Neue Männer braucht das Land – am Herd?
Geschrieben am 4. März 2007 von KPBaumgardt
Dass Ina Deter einst rockenderweise neue Männer eingefordert hatte – davon wissen die heutigen Teenies nichts.
Fragt sich, wie gerne deren Eltern sich daran zurück erinnern, zu diesem Text ihr Tänzchen auf die Tanzfläche gebracht zu haben.
Was wir vergessen oder nie wahrgenommen haben: Die historische „Nationalhymne der Frauenbewegung“ war in Wirklichkeit eine Art musikalische Partnersuche.
Wie befreiend das Lied auch immer gewesen sein mag – eine neuartige Rollenverteilung zu ersingen wird kaum sein Anspruch gewesen sein.
„Die Frauen feiern Scheintriumphe über MAnnsbilder,
die sie sich selber machen“
So ein Satz ist mehrdeutig. Machen die Frauen Scheintriumphe oder Mannsbilder, oder was auch immer sich selbst?
Der Satz stammt aus einer bekannten Deutschen Wochenzeitschrift, die immer wieder zum Thema „Emanzipation“ (eigentlich: Befreiung von Zwängen) titelte, aber meist polemisch und nie im Klartext.
Man hatte ein Thema, darüber zu schreiben, für Verunsicherung zu sorgen, ein paar Klischees zu bedienen, die Auflage zu steigern, oder wenigstens konstant zu halten. Kindfrau, Amazone, Fehlgriff Mann, Doppelaxt waren die geeigneten Schlagworte, und mit der Rechtschreibreform musste frau sich auch beschäftigen.
„Die Frau von heute braucht keinen Mann, sondern eine Hausfrau.“
Polemik war wichtiger, als die Geschlechterrollen zu thematisieren – für einen Dialog sind Massenmedien selten geeignet. Der Frieden zwischen den Geschlechtern war überhaupt kein Thema, und für ein geringes Selbstwertgefühl der Frauen sorgten immer wieder die Sonderhefte zum Thema Diät.
Insofern ist es wichtig, ein gesundes Verhältnis zu den Schönheitsidealen zu entwickeln, und ganz ohne Panik sagen zu können:
Speck spielt doch überhaupt kein Röllchen.
Aufklärung, Konfliktlösung und Emanzipation sind die Hauptanliegen unserer Massenmedien jedenfalls nicht.
Mehr zu den psychischen Ursache des Übergewichts findest Du im Artikel „Übergewicht und Psyche“ sowie im Blog unter der Rubrik „Psyche„. |
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[…] Was Pollmer im Deutschlandradio gesagt hatte, wollte ich mir aufheben und zunächst mal schauen, was es bei der Deutschen Welle gibt – die Radiokultur hat ja gerade eine Renaissance. Ich gestehe, der Überschrift "Frauen können auch mit harten Worten schlagen" nachgegangen zu sein, wodurch ich die (einseitige) Bekanntschaft von Lady Bitch Ray und YELLE machte, Rapperinnen, von denen mich die Generationenschranke trennt, die nicht nur trällern "Neue Männer braucht das Land"; dem Kommentar "d’habitude j’écoute pas ce genre de musique mais je reconnais qu’elle a un style marrant" (Frei übersetzt: "Normalerweise höre ich solche Musik ja nicht, aber sie hat was!) […]
[…] 1968 war ich elf Jahre jung und konnte in den folgenden Jahren die Entwicklung der "68-er" aus der Perspektive dessen, der nicht recht versteht, was da los ist, verfolgen. Zersplitterte K-Gruppen, revolutionäre Zeitungen an jeder U-Bahn-Treppe, Demos, Spontis, Frauenbewegung, Anarchisten, Ökos, Friedenskämpfer, Kämpfer und Aussteiger, Mescaleros beanspruchten das Label "Fortschrittlich" oder "progressiv". Die Fahndungsplakate, jahrelang mit geringen Veränderungen und unübersehbar in öffentlichen Gebäuden, sprachen ihre eigene Sprache. […]