Geschrieben am 10. April 2008 von KPBaumgardt
Als ich 1999 die Fressnet.de-Seite konzipierte, bin ich „nach Gefühl“ vorgegangen: Eine Seite muss neben der Startseite noch ein paar Themen bieten, sonst wäre es ja auch nur eine „Visitenkarte“.
Zum Thema „Abnehmen“ gehört, dachte ich, noch mehr:
Ziele, Ideale (Idealvorstellungen), der Gegensatz der Ideale (die realen Körper), Antrieb, Hunger, das Fressen, die Bewegung, Diät oder keine Diät, Sport, Aktion, Lernen, Lesen, ein Forum, Rezepte, Zubehör, diverse Themen, Links, Impressum.
Ein schlichtes Programm zur Darstellung der „Besucherströme“ zeigte, wie die Besucher, die auf der Startseite ankommen, sich dann auf die Themen verteilen.
Wäre doch interessant, zu erfahren, was jemanden, der sich für „Abnehmen“ interessiert, nun am meisten beschäftigt…
Ich will es mal ein ganz bisschen spannend machen: Am wenigsten interessant ist das Impressum. Wer die Seite warum macht – egal…
„Besucher“ sind nicht immer Leser- Viele haben es so eilig, dass sie nach Bruchteilen von Sekunden schon wieder anderswo sind. So gesehen, ist die größte Besuchergrupe die der eigentlich Uninteressierten…
Danach kam das Thema 0-Diät, so hatte ich nämlich die Frage „Diät oder Nicht-Diät“ abgekürzt, damit es in die Spalte auf der Seite passte.
Das waren offenbar die „Abnehmkandidaten, die es jetzt mal „ordentlich radikal durchziehen“ wollten.
Das offensichtlich interessanteste Thema für die Übergewichtigen ist der Hunger.
Aber warum interessieren Leute, die objektiv zu viel essen, sich für Hunger?
Die Frage bedarf noch der Klärung und Diskussion. Ich bin nicht der Typ, der eine Theorie auf dem Markt durchsetzen will und kann, und das Stichwort, der Begriff Phantomhunger wird in den „interessierten Kreisen“ auch nicht deshalb aufgegriffen, weil er auf einer Internetseite mit einem „halbwegs originellen“ Titel publiziert worden ist – Internet: „das ist doch nichts gedrucktes“.
Gegenfrage:
Interessiert sich (sonst noch) jemand für „Hunger“?
Eigentlich hatte ich heute früh nur mal eben eine Illustration zu „Hunger“ gesucht, weil ich diese irrationale Angst der Dicken, ohne Zwischenmahlzeiten ein wenig (ganz normalen, gesunden) Hunger zu verspüren, hier noch einmal thematisieren wollte.
Nur: Die Bilder, die da auftauchten, waren unpassend. Unpassend. Unpassend?
Für das Thema „Abnehmen“ – ja.
Gleichzeitig sind diese Bilder, wenn man nicht ganz abschottet, auch erschütternd.
Ich hatte abgeschottet. Aber nicht ganz. Bin einem Link zur „Welthungerhilfe“ gefolgt, und dort gab es einen diskreten Link zu einem Blog.
Also wieder etwas vertrauteres Gelände. Bloggosphäre und so weiter…
http://www.welthungerhilfe-blog.de/
Den Das Blog gibt es seit Oktober 2007. Gemessen an der Zahl der Kommentare, geht es dort bisher eher ruhig zu.
Die Diskriminierung Übergewichtiger geschieht in der gleichen Welt, in der ständig und massenhaft Menschen sterben, weil sie nicht genug zu essen bekommen.
Der achtsame Umgang mit Mitmenschen, Nahrungsmitteln, Umwelt und sich selbst ist hierzulande noch nicht selbstverständlich.
Während hierzulande also die Dicken abnehmen, aber nicht hungern wollen und nicht wissen, wie das geht, wird an anderen Orten vor Hunger gestorben.
Das verdrängen wir hier oft, das ist tabu. Ich selbst habe, seit das Blog läuft, das Thema Unterernährung und Nahrungsmangel als Todesursache immer als „unpassend“ empfunden und vermieden. Es war „peinlich“.
Es wird wohl auch vom größten Teil der Diät, Gesundheits- und Wellnessszene verdrängt.
Vorschlag: Holen wir den Hunger in die öffentliche Diskussion. Sowohl den realen Hunger, die reale Not, als auch den irrationalen, gierigen Hunger: Bearbeiten können wir nur, was wir nicht verdrängen.
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