt es häufig den Fall, dass mehrere Symptome regelmäßig in Kombination auftreten, was bei der Diagnose einer bestimmten Krankheit helfen kann.
Das Zusammentreffen mehrerer Symptome, die gemeinsam eine Erkrankungsform bilden, wird als Syndrom bezeichnet.
Bezogen auf den Stoffwechsel („Metabolismus“) spricht man vom „Metabolischen Syndrom“.
Beim Metabolischen Syndrom fängt alles mit dem „Wohlstandsbauch“ an! Das Bauchfett lässt dann häufig mehrere Stoffwechselfunktionen entgleisen. Der Blutdruck und die Blutfette sind erhöht, und der Zuckerstoffwechsel funktioniert nicht mehr einwandfrei.
Das Bauchfett produziert gefährliche Hormone, die über das Blut im ganzen Körper verteilt werden und in der Folge die Arteriosklerose (Blutgefäßverkalkung) sowie einen schweren Diabetes mellitus auslösen können.
Insulin und Diabetes
Insulin ist das zentrale Stoffwechselhormon, das von besonderen Zellen (Betazellen) in der Bauchspeicheldrüse produziert wird.
Es zirkuliert im Blut und transportiert Zucker an die Muskelzellen, die ihn zur Gewinnung von Energie bei Arbeit verbrennen.
Durch die hormonelle Störung verliert das Insulin seine verbrennende Wirkung am Muskel, daher wird eine vermehrte Insulinproduktion (Hyperinsulinämie) ausgelöst, die Muskeln verlieren jedoch ihre Empfindlichkeit für Insulin (Insulinresistenz), und die „Betazellen“ der Bauchspeicheldrüse gehen durch die Überproduktion zugrunde.
Ohne Insulin steigt der Blutzuckerspiegel aber unkontrolliert, der Kranke muss in diesem Stadium daher Insulin von außen zugeführt bekommen.
Anders gesagt:
Stellt man sich die Körperzellen als Häuser vor, die eine Eingangstür mit einem Schloss besitzen, dann ist das Insulin ein Schlüssel, der das Türschloss aufschließen muss, bevor die Energie in Form von Glucose in die Körperzellen – also die Häuser – gelangen kann. Diesem Modell (Insulin = Schlüssel, Insulinrezeptor = Schloss, Zelle = Haus) folgend, passiert bei einer Insulinresistenz dies: Die Zahl der Türschlösser zu den einzelnen Häusern nimmt ab und teilweise werden die vorhandenen Türschlösser verbogen, sodass die an sich in ausreichender Zahl vorhandenen Schlüssel nicht mehr passen. [Quelle]
Erhöhter Zucker im Blut führt zu Folgeschäden am Auge, Herz, Nieren, Nerven und Gehirn. Andererseits kann erhöhter Zucker durch Muskelarbeit abgebaut werden. Das heißt: Genügend Bewegung, ausgewogene Ernährung und damit Gewichtsnormalisierung ohne Bauchfett können das Metabolische Syndrom und seine Folgen verhindern. Medikamente, vor allem Insulin, unterstützen diesen Abbau, sollen aber immer von Ernährungskontrolle und ausreichender Bewegung unterstützt werden.
Wann liegt ein Metabolisches Syndrom vor?
Von einem “Metabolischen Syndrom” sprechen die Ärzte, wenn drei der fünf folgenden Kriterien vorliegen:
- Taillenumfang: > 102 cm (Männer), > 88 cm (Frauen)
- Erniedrigtes „gutes Cholesterin“ (HDL), < 40 mg/dl (Männer), <50 mg/dl (Frauen)
- Erhöhte Nüchternblutzuckerwerte (über 100 mg/dl)
- Blutdruck: > 130/85
- Erhöhte Neutralfette (Triglyzeride) > 150 mg/dl
Durch diese Risikofaktoren steigt das Gesamtrisiko für ein Herz-Kreislauf-Problem deutlich an.
Besonders dramatisch erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn gleichzeitig eine die Diabetes fördernde Stoffwechsellage, eine Fettstoffwechsel-Störung, ein Bluthochdruck sowie Übergewicht vorliegen.
Etwa bei 20 Millionen Menschen in Deutschland besteht das Metabolische Syndrom.
Geändert werden kann es im wesentlichen durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten.
Pro verlorenes Kilo Fettmasse sinkt der Blutdruck um mehr als 1 mm Hg; das Herzinfarkt-Risiko nimmt deutlich ab. Der Blutdruck-Effekt ist umso ausgeprägter, je höher der Ausgangsblutdruck ist.
Unbehandelt führt das Metabolische Syndrom voll ausgeprägt zu Herzinfarkt und Schlaganfall und damit vorzeitigem Tod.
Die Gefahren des metabolischen Syndroms haben sich – im Groben – so langsam herumgesprochen. Dementsprechend wird auch gelegentlich nach
metabolische Diät
gesucht. Gemeint ist wohl eine Diät gegen das metabolische Syndrom – doch das ist eine schwierige Frage. Zunächst einmal: keine Softdrinks !
Studienteilnehmer, die täglich mindestens einen Softdrink (0,35 l) konsumierten, entwickelten um 50 bis 60 Prozent öfter ein metabolisches Syndrom als diejenigen, die weniger als einen Softdrink pro Tag hatten. Dieser Trend hatte auch unter Adjustierung anderer möglicher Risikofaktoren Bestand.
Zwischen dem Effekt von Diät- und regulären Getränken bestand nur ein marginaler Unterschied: Bei Konsumenten der „normalen“ Softdrinks war das Risiko um den Faktor 1,62 erhöht, bei Liebhabern der kalorienreduzierten Variante um den Faktor 1,53.
Möglicherweise senkt der Konsum des süßen Schlabbertrunks auch anderen Süßigkeiten gegenüber die Hemmschwelle.
Nachtrag:
Als geeignete Kostform bei Vorliegen des metabolischen Syndroms (oder auch zur Vorbeugung) hat sich in Studien die mediterrane oder auch Mittelmeerdiät erwiesen. Diese beinhaltet, kurz gesagt:
viel Obst, Gemüse, Vollkorn, Oliven-Öl sowie mäßiger Aufnahme von Fisch und Alkohol. Möglichst wenig sollten Milchprodukte, Fleisch und Süßigkeiten gegessen werden.
Dabei sind 30 Gramm Nüsse pro Tag nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.
(Ärztezeitung)
Weitere Quellen:
Gesundheitstipps
drzehnle
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