Die Mitnahmezentrale – Transportaufträge von und für jedermann
Geschrieben am 16. September 2008 von KPBaumgardt
Ein relativ einfaches Konzept zur Nutzung ungenutzer Frachtkapazitäten, die im Individualverkehr noch brach liegen:
Der Individualverkehr beinhaltet über das gegebene Maß hinaus noch weitere Möglichkeiten; allgemein sind Autos außer dem Fahrer leer, und auch im Kofferraum lauern Transportkapazitäten. Wie kann man diese nutzen?
Ameisen bewegen sich emsig hin und her, tun dies im Rahmen einer staatlichen Ordnung, und für den Betrachter ist kein Leerlauf zu erkennen. Jeder zurückgelegte Weg dient augenscheinlich einem Transport; es gibt keinen Leerlauf. Eine gewisse Organisation bzw. Koordination ist gegeben. Die Übertragung des Beispiels bietet sich an…
Schon seit längerer Zeit gibt es Mitfahrzentralen, die – aus meist ökonomischen Gründen – Mitfahrgelegenheiten vermitteln. Für kürzere Strecken oder die Mitnahme von Gütern lohnt sich der Aufwand (Anmeldung, Formulare, Absprachen) jedoch nicht. Lösungen, denen die kombinierte Nutzung von Internet und anderen Kommunikationsmitteln zugrundeliegt, müssten noch entwickelt werden. |
Es genügt nicht, wenn einige wenige Fahrten als Angebot vorliegen, sondern es müßte ein größerer Anteil verfügbar werden.
Eine „intelligente“ Verknüpfung mehrerer Fahrten mit der Option des Umladens, ähnlich einer automatischen Fahrplanauskunft, erhöht Möglichkeiten, dass eine Fracht ihr Ziel erreicht.
Vor jeder Fahrt gibt der Fahrer – möglichst langfristig – die Ladekapazitaet und die Fahrstrecke an. Alle Daten werden an die Mitnahmezentrale weitergeleitet und mit den Transportaufträgen abgeglichen.
Wie und wo die Be- und Entladung stattfindet (Bringen/Holen, Zeitpunkt), wird anhand der je eingegebenen Prioritäten festgelegt.
Auskunftssysteme, die z.B. Satellitennavigation benutzen, erhöhen die Zuverlässigkeit der Anschlüsse. Die Einsicht in die ökonomischen und z.B. kommunikativen Vorteile des Systems sollte sich durchsetzen.
Beim Transport von Waren wird die Tatsache, dass viele Fahrten sowieso stattfinden, genutzt Z.B. soll eine Kiste Wein von A-Dorf nach B-Stadt gebracht werden: Ein Dorfbewohner, der sowieso nach c-Dorf fahren muss, bringt die Kiste dort einem Autofahrer X vorbei, der am nächsten Tag sowieso nach B-Stadt fährt.
Dabei muss nur X einen geringfügigen Umweg in Kauf nehmen, was sich aber verrechnen lässt.
Für Kurieraufträge bis zu Päckchengröße können auch beispielsweise Individualreisende, die per Bahn unterwegs sind, eingebunden werden – oder Radfahrer, usw..
Dieses Konzept wurde bereits Mitte 1999 veröffnetlicht, aber natürlich nicht aufgegriffen. Vielleicht ist ja jetzt die richtige Zeit dafür gekommen.
Dass „Die Leute“ schon für einen kleinen Vorteil bereit sind, einem Verein beizutreten, zeigt aktuell die „Ikea-Family“: 5 Mio Mitglieder…
Die „Mitnahmezentrale“ bietet ihren Mitgliedern immerhin einen realen Mehrwert…
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Abgelegt unter: Nachhaltigkeit | 7 Kommentare »
das hört sich erst mal nicht schlecht an. aber wenn ich drüber nachdenke, fallen mir zumindest zwei knackpunkte ein:
– wird die effizienz (treibstoff, arbeitsstunden, verwaltung) an die von einem kommerziellen system (ups, dhl etc.) rankommen?
falls nein, werden ressourcen unnötig verbraucht.
– dann ist da noch die frage der haftung, falls mal was wegkommt. an so wasmuss man ja leidergottes auch immer denken.
oder?
Die Treibstoffeffizienz ist über den Preis geregelt; Umwege werden bezahlt, machen den Transport aber für den Auftraggeber uninteressant, wenn sie zu groß sind.
Im Beispiel mit der Weinkiste fällt eine zusätzliche Fahrtstrecke nur in B-Stadt an, bei einem herkömlichen Transport müsste der Auftraggeber aber zusätzlich für eine aufwändige Transportverpackung sorgen und zur Post (und zurück) fahren.
Der Verwaltungsaufwand sollte nicht viel höher als z.B. bei einer Amazon-Bücherbestellung sein.
Der Transport kann dadurch verfolgt werden, dass jede Übergabe per SMS an das System gemeldet wird. Wer das Transportgut übernimmt, ist für die nächste Etappe verantwortlich.
Es geht hier aber weniger um die tausend Detailprobleme, (auch: Was ist, wenn ein Übergabetermin „platzt“ – dann findet das System einen alternativen Weg)), die sicherlich lösbar sind .
Stellen wir doch zunächst einmal die Vorteile heraus; etwa den, dass so auch eine Sonntags-Spazierfahrt einen, wenn auch kleinen, ökonomischen Nutzen haben kann, wenn man das Eine mit dem Anderen verbindet.
@florian:
Ich denke auch, dass sich die Effizienz ökonomisch realisiert. Treibstoffverbrauch ist eines dabei, das andere ist die Flottengröße. Z.Z. werden schon auch mal leere Transporter durch die Gegend gejagt.
Die Frage nach der Haftung nicht rechtzeitig zugestellter Pakete stellt sich erst im professionellen Umfeld. Da gäbe es wiederrum sowohl Chance wie auch Hemmnis. Zwischen wirtschaftlichen Konkurrenten müsste Kommunikation stattfinden. Damit meine ich weniger die grossen Paketdienste, als die unzähligen kleinen Kurierfahrer.
Im Grunde muss man den Mehrfachnutzen von Ressourcen im privaten, wie um geschäftlichen Umfeld einen höheren Stellenwert einräumen. Durch die hohe Technisierung des Arbeitsprozesses und die Entwertung der Materialkosten wird da viel verschenkt. An anderer Stelle haben wir mal so etwas für Druckereien diskutiert. In einer Art Börse kann man freie Plätze auf Druckbögen anbieten/kaufen, die sonst unbedruckt blieben und im Altpapier landen würden.
… wird bisher noch recht selten als reale Möglichkeit gedacht; momentan finden sich rund + 900 Einträge hierzu, meist als Frage, wer etwas mitnehmen kann.
Klaus-Peter
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