Kurz notiert: Zensur, Informationsfreiheit und psychosoziale Aspekte gesunden Verhaltens

Zensiertes Internet in China

Unter http://www.greatfirewallofchina.net/test/ finden wir Beispiele, welche Seiten in China nicht angesehen werden können.
„Wozu brauchen die Chinesen überhaupt Internet? – Kultur ist das ja nicht, was da vermittelt wird: Youtube, Youporn, Wikipedia, myspace – braucht kein Mensch, hat vor zwanzig Jahren auch niemand gebraucht?“ – So könnte die Einstellung der Informationsblockierer lauten.

Falschmeldungen und Drohbriefe in Afghanistan

Taliban-Portale im Internet verbreiten Propagandameldungen ohne Wahrheitsgehalt.

Ein weiteres Medium, das sich besonders für weniger freundliche Inhalte eignet, sind die sogenannten „Nachtbriefe“. „Diese werden während der Nacht vor Häusern und an Mauern in Dörfern angebracht und enthalten oft Drohungen an einzelne Personen oder Gruppen“.

Da fragt man sich doch fast, ob nun weniger oder weniger Zensur besser ist.

Mit Web 2.0 zur Präsidentschaft – ohne Diät?

Bei Barack Obama können sich deutsche Politiker noch einiges abgucken. Durch ein perfektes Zusammenspiel unterschiedlichster Kommunikationsinstrumente (vor allem dem Web 2.0) ist seine Markenstrategie ideal aufgegangen – nach dem Spektakel gestern in Berlin kann man nur noch sagen – er hat sich selbst in den Olymp der Marken gehieft.

Grassrooting nennt sich seine Wahlkampfstrategie in den USA. Als er im Februar 2007 seine Präsidentschafts- kandidatur bekannt gab, hat ihm kein Experte diesen Werdegang prognostiziert.

[Alleswasgerechtist]

In der Rede ging es um viel Luftbrücke, den Geist der Freiheit, der Sicherheit, Bedrohungen, abgerissene Mauern, Welthandel, Religionsausübung und den Kampf gegen AIDS.
Letzteres wars auch schon zur gesundheitspolitischen Fragen.

Also keine Kritik am American Way of Life, kein neuer Lebensstil, keine Diät.
Doch, etwas war da noch: Dass der afghanische Mohn in Form von Heroin in den Schluchten Manhattans kursiert, soll irgendwie aufhören.

Und, dank Web.02 finden wir auch eine Obama-affine Aussage zu Lebensweise und ganzheitlichem Verständnis vom Menschen:

Psychosocial Aspects of Health Behaviors |

Reply

By Alan from Tucson, AZ May 31st 2007 at 10:18 pm EDT

Excellent point, we need to look at ourselves. As a mental health practitioner at the VA, I see lots of poor health related to psychological factors: obesity, chronic pain, diabetes, COPD, high blood pressure, etc. These are real illnesses but they also have psychosocial components, as does obesity in children, one of the big threats to health and health care. In promoting healthy lifestyles we need to break down the barrier between mental health and physical health treatment, and aim prevention at the whole person and at the community, from the grassroots up. I also agree that Obama can speak to these issues effectively.

Das wäre doch, um auf das Heroinproblem zurückzukommen, ein klares Bekenntnis für den sanften Entzug – und entsprechende (Präventions-) Programme.

Aber eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, ein Rufer in der Wüste keine Politik.

Für solche Detailfragen ist keine Zeit. Der Mann ist nicht nur auf der Reise, der ist sogar auf der Durchreise. Wie seine Kollegen.

Abnehmen mit Hypnose – fremdbestimmt, erfolgreich, oder unmöglich?

Wind, Windhauch, Gedanken...Zur Wirksamkeit von Hypnose beim Abnehmen liegen viele Meinungen vor, aber wenige gründliche Studien.
Eine Meinung kann man sich schließlich auch bilden, ohne den Gegenstand des Urteils aus eigener Anschauung zu kennen – und Studien, die die Wirksamkeit einer seelischen Beeinflussung messen sollen, werden dadurch verkompliziert, dass man lediglich elektrische Impulse darstellen kann.

Auch dürften es von Behandler zu Behandler höchst unterschiedliche Inhalte sein, die während der Tiefensuggestion vermittelt werden, so kann man einen Hypnotherapeut A schlecht mit einem Hypnotherapeut B vergleichen – das ist so wie bei Äpfeln und Birnen.

Der wachtraumähnliche Trancezustand wird nicht von Jedem problemlos erreicht, ist aber Voraussetzung der Methode. Verspannungen, charakterliche „Panzerungen“ oder schlicht „Widerstand“ sind hierbei hinderlich.

zerfließende Zeit

Um in der Hypnose „mitgehen“ zu können, braucht es eine solide Vertrauensgrundlage, die richtige Motivation (ein Journalist, der eine Geschichte sucht, bekommt genau diese Geschichte) und die richtige zwischenmenschliche „Chemie“.

Wenn es um eine Veränderung des Verhaltens beim und der Einstellung zum Essen geht, haben wir es mit alten, tief einprägten Mustern, Verhaltensschemen, Vorlieben zu tun – und neuen „Leitlinien“ soll Geltung verschafft werden. Archaische, instinktnahe Persönlichkeitsanteile sollen quasi gezähmt werden…

Wenn gestörtes Essverhalten eine Reaktion auf Mangelzustände ist, muss eine Intervention den spezifischen Mangel ansprechen; der Hypnotiseur müsste seinen Klienten schon recht gut kennen. Wird das Verfahren jedoch, auf CD gebrannt, vermarktet, ist nicht viel mehr als eine schöne, tiefe Entspannung zu erreichen, die vor allem den besonderen Schwingungen der in Trance führenden Musik zu verdanken ist.

träumen oder Therapie - Märchentherapie?

Wo Hynose langfristig wirksam ist, sind die eigenen, in der Tiefenentspannung gedachten Gedanken beteiligt, ähnlich wie bei gewissen Träumen, die entscheidende Erkenntnisse schenken (oder Fragen stellen), oder einer tief ergreifenden Lektüre, einem bewegenden Gespräch.

Über die Dauerhaftigkeit der Wirkung wird unterschiedliches berichtet; das hängt damit zusammen, dass die „ganz tiefen“ Strukturen letztlich nicht verändert, sondern allenfalls verstanden werden können.
Ein verdeckendes Verfahren muss also immer wieder angewandt werden, wie die Politur auf einem alten Lack. Hierzu gibt es oft noch eine Einführung in die Selbsthypnose, und auch für die Autosuggestion gilt, dass ihre Wirksamkeit von der Regelmäßigkeit, den spezifischen Inhalten, der Qualität der Durchführung abhängt.

Schicksal und blinde Entscheidung?

Mit einer distanzierten Skepsis angelegt, können solche Verfahren sogar kontraproduktiv werden; Mit blindem tiefem Vertrauen angewandt, lassen sich halbwegs dauerhafte Veränderungen erreichen. Gute Vorsätze sind schön und immer wieder zu wiederholen, damit man sich an sie erinnert, wenn man sie braucht – sollten sie nicht sowieso fest verankert sein.

Fortschritte auf dem Weg zu einem gesünderen Verhalten sind natürlich auch auf anderen Wegen zu machen, wie das Beispiel „Beim Naschen nicht aufhören können“ zeigt: Hier kann auch helfen, bewusstes Genießen zu erlernen, die Vorteile von Genuss und „Fressanfall“ abzuwägen und sich bewusst zu für das eine oder andere, oder eine Alternative (Verzicht/Aufschub) zu entscheiden.

Was ist da jetzt die beste Wahl?

Na, ich werde hier doch keine Antworten vorgeben oder suggerieren…

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Kurz notiert: Depressionen in Europa, Honig-Monster, Peb und Pebber

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Bericht von einer Tagung zu Depressionen in Europa. Depressionen verursachen mehr Todesopfer als Autounfälle…

Gar nicht harmlos

ist es, wenn Kinder ans Honig-Monster glauben. Aber sie tun es – eine Folge von systematischem, „kindgerechtem“ brain-washing. Zitat:

i like the sugar puffs that you make

Die Erinnerungsspuren, die sich im kindlichen Gedächtnis eingraben, sind ziemlich unauslöschlich. Eine kindgerechte Bildersprache soll also die Liebe zum Produkt, die Überzeugung, etwas „Gutes“ zu kaufen, verankern.

Und noch mehr Verwirrung für die Kids

Die große Liebe zur Plattform für Ernährung und Bewegung (PEB) spricht nicht aus einem Artikel der Deutschen Adipositas-Gesellschfaft, eher eine vorsichtige Distanz.

Irrsinnig einfallsreich: Die Idee, aus „PEB“ eine Art Neuauflage einer US-amerikanischen Vorschulserie zu machen…

Bei Peb und Pebber fragt man sich – ja, was gibt es da noch zu fragen? Zwei schlecht gemachte Sesamstrassen-Figuren blödeln im Fernsehen übers Essen – und das soll unsere Kleinen zu mündigen Verbrauchern erziehen. Den Eltern wird noch auf den Weg gegeben:

„Sehen Sie sich die Sendung gemeinsam an und sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. Mit den positiven Botschaften und Anregungen aus der Sendereihe stellen Sie die Weichen erfolgreich in Richtung auf einen gesunden Lebensstil.“

Dafür sollten die Eltern erst einmal Zeit und Lust haben, denn

„Peb & Pebber sind wieder auf Super RTL zu folgenden Zeiten zu sehen:
Montag bis Freitag um ca. 8.50 Uhr und um ca. 9.50 Uhr

Samstag und Sonntag um ca. 7.30 Uhr“

Wer jetzt meint, diese Sendung sei in irgendeiner Form beliebt, könnte auf die Idee kommen, nun nach Peb und pebbber bei youtube zu suchen – bitte sehr: Etwas mit „Peb„.

Wir sehen: zu viel Fernseh-Vorschulerziehung ist nur verwirrend für die lieben Kleinen!

Also, wie war das mit dem Werbeverbot für Junk Food und Softdrinks bei Kindern und Jugendlichen? Und was haben Kinder am Wochenende um halb acht vor dem Fernseher zu suchen?

Sisiphos ist selten allein oder der Jo-Jo-Effekt als Strafe der Götter, mit der uns nicht geholfen ist

Wer eine Diätkarriere gemacht hat, kennt Gewichtsschwankungen – wobei das (wieder-) Zunehmen ganz von selbst geht, so, wie ein Stein von einem Berg hinunterrollt: Es gilt das Gesetz der Schwerkraft.
Beim Abnehmen hingegen kann es gewisse Widerstände geben, wenn es „einfach schwer fällt“, nicht vorangeht, haben wir ein Problem.

Mit einem JoJo zu spielen, und es zu beherrschen kann Vergnügen bereiten- das ist wohl eine Frage der richtigen Technik, aber Durchschnittsspieler verheddern sich immer irgendwann.
Mit dem Effekt, dessen Name von dem Spielzeug abgeleitet ist, haben Übergewichtige oftmals mehr Probleme als mit dem eigentlichen Jo-Jo, das man schließlich auch gerne einmal links liegen lassen kann.

Dieses auf und ab mit „Jo-Jo“ zu bezeichnen, hat schon etwas verniedlichendes – das Spiel mit dem schwungvollen Hölzchen an der Leine ist nicht allzu ernst und allzu harmlos im Vergleich zu den Anstrengungen und Enttäuschungen, die mit dem fehlenden Wunschgewicht verbunden sind.

Man fühlt sich bestraft, und gelegentlich ist der Vergleich mit der Sisyphosarbeit zu hören.

Frau A war ein paar Wochen erfolgreich im Sportstudio aktiv, täglich eine Stunde vor Arbeitsbeginn, hat die „Tretmühle“ auf sich genommen, abgenommen und die Unlust am Sportprogramm hat sich wieder durchgesetzt.
Bei Frau B hat ein Ernährungsprogramm gegriffen, sie war erfolgreich beim Abnehmen, konnte und wollte aber bei der folgenden Schwangerschaft einfach das bisher bewährte Programm nicht beibehalten und keine Punkte mehr zählen…
Herr C war mit sparsamer und vollwertiger Ernährung auf dem besten Weg zu seinem Wunschgewicht, da meldete sich eine innere Stimme, die ihm einflüsterete: „Das schaffst Du doch nicht“, und er fiel wieder ein Stück zurück. und noch eines, als er weitere Ziele nicht erreichte.

Man fühlt sich wie beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht: „Zurück auf Start“, und ins Spiel kommst Du erst wieder, wenn Du eine Sechs gewürfelt hast.

Etwas seltener ist er Vergleich mit Sisyphos, dem der Stein, den er auf den Gipfel eines Berges zu bringen hat, kurz vor dem Ziel wieder entgleitet, der sich immer und immer wieder an die gleiche Arbeit begeben muss, ohne je Erfolg zu haben.

Herr D hat seinen BMI in einer relativ geraden Linie von 22 auf 28 gesteigert. Sehr viel Bewegung hat er nicht als Abteilungsleiter, aber täglich gutes Essen, am Wochenende darf es auch „etwas“ mehr sein von dem guten Rotwein. Abnehmen möchte er nicht wirklich, aber er wäre gerne wieder schlank.
Frau E war als Mädchen schnell gewachsen und „dürr wie eine Bohnenstange“, noch als Studentin sehr schlank, füllig als Mutter zweier Kinder. Dann beschloss sie, dieses Erscheinungsbild als „fraulich“ zu empfinden und nimmt seither noch weiter zu.

Herr D und Frau E haben eine „genial einfache“ Methode gefunden, dem Sisyphos-Effekt zu entgehen…

Frevel

„So etwas“ scheint kein allzu beliebtes Thema zu sein, und auch bei Sisyphos wird sein eigentlicher Frevel gelegentlich als „nicht näher bezeichnet“ bezeichnet, auf Deutsch gesagt: Unter den Teppich gekehrt.
Wir wissen aber auch, dass der listenreiche Vater des Odysseus den „Gottvater“ Zeus verpetzt hat, Geheimnisse ausgeplaudert, das Gebot der Diskretion verletzt hat.

An der Strafe lässt sich nichts mehr ändern. Sie ist kein Selbstzweck, sondern entspringt dem Gerechtigkeitsempfinden, zumindest dem Gefühl für das, was „richtig“ und was falsch ist. Deshalb hat auch Nemesis, die Göttin der Vergeltung, ihren Platz im Olymp.

Wir müssen uns vorstellen, dass Sisyphos auf ewig mit seiner absurden, zwecklosen Arbeit beschäftigt ist, allenfalls kann man das Strafritual umdeuten:

„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.”

(Camus, Albert (1942), Der Mythos des Sisyphos, S. 160, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, 2001) [Quelle]

Also auch das eine Möglichkeit: Den Zwang zu verinnerlichen und freiwillig zu tun, was als Strafe gedacht war.
Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass dieser Teil der Sisyhpos-Geschichte sich in der Unterwelt – nach dem irdischen Leben – abspielt; so weit sind wir noch nicht, legen uns aber dennoch gelegentlich selbst Steine in den Weg… (Wenn wir, im richtigen Leben, von einem Stein, der ins Rollen kommt, sprechen, kann das auch unterschiedliche Bedeutungen haben; eine Lawine, ein Erdrutsch kann daraus werden – im Allgemeinen nichts angenehmes.)

Wir sind mehr oder weniger fasziniert vom Stolz der Bergsteiger, die höchste Gipfel bezwingen und von ihren Erlebnissen berichten – die Faszination und Bewunderung, die sie erfahren, deutet darauf hin, dass es unter ihren Zuhören einige gibt, die gerne auch solche Gipfel bezwungen hätten.

Dabei wird die Luft, je höher man kommt, zunehmend dünner. Solche Regionen sind für den alltäglichen Aufenthalt nicht geeignet.

Die Gesellschaft der Bestraften

In der Unterwelt ist Sisyhos in bester Gesellschaft: Wir finden die obige Abbildung im „Lexikon der antiken Mythologie“; die Bildunterschrift lautet „Sisyphos, Ixion und Tantalos“.

Tantalos ist wohl so bekannt wie Sisyphos. Seine Bestrafung ist vielleicht das schlimmste, was sich manche vorstellen können: Im Hades stand er bis zum Kinn im Wasser, aber immer, wenn er sich niederbeugte, um seinen brennenden Durst zu stillen, trocknete der See aus. Zweige mit Früchten hingen über seinem Kopf, aber wenn er sie greifen wollte, blies der Wind sie fort.
Außerdem war ein Stein über ihm aufgehängt, der jeden Augenblick niederzufallen und ihn zu zerschmettern drohte.

Diese Qualen musste Tantalos erleiden, weil er – so eine Version – Nektar und Ambrosia aus dem Olymp gestohlen hatte; auch er hatte gewisse Geheimnisse der Götter verraten.

Ixion hatte seinen Schwiegervater in ein Grube mit glühenden Kohlen gestoßen – beim ersten (Verwandten-)Mord ging es um den Brautpreis.

Ixion konnte weder einen Menschen noch einen Gott finden, der ihn von dieser Tat reinigen wollte; schließlich lud ihn jedoch Zeus, der in Dia, Ixions Gattin, verliebt war, auf den Olymp.

„Der schamlose Mann vergalt diese Ehre mit dem Versuch, Hera zu verführen. Die Göttin berichtete dies ihrem Gatten. Zeus glaubte ihr offensichtlich nicht und stellte deshalb aus einer Wolke ein Bild seiner Gattin her, das er in I.s Bett legte. Entzückt nahm I. die Gelegenheit wahr und wurde so überführt. Zeus kettete ihn zur Strafe an ein geflügeltes, feuriges Rad, das sich für immer am Himmel oder … in der Unterwelt drehte.“

Nur einmal gab es eine Unterbrechung der Strafe, als Orpheus mit seinem bewegenden Gesang erreichte, daß er Eurydike mit zurück ins Leben nehmen dürfe.

Während er so zum Klang seiner Saiten sang,
begannen die blutlosen Seelen zu weinen,
Tantalos schnappte nicht nach dem entweichenden Wasser,
Ixions Rad stand still,
an des Tityos Leib hackten nicht mehr die Geier,
keine Krüge trugen die Danaiden
und du, Sisyphus, ruhtest auf dem Felsblock aus.
(Ovid, Metamorphosen X., 40-52)

Zu der Gruppe der mit Höllenqualen Bestraften hätten wir nun noch Tityos und die Danaiden hinzuzufügen.

Die Geschichte von Danaos und Aigytos, zwei Brüdern, die Krieg gegeneinander führten:

Die Brüder hatten jeder fünfzig Kinder von verschiedenen Frauen, aber Aigyptos‘ Nachkommen waren alle Söhne, während D. nur Töchter hatte.

Schließlich sollten die Neffen die Nichten heiraten, aber Danaos verlangte von seinen Töchtern, dass sie in der Hochzeitsnacht die vom Wein betäubten Männer ermordeten – und 49 der Töchter gehorchten.

HYPERMESTRA hieß die rühmliche Ausnahme:

„Es ist besser angeklagt zu werden, als es dem Vater auf diese Weise recht gemacht zu haben“ (OVID, Heroides, XIV)

In der Folge wurde es schwierig, die jungen Witwen zu verheiraten. Später, in der Unterwelt, mussten sie unablässig Wasser holen – mit Krügen, die leck waren und immer wieder gefüllt werden mussten.

Zwangshandlungen und Bindungen

Vom Effekt her entspricht diese Handlungsweise dem, was umgangssprachlich mit dem „Fass ohne Boden“, das man unmöglich voll bekommen kann, gemeint ist.

Sinnloses, widersinniges Tun, wie eben einen Stein, der immer wieder herabrollt, auf einen Gipfel bringen zu wollen. Psychologisch-diagnostisch könnte man dabei auch von Zwangshandlungen sprechen.

Auch das Schmachten des Tantalos verursachen sich Manche selbst: Mit Fasten-„Kuren“, in denen Enthaltsamkeit geübt wird – nicht für die Ewigkeit, aber das Zeitgefühl verschiebt sich ja beim Fasten.

Ixion ist „technikaffin“, nämlich an die Erfindung, die am ehesten „Technik“ symbolisiert, das Rad, gebunden. Er dreht sich im Kreis; Wenn Gedanken sich im Kreis drehen, sind das Zwangsgedanken oder ist es eine Fixe Idee; etwas bewegt sich, ohne dementsprechend weiter zu kommen.
Man kann auch jahrelang darüber grübeln, warum man denn nicht abnimmt, oder warum man denn so zugenommen hätte…

Diese Sünder werden in der Mehrzahl nicht mit Schmerzen und Qualen bestraft, sondern durch Misserfolg.

Die mythischen Figuren sind nicht als konkrete Figuren, sondern als Sinnbilder zu verstehen. In ihrem Verhalten spiegelt sich menschliches Verhalten, das „die Alten“ in einer mehr oder weniger verschlüsselten Form dargestellt haben, und so steht ihr Verhalten sinnbildlich für das, was wir tun.

Dass wir alle mehr oder weniger „hoch hinaus“ wollen oder zumindest vorwärts- und weiterkommen wollen, ist zunächst ein notwendiges Eingeständnis.
Stagnation ist unerwünscht, wir sind von Kindheit an Wachstum gewohnt – aber irgendwann hört es damit auch auf.
Sein „höheres Streben“ könnte auch das Begehren höchster Genüsse, des „Gipfels des Genusses“ symbolisieren.

Sisypos‘ Stein könnten wir etwa als sinnlosen Ballast, als „Altlast“, die er mit sich herumschleppt, deuten.
Von dem Frevel, andere zu übervorteilen, hat er sich nie befreit – so muss er seine Strafe auf sich nehmen.

Bei den mythischen Figuren ist der Strafanlass noch einsichtig, und sie haben nicht die Möglichkeit, zu reflektieren, was sie tun.
Rätselhaft bleibt jedoch, warum unsereins mit solcher „Sisyposarbeit“ beschäftigt ist. Mit dem Jojo ist doch so: Soll es seinen Schwung behalten, braucht es immer wieder, im richtigen Moment, einen Anstoß.

Gelegentlich kursiert in der Pädagogik das Buch von Siegfried BERNFELD „Sisyhos und die Grenzen der Pädagik“. Wir stehen nicht unter dem Zwang, den Stein immer wieder bis zum Anschlag so weit nach oben zu tragen, bis er eben wieder herunterrollt.

Wir haben unsere Grenzen, wie auch unser Gegenüber sie hat. Wer zu viel verlangt, wird wenig bekommen.

Das Kreuz mit der Diätsünde und der Theologie

"Beichtet Eure Diätsünden" – das war hier eine spontan erfolgte Aufforderung, ein "Testballon", um mal zu schauen, wie schlecht die Diätgewissen denn sind, und welche Missetaten auf diesem Sektor begangen werden.

Sünde und Schuldbewusstsein gehören zwar zusammen – werden aber offenbar verdrängt. Außerdem gibt es da ja noch die Generalamnestie (den fast kostenlosen Ablass): "Du darfst".

Nicht einmal die Kirche (hier die evangelische) nimmt die Diätsünde ernst:

Sünde

Verkehrssünder, Diätsünde – wie schade, dass der Begriff der Sünde in der säkularen Gesellschaft fast nur noch ironisch gebrochen oder im Gewand altmodischer Moral gebraucht wird.

Das Flensburger Verkehrssünden-Register als Produkt einer altertümlichen Moral?
Verkehrssünden können, im Gegensatz zur Diätsünde,  ganz realdas Wohlbefinden, aber auch den "Führerschein" kosten.
Eine weitere Sünde, die die Alltagssprache nennt, ist dann noch die Umweltsünde – wer will, mag auch vom Verbrechen wider die Schöpfung sprechen. Hier ist es eine Doppelmoral, wenn die Umweltsünde "Pflanzenschutz" genannt wird und die Bienen aussterben.

Diätsünden sind "verdammt real" und nicht im mindesten ironisch, kleine Sünden vielleicht, die aber in der Summe sofort bestraft werden und sich anhäufen.

Dabei ist Sünde nicht nur ein Schlüsselwort, um die Situation des Menschen in der Welt angemessen zu verstehen. Die Menschen als Sünder zu bezeichnen, zeugt auch von einem befreienden Realismus.

So muss es wohl sein, sonst hätten wir eine Gesellschaft von Heiligen.  Der Versuchung, der Verführung nicht widerstehen zu können, sich über Verbote hinwegzusetzen und verbotene Früchtchen zu naschen, ist menschlich.
Der Mensch soll seine Freiheit nicht missbrauchen, um nicht zu versumpfen, lernen, sich zu beherrschen. Und: Wo die Sünde unvermeidbar ist, steht es schlecht um die Freiheit des Menschen. Allerdings

eröffnet die Rede von der Sünde und ihrer Vergebung eine befreiende Perspektive auf den Menschen, sagt Michael Fricke, Professor für Religionspädagogik in Bamberg.

Unfähig zur Selbsterkenntnis?

Die jüdisch-christliche wie auch die bürgerliche Tradition haben uns gelehrt, dass der Einzelne Meister seiner selbst ist; dass sein Verstand die Kraft der Erkenntnis und sein Herz die Fähigkeit des Gewissens hat – aus sich selber  heraus und in sich selber. Doch das sei zu optimistisch, meint der Hamburger Theologe Fulbert Steffensky. Verkannt wird die Schuld der Verblendung.

Fragt sich, wenn wir das Beispiel "Diätsünde" nehmen, wer welche Schuld hat, und wer sich selbst, wer ANDERE VERBLENDET. Wo derart die moralische Keule geschwungen wird, entsteht der Wunsch, diese Theologie abzuschaffen. Aber schon Kant sprach von der selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Die Sünde in der geschlechtssensiblen Theologie

Das Böse stellt ein Konglomerat dar, in das Frauen wie Männer jederzeit und unausweichlich verstrickt sind, so dass sich die Rede von den Frauen als Opfer und den Männern als Tätern schlichtweg verbietet. Die katholische Theologieprofessorin Béatrice Acklin Zimmermannn

Bei der häuslichen Gewalt, die von verbaler und psychischer bis zur physichen Grausamkeit reichen kann, bedurfte es im kirchlichen Bereich also einer Feministin, um mit dem Klischee vom Mann als alleinigen Täter aufzuräumen. Der Mann als Sündenbock taucht aber immer wieder auf, zum Beispiel, wenn "schwache Frauen" Kräftiges kochen, "weil ihr Mann es doch so will".

 

Anpassung des Sündenkatalogs

Fehlende Erkenntnis ("Verblendung", mangelnde Aufklärung) und schicksalhafte Verstrickung in gewaltbehaftete  Szenen: Beim so verfeinerten Schuldbegriff wissen auch die Fachleute nicht, was zu tun ist.
Früher einmal hatte man den Katalog der Todsünden aufgestellt, eine aktuelle Diskussion  dazu gibt es am Rande. Bei den "Todsünden" ist noch an Besserung zu denken, doch sollte die Völlerei nicht isoliert betrachtet werden.

Völlerei liegt wohl vor, wenn Durchschnittsbürger über Jahre mehr essen und trinken, als sie verbrauchen.
Ein zig-faches an Energie verschwindet in Autos, die mehr verbrauchen, als man braucht, um vorwärts zu kommen. Der Sprit im Tank kommt zum wachsenden Teil von Feldern, auf denen Lebensmittel wachsen sollten, die Hungernde sättigen. Die moderne und kranke Alternative "Tank oder Teller" ist eine Sonderform der Völlerei.

Damit haben wir eine neue Dimension erreicht, die alltäglichen Diätsünden aber bleiben.

Innerhalb der Christenheit wird nicht überall gebeichtet – für Diätsünden gibt es die Möglichkeit des anonymen Geständnisses, um das Gewissen zu erleichtern, sich und Anderen Klarheit zu verschaffen und diese "kleinen, lässlichen Sünden" ans Licht zu bringen.

 

Ablassgeschäfte

 

 

Studie: Über das Begehren reden, wenn es schon nicht zu unterdrücken ist

Die Vokabel "craving" – Begierde, (heftiges) Verlangen, bei zusammengesetzten Begriffen (craving for…)  auch gern mit "Sucht" übersetzt, wird heute von den englischsprachigen Medien stark beansprucht:

Craving something?
titelt TIMESonline  (via Purzelpfund) und führt aus, der Impuls zu naschen sei ein geistiges Phänomen, für das man die Biologie nicht anzuklagen brauche:

That food cravings are emotionally or psychologically driven was proved in a recent study published in the journal Appetite. Researchers showed that women who tried to suppress thoughts about their favourite fattening food ended up eating 50% more of it than those who talked about their cravings.

Schöne Studie, aber es kommt einem irgendwie bekannt vor, wie die Aufforderung, nicht an einen blauen, fliegenden Elefanten zu denken: Schon hat man das Bild vor Augen. Oder – einfach so – von innen heraus: Bilder von und das brennende Bedürfnis nach Schokolade, wunderbar knusprigen Chips oder einem klitzekleinen, demütig-bescheidenen Schinkenspeck-Sandwich.

Endlose Gier

ist auch das Schicksal von Spielernaturen, die ihr wirkliches Leben gegen die virtuelle Welt eines Computerspiels eintauschen: Grand Theft Auto IV kommt heute in den USA heraus.

Mehrfach spricht die New York Times den Geldmangel der Käufer an: Schlechte Konjunktur, gestiegene Lebensmittelpreise, gestiegene Spritpreise – Aber, wer vielleicht bei seinen letzten 50 $ angekommen sei, würde wahrscheinlich noch Milch, Eier und ein Computerspiel kaufen, diese "Gamer" opfern ihre letzten Cents auf dem Altar der Spieleindustrie.

Merkwürdig, das Spiel kostet vor Steuern 60$…

Die Umsätze bei Spielen und Hardware steigen: Wii, Xbox und Play-Station finden "motivierte" Käufer.

Das Spiel, das den ständigen Rollenwechsel Gangster/Polizist/Spieler möglich macht, ist nach vielleicht 40 Stunden "durchgespielt".

Man könnte sich jetzt fragen, ob die "couch jockeys" auch mal zu etwas kreativerem imstande sind, als vorgegebenen Szenarien zu folgen.

Nur, solche Leidenschaften sind wie ein Feuer, das desto heller brennt, je mehr es geschürt wird. Oder wie die Fresslust, die sich mit der Fülle des Angebots steigert: "Falsch ernährt" macht nimmersatt.

 

Liebe geht durch den Magen – die orale Phase

Rauchern wird gelegentlich unterstellt, sie seien charakterschwache Menschen, die ständig mit einer Art Schnuller im Mund herumlaufen. Wer so etwas sagt, weiß dann oft noch, dass Raucher mit der „oralen Phase“ nicht abgeschlossen hätten, womit sie mit manchen Zucker-konsumenten verwandt wären. Sonderlich hilfreich sind solche „glänzenden Analysen“ ja nicht gerade; die Kämpfe, die es kostet, mit dem Rauchen aufzuhören, sind im Nicht-Rauchen-Blog beschrieben.
Die 300 Kilokalorien, die von Ex-Rauchern zusätzlich zu verbrauchen sind, müssen irgendwie vernichtet oder eingespart werden.

Machen wir uns trotz solcher dringlichen praktischen Aufgaben noch einmal mit dem, was „orale Phase“ bedeutet, vertraut.

Da FREUD die Rolle des Unbewussten und der Sexualität als unser Leben bestimmende Momente einschätzte, prägte er für die Entwicklung des Menschen den Begriff „psychosexuele Entwicklung“; die Grundlagen für die Erwachsenenpersönlichkeit werden nach ihm in der frühen Kindheit gelegt.

Dabei lag es nahe, diese Entwicklung in Phasen einzuteilen, und das erste Lebensjahr wurde auch als „orale Phase“ bezeichnet.

Kurzdefinition für „oral“:

oral [lateinisch], in der Mundgegend gelegen, durch den Mund.

  • Mundregion ist Hauptquelle der lustvollen Stimulation bzw. Lustbefriedigung
  • Verhaltensweisen: saugen, beißen, schlucken
  • Das Lustprinzip dominiert

Anders formuliert: Die Beziehung und Entwicklung wird über die Nahrungsaufnahme organisiert (das „Stillen“ beinhaltet schon vom Wort her die beruhigende Wirkung), Geborgenheit und Liebe werden vermittelt, ein Urvertrauen bildet sich heraus.
Bei Störungen der oralen Entwicklung kann sich eine depressive Struktur mit Unentschlossenheit, Überforderungsbereitschaft, Urmisstrauen und Rückzug ergeben.

Dabei wäre es natürlich vermessen, dem ersten Lebensjahr nur Funktionen der Mundregion zuzuordnen.

Schon der „Urschrei“ bei der Geburt braucht die Atmung, ist nicht passiv getönt, und auch die ersten Schritte, die oft gegen Ende des ersten Lebensjahres erfolgen, sind das Ergebnis eigener Anstrengungen und Aktivitäten.

Zu den Störungen, die der oralen Phase zugeschrieben werden, sind in unserem Zusammenhang natürlich vor allem die Essstörungen zu zählen…

Übergewicht und Psyche
Kopf (Mund) oder Bauch

Die Ursachen des Übergewichts 

Essstörung und gezügeltes Essverhalten

Dass Essstörungen als die Frauenkrankheit des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts gelten und damit die Hysterie, die Frauenkrankheit im ausgehenden 19. Jahrhundert, die Sigmund Freud zur Entwicklung der Psychoanalyse geführt hat abgelöst haben – diese Anmerkung findet sich beim österreichischen „Netzwerk Essstörungen„.

Es könnte natürlich auch die eine oder andere Essstörung eine verkappte Hysterie sein.

Der Begriff vom „gezügelten Essverhalten“ geistert stets durch die Diskussion: Gemeint ist, dass jemand sich strenge Grenzen beim Essen auferlegt, möglichst „für immer“, um tatsächliches oder vermeintliches Übergewicht zu bekämpfen; umgangssprachlich auch mit „Diät machen“ bezeichnet.

1. Normales Essen
2. Gezügeltes Essen / Gezügeltes Essverhalten („Diät“)
3. Teilsyndrom Essstörungen (nicht-näher-bezeichnete Essstörungen)
4. Essstörungen (Anorexia & Bulimia nervosa)

Dabei komme es bei einigen, nicht bei Allen, die „sich zügeln“, zu Durchbrüchen, die dann nicht mehr aufzuhalten sind und in der Folge zum Gefühl, versagt zu haben, wertlos zu sein usw.

Der Begriff vom „gezügelten Essverhalten“ beeinhaltet latent, ohne, dass dies ausgesprochen würde, die Metapher von Pferd und Lenker, oder Ross und Reiter.

Bildlich gesprochen, vertraut, wer sein Essverhalten (permanent) zügelt, nicht seinem Pferd (das Pferd steht in der Bildsprache für Zugtier und Antrieb…) und meint, es ständig bremsen zu müssen, während Andere offenbar ständig die Zügel schleifen lassen.

Und beim Fressanfall gehen dann die Pferde durch.

Bleiben wir noch einen Satz lang bei dieser Metapher: Warum muss ein braves Pferd eigentlich immer gezügelt werden? Andere Pferde kennen ihren Weg doch auch und lassen sich ganz stressfrei lenken.

Das Zentrum für Belohnung – Nahrung und Sucht

Zur Regulation von Handlungen gehört ein kleines Zentrum im Gehirn, das Reize, die es empfängt, als Wohlgefühl "übersetzt"; ein Belohnungszentrum gibt uns also z.B. bei Lernfortschritten ein angenehmes Feedback.

Im Tierexperiment wurden Äffchen mit Elektroden im Gehirn versehen, so dass sie durch Drücken einer Taste dieses Belohnungszentrum anregen konnten – und verbrachten den ganzen Tag damit, diesen angenehmen Reiz auszulösen…

Bei Mensch und Tier kann dieses Belohnungszentrum auch chemisch erreicht werden; Rauschmittel setzen Dopamin frei und dämpfen den Einfluss der Vernunft.
Süßigkeiten und andere besondere "Leckerlis" werden als "Verstärker", Mittel zur Belohnung in der Dressur eingesetzt, die These, dass Nahrungsmittel den Charakter von Rauschmitteln haben können, ist nicht neu.
Der Verzehr von Nahrungsmitteln, die nicht nähren, kommt so dem puren und sinnlosen Reizen des Belohnungszentrums nahe.

Bei fortgesetzter chemischer Stimulation kommen "normale" Reize nur noch abgeschwächt im Belohnungszentrum an; dadurch wird die Sucht "gelernt", und auch ein cleaner Fixer entwickelt noch starke Emotionen beim Anblick seines Suchtstoffes, im Fall der Ess- oder Fresssucht ist man ständig mit dem "Stoff" konfrontiert.

Sucht wird also gelernt und bleibt erhalten, das "craving", die Gier nach dem Stoff (oder einer wirklichen Belohnung, die aber allzuoft ausbleibt, manchmal auch unbewusst abgelehnt wird) bleibt auch mehr oder weniger stark.

Durch die verstärkte Gier kann Genuss (z.B. eines Genussmittels) gerade wieder in Begierde umschlagen und den Wunsch nach mehr Genuss hervorrufen. Um diesem Teufelskreis fern zu bleiben, ist möglicherweise eine lebenslange Nachbetreuung notwendig.

(Ess-) Störungen im Märchen, Versuch zur Diät mit Märchen und zur Märchentherapie

In einer Zeit, die längst vergangen ist, wurden Märchen ausschließlich mündlich weitergegeben, erzählt eben.

Auch heute ist es noch ein großer Unterschied, ob wir ein Märchen hören oder lesen.

Was für das Märchen selbst gilt, dürfte auch für die Interpretation zutreffen; eine vorgelesene Märcheninterpretation könnte eine ganz andere Wirkung haben, als eine "nur" gelesene.

"Wie Else ihren Hans bekam und wieder verlor" – so könnte man den Inhalt in einem knappen Satz zusammenfassen. Das Märchen selbst ist natürlich noch länger, und was zwischen den Zeilen steht, wird jeder auf seine eigene Weise entziffern.

Wer also Lust hat, sich mit einer merkwürdigen Geschichte und ihren Elementen

auseinanderzusetzen,

ist herzlich eingeladen, sich die Interpretation anzuhören.

Wer sich darauf einlassen möchte, muss Zeit und Geduld mitbringen – spannend wird die Geschichte erst allmählich.

Inhalt:

Wenn krank machende Verhältnisse offengelegt werden, ist dies wohl ein erster Beitrag zur gesünderen Lebensweise, mit anderen Worten: Zur Diät.

Die etwas versponnene und – im Rahmen des gestörten Systems ihrer Herkunftsfamilie – überangepasste Else produziert eine Schreckensphantasie, von der sich die übrigen Mitglieder anstecken lassen. Nach der Heirat stellt sich heraus, dass sie hemmungslos verfressen ist,  und sie wird aus dem System ausgeschlossen.

Die_kluge_Else_1.mp3 (ca. 10 min.)
Die_kluge_Else_2.mp3 (ca. 11 min.)
Die_kluge_Else_3.mp3 (ca. 18 min.)
Die_kluge_Else_4.mp3 (ca. 18 min.)

Es geht darum, wie  familiäre Erwartungen und Mitläufertum entstehen, wie auch Herzensangelegenheiten vom "System", das Selbstbestimmung und wirkliche Liebe verhindert,  bestimmt und Probleme zwar beweint, aber nicht gelöst  werden. Wenn das Märchen mehr ist als leere Unterhaltung, ist es ein Appell, so nicht weiter zu machen.

 

(Wesentlich banaler geht es auch im Märchen "Der süße Brei" ums Aufhören; einfach nur "Stopp" oder "Halt" zu sagen, reicht nicht, es kommt schon auf das richtige Wort an.)

 

 

Interpretation: Die kluge Else (zum Lesen)

Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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