Abnehmen mit Kohlsuppen-Diät und negativen Kalorien aus der Apotheke

Ist die „Kohlsuppen-Diät“ eine Winterdiät?
Zwar gibt es noch frische Erdbeeren zu kaufen, aber die sind grün-rot gescheckt und sowieso nur als Angebot für unverbesserliche Fans von Chemie-Cocktails, nicht für Feinschmecker gedacht.

Es hat nicht viel Sinn, die Saison künstlich zu verlängern; saisonales Obst und Gemüse kaufen, lautet die Devise – und die beste Zeit für Tomaten ist vorbei.

Kohl und Lauch, Feldsalat und … stehen im Herbst auf dem Programm.

Manches Abnehmforum diskutiert zum hundertsten Mal die „Vorteile“ der Kohlsuppendiät, stellt Rezepte für einen zwei-Wochen-Vorrat zur Verfügung; das Spiel „Frage: Soll ich … ?“ – Antwort: „Ja/Nein, wenn, oder Du kannst es ja ausprobieren“ ist aber langsam langweilig geworden.

Das Erfolgs-Geheimnis der magischen Kohlsuppen-Diät

… liegt in der Suggestibilität der Abnehmwilligen, und in ihrer Experimentierfreude. Es wird/wurde mit Versprechungen und quasi-wissenschaftlicher Argumentation gearbeitet:

Kohlsuppe Diät: 7. Tag
Vollkorn-Reis, Gemüse, Obstsaft und Suppe.

Sie sollten bis heute 10 bis 17 Pfund abgenommen haben. Wichtig: Wenn Sie mehr als 17 Pfund abgenommen haben, müssen Sie 7 Tage Pause machen, bevor Sie erneut mit dem Fasten beginnen.

Wenn Sie weitermachen, wird Ihr Körper sauber und Sie werden sich gesund fühlen wie nie zuvor. Dieses Programm von 7 Tagen können Sie so oft wiederholen wie Sie wollen. Sie werden sich immer leichter aber mit viel Energie fühlen.

Diese Diät ist ein System, um schnell Fett zu verbrennen. Das Geheimnis ist, dass dabei mehr Kalorien verbrannt werden, als Sie neu zu sich nehmen. Deshalb dürfen Sie auch keinen Alkohol trinken,
Entscheidend für den Erfolg ist: Nie Brot, Alkohol, Limonade (auch nicht Diätlimonade!). Trinken Sie nur Tee, Kaffee, Obstsaft, fettarme Milch, alles ohne Zucker.

Vergessen Sie nicht: Je mehr Suppe Sie essen, umso mehr Fett wird verbrannt.

Befremdlich und unfreiwillig(?) komisch wird es, wenn eine Homepage die Kohlsuppendiät ausführlich vorstellt, dazu Verkaufsanzeigen für Bücher über die Kohlsuppendiät schaltet, sich gleichzeitig davon distanziert und ein eigenes Programm anbietet, das – dank Stiftung Warentest – natürlich qualifiziert und bei 15 EURO pro Monat auch noch erschwinglich erscheint.

Die Idee mit den „negativen Kalorien“ wurde ja schon 1999 in der Zeit mit wohl hinreichender Kompetenz besprochen, aber nicht allgemein ausgeräumt.

lebendiges RotkrautDie Herkunft der Irrsinnsidee, nur mit Kohl satt werden zu können und um ihn herum eine Diät zu „stricken“, werden wir wohl kaum mehr rekonstruieren können.

Die Kohlfamilie ist groß – Kohlrabi, Blumenkohl, Rotkohl, Weißkohl, Rosenkohl und viele andere Verwandte stehen im Prinzip zur Verfügung, auch wenn die eigentliche Vegetationsperiode vorbei ist.

Als Rohkostsalat oder Gemüse sind sie eine wertvolle Nahrung – wenn sie von anderen Nahrungsmitteln ergänzt werden.

Die Vitalkraft, die im Kraut steckt, wollte mir einmal ein fast vergessener Rotkrautkopf beweisen: Er trieb noch im Kühlschrank aus.

Wenn auch die „Kohlsuppendiät“ im Diäten-Vergleich schlecht abschneidet: Kohl ist gesund, und lasst Euch nicht verkohlen.

Die Idee, einen Kohlsuppen-Extrakt in Kapseln zu verkaufen, ist gar nicht so originell. Kommentieren mag ich sie jetzt nicht mehr.

Studien: Dick-Sein steckt an und Ehestreit ist Körperverletzung

Ewig lange Zahlenkolonnen haben mit der EDV ihren Schrecken verloren, und mathematisch begabte und in Statistik geschulte Anwender entlocken scheinbar nichtssagenden Zahlen erstaunliche Aussagen:

Dick-Sein ist im sozialen Kontext ansteckend, unter Freunden mehr als in der Familie, hieß es in einer Studie von Nicolas Christakis, die ich im Adipositas-Blog, der wenig später noch einmal auf auf deren Wiedergabe bei der Adiioposiats-Gesellschaft:

„Genetische Disposition und Lebenswandel gelten als Ursache der Adipositasepidemie. Unter Lebenswandel verstand man bisher falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Die Wahrheit scheint komnplexer zu sein. Nach der Auswertung von Daten der Framinghamstudie über 32 Jahre sind freundschaftliche Beziehungen ein deutlich stärkeres Adipositasrisiko als die genetische Verwandschaft…“

verwies, gefunden habe.

“We talk about networks all the time – Computer networks, neural networks, social networks. But what do networks mean in terms of medicine and health care?

To the extent that health behaviors such as smoking, drinking, or unhealthy eating spread within networks in intelligible ways, there are substantial implications for our understanding of health behavior and health policy. By not taking into account the effects of social networks, we may fail to understand an important aspect of human health, and we may miss a part of the picture of why people become ill.”

Rauchen, Trinken und Essen im Netzwerk zu untersuchen war also ein vielversprechender Ansatz. Wenn andere Studien noch auf einen von der Werbung induzierten Identifikationseffekt hinweisen, sollten wir versuchen, das mitzudenken.

Es hat also wenig Sinn, das Dick-Sein eines einzelnen Menschen zu analysieren, wir müssen schon auch sein Umfeld mit in unsere Analyse einbeziehen:

“Medical care has too great a focus on individuals, whereas in fact health status is powerfully influenced by relationships between people. People are interconnected, and so is their health.”

Die Schlussfolgerung für (wirklich, potentiell oder ehemalige) Dicke liest sich
bei Horst:

„… bevor man Panik bekommt und allen Übergewichtigen die Freundschaft kündigt, sollte man erstmal sein Hirn einschalten. Meiner Meinung bestätigt die Studie lediglich, was man sich auch denken könnte: Übergewichtige fühlen sich mit anderen Übergewichtigen wohler und so entstehen entsprechende Freundschaften oder auch Beziehungen. Aus – Apfel – Ende.

So lange es bei dem Apfel bleibt: Gut. Es gibt die Beispiele der gegenseitigen Fressverführung allerdings dennoch. So wie die zwei Damen, die im letzten Sommer früher Feierabend machten, und in einer mittelhessischen „Metropole“ noch mal die größten Eisbecher der fünf beliebtesten Eisdielen ausprobierten.

bei Kilo-Leicht

„Gehen zwei „Dicke“ zusammen aus, fühlt man sich auch gleich besser. Sich wohlfühlen hat immer etwas mit der Umgebung und dem Freundeskreis zu tun. Ein Freundeskreis, der sich den Willen zum Abnehmen teilt, macht es einfacher. Gleich und gleich gesellt sich gern. Ja, ich denke, dass steckt dahinter.“

Wenn die sozialen Beziehungen in der Diskussion der Adipositas nicht mehr untergehen, nicht mehr nur isoliert Gene, Bewegung und Ernährung als Ursachen angesehen werden – gut. Die Christakis-Studie untersucht zwar das Netzwerk, kann jedoch nicht erklären, wie es genau vor sich geht:

Die Verführung ist nicht nur das Geschäft der Werbebranche, sondern sie wird auch von den Dicken praktiziert:

„Übergewichtige Menschen suchen sich nicht einfach ähnlich gebaute Freunde aus, betont Christakis. Vielmehr beeinflussen sie andere direkt. Sie ermuntern zum Beispiel Menschen, die bereits ein erhöhtes Körpergewicht haben, noch mehr zu essen.“

Solche Beispiele sind bekannt. Wer ist noch nie zu einer besonders „leichten“ ‚Torte eingeladen worden? Glänzende, leuchtende Augen bekommen dabei allerdings nicht die „natürlich Dünnen“. Das Verhalten ist Teil der Krankheit und kann abgelegt werden, wenn eine gewisse Krankheitseinsicht da ist.

Dann mag auch das Abnehmen in der Gruppe funktionieren – nicht aber in einem unstrukturierten Netzwerk.

Christakis Idee, Statistiken aus einem Netzwerk auszuwerten, erscheint zwar originell. Den Anspruch, etwas total Neues gefunden zu haben, erhebt er jedoch zu Unrecht. Es ist ein alter Taschenspielertrick, so zu tun, als gebe es nur einen einzigen Joker. Die systemische Psychologie hätte zur Lösung des Problems „Ansteckung bei Fresssucht“ eigentlich mehr beizutragen.
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Je mehr Varialblen und Korrelationen berücksichtigt werden sollen, desto schwieriger wird Statistik; die Interpretation von Zahlen scheint immer noch ein ähnlich schwieriges Geschäft zu sein wie die phrophetische Deutung des Vogelfluges; (heute früh hat eine Formation Wilgänse Idstein überflogen, ohne Rast zu machen) moderne Prognostiker scheinen sich auch mit der Effizienz und Genese der Prophetie nicht auszukennen.
Wie nett ist es da doch, eine unkomplizierte Studie auszuwerten:

Wer sich dauernd angiftet, greift damit auch das Immunsystem seines Partners an. Darauf verweist ein Experiment der Psychiaterin Janice Kiecolt-Glaser und ihres Mannes, des Immunologen Ronald Glaser, von der Ohio State University in Columbus in den USA.

Sie testeten 42 gesunde Ehepaare im Alter zwischen 22 und 77 Jahren. In der ersten Sitzung sollten die Partner sich 20 Minuten positiv und einander bestärkend über ihre Beziehung unterhalten. Beim zweiten Mal, zwei Monate später, diskutierten sie ebenso lange und heftig ein zwischen ihnen strittiges Thema. Vor den Sitzungen waren den Probanden kleine Hautwunden beigebracht worden. Anschließend wurden die Verletzungen, die Wundflüssigkeit und das Blut der Versuchspersonen mehrmals immunologisch untersucht. Wie die Forscher feststellten, heilten die Wunden nach dem Streitgespräch um ein oder sogar zwei Tage langsamer als nach der friedlichen Unterhaltung.

Wenn jetzt noch jemand die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt würden, könnten wir diese Studie noch ein wenig ausbauen, und erforschen, welcher Streit nicht nur unglücklich macht, die Wundheilung verschlechtert, sondern auch noch darüber hinaus dick macht: Geeignet wären doch Themen wie Körpershilouette („Du gehst auf, wie ein Hefekloss), Sport („Kannst Du auch noch etwas anderes bewegen als die Finger auf der Fernbedienung?“) und Schönheitsideale (Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne – arabisches Sprichwort!“).

Schon wieder haben wir es mit systemischer Psychologie zu tun: Hier treffen zwei Systeme mit je besonderen Regeln und Gesetzen zusammen, denen die Protagonisten sich mehr oder weniger beugen.

Rauchverbot in den Kinos – auf der Leinwand?

Von der Imitation war hier zwar schon die Rede, aber zwei Beispiele halten besser als eines.

Leinwand-Helden führen auch zu erwachsenen Nachahmern

„Rauchende Leinwandstars ermutigen junge Kinofans, selbst zur Zigarette zu greifen. Dies geht aus einer Studie der Universität von Kalifornien in San Francisco hervor, die in der Novemberausgabe der Zeitschrift „American Journal of Preventive Medicine“ erscheint. Demnach rauchen junge Erwachsene desto mehr, je öfter sie Filmstars beim Rauchen sehen.“

paffend, nicht pfaffend: DichtäNun ist aus so einer ausgewachsenen Studie natürlich nicht die Forderung nach einem Verbot rauchender Darsteller vor laufender Kamera zu ziehen – in der Literatur hat so mancher Schriftsteller seine Einfallslosigkeit mit sich kräuselnden Rauchwölkchen oder aufleuchtenden Flämmchen, die den Glimmstengel entzünden, kaschiert, und wir können ja unsere Literatur nicht einfach einstampfen.

Aber ein Zufall ist es wohl kaum:

„Seit dem Jahr 2000 tauchen der Studie zufolge genauso viele Raucher in Filmen auf wie zuvor nur in den 50er-Jahren.“

Quelle: aerzteblatt.de

Mir fällt als Erklärung nur ein, dass Werbung auf einem Formel-1 Wagen, dessen Fahrer nicht auch selbst zur Zigarette greift, nur den Markennamen einprägen kann, aber noch nicht zur Identifikation führt. Dafür braucht es lebendige Menschen, um jemanden zu imitieren.

Und dann kann man sich ja wieder mit dem Rennstall identifizieren.

Kannibalismus, Aufmerksamkeitsoekonomie und Neosexualitaeten

Wie Ernährung sich gestaltet, kann oft nur als abartig bezeichnet werden, und in Extremfällen muss man es wohl als pervers bezeichnen. 2001 gab es in Rotenburg einen Fall von Kannibalismus, jetzt hat Klaus M. Beier ein Buch über sexuellen Kannibalismus geschrieben, ein Interview dazu wurde veröffentlicht.

Meiwes, der als “Kannibale von Rotenburg” bekannt wurde, ist lt. Beier weder ein geistesgestörter Mörder noch ein Sadist, sondern ein extremer Fetischist mit einer schweren Bindungsstörung:

“Mit dem Schlachten seines Opfers wollte Meiwes keinen Lustgewinn erreichen, wie es bei Sadisten der Fall wäre, sondern eine Bindung eingehen.”

Sein Opfer sei ein Masochist gewesen, der “sich den Penis abtrennen lassen und Qualen erleiden” wollte. Meier:

“Dafür hat er seinen Tod in Kauf genommen und so getan, als wäre es das Größte für ihn, wenn Meiwes ihn sich einverleibt. Dem wiederum waren die quälenden Handlungen zuwider, aber er nahm sie in Kauf, um an sein Ziel zu kommen. Im Grunde genommen handelte es sich um gegenseitiges Instrumentalisieren; ein Phänomen, das wir auch in normalen Partnerschaften finden.”

Wir könnten diese Abgründe menschlicher Leidenschaften eigentlich ignorieren. Wissenschaftlich distanziert von Kollusion oder Folie-à-deux zu sprechen, bringt immerhin etwas an Abstand.

Kybele, Zwiegeschlechtlich und kastriert

Der Hinweis, dass unter „Bindung“ auch

die stabile Neigung eines Individuums, die Nähe und den Kontakt zu einer oder mehreren spezifischen Person(en) zu suchen und aufrechtzuerhalten, die von dem Betreffenden subjektiv ein Gefühl von physiologischer und/oder psychologischer Sicherheit vermitteln

zu verstehen ist, erläutert, was da gefehlt hat: Sicherheit. Mir ist so, als hätte ich den Satz von Bowlby schon einmal gelesen, oder in einem Seminar gehört:

„Jeder von uns … neigt (dazu), anderen das anzutun, was ihm angetan wurde. Der tyrannische Erwachsene ist das tyrannisierte Kind von gestern.“

Tat, Opfer und Analyse sind mir nicht nachvollziehbar. Wahrscheinlich hätte selbst Herr Sacher-Masoch protestiert und sich dagegen verwehrt, als tiefgefrorener Fleischvorrat zu enden.
Wenn es hier um Bindung gegangen ist, dann um das kaltschnäuzige Ende der Bindung („Tja, da warst Du selbst schuld, was musstest du mir auch hörig werden“). Brandes, das Opfer, das vermutlich „nur“ geschlechtslos werden wollte, kann niemand mehr befragen. In früheren Zeiten hätte es – geachtet oder nicht – Priester werden können.

Der Täter ist weltweit bekannt geworden, wurde auf Titelseiten abgebildet, in den Nachrichten erwähnt, Filme wurden gedreht. Vielleicht, weil er sich geschmeichelt fühlt von so viel Öffentlichkeit, grinst er so oft, und über Herrn Beier, der eine wissenschaftliche Abhandlung über den sogenannten „sexuellen Kannibalismus“ schreiben musste.

Aus der Tatsache, dass die Partner, die nicht für lange ein Paar bleiben wollten, sich über ein Internetforum fanden, ist zu schließen, dass Kommunikationstechnik auch der Durchführung von außerordentlichen Abartigkeiten dienen kann, weil gewisse Foren allgemeine Werte außen vor lassen.

Der Täter, der sich längst als Prominenz fühlen mag, wurde mit öffentlicher Aufmerksamkeit belohnt.
Dem Opfer, mit seiner Bestrebung, Sexualität nicht nur abzuspalten, sondern abzutrennen, wäre vielleicht zu helfen gewesen. Das wird totgeschwiegen (müssten wir doch sonst die sexualmedizinische Unterversorung zugeben und etwas dagegen tun), wie auch allgemein die „Asexualität“ tabu ist, gerade als „unbedenkliche, unauffällige Neosexualität“, unter der ja niemand zu leiden hat.

Im besprochenen Fall wurde – zumindest im weitesten Sinne – dem Kult der Kybele gefrönt. Zu dessen Anfängen hieß es in den Sibyllinischen Büchern:

Dir fehlt die Mutter; drum such – ich befehl es dir, Römer – die Mutter

In der „Liebeskunst“ (1/501) hat OVID seine Abneigung gegenüber den Praktiken der „Eunuchen, die die Mutter Cybele mit phrygischen Melodien heulend ansingen“ deutlich gemacht.

Ebenfalls geschlechtslos im weitesten Sinne und, zwar äußerlich ein Riese, aber von der Entwicklung her sehr, sehr prägenital ist die mythologische Gestalt des Zyklopen.

„Der Kannibalismus hat seit jeher in Polyphem seinen Archetyp“: So Fuhrmann 35, und er verweist wiederum auf Ennius (ann. 321f. V. 319 Sk.), wo von dem vom Menschenfleisch geschwollenen Bauch des Kyklopen die Rede ist.

Die Interpretationen zur poetischen Technik der Metamorphosen enthalten weitere Hinweise auf die Psychologie des Menschenfressers:

… Die beherrschende Polyphem-Gestalt der Metamorphosen ist aber nicht der Kannibale, sondern der Möchtegern-Galantuomo der burlesken Galatea-Geschichte … In summa: „Le bon Ovide, n’a rien d’un voyeur sadique“, so H. Le Bonniec mit einem Zitat von Montaigne.

„Galantuomo“ ist italienisch und entspricht dem englischen „Gentleman“. Galatea war eine schöne Meeresnymphe (schon wieder ein Wesen ohne primäre Geschlechtsmerkmale), in die der einäugige Riese sich verliebte. Im 13. Buch der Metamorphosen finden wir seine „grottenschlechte“ Liebeserklärung.

Wenn, oder dass nun auch das Stichwort „Sadistischer Voyeur“ auf den Menschen, der gerne ehrenwert wäre, sich aber gar nicht galant verhalten hat, im hier vorgestellten Fall zutrifft, ist das wohl ein unheimlicher Zufall.

Artikel bei „Schattenwelten“

Schokolade, Bio-Schokopuddingdrink und Abnehmen mit der negativen Kakaoschalendiät

In meiner Versuchsküche hat es vorgestern abend mal wieder gebrodelt – entstanden ist ein tiefdunkler Pudding aus ganz viel Kakaopulver, fast fettfreier Milch, ganz wenig Zucker, gebunden mit wenig Maismehlstärke und etwas Agar-Agar – einem Pülverchen, aus Algen gewonnen, mit der Fähigkeit, Flüssigkeiten zum Gelieren zu bringen.

Bei einem internationalen Lebensmittelkonzern hätte man natürlich die Möglichkeit, mehrere Versuchsreihen parallel laufen zu lassen und die exakte Rezeptur genau festzulegen. Soll der Pudding schnittfest sein, oder eher flüssig, wie süß soll er sein usw…

Die Bemühungen, dem Produkt eine Langzeitstabilität mittels Konservierungsstoffen, eine verkaufsfördernde Verpackung und gar einen wohlklingenden Namen zu verpassen, sind im privaten Rahmen zum Glück überflüssig.
Der Pudding hätte etwas fester und süßer sein dürfen, aber mit etwas aufgeschäumter Milch, mit Rohrohrzucker verrührt, kam heraus, was hier zu sehen ist, obwohl es längst schon verzehrt ist:

Kakaohaltiges Getränk

Das Fressnet-Schokopuddinggetränk (glutenfrei) ist heiß und kalt genießbar, kalt und mit einem Espresso versetzt ergibt es sicherlich eine kalorienarme Alternative zum Eiscafé – aber das müsste man an einem heißen Tag ausprobieren.

Glück und Kakao

Das Glück beim Kakaotrinken verstärkt sich dann noch mit dem Wissen, dass die Kakaobohnen von fair behandelten Kleinbauern, deren Kinder studieren statt auf der Plantage zu schuften, produziert wurden, wie mit Brief und Siegel bestätigt wird.

garantiert BioZum Schokoladengenuss in Maßen ist hier auch schon etwas gesagt worden.

Die „Medical Tribune“ weist darauf hin (vgl. diätloses Blog), dass die Sucht, die wir manchmal enpfinden, weniger eine Sucht, als eine Ambivalenz, ein Hin- und Hergerissensein zwischen Verbot, Verlangen und Verschärfung des Verlangens aufgrund des Verbots ist.

Geschmackliche Sensationen spielen auch ihre Rolle, neben den gesundheitlich positiven Wirkungen des Kakaos: Würde Schokolade nur wegen der Wirkungen des Kakaos gekauft, bräuchten wir keine Marzipan-Füllungen.

Wo eine Essstörung vorliegt, kann gerade so ein süß-klebriges Produkt im Zustand geistiger Umnachtung haltlos und komplett verschlungen werden; Typisch für den Fressanfall:

„Hab‘ ich erst einmal angefangen, kann ich nicht mehr aufhören“

Ein Verbot erhöht hier nur den Widerstand und vor allem die Ambibvalenz, den Widerspruch von Strategien, die nicht zusammen gebracht werden: Hass und Liebe.

Die Lösung, weniger zu lieben wegen der ungünstigen Nebenwirkungen und weniger zu hassen wegen der guten Eigenschaften des Objekts ist auf dem Papier schnell gefunden wie der Konflikt von Abhängigkeit und Autonomie hinter der Ambivalenz.

Nun gilt es manchmal, die Ambivalenz (z.B. gegenüber unseren Bezugspersonen) auszuhalten, oder eine Synthese zu finden.

Um aber die Ambivalenzen doch noch einmal zu schüren, fügen wir hier ein kleines, kurioses Zitat ein:

Bei der Produktion von Schokolade und Kakao fallen Kakaoschalen als Abfallprodukt an. Heute werden diese zum Beispiel als Verpackungsmaterial und als Dünger verwendet. … Wie die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft herausgefunden hat, eignen sich die Kakaoschalen auch als Futterzugabe für Masthähnchen. Kakaoschalen und Kräuter regen den Apetit der Hähnchen an und könnten so leistungsfördernde Antibiotika ersetzen. Erstaunlich ist das schon die Zugabe von nur 10 Gramm Kakaoschalen pro 1 Kilogramm Futter ein fünf Prozent höheres Gewicht am Ende der 35-tägigen Mast bewirken. (Quelle)

Im logischen Umkehrschluss lernen wir daraus: Der Verzicht auf den Verzehr von Kakaoschalen führt zu einer Gewichtsreduktion um 5 Prozent in 35 Tagen.

Wir bezeichnen diese Diätform als „Negative Kakaoschalendiät“. Sie ist realtiv nebenwirkungsfrei durchzuführen und wird von führenden wissenschaftlichen Instituten empfohlen.

Nachtrag:

Die Anfrage, ob eine Tafel Schokolade als Zwischenmahlzeit empfehlenswert sei, hat mich heute tatsächlich erreicht.

Mag sein, das hängt damit zusammen, dass die „Zwischenmahlzeiten“ überbetont werden, Hinweise wie

Sie können Heißhunger-Anfällen wirksam vorbeugen, indem Sie Ihren Magen ständig beschäftigen. Gute Diäten berücksichtigen das und bestehen deshalb meistens aus drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten.

finden sich leider allzu oft – als dürfte der Magen nicht auch einmal leer sein, wird doch die Energie aus der Nahrung im Darm entzogen; zudem hat der Körper der Übergewichtigen genug Energiereserven, auf die er auch einmal zurückgreifen soll.

Die Gegenfrage, was mit dieser „Zwischenmahlzeit“ erreicht werden soll, wäre zu beantworten; ein Kompromiss könnte sein: Ja, gelegentlich, und wenn die Tafel maximal 25 Gramm hat.

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Dieses Rezept ist Bestandteil der Serie „Sattmacher-Rezepte“

Schokolade und Genusstraining

Wait-watchers Fruehstueck: 1 Scheibe Wasa mit Filadefia oder Muesli – mit Bild und Fantasie?

Die Weight-watchers in wait-watchers umzubenennen, so etwas macht nur der Tippfehlerteufel, und der wird sich schon etwas dabei gedacht haben: Künftig teilen wir den Abnehmwilligen Minuten und nicht Punkte fürs Abnehmen zu.

Dann kleben wir unser Favicon ins Sammelalbum , und fertig.

Weil der Tag aber doch lang ist, sollten wir ihn schon mit einem Frühstück anfangen.

Das muss nicht von der Stange sein, muss keine Fertigmischung sein, und auch nicht aus irgendwelchen ominösen Vorschriftensammlungen sein. Sicher ist eine Scheibe Knäckebrot mit Frischkäse nicht zuviel, aber vielleicht zu wenig.

Müsli mit Grapefruit

In diesem Schälchen versteckt sich eine ganze Grapefruit – die ist von angerührtem Magerquark mit ein paar Haferflocken /glutenfrei wird es, wenn wr die durch Hirseflocken ersetzen) bedeckt, und das Ganze ist mit Sonnenblumenkernen, Kürbiskernen, Nüssen und Bitterschokolade, alles ein wenig gehackt, bedeckt, und zwei Tl Honig finden sich auch.

Nur so eine Idee, keine Vorschrift.

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Dieses Rezept ist Bestandteil der Serie „Sattmacher-Rezepte“

Was soll ich heute kochen? Rezepte oder Diätplan für sieben Wochen

Für alle, die es eilig haben und nur mal schnell eine Rezeptidee suchen, für ein einfaches, figurfreundliches Mittagessen, hier gleich der Link zu den Rezepten.
Wer Zeit hat, kann hier noch einige Gedanken zum Thema „Diätplan und Diätrezepte“ mitnehmen:

Die Idee, mann bräuchte nur – „nach Diätplan“ – das Richtige zu essen, und das Abnehmen ergäbe sich dann von selbst, ist naiv und überholt

Der Gedanke ist zwar nicht ganz falsch, aber meistens kommen doch Störungen dazwischen, der „innere Schweinehund“ kommt mit Einflüsterungen der unangenehmen Art, oder sonstige Teufelskreise werden nicht durchbrochen.
Statistik beruht auf der Qualität der gemachten Angaben, und niemand gibt ohne Not an, eine Essstörung zu haben; die Statistiken über Essstörungen können nicht stimmen.

Das heißt, ein Diätplan allein kann auch wirkungslos sein, wenn zuviele Störungen verhindern, dass er eingehalten wird.
Aber die Frage: „Was soll ich heute kochen“ stellt sich immer wieder; vielleicht deshalb die Suche nach einem Diätplan.
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Selbstbewusst einkaufen mit dem Heiligenschein – Gewissen und Diät

Als vor ungefähr 100 Jahren ein Kutscher seinen angetrunkenen Fahrgast, vermeintlich am Ziel angekommen, aufweckte und ihm mitteilte, man sei jetzt in Frankfurt-Hausen, war der Fahrgast entsetzt: Bei Fahrtantritt hatte er sich um hochdeutsche Sprechweise bemüht und gesagt, er wolle nach Hause, und klärt nun den Kutscher auf: „Haam hab‘ isch gewollt, net nach Hausen!“

An die 150 nüchterne Teilnehmer wollen/sollen/werden am 17. September d.J. jedoch in die ehemalige Brotfabrik im Stadtteil Hausen in Frankfurt am Main kommen:

Karma Konsum will es so. Was Karma, Samsara und Dharma sind, wissen wir zwar nicht, übersetzten es der Einfachheit halber mal mit „vage beeinflussbarem Schicksal“, in der Hauptsache geht es aber um den Konsum und also seine Auswirkungen.

Das Logo von Karma-Konsum

„O-ha, das ist aber interessant“, könnte man jetzt sagen, und hätte gleich die Eselsbrücke zu LOHAS, einem bedeutungsvollen Kunstwort, das für „Lifestyle Of Health And Sustainability“ stehen soll, also für eine Lebensart, nicht nur so eine Redenart.

Gleichzeitig kann man unter LOHAS eine neue, noch zu erschließende Kundengruppe verstehen, ein Marktsegment mit eigenen Vorstellungen, das über „innovative Angebote“ bedient werden will.

Wie im Logo angedeutet, handelt es sich um erleuchtete Einkäufer mit überdurchschnittlich großem Einkaufskorb – denen kann man natürlich nicht alles verkaufen, aber vielleicht doch ein ökologisch korrektes Geschenk machen.

Beginn Werbung

Prima, wenn sie sich anschließend korrekt einkleiden und einrichten, über diesen Link:

Ende Werbung

Ob der gesunde, nachhaltige Lohas-Lebensstil zu einem Leben ohne Diät verkümmert, oder ob der Begriff „Gesundheit“ Diät nicht doch recht eigentlich erfordert – die Frage steht zwar nicht auf der Tagesordnung, könnte aber vielleicht mal zwischendurch besprochen werden.

Ohne eine weitere Bemerkung zum Thema Diät kann ich hier aber nicht schließen: Gehören jetzt die Öko-Vollkorn Butterkekse für Kinder zum neuen Lebensstil, und wie gesund ist die zusätzliche Zwischenmahlzeit wirklich? Oder spricht da lediglich ein Anbieter besonders gut und scheinheilig die Sprache seiner ach so aufgeklärten Kundschaft – und wer klärt die unaufgeklärte Kundschaft, die doch auch nur Gesundheit kaufen will, auf, und wie spricht man die an?

Zur Diskussion von Adipositas als fortgeschrittener Krise

Nach dem gestrigen Beitrag, der auf gesellschaftlich unnötigerweise verdrängte und somit unbewusste Prozesse bei der Entstehung von Übergewicht hingewiesen hat, bietet es sich an, beim Abbau von Übergewicht an die Frage: „Wer bin ich eigentlich“, also die Identitäsfrage zu denken.
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Die Auswirkungen der Verringerung des Wohlstands auf das Übergewicht und das Defizit der offiziellen Ernährungsberatung

Salopp gesagt, sind viele offizielle Ernährungsempfehlungen und Bemühungen, das Volk dazu zu bringen, „richtig“ zu essen, für die Katz.

Warum das so ist, findet ihr im Fressnet.de-Thema des Monats August.

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  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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