Der Abnehm-Weg und sein Ziel
Geschrieben am 17. Januar 2025 von KPBaumgardt
Weg und Ziel
Der bekannte und beliebte Slogan „Der Weg ist das Ziel“ wird häufig so verwendet, als sei er unhinterfragbar wahr, und ganz ganz leicht zu verstehen außerdem. Wer also die holde und hehre Absicht, abzunehmen hat, markiert auf einer imaginären Landkarte Start- und Zielpunkt, beides in Form von Zahlen, und macht sich auf den Weg. Für die Zwischenschritte wird meist eine Nachkommastelle vorgesehen, das wirkt dann objektiver.
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Der Kalorienweg und der verfehlte Weg
Gerade in der Anfangszeit kann das Diäten noch zu experimenteller Nahrungszubereitung führen, es wird kalkuliert, was z. B. den Kaloriengehalt betrifft und ermittelt, wo die versteckten Kalorien aus ihren Verstecken zu vertreiben sind.
Somit ist man auf dem Weg, und schon am Ziel, denn das ist ja der Weg. Von der Gewichtskurve her betrachtet, kann das auch anders wirken, wenn die Kurve nicht abfällt, sondern aufsteigt, sprechen wir von einem Rückschritt oder von einer Regression – da hilft wieder nur das brave „Zurück, auf den rechten Weg!“
Wer das Hin- und- Her immer wiederholt, hat scheinbar sein Ziel verloren, bewegt sich zu oft in die falsche Richtung, „hat Schwierigkeiten mit der Weg-Ziel-Koordination“.
Erblicken die Augen aber beispielsweise ein Stück Schlemmer-Schokolade und fast zeitgleich führt die Hand diese in den Mund, ist das Zusammenspiel eine gelungene Auge-Hand-Koordination, eine Gewohnheit oder eine Konditionierung.
Die chinesische Schriftsprache hat ihre eigenen Strukturen. Wenn ein Satz mit den Schrift-Elementen für „Ich“ und „gut“ dargestellt wird, könnte das heißen: „Ich bin gut“. Je nach Zusammenhang ist aber „Mir geht es gut“ passender. Bei „Weg und Ziel“ dürfte Rätselraten auch erlaubt sein.
Vom Pfad zum Weg und weiter bis zur Strasse ist es sozusagen ein langer Weg, an dem viele Läufer beteiligt waren, oder auch Karren, Kutschen und Wagen.
Es ist eine Interpretationsfrage, ob zu „Weg“ auch der Umweg gehört, oder ob das Ziel nicht letztlich im Bereich „Sein und Seinsgrund“ zu finden wäre, als Ur-psychische Frage, also im „Jenseits“. Doch das Nirwana kann warten!
Nirwana
Der „… buddhistische Schlüsselbegriff, der den Austritt aus dem Samsara, dem Kreislauf des Leidens, des Daseins und der Wiedergeburten (Reinkarnation) durch Erwachen (Bodhi) bezeichnet“, war als „Nirwana-Prinzip“, das für einen spannungsfreien Zustand in vorgeburtlichem „Eins-Sein-mit-der-Welt“ eine Hypothese der frühen Psychoanalyse und war als mit „dem Narzissmus“ verwoben betrachtet worden.
Das „Prinzip„, Spannungen zu ver-meiden führt allerdings nicht weit, denn
„Es giebt nirgend Mühe ohne Ertrag, und eben so nicht leicht Ertrag ohne aufgewandte Mühe.
Arbeit und Vergnügen, ihrer Natur nach mit einander im Widerspruche, sind durch ein gewisses natürliches Band wieder an einander geknüpft.“
Jede Arbeit hat ihren Lohn, und Arbeit macht nicht frei, sondern froh. Der miesepetrige Slogan „Arbeit muss sich wieder lohnen“ verkennt diesen Zusammenhang, statt ihn zu fordern und zu fördern.
Physikalisch gesehen, ist es Arbeit, seinen Weg zu gehen, seine Ziele zu erreichen. Das ist gefühlt mit Krisen verbunden.
Dieses Blatt aus dem Comic „Das Orakel spricht“ gibt es auch in vergrößerter Darstellung – und die ist auch nötig.
Die Lebenseinstellung der „auf-persönliche-Ziele-hinarbeiten-Mentalität“ ist hier entlarvt und wird gezeigt, wie sie ist. Die Botschafter und Coaches, die Selbstoptimierer von heute, treiben an mit der Einstellung:
„Mach, mach, mach, hör‘ nicht auf die Neinsager in Deiner Umgebung!!!“
Niemand muss Küchenarbeit als Sport betreiben, und das ist auch nicht ratsam, “ … weil diese Kultur der Individualität, sich nur um sich selbst zu kümmern … immer weiter wächst. … Menschen werden da ein bisschen so betrachtet, als würden sie einem die Energie stehlen. Ich denke, das kann nicht der Weg sein“.
Liv Strömquist kritisiert die obsessive Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit , beispielsweise zeigt sie den Untschied zwischen 10.000 Schritten und 10.000 Schritten. Die kann man machen; allein, entsprechend der Doktrin des Individualismus auf dem Laufband oder samt einem guten Gespräch mit einer Freundin im Wald. Strömquist:
„Das Risiko [dass Dinge falsch verstanden werden] besteht bei jedem Text. Meine Werke beruhen auf meiner Interpretation von Theorien und Ideen, mit denen ich mich beschäftige. Ich verstehe auch nicht immer alles richtig. … Für mich ist das Schreiben eine Art, mir diese Themen selbst zu erklären. Meine Bücher sind eine Einladung, gemeinsam mit mir über diese Themen zu lernen.“
Das Geniale an diesem Text ist neben der Kritik an den übertriebenen Beratungs-Attitüden der Hinweis auf eine urtümliche Form, Fragen wie „Was soll ich machen?“ per Orakel zu beantworten. Hier kommt der Zufall als Gegenspieler ins Spiel – etwa beim Kartenlegen und dessen Interpretation. Auf die anderen Orakel im Buch (Delphy ist noch allgemein bekannt, schweigt aber schon „ewig“) ist hier ebenso hinzuweisen.
Der Rat des Orakels mag mehrdeutig sein und richtungsweisend erst im Gehirn des Ratsuchenden sich entwickeln, was Diskussionen und Besprechungen, Einigungen und Konsens erfordern wird.
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