Unser täglich Brot und Diesel gib uns heute
Geschrieben am 14. April 2008 von KPBaumgardt
Die Bitte um das tägliche Brot ist Bestandtteil des Vater-Unser, und nicht überall auf der Welt wird sie erfüllt.
Fragt sich, wie weltumspannend das "gib uns" jeweils gedacht wird. Christen können schon mal der Meinung sein, (umgewandelte) Nahrungsmittel im Autotank seien eine arge Sünde.
Gant ohne Berufung auf eine Moral kann die Frage, ob "Bio-Sprit" sinnvoll ist, auch so beantwortet werden:
Die Zumischung von Ethanol ist weder "bio" noch "logisch" – das sagt doch eigentlich alles, oder? 🙂
Da unser Religionsstifter Brot und Wein nicht nur in ihrer unmittelbaren physischen Stofflichkeit verstand, sondern sich mit Brot und Wein identifizierte und ihnen eine übergeordnete Bedeutung zumass, die sich nur sinnlich-unmittelbar mitteilt, können wir uns den Diskurs, was er von den Kapriolen der Agroindustrie halten würde, ersparen.
Zu den Mythen um den "Biosprit" gibt es hier noch einmal zu ergänzen, dass immerhin gasförmiger Brennstoff aus Abfällen schon längst machbar ist, umweltschonend, dezentral, ethisch einwandfrei, aber entgegen der gewohnten Schrebergartenmentalität: Wir müssten die lieb gewonnene Kompostierung zum Teil wieder aufgeben und intelligenter und vermehrt Bio-Abfälle sammeln.
Hinsichtlich der "Biokraftstoffe" war schon im November 2007 von der Alternative "Tank oder Teller" zu hören, von der Urwaldzerstörung zu lesen.
Ein "Experte" von Greenpeace erklärte im Interview bei Spiegel-online:
diese anderen Konzepte zur Einsparung von Treibhausgasen könnten dem einen oder anderen Freund von Herrn Gabriel aus der Automobilindustrie durchaus wehtun. Die Alternativen sind nämlich kleinere Autos, Autos mit weniger Spritverbrauch und ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen.
Ein Tempolimit ohne Alles-oder-Nichts beziehungsweise schwarz-weiß-Denken (fundamentales "Alles oder Nichts"), beispielsweise ein Limit bei 140 km/h würde bei der Mehrheit der Autofahrer, die sowieso kaum schneller fahren, nicht zu Protesten führen, aber übermotorisierte Automodelle einfach nur noch absolut absurd aussehen lassen.
Immerhin stellt der ADAC mittlerweile auch schon mal die Frage: "Wieviel Auto braucht der Mensch?"
Die Gegenfrage: "Wieviel Brot braucht die Menschheit, und wie kriegen wir das gebacken?" wird zunehmend öfter gestellt.
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Abgelegt unter: Politik | 7 Kommentare »
Es muss ja auch nicht immer Auto sein. Zwar sind schon spritsparende Modelle hilfreich. Aber Zugfahren, Fahrradfahren sind sicherlich noch besser. Vermutlich müsste die Treibstoffsteuer noch weiter angehoben werden, und die Pendlerpauschale abgeschafft werden.
Dafür andere Steuern und Sozialabgaben senken. Warum wird subventioniert, wenn man besonders weit von seinem Arbeitsplatz lebt?
Und die Städte müssten anders konzipiert werden. Die Trennung von Wohn-, Einkaufs- etc. Viertel führt dazu, dass Menschen viel Auto fahren müssen.
Das macht einen schon Nachdenklich. Auf der einen Seite werden die Nahrungsmittel dringend benötigt, es verhungern sogar sehr viele, weil sie keinen Zugang zu genügend Nahrung haben, und auf der anderen Seite stopfen wir uns das Zeug in die Autos, damit wir bequemer reisen können, oder unsere Faulheit richtig auskosten…
Mark
@ Sukadev: Zugfahren könnte noch schöner sein. Die Bahn war mal einer der größten Arbeitgeber. Jetzt soll auch noch privatisiert werden, was in England das Tranportsystem ziemlich kaputt gemacht hat.
Das Argument „Städtebau“ scheint auch nicht zu interessieren. Letztlich küngelt die Bauindustrie mit den Stadtverwaltungen, und was wirklich gebaut wird, ist kaum an den Bedürfnissen orientiert. Für Fahrräder bleibt vielleicht irgendwo im Keller ein Platz, während die Autoparklätze vor der Tür sind.
@Mark Isen: Der Name passt ja zum Produkt 😉
Nachdenklich kann man da schon werden. Muss man auch.
[…] Tank oder Teller […]
[…] Brot und Diesel […]
[…] Tank oder Teller […]
[…] die Verringerung der Anbaufläche für Lebensmittel wegen der “Bio-Sprit” Prodiktion (vgl. “Tank oder Teller”) spielen hier eine Rolle. Mehr zu der Krise und den Hintergründen bei der Deutschen […]