Wellness für das Gewissen

Esskultur, Gutmenschen und Proleten

Beim Essen geht es  eben nicht nur um Sättigung, sondern um Kultur – ein echter Demokrat mampft keine Dosenravioli, sondern hat massenkompatiblem Fast-Food so kritisch zu begegnen wie politischer Volksverblödung.

So weit ein Zitat, das Wolfgang Siebecks Einfluss auf unser Denken belegen sollte.
NutriCulinary hat gratuliert, und dem Glückwunsch möchte Fressnet sich anschließen.   

Gewissens-Wellness, käufliches Gewissen

Beim Essen und Trinken sieht Professor Wolfgang Ullrich, Medientheoretiker der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Bio- und Fairtrade-Produkte im Fokus.

Da sie meist  teurer als konventionelle Güter sind, scheint hier gutes Gewissen besonders käuflich, so Ullrich auf der Tagung des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen über nachhaltigen Konsum in Mainz.
Mehr zu zahlen als man zahlen muss, beweist die besondere Opferbereitschaft für Ökologie und Nachhaltigkeit, obwohl meistens doch der eigene Egoismus vor der Sorge um die Umwelt stehe.
Problematisch: Ärmere seien so von vornherein ausgeschlossen, haben also keine Chance auf ein bisschen Erleichterung für ein reines Gewissen.

„Man kann von einem modernen Ablasshandel sprechen“

meinte Ullrich. Wie im Mittelalter versuche man, sich vom „Fegefeuer freizukaufen“.

Ullrich warnte, man müsse tatsächlich um den gesellschaftlichen Frieden bangen.
Immer mehr drohe ein sozialer Antagonismus zwischen selbstbewussten Konsumbürgern mit ihrem guten Gewissen als oberstem Statussymbol und disqualifizierten Konsumversagern. Er halte es für unwahrscheinlich, dass sich bewusster Konsum nach und nach gesamtgesellschaftlich durchsetzen kann.

aid infodienst, aid-PresseInfo Nr. 38/08 vom 17.09.2008

Also, ich finde das zu kompliziert gedacht: Erstens weiß niemand, was ein Antagonismus ist, zweitens müsste man, will man schon das Wort verwenden, auch noch zwischen Haupt- und Nebenwidersprüchen unterscheiden. So hat das doch keinen Zweck. Und das Wort „Konsumversager“ ist doch auch ein bisschen arg abwertend: Sind das nicht eigentlich die Verlierer, deren Einsatz jetzt die Gewinner eingestrichen haben?

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Schuldgefühle, Liebesentzug, Erpressung

Hallo, liebe Freundinnen und Freunde,

da bin ich mal wieder! Wie Ihr seht, mit einem Korb voll bitterer Themen!

Die hat mir nämlich wieder mal meine Freundin gemailt, die, die meint, ich bräuchte alle 14 Tage einen Newsletter, und ich solle sie doch am besten adoptieren.  abonnieren.

Heute hat sie sich von Frau Wolf, das ist eine Universalpsychologin, die zu allem und jedem einen Bestseller schreibt, beraten lassen. Bei Fressnet ist die schon mal durchgefallen: Übergewicht und seine seelischen Ursachen hat dem Klaus-Peter überhaupt nicht gefallen.

Heute schreibt sie:

„Dass Sie Opfer eines Emo-Erpressers gewor­den sind, merken Sie daran, dass Sie sich von einem Menschen unter Druck gesetzt fühlen, scheinbar grundlos wütend auf ihn sind oder Lust bekommen, ihn zu verletzen. Widerstehen Sie diesem Impuls ebenso wie der Versuchung, auf die Erpressung einzugehen, um Ruhe zu haben. Das Einzige, was hilft, ist die Flucht. Wir sagen, wie Sie die verschie­denen Emo-Erpresser erkennen und ihnen entkommen können.“

Also, das ist ja ganz klar Populär-Psychologie. Ich glaub ja, mein Macker ist auch so ein Emo-Erpresser: „Nimm erst mal noch fünf Kilo ab, dann bekommst Du auch einen neuen Bikini“, sagt der.

Und eine halbe Stunde später: „Leilah, mein Augapfel, ich liebe Dich, so wie Du bist, und auch, wenn Du noch zwei Zentner mehr wiegst“.
Klar, wenn ich mich überhaupt nicht mehr in die Öffentlichkeit traue, hat er mich ganz für sich. Das ist dann keine Erpressung, aber Freiheitsberaubung und krankhafte Eifersucht.

Aber soll ich deswegen flüchten? Niemals! Wenn ich dem ganz sachlich erkläre, dass er schon mal das Geld für den neuen Bikini ansparen soll, ist er ruhig. Es ist doch besser und aufrichtiger, mit offenem Visier zu kämpfen!

In Wirklichkeit hat er ja bloß eine massive Angst, nicht wichtig genug zu sein, nicht gesehen zu werden oder mich zu verlieren, wenn ich ihn nicht immer verstehe oder nicht weiß, wo er sich befindet. Klar?

Dass er manchmal wirklich unerträglich ist mit seiner Angst, mich zu verlieren – dieser klettenhaften Anhänglichkeit, bei der mir die Luft zum Atmen fehlt, weil er immer und überall schon längst da ist, diese Unart, sich immer unentbehrlich machen zu wollen:

Ach ja, ach nein, manche Menschen sind halt so. Letzte Woche habe ich von dem Fritz Riemann „Grundformen der Angst“ gelesen – also, ich muss sagen, es gibt da vier Grundformen, und alle haben sie irgendwie eine Meise. Ich ja auch. Und die Frau Wolf: [ psst! ]

Manche haben das mit dem Liebesentzug (und erst mit dem Double-Bind) voll drauf. Ich könnte Euch da ja noch viel mehr erzählen, aber Ihr könnt auch bei der Nicole noch was über Erpressung weiterlesen. Die hat mir gerade gemailt, sie fände mich unheimlich nett und erst-zunehmen, wenn ich auf ihren Artikel über Emo-Erpressung hinweise.

Klar, dass ich da nicht nein sagen kann, oder?

Eure

LEILAH

 

P.S.: Da ich immer noch keine e-mail-Adresse habe, könnt Ihr mich über das Kommentarformular benachrichtigen. Aber bitte keine „Kontaktwünsche“, ich bin doch schon glücklich verbunden. Und wenn es doch unbedingt sein muss, dann bitte mit Foto.

 

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Uri Avnery

Uri Avnery, der große alte Mann der Friedensbewegung (er erhielt u.A. 2001 den renommierten alternativen Nobelpreis) wird 85.

Friedensgespräche

„… Man wechselt nicht nur Worte, man tauscht Blicke aus, unfreiwilliges Mienenspiel, unbewusste Gesten. Man überredet und wird überredet auf vielfache Weise, bewusst und unbewusst. (…) Man schließt nicht anders Frieden als mit Feinden, und man schließt nicht Frieden mit Feinden, die man verabscheut oder als unmenschliche Monster betrachtet. [Quelle] (Avnery 1988, S. 405)

Avery führte, als Israeli, Gespräche mit der PLO, in einer Zeit, in der offiziell nichts mehr ging.

Wie dekadent ist Olivenöl – oder Armut tötet

Herr X war heute besonders schlau, trug sich im Kommentarfeld als „Fototasse“ ein, dazu einen Link, über den man Fototassen bestellen kann, und wollte im Beitrag mit dem Olivenöl-Test kommentieren:

Der Artikel stimmt mich wirklich nachdenklich. Du hast sicherlich Recht, auf der einen Seite hungern die Menschen und wir untehalten uns hier über kostbares Olivenöl. Sehr dekadent.

Soll der gute Mann einmal nachdenken – wenn es bloß etwas nutzt!

Der Olivenöl-Beitrag war völlig wertneutral, von Armut und Olivenöl war aber unter Olivenöl, handgepflückt die Rede – allerdings nicht unter dem Aspekt der Dekadenz, sondern mit dem Hinweis, dass, wer will, dass die Pflücker ordentlich bezahlt werden, das Öl nicht geschenkt bekommen kann.

Von Armut war hier auch schon im Zusammenhang mit dem Blog-Action-Day die Rede, aber von einem offenkundig hungrigen Spammer kann man nicht erwarten, dass er sich die Mühe macht, am passenden Ort zu kommentieren.

 

Wenn etwas gegen Armut und armselige Verhältnisse unternommen wird, kann das Grund zur Hoffnung sein.

Wenn aber, in der Hoffnung auf ein paar page-Impressions oder – im Bereich Politik: Stimmen – nur dumm herumgesülzt wird, ist das empörend. Und infam: Dekandent und überflüssig sind wahrscheinlich die Fototassen.

Hingewiesen sei hiermit auf den

WHO-Report: “Soziale Ungleichheit tötet”

im Ärzteblatt.

Ein Mädchen stirbt in Lesotho 42 Jahre früher als in Japan. In Schweden stirbt eine von 17.400 Frauen während der Schwangerschaft, in Afghanistan ist es eine von acht.

Bei den Bloggern findet der WHO-Report keine Beachtung, dafür gibt es skurrile Reports über die

Auswertung mobiler Endgerätezugriffe (Smartphones, Handys) … Anbei einige ausgewählte Grafiken und am Ende findet Ihr den

und Anderes. „Soziale Ungleichheit“ ergab innerhalb der Blog-Suche 34 Treffer; In Worten: Vierunddreissig.

Dass das Thema gemieden wird, ist aber auch verständlich: Bekanntlich wird man ja vom Blitz erschlagen, wenn man das Thema anspricht 😉 .

Perspektiven der Selbsthilfe im Dialog

Die AOK Hessen veranstaltet regelmäßige Treffen für die Selbsthilfegruppen bzw. deren Vertreter – mit steigender Tendenz, denn das Engagement in Selbsthilfegruppen nimmt zu.

Somit kann auch der Bericht von einer regionalen Veranstaltung beitragen, allgemeine Tendenzen abzubilden.

Vorträge mit anschließender Diskussion und Workshops am Nachmittag bieten weiterführende Informationen zur Selbsthilfearbeit.


Bei der Idsteiner Veranstaltung am 22.08. war der Bürgermeister, Gerhard Krum, anwesend, und brachte zum Ausdruck, dass die Gesundheitspolitik sich bis in die kommunale Ebene auswirkt und „Gesundheit“ zu einem Schwerpunkt der Stadt-entwicklung geworden ist.

Hier zum Beispiel Krankenhaus, Ärztehaus und die Ausbildung in Medizinischen Berufen, an der Fachhochschule in Idstein Ergo-, Logo- und Physiotherapie, aber auch Gesundheitsökonomie, deren Bedeutung bei der medizinischen Versorgung – ob man es will oder nicht – ständig zunimmt.

Krum sprach die Präventionsarbeit der „Gesundheitskasse“ und auch die Bereiche Ernährung und Bewegungskultur an, denn die Gesellschaft wird einerseits älter, andererseits werden Bewegungsmangel und Ernährungsprobleme bei den Kindern Spätfolgen mit sich bringen.

Die Arbeit der Selbsthilfegruppen sei eine gesellschaftliche Notwendigkeit.

Ralf Metzger, Abteilungsleiter Politik und Presse bei der AOK Hessen, erläuterte die Gesundheitsreform bzw. den kommenden Gesundheitsfond.

Der Teufel wird hier wieder mal im Detail stecken – Die Diskussion von Therapietreue (compliance) bei chronischem Übergewicht jedenfalls wäre schwierig…

Die Arzt-Patienten-Beziehung

… war das hierzu passende Thema, vorgetragen von Dr. Friedhelm Meyer von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland in Gießen.

Es ging um unterschiedliche Behandlungs- und Beratungsstile, die Möglichkeit, konsensuell über die Therapie zu entscheiden und – mehr am Rande – Fragen der Persönlichkeit des Behandlers.

Als „Versuchsleitereffekt“ bezeichnet man ein Phänomen, das sich bei folgendem Experiment gezeigt hat:

Hundert Ratten wurden in zwei Gruppen auf- und Studenten zugeteilt. Die Studenten sollten den Ratten bestimmte „Kunststückchen“ beibringen und ihnen wurde gesagt, dass die Ratten aus Gruppe eins besonders intelligent, die aus Gruppe zwei eher „dumm“ wären – in Wirklichkeit war an dieser Eingruppierung nichts Wahres dran.

Im Ergebnis jedenfalls lernten die Ratten aus Gruppe eins besonders schnell, weil die Studenten von ihnen überzeugt waren.

So haben im Bereich der Psychotherapie Studien über die Wirksamkeit der unterschiedlichen Studien das Ergebnis erbracht, dass die Person des Therapeuten entscheidend ist, nicht, welcher Methode er anhängt.

Zu umfangreich für eine Darstellung in diesem Rahmen war auch der Workshop zum Thema

Foundraising

Für gemeinnützige Gruppen und Initiativen gibt es – Phantasie und Engagement vorausgesetzt – im Kleinen und im Großen noch viele Mittel-Quellen, aus denen geschöpft werden könnte. Dr. Karl Friedrich Rittershofer informierte sehr überzeugend und hat auch angeboten, im Bedarfsfall eine persönliche Rücksprache zu ermöglichen.

Weitere Links:

Selbsthilfe – Lobby für Patientinnen und Patienten

Adipositas-Selbsthilfegruppen stark unterrepräsentiert

Selbsthilfegruppen – Suche für Hessen (AOK)

Selbsthilfe Adipositas/Übergewicht

Den Blog Action-Day: "Armut" boykottieren!

Wieder kursieren Aufrufe an die Blogger, am Blog-Action-day teilzunehmen, diesmal unter dem Motto „Armut“.

Vor einem Jahr ging es ums „bloggen für die Umwelt„. Es wurde nie richtig klar, wie viele Blogs damals teilgenommen hatten – günstigenfalls 20.000. Das Prinzip der „riesigen Blogparade“, alle Beiträge synchron an einem Tag zu veröffentlichen, hat jedoch gravierende Nachteile:

Es kommt zu keiner Vernetzung, weil alle Beiträge singulär erstellt werden.
Wenn alle Beiträge zum Thema am gleichen Tag herausgelassen werden, macht sich das zwar in der BAD-Statistikik ganz nett, aber es kann keine Diskussion untereinander aufkommen.
Um auf andere Beiträge zu der „Blogparade“ Bezug zu nehmen, kann man nur einen Nachtrag zur Blogparade erstellen, und die Vielfalt der Beiträge ist erschlagend.
Damit verlieren die Leser aber schnell das Interesse und sind übersättigt, was das jeweilige Thema betrifft. Die Wirkung der Beiträge verpufft wie die der Zeitungs-Schlagzeile vom Vortag.

Energie, Armut, Hunger – das sind zwar alles wichtige Themen, aber wer sie festlegt, bleibt unbestimmt.

Ich persönlich möchte zum Thema nationale oder internationale Armut nicht bloggen – „Hey, das ist einfach nicht richtig, wie viele da unter der Armutsgrenze leben …“ wäre allzu inkompetent. Es gibt sicherlich Andere, die davon mehr verstehen, dann reicht es auch, diese zu verlinken.

So, wie das im Moment abläuft, ist die Themenwahl ein undemokratischer Prozess, die Einübung in die Unterwerfung unter undemokratisch gefallene Entscheidungen. Es bleibt nicht die Wahl des Themas, sondern nur: Teilnehmen, ja oder nein.

So, wie der BAD jetzt organisiert ist, handelt es sich nur um ein bisschen Meinungsbildung ohne die Perspektive, Einfluss zu nehmen.
Bloggen als Massenphänomen und in der Masse bloggen – ob wir ausgerechnet das nötig haben?

Abnehmen, Diät und Evidenz

Seit gut zehn Jahren dringt ein neues Wort in unseren Sprachgebrauch ein, bei dem man sich fragt, wie die Wissenschaft früher ohne diesen Begriff auskommen konnte:

Evidenzbasierte Medizin (EbM, von englisch evidence-based medicine „auf Beweismaterial gestützte Heilkunde“)

Die EbM erlaubt Aussagen, die auf der Grundlage von nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden. Der Wirksamkeitsnachweis erfolgt dabei durch statistische Verfahren.

Was Evidenz bedeutet, liegt ja eigentlich auf der Hand und ist „augenfällig„; bei einer Studie des „Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWIG) spielte sie eine besondere Rolle:

Das Institut hatte vom „gemeinsamen Bundessausschuss“ (?) den Auftrag bekommen, „bereits bestehende Disease-Management- Programme (DMP) um ein Modul zur Adipositas-Therapie zu ergänzen.“
[Ärzteblatt]

Auf Deutsch gesagt, geht es um einen Baustein zur Verringerung des Übergewichts in der Bevölkerung, das seuchenartige Ausmasse annähme.

Man will also vielleicht politisch handeln und hätte gern eine verbindliche Richtschnur, eine Leitlinie:

 

Keine eigene Prüfung der Evidenz

Zusammen mit externen Sachverständigen haben die Kölner Wissenschaftler systematisch nach evidenzbasierten Leitlinien zum Thema Adipositas recherchiert. In einem ersten Schritt bewerteten sie deren methodische Qualität. Danach extrahierten sie die darin enthaltenen Empfehlungen und prüften, inwieweit diese … auf hochwertigen Studien beruhen. Insgesamt konnten die Wissenschaftler 10 Leitlinien einschließen. Erneut überprüft wurde die Evidenz, die den einzelnen Empfehlungen zugrunde lag, allerdings nicht.

Man hat also Studien und Anleitungen zum Abspecken im Hinblick auf erwiesene Wirksamkeit durchgesiebt, wobei das Kriterium „Evidenz“ von den geprüften „Leitlinien“ selbst mitgebracht werden musste.

Somit

konnten die Wissenschaftler in den Leitlinien vergleichsweise viele evidenzbasierte Empfehlungen zur Gewichtsreduktion identifizieren.

Anders stellte sich die Situation bei den Versorgungsaspekten Einteilung, Monitoring, langfristige Gewichtsstabilisierung sowie bei Qualitätsindikatoren und der Koordination der Versorgung dar. Hier gibt es nur wenige Empfehlungen, die … durch hochwertige Studien belegt sind.

Üblicherweise ist es kein besonderes Problem, einem Patienten Ratschläge, wie er abnehmen kann, zu geben, aber schon schwieriger, sein weiteres Schicksal im Auge zu behalten. Wie der Verlauf sich langfristig entwickelt, und was eine gute langfristige Betreuung wäre – dazu gibt es zu wenige Aussagen.

Und auch, was hilft, teilt das IQWIG mit:

Zur Gewichtsreduktion gelten kalorienreduzierte Ernährung, körperliche Bewegung sowie verhaltenstherapeutische Verfahren als Mittel der ersten Wahl. Sie sollten möglichst kombiniert werden. … Bestimmte Erkrankungen können eine Gewichtsreduktion schon bei relativ geringem Übergewicht erfordern.

Es scheint, als ob diese (kommenden) Leitlinien nicht viel Neues bringen. Formal haben die Wissenschaftler sicherlich korrekt gearbeitet, auch offengelegt, wie sie ermittelt haben.

Wenn Patienten professionell betreut werden sollen, kann man mit Leitlinien und Qualitätsmanagement etwas erreichen, vorausgestzt, die Leitlienien stimmen und das QM greift – so die Annahme.

Faktisch ist der Umfang der ärztlichen und therapeutischen Betreuung jedoch begrenzt und unter den gegebenen Umständen nicht ausbaufähig, und die Übergewichtigen, die eigentlich in Behandlung gehören würden, betreiben „fröhliche Selbstmedikation“.

„Leitlinien zur Vorbereitung strukturierter Behandlungsprogramme“ greifen – gemessen am tatsächlichen Verhalten der Zielgruppe und den beschränkten Ressoucen bei der geforderten Behandlung – voll daneben.

Die „Krankheitseinsicht“ hat bei den Übergewichtigen etwas schizophrenes: Heilung wird zum Teil auf eine Art gesucht, die krank macht. Wir sehen das an den Fragen, die „die Leute“ haben; diese Fragen sind zum Teil vernünftig, zum Teil zeugen sie von äußerst unrealistischen Erwartungen:

„die besten tipps schnell und viel abnehm“
„mayo 1 el gramm“
„abnehmen kostenlos“
„ingwer diät“
„nudel diät“
„rezept kürbis kartoffel“

Dies war eine zufällige und unsortierte Stichprobe aus den Suchanfragen. „Schnell und viel abnehmen“ ist ein häufig geäußerter Wunsch, der bekanntlich auch ständig geschürt wird (gelbe Presse usw.), und es werden Erwartungen geweckt, die ziemlich direkt zum Jo-Jo Effekt führen.

Was eine evidenzbasierte Meta-Studie auch nicht leisten kann, ist, die Perspektive, übergewichtige Individuen als Subjekt mit der Fähigkeit zur eigenständigen Lösung ihres Problems zu sehen.

Zudem: Niemand, der im Gesundheitssystem arbeitet, scheint Zeit übrig zu haben. Wer soll denn da Programme durchführen?

Sind Übergewichtige in der Rolle als Subjekt und nicht als Objekt,  bekommt „Helfen“ und „Behandeln“ eine etwas andere Bedeutung, und der „Experte“ gibt, den Umständen entsprechend, seinen Status weiter.  

Wo „das Phlegma“ ursächlich ist, muss heutzutage natürlich differenzierter diagnostiziert werden. Depression, ADS, psychosomatische Probleme, ein „Entwicklungsrückstand“ auf der oralen– oder Trotzphase, narzisstische Defizite und Langeweile sind hier schon genannt worden.

Die Unordnung, die mit dem ADS verbunden ist, wird manchmal gar nicht, und selten als mentales Problem verstanden.
Im Hintergrund scheint hier ein Gefühl von Hilflosigkeit und Abhängigkeit, eine passive Haltung mit überstarken Wünschen, geholfen zu bekommen, zu bestehen. Gleichzeitg gibt es starke Widerstände und Schamgefühle, diese Wünsche zu äußern.

Eigeninitiative wird allenthalben nur theoretisch gefordert, aber nicht praktisch gefördert – wahrscheinlich, weil es hierzu keine evidenzbasierten Studien gibt.

Die Seuche, gegen die das DMP sich richten wird, wird von einem eigenartigen Virus verursacht: Fragt sich, ob auch die stärkste Medizin, die das DMP bereithält, bis zu den tiefen Strukturen, in denen die Krankheit verwurzelt ist, vordringt und etwa Einsicht ermöglicht, und hilft, gesündere Strukturen zu errichten.

Ein wenig Zuspruch und Trost kann da nicht schaden:

Abnehmen kann also auch nicht automatisch all diese Probleme lösen, und man kann nicht erwarten, dass das Leben allein durch Gewichtsverlust leichter wird.

Es ist nicht einfach, abzunehmen und das erreichte Gewicht zu halten. Wenn Sie dies schaffen, ist das eine große Leistung. Ein solches Ziel erreicht zu haben, könnte Ihnen auch für zukünftige Herausforderungen mehr Kraft und Selbstvertrauen verleihen.

Durch „Abnehmen und Gewicht halten“ eine Zunahme an Selbstvertrauen zu versprechen, ist angesichts des allgemeinen Jo-Jo Effekts nur bei einer Minderheit gerechtfertigt. Die Mehrheit braucht eine qualifizierte Begleitung von unbestimmter Dauer.

Vielleicht gälte es auch, Konzepte der Psychoedukation noch einmal zu überarbeiten und für funktionierende Selbsthilfegruppen Konzepte zu entwickeln; aus dem Pool der „halbwegs bewährten Maßnahmen“ das Beste herauszufiltern, kann nicht genug sein.

Test: Naturgut- Müllbeutel bei Penny

Bei der Überschrift

Praktische Küchenhelfer: Naturgut Biomüllbeutel

könnte man ins Grübeln kommen: Bei rund 2 EURO für 15 Stück kommt man auf 25 bis 50 € im Jahr. In den zentralen Kompostieranlagen ist man übrigens gar nicht glücklich über den biologisch abbaubaren Kunststof (siehe unten). 

testschmecker hingegen stellt auch noch die Frage, wann es denn endlich das komplett kompostierbare Plastik-Geschirr gibt…

Da wird aus der geplanten Kurznotiz doch wieder etwas mehr: Ganz so einfach und problemlos ist die Sache mit den biologisch abbaubaren Wertstoffen (BAW) denn doch nicht:

Die meisten BAW können auch privat kompostiert werden, es hängt aber vom Material und von der Intensität der Betreuung (Heissrotte) ab, ob das Material gut verrottet. Die Kompostbeutel müssen vor dem Einwerfen geleert werden, damit das Kompostgut genügend Sauerstoff erhält. Die jeweiligen Kompostgruppen bestimmen selbst, ob sie BAW- Produkte kompostieren wollen, oder nicht.

Chance oder Risiko?
Das grösste und aktuellste Problem auf den Kompostieranlagen ist die Verschmutzung der Grünabfälle mit Plastik. Das grösste Risiko sehen die BAW-Kritiker in der Verwechslungsgefahr zwischen BAW-Produkten und herkömmlichen Plastik-Produkten. Damit ginge die Gefahr der Verwechslung einher. Viele Gemeindeverantwortliche und Anlagebetreiber befürchten, dass mit der weiteren Verbreitung von BAW-Produkten auch der Fremdstoffanteil auf den Kompostieranlagen zunehmen würde. [Quelle]

Ein wenig Recherche würde auch bei einem Artikel über Biomüllbeutel nicht schaden: Es gibt durchaus Alternativen zu gekauften Tüten, und wer in der Suchmaschine „Komposttüte“ eingibt, wird durchaus auch fündig.

Macht man sich zu der Frage nämlich ein paar Gedanken, könnte man auch auf die Idee kommen, die jeweils zuständigen Landräte und Landrätinnen dazu zu motivieren, Bio-Komposttüten schlicht und einfach kostenlos zu verteilen.

Im Sinne der Nachhaltigkeit hätte das schon etwas…

 

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

 

Lassen Sie doch einfach die Heizung aus, machen Ihre Smoothies selbst und: Laufen Sie!

Bloss keine Heizung!

Sarrazin – das ist kein Wanderzirkus, sondern der Nachname zu Thilo, und Thilo Sarrazin (SPD), empfiehlt, zum Energiesparen die Heizung im Winter auf 15 bis 16 Grad Celsius zu drosseln und sich warm anzuziehen.
So eine Meldung aus der Rubrik „Kurioses“ hat – im Sommer – doch etwas erfrischendes. Aber mal im Ernst: 15 oder 16 Grad?

Smoothie oder Milchmischgetränk?

Dass hausgemachte Smoothies den gekauften haushoch überlegen sind, setzen wir mal als bekannt voraus. Wenn auch die DGE fleißig über die Smoothies berichtet („Smoothies in aller Munde„), lässt das auf deren wachsende Bedeutung für die Volksernährung schließen, wobei wir auch deren ethische Bedeutung ins Auge fassen sollten.

Erbeersmoothie und Carob-Bananedrink

Was ein „Trimm-Dich-Pass“ ist, wissen wir jetzt auch: Ein paar Übungen, die auf einem widerspenstigen Folder abgedruckt sind, den man auch noch dem Arzt vorlegen soll. Der wird sich freuen, derart noch auf ein bestimmtes Gerät zur Blutzuckermessung hingewiesen zu werden.
Fruchtzuckerreich darum gleich das passende Smoothie (mit Erdbeeren und, wegen der Farbe, ein paar EL Heidelbeersaft).

Über die Bedeutung von Carob bei der Diabetesbehandlung wissen wir ja noch gar nichts, aber das passende Mischgetränk (Banane, Carob, Kakaopulver, Schokolade, Haferflocken), das ein komplettes Frühstück (und keine Zwischenmahlzeit – so etwas ist gestrichen!) ersetzt, muss der Arzt dann bitte auch gleich beurteilen.

„Trimm Dich fit“ –
Schritt für Schritt zu besseren
Blutzuckerwerten

– Das war das Motto beim „Trimm-Pass“, bei dem allein das Porto auf 1,45 EURO kam – wäre doch besser, die Firma Roche würde das Geld gleich an die örtlichen Sportvereine schicken, denn bei mindestens einer der vorgesehen Übungen fallen Ungeübte garantiert auf die Nase.

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?

Lohas, Ivy, Community oder wie der Chefkoch mit Bananen-Nusskuchen Erfolg hat

Wenn der Chefkoch am frühen Morgen 19.976 User  online, angemeldet 210,  108.065 Rezepte, 408.482 Themen, 6.864.846 Beiträge vermeldet – dann könnte das rentabel sein.

Das gleiche Verlagshaus – Burda – wollte nun auch den voraussichtlich wachsenden Markt der LOHAS bedienen, entwickelte „IVY“ und ließ die mal machen.

Wir kennen nicht die Logfiles, nicht die Abrufzahlen, nicht die Ziffern über die Communtity.
Irgendwo in diesem Zusammenhang wird auch die Entscheidung, Ivy einzustellen, gefallen sein.
Die Seite komplett vom Netz zu nehmen, ist wie ein Verwischen der Spuren. Betriebsgeheimnis bleibt, was da passiert ist, Firmengeheimnis.
Welche User welche Kommentare abgegeben haben, und die Inhalte – das ist alles gelöscht.

Etwas „IVY-TV“ liegt noch auf den You-Tube-Servern. Die Suchmaschinen haben noch den Anriss von ein paar Artikeln:

Die gute Tat des Tages bei IVY: Einfach machen. Heute: Weniger …
24. Juli 2008
Wir nennen das die Politik der kleinen Schritte: Jeden Tag eine gute Tat, und die Welt wird ein bisschen besser. Täglich finden Sie ab sofort auf IVYworld.de eine gute Idee, mit der Sie der Welt etwas Gutes tun können. …
ivyworld.de – News –

IVY-Heroes: Captain Paul Watson, Sea Shepherd
4. Juli 2008
Jeder Einzelne macht einen Unterschied wenn es darum geht, die Welt besser zu machen. Wer nicht aufgibt, wer eine große Idee hat – wer an das Gute glaubt und dafür einsteht, ist ein IVY-Held. Teil 1: Paul Watson.

Der IVY-Kandidaten-Check der US-Präsidentschafts-kandidaten:
16. Juli 2008 Dirk Schönlebe 
Bis zur US-Wahl sind es noch ein paar Wochen – IVY hat sich die energie- und umweltpolitischen Standpunkte der Kandidaten angesehen.

Ivy war ein Versuchsballon. Die User waren nicht ganz unkritisch, um nicht zu sagen: Skeptisch. Das Programm war nicht immer mitreissend; die Idee mit den Videos vielleicht zu einfach.

Wahrscheinlich hat auch die Berichterstattung nicht ins Konzept der bisherigen Werbekunden gepasst.
Echte „LOHAS-Produkte“ brauchen keine Werbung. LOHAS bedeutet doch auch Konsumverzicht.
HEALTH kommt nicht von Fertigpizza und schnittigen Autos. Spiritualität braucht keine Werbeposaunen. Die Mauern von Jericho sind vielleicht wegen ein paar ganz leisen Tönen, oder wahren Worten zusammengebrochen.

Burda dürfte mehr wissen über potentiellen die IVY-Kunden, als die dünne Pressemitteilung aussagt. Das wären vermutlich nicht mehr diese braven Schafe gewesen, wie sie beim Chefkoch noch ihre Rezepte eingeben.

Mit der Nachhaltigkeit, das ist nicht so einfach. Bei dem Thema muss man auch mal in Vorlage treten.

Warum Ivyworld gescheitert ist, weiß Manuel. Mir scheint ja, die alten Medien haben insgesamt eine Glaubwürdigkeitskrise, die nicht mehr zu beheben ist. In welchem Blättchen hatte der Herr Bankhofer  immer wieder seine wertvollen Gesundheitstipps verbreitet?

Das Strickhäschen aus obigem Video – um das nun doch noch ausdrücklich zu sagen – das hat vielleicht weniger Relevanz als ein Artikel über die Multireibe und Konsorten; hier haben wenigstens die Fotos eine hohe Qualität. 

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Artikel: Lohas, Nachhaltigkeit, Politik Lohas, Nachhaltigkeit, Politik

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