Revolutionäre Pilze, Algen und die Erderhitzung

Es waren „Pilzköpfe“, die damit anfingen,  „She loves You, yeah“ zu singen. das ist gar nicht so lange her und inzwischen Klassik. Wie sich unser Verhältnis zu Frisuren und Musik geändert hat, ändert sich Vieles, nicht nur in Modedingen. Und die Beatles als Aufhänger für neue Formen der Ernährung heranzuziehen, erscheint auch gerechtfertigt, wenn wir uns nur vorstellen, welche japanischen Speisen Yoko Ono auf den Tisch gestellt haben mag.

Und wahrscheinlich hat das englische Quartett mindestens auf seinen Indien-Reisen vegan gelebt, weil sich das so gehört beim tranzendental Meditieren, bei der übersinnlichen Weltverbesserung.

Nehmen wir an, die Pilz-Köpfe hätten später auch magische Pilze studiert – das gab dann Halluzinationen, weitere Verkaufserfolge einer revolutionären Gruppe,  deren „Job“ wohl darin bestand, entsprechende Umsturz-Hoffnungen zu kanalisieren nach dem unverbindlichen Motto: „Das wird sich schon alles (wieder) einrenken, Du weißt doch, das wird schon, gut, alles wird gut, ja gut“ :

Don’t you know it’s gonna be (all right)

All, all, all, all, all, all, all, all, all, all, all right
All right, all right, all right, all right, all right

 

Hier noch ein paar Pilzköpfe aus einer anderen Perspektive, beim Baden in Hühnerbrühe mit Meeresalgen, Erbsen und Schnittlauch, auch in größerer Version zu betrachten.

Bei der Beschreibung der  Makroalgen als Meeressalat oder -Gemüse überlasse ich professionellen Schmause-Poeten den Vortritt, deute aber schon mal an, dass „glibberig“ hier gänzlich unzutreffend ist, wenn das, was erst schwarz und getrocknet war, nach kurzem Kochen hier zur bräunlichen Suppeneinlage geworden ist, ein unglaublich weiches Mundgefühl herstellt und wohl auch Uami-Anklänge verteilt.

Zur ökologischen und sozialen Bedeutung von Meeresalgen siehe „Kelp in Alaska“.

 

Ein großes Lob hat auch die Balkon-Kräuter- und Gemüsepflanzung verdient; es lohnt sich durchaus, sich hierbei zu engagieren, denn z. B. frische Kräuter sind aromatischer als alles andere. Gedacht ist dieses Foto als eine „Kräuterinspiration„, als Aufgabe sozusagen, mit den gegebenen Zutaten plus x eine Mahlzeit herzustellen.
Wenn es etwas mit selbst gemachten Nudeln sein soll, vielleicht nach Art des Pasta-Palasts.

 

 

Lecker, gesund, nachhaltig: Pilzproteine revolutionieren unser Essen

Bei der Journalistenzunft bleiben, gerade wenn es um neuartige Themen geht, Fehltextungen nicht aus. Wenn etwas oder jemand das Essen revolutioniert, sind das nicht die Pilze, weder Eiweiß und Mycel, sondern Menschen, die heute vielleicht mehr mit Pilzen anstellen können als früher. Wenn das norddeutsche Start-up „Mushlabs“ alte Bitburger-Braukessel mit Brauereirückständen als „Biofermenter“ betreibt, ist das gegenüber der Apfelweinkelterei Possmann, bei der nie als solche verwendete U-Boot-Hüllen als Tank herhalten, die kleinere Neunutzung alten Geräts.

Aber vielleicht ist ja auch das, was „Quorn“ fermentatif mit der Verwandlung von Planzlichem zu Fleischähnlichem, was man traditionell in Indonesien und nicht heimlich, aber trotzdem unentdeckt hierzulande mit Tempeh betreibt, auch so – sozusagen „pilzrevolutionär“.

Revolutionär würde die durch Pflanzen-und-Pilz-Kost mögliche Fleischabstinenz ja auch nur, wenn alle mitmachen. Das würde fürs Klima mehr bringen als alles andere:

Unter dem Blickwinkel des Klimaschutzes betrachtet, wäre es angebracht, sofort in die Pflanzenprotein-Herstellung zu investieren und dies mit einem Werbeetat, wie er für fossile Kraftstoffe, etwa mit dem Motto „Pack den Tiger in den Tank“ betrieben wurde, zu bewerben:

 

Unser Land wird – ganz klar – seine Klimaziele verfehlen:

Weil die Politik den Hebel da ansetzt, wo zu wenig Wirkung entsteht, weil man zu betonverkopft ist, um z. B. Zement zu drosseln oder die Ernährungswende richtig zu forcieren.

Wenn Investitionen bei Landwirtschaft & Ernährung die größte „Klimarendite“ resultieren, fragt man sich doch, warum einzelne Haushalte vierstellige Subventionen zum Kauf eines unvernünftig großen, schweren und umweltbelastenden e-Autos bekommen, während nichts dafür getan wird, dass Millionen von „Billigfleischjunkies“ unabhängig von ihrem Suchtmittel werden und sich den Wonnen der pflanzlichen und pilzlichen Ernährung zuwenden können.

 

Dass Kuhmilch weniger Gewinn bringt als Hafermilch, heißt doch, dass „die Alternative“ überteuert ist.

Wer Soja- oder Hanfmilch selbst herstellt, hat bei ein wenig Routine kaum Arbeit damit und sich die  „private Preissenkung“ verdient.

 

Im Joghurtbereiter hatte ich die Sojamilch noch fermentiert, den Yoghurt im Kaffeefilter abtropen lassen, auf einer schweren, eiskalten Porzellan-Servierplatte mit gezuckerten und kurz gedämpften frischen Kirschen dekoriert, einfach nur, um ein weiteres Foto für diesen Artikel zu bekommen 😉

Im Handel kann es diese erfrischende Kirsch-Eis-Alternative gar nicht geben, weil sie sich nicht angemessen verpacken lässt, und nicht mit Chemiezusätzen auf längere Haltbarkeit getrimmt wird.

 

Pilze, Hülsenfüchte mit Pilzmycel als Canneloni-Füllung – das war einmal einTest zur sinnvollen Tempeh-Verwendung.
Es genügt eben nicht, zu sagen: „Leute, ab heute wird vegan gegessen“, man muss auch sagen, was wie machbar ist. Dabei geht es um kreative Prozesse, die auf Skepsis stoßen, auch bei den Ober-Machern, die die freischaffenden Künstler nicht bedenken, die solche Entwicklungsarbeiten ganz ohne amtliche Seilschaften leisten und den „Undank der Welt“ ernten.

 

 

Klimaneutral mit Pflanzenkraft

Nachdem ukrainisches Getreide nicht auf den Weltmarkt kommt, weil die Häfen blockiert sind und sich die Getreidepreise „spekulativ“ verdoppelt haben, will Bundesumweltministerin Lemke das globale Nahrungsangebot vergrößern und zu diesem Zweck  „ …  den Einsatz von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen herunterfahren.“

Das ist gut gemeint, offenbart aber eine andere Misere:

 

Anteil der Verwendung von Deutschem Weizen 2020/2021

Saatgut                   2,6%
Futtermittel............ 42,0%
Verluste                  3.9%
Industrielle Verwendung   7,1%
Energetische Nutzung ....10,2%
Nahrungsmittel           34,2%

Was wir dieser Aufstellung entnehmen können:

  • Immer noch wird Getreide „verheizt“ und die eigentlich ethische Frage „Tank oder Teller“ ignoriert
  • Der energetische Aufwand wie auch die Fehlnutzung von landwirtschaftlichen Flächen beim sinnlosen „Bio-Sprit-Brauen“ wird gleichfalls ignoriert
  • Die Umweltministerin ignoriert die Frage, ob vier Zehntel des produzierten Getreides in Tiermägen angemessen sind.

Mit der Fokussierung auf die „energetische Nutzung“ von Getreide einher geht gleichzeitig die problematische Entwicklung der Energiepreise für Heizen und Strom, wo Sparanreize durch ein kleines kostenloses Grundbudget und bei Mehrverbrauch progressiv zunehmende Preise Effekte bringen dürften, die zu testen wären.

Lebensmittel, die von Tieren stammen, erfordern mehr Fläche und weitere Ressourcen als pflanzliche Lebensmittel.

 

Bildquelle: Wikipedia

Es gilt die alte Bauernweisheit: „Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe. Ein Camembert, der als Markenartikel weltweit bekannt und beliebt ist, könnte dies dem Logo verdanken und macht den Nutznießern sicherlich große Freude.

Veganer Käse macht nie „Muh“, kann aber auch Mühe machen.

Interessant ist die Beschreibung der Arbeitsabläufe bei der Soja-Käse-Herstellung, die sich auch in Japan zunehmender Beliebtheit erfreut.

Käse aus Cashew-Kernen wird in Berlin kultiviert, dort gibt es auch Kurse zu solcher Fermentation mit Pilzen und bei der TAZ einen Artikel dazu.

 

 Klimaeffekte im Verkehrssektor

Der „Pfad der Einhaltung der Klimaziele“ ist allerdings kein Highway, wäre er es, gäbe es ganz selbstverständlich ein Tempolimit und sinnvolle Maßnahmen zur Verminderung von Transporten, im Lebensmittelsektor wie auch z. B. bei der Herstellung von Textilien vermehrt lokale Produktion.

Wenn bei der diesjährigen Tour de France die Straßen mit kühlendem Wasser gesprengt wurden, damit die Rennradler nicht im weichen Asphalt steckenbleiben, demonstriert das ein Phänomen, dem sich niemand mehr widmet, der sich von einer abgedrifteten Atom-ist-klimaneutral-Diskussion neppen lässt:

Nackter Boden erhitzt sich stärker als bewachsener. Die unbewachsene Fläche wird erhitzt, verliert jeden Feuchtigkeitsgehalt, bietet z. B. Regenwürmern keinen Lebensraum, wird hart wie Stein, unfähig, Wasser aufzunehmen. Das Mikroklima verändert sich nachteilig, und in der Summe natürlich das Klima überhaupt.

An den Schluss möchte ich nun nicht irgendetwas tröstliches stellen, sonder ein Zitat von

Adolf Muschg

Wie kann man glauben, dass Menschen vernunftgesteuerte Wesen sind? Ein Hirnforscher hat mir einmal erklärt, warum sich unsere emotionalen Reaktionen immer noch auf prähistorischem Niveau bewegen, während das Grosshirn gleichzeitig Meta-Universen konstruiert. Wir nackte Affen haben uns einen schwindelnden Vorsprung über die Natur verschafft, sind aber zugleich vollkommen desorientiert. Mir würde es schon genügen, wenn der selbsternannte Homo sapiens aus seiner destruktiven Tätigkeit den Schluss zöge, dass es für wirklich wichtige Fragen nie eine Antwort geben kann als grössere Fragen.

 

Im gleichen Interview sagte er auch;

„Hybris beginnt damit, dass man in den Übeln, die einem begegnen, den eigenen Anteil nicht wiedererkennt.“

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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