Essstörung und gezügeltes Essverhalten
Geschrieben am 10. März 2008 von KPBaumgardt
Dass Essstörungen als die Frauenkrankheit des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts gelten und damit die Hysterie, die Frauenkrankheit im ausgehenden 19. Jahrhundert, die Sigmund Freud zur Entwicklung der Psychoanalyse geführt hat abgelöst haben – diese Anmerkung findet sich beim österreichischen „Netzwerk Essstörungen„.
Es könnte natürlich auch die eine oder andere Essstörung eine verkappte Hysterie sein.
Der Begriff vom „gezügelten Essverhalten“ geistert stets durch die Diskussion: Gemeint ist, dass jemand sich strenge Grenzen beim Essen auferlegt, möglichst „für immer“, um tatsächliches oder vermeintliches Übergewicht zu bekämpfen; umgangssprachlich auch mit „Diät machen“ bezeichnet.
1. Normales Essen
2. Gezügeltes Essen / Gezügeltes Essverhalten („Diät“)
3. Teilsyndrom Essstörungen (nicht-näher-bezeichnete Essstörungen)
4. Essstörungen (Anorexia & Bulimia nervosa)
Dabei komme es bei einigen, nicht bei Allen, die „sich zügeln“, zu Durchbrüchen, die dann nicht mehr aufzuhalten sind und in der Folge zum Gefühl, versagt zu haben, wertlos zu sein usw.
Der Begriff vom „gezügelten Essverhalten“ beeinhaltet latent, ohne, dass dies ausgesprochen würde, die Metapher von Pferd und Lenker, oder Ross und Reiter.
Bildlich gesprochen, vertraut, wer sein Essverhalten (permanent) zügelt, nicht seinem Pferd (das Pferd steht in der Bildsprache für Zugtier und Antrieb…) und meint, es ständig bremsen zu müssen, während Andere offenbar ständig die Zügel schleifen lassen.
Und beim Fressanfall gehen dann die Pferde durch.
Bleiben wir noch einen Satz lang bei dieser Metapher: Warum muss ein braves Pferd eigentlich immer gezügelt werden? Andere Pferde kennen ihren Weg doch auch und lassen sich ganz stressfrei lenken.
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[…] Essstörung und gezügeltes Essverhalten […]
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[…] die Essstörung die Nachfolge der Hysterie angetreten hat, erklärt so manche hysterische Begleitkomponente im Kampf gegen das Übergewicht: […]
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[…] Essstörung und gezügeltes Essverhalten […]
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