Die Gesundheitspolitik ist auf die Selbsthilfegruppen angewiesen – und umgekehrt

„Wenn Du etwas lernen möchtest, dann frage die Erfahrenen, und nicht die Gelehrten“

– so zitierte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt am Montag ein chinesisches Sprichwort.

Auf der Fachtagung der hessischen SPD-Landtagsfraktion unter dem Motto

Selbsthilfe – Lobby für Patientinnen und Patienten

verwies auch Andrea Ypsilantis einleitend darauf, dass den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten teils unzureichend entsprochen wird, sie also sowohl eine Lobby brauchen, wie sie sich auch um ihre eigenen Belange selbst kümmern (müssen).

In der Zukunft der Gesundheitspolitik, so Schmidt, würden die Forderungen, die Selbsthilfearbeit zu stärken, lauter werden. Die Bedingungen werden schwieriger, wenn die Bevölkerungszusammensetzung sich ändert, mehr alte Menschen mehr chronische Krankheiten entwickeln, also dauernd krank sind und dauernd behandelt bzw. versorgt werden müssen: Vor 30 oder 40 Jahren hatten die Ärzte, so gesehen, eindeutig weniger zu tun, als in der Zukunft.

Da das Pensum größer wird, werden bei realistischer Betrachtung auch Nicht-Ärzte im Gesundheitswesen stärker eingebunden werden müssen (Wobei die Diskussion, ob es z.B. im psychiatrischen Bereich immer krankenpflegerisch oder sozialpädagogisch ausgebildetes „Pflegepersonal“ sein muss, schon längst geführt werden könnte).
Bei Behandlung und Forschung haben Selbsthilfegruppen ihre Aufgabe auch bei der Frage des Informationsflusses; zielgenaue Angaben sind allgemein ausgebildeten Ärzten bei speziellen Fragen oft unmöglich.

Medizinische Kompetenzzentren für schwierige Krankheiten können wertvolle diagnostische Arbeit leisten, wenn die Spezialisten bei Bedarf auch konsultiert werden können.

Zu gering ausgebildet ist bei seltenen Krankheiten das Problembewusstsein, aber auch „moderne Epidemien“ wie Alzheimer und Demenz fallen noch unter ein gesellschaftliches Tabu; damit die mögliche Prävention und Früherkennung geleistet werden kann, bedarf es größerer Sensibilität – und verbesserter Pflege- und (geriatrischer) Rehabilitationsarbeit.

Vorgelegt werden soll bis zum Ende des Jahres ein Gesetz zur Förderung der Prävention – wobei auch die „Mitbeteiligung der Betroffenen bei Entscheidungsprozessen“ festgeschrieben werden soll. Was das die 2,5 bis 3 Millionen in Selbsthilfegruppen „Organisierten“ heißt – läßt sich noch nicht genau sagen; schlimmstenfalls mehr Entfremdung und Funktionalisierung durch „irgendwelche“ Geschäftsstellen, Gelehrte und Experten, trotz „Ehrenkodex“ der SHG’s.
Die „Durchorganisation“ der Selbsthilfegruppen bis hin zu einem Bundesverband ist augenscheinlich unvermeidlich.

Spezielle Fragen und Probleme

Altenwohngemeinschaften könnten eine Form der Lebensgemeinschaft sein, die künftig eine Perspektive darstellt. Ein wenig abstrakt erscheint bisher die Unterstützung solcher Anliegen durch den Verband der Wohnungswirtschaft, obwohl die Kundenwünsche auf dem Tisch liegen.

Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) ist eine Beeinträchtigung, die nicht adäquat aufgefangen wird. In Regel-, Realschule und Gymnasium gibt es die für die Diagnose ausgebildeten Lehrer nicht, Kinder und Jugendliche mit ADS werden nicht so weit wie möglich gefördert, die medikamentöse Behandlung kann fragwürdig sein und ist ohne therapeutisch-pädagogische Begleitung streng genommen sowieso kontrainduziert.

„Wer heute nicht gefördert wird, scheitert mit hoher Wahrscheinlichkeit später auf dem beruflichen Feld.“

Psychiatrieerfahrene sind oft ohne Mut, wenn es darum geht, etwas im Bereich der Selbsthilfe aufzubauen. Deshalb wurde der Bedarf an geschulten Helfern beim Aufbau von Gruppen angemeldet.

Während Krankenkassen sich beim Referentenhonorar allgemein oft aufgeschlossen zeigen, hat es bei der Einladung von Therapeuten schon Einwände gegeben, „weil keine Therapie stattfinden darf“.

Angeborene Herzfehler sind zwar selten, aber desto problematischer: Ein medizinisches Feld, das nicht groß genug ist, dass die Pharmazie hier Gewinnchancen sähe. Die Verlängerung des Patentschutzes für solche „Sondermedikamente“ könnte hier etwas helfen.

Parkinson-Patienten mit gewissem Pflegebedarf „landen“ schon als junger Mensch im Altersheim, wenn für frühe Pflegefälle keine adäquaten Wohngruppen geschaffen werden.

Zöliakie ist unheilbar und macht eine wirklich strenge Diät überlebensnotwendig. Bezeichnend für den Ausbildungszustand ist es, wenn es schon Fälle gegeben hat, in denen Zölikiepatienten für geheilt erklärt wurden.

Die Diagnose erfolgt oft erst sehr spät, nach einer langen Periode unerklärlicher Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes und Stress, der die Krankheit wie die fehlende Diät verschlimmert.

Wer wenig Geld hat und glutenfreies Brot kaufen muss, hat ein Problem, spätestens, wenn z.B. die Brille hinfällt.

Diabetes könnte zum Mehrheitsproblem werden – in diesem Zusammenhang wurde die „Bildungsfrage“ gestellt und auf die Eigenverantwortlichkeit hingewiesen.

Bluthochdruck: Auch hier gibt es Selbsthilfegruppen, die beabsichtigen, den „mündigen Patienten“ zu fördern und „Gräben zwischen Ärzten und Kliniken“ hinweg wünschen.

Borreliose ist ein Problem, für das keine Zahlen vorliegen. Bei den Ärzten wird der Pflicht zur Fortbildung zwar entsprochen – das Fortbildungsangebot (und das begehrte Begleitprogramm) richtet sich aber nach den Interessen der Ausrichter.

Stotterer machen ein Prozent der Bevölkerung aus. Davon merkt man nichts – es mag an mangelnder Aufklärung der Bevölkerung liegen, und auch die stotternden Frauen leben wohl überdurchschnittlich zurückgezogen.

Das Problem der Eltern-Kind-Entfremdung erscheint zwar durchaus nachvollziehbar, dürfte jedoch allgemein nicht bekannt sein. Es gibt eine Selbsthilfegruppe mit dieser Thematik, die jedoch dürfte wenig öffentliche Unterstützung erfahren.

Die Selbsthilfe nach Krebs berichtete von allzu unempathischen Ärzten: „Sie haben ja doch nicht mehr lange zu leben“. Weitere Fortschitte in der Psychoonkologie erscheinen dringend angeraten; Nervenerkrankungen und Depressionen durch mangelnde Hilfe sollten überflüssig sein.

Körperbehinderte im Krankenhaus haben oft schlechte Karten: Das Maß an Betreuung, das für sie notwendig ist, steht im normalen Krankenhausbetrieb nicht selbstverständlich zur Verfügung. Es wurde von „Folgeschäden infolge Krankenhausaufenthalt“ berichtet.

Übergewicht ist eine viel beklagte Zivilisationskrankheit, die für die Betroffenen mit Scham- und Schuldgefühlen verbunden ist. Essen als Ersatzhandlung und Engagement in Selbsthilfe vertragen sich nicht: Die Erkrankung wird heruntergespielt; Selbsthilfegruppen in diesem Bereich muss man mit der Lupe suchen.

Perspektiven

Die Rolle von Selbsthilfegruppen (nicht nur beim Informationsfluss) ist vielfältig: Bei der Suche nach guten Ärzten kann eine kompetente Empfehlung Gold wert sein. Nicht undenkbar ist, dass auch Ärzte am „Wissen der Betroffenen“ teilhaben können.

Immer noch arbeitet das Internet mit Hypertext und liefert auf dieser Grundlage ein Beispiel, wie Vernetzung funktioniert. Davon können auch Selbsthilfegruppen sich eine Scheibe abschneiden bzw. daraus eine Leitidee ableiten.
(Regionale) Kooperation etwa im administrativen Bereich ist theoretisch denkbar, aber auch das Feld „Gesunde Ernährung“ ergibt Gemeinsamkeiten, die ausgebaut werden können; eine gewisse Marktmacht besteht ja auch auf der Konsumentenseite – eigentlich.

Defizite in der Fortbildung und/oder Supervision der Gruppenleiter von SHG’s sollten nicht übergangen werden; deren Belastung kann sehr groß sein, während ihre Arbeit für selbstverständlich genommen wird.

Auch um die Ärztegesundheit steht es nicht zum Besten, wofür z.B. Alkoholiker besonders sensibel sein können, wenn sie das Alkoholproblem des (dann möglicherweise zynischen) Behandelndelnden erkennen.

Das gelegentlich noch massive Ständedenken im Gesundheitswesen halte ich nicht für ein feudales Relikt, sondern für einen narzisstischen Selbstschutzmechanismus derer, die sich mit einer Rolle als Halbgott identifizieren – aber auch solche „Weißkittel“ können nur mit Wasser kochen.

Raum- und Präsenzprobleme der Selbsthilfegruppen sind für deren Arbeit sehr hinderlich. Auf kommunaler Ebene wird hier eine unnötige Hemmschwelle für den Aufbau von SHG’s aufgebaut.

Hinsichtlich der Volkskrankheit Adipositas, für deren Behandlung die Zauberformel immer noch aussteht: Für ein begleitetes Modellprojekt „Wunschgewicht mit Eigeninitiative“ soll hier ein Konzept erstellt werden.
Der kostenlose Diättipp zum Abschluss:

Am 1. Oktober 2007 ist in Hessen das allgemeine Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden in Kraft getreten.
Ganz ohne Gesetz und Dekret lässt sich für die Gesundheit umsetzen: Bei der Verpflegung auf Veranstaltungen überwiegend Vollkornprodukte anbieten und auf raffinierten Zucker verzichten.

Weiterlesen bei:

Selbsthilfe bei Adiositas/Übergewicht

Wenn die Gesundheit Nebensache wird, kann der Tod als Nebenwirkung eintreten

Beim Bandscheibenblog fand ich eine Meldung, die merkwürdig genug schien, ihr noch etwas nachzugehen: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Liste mit einem recht umfangreichen Überblick zu den gängigen Schlankheitsmitteln veröffentlicht. Dort heißt es aber auch:

Der Tod der 19-jährigen Schülerin Meltem aus Hannover, ausgelöst durch das illegale Schlankheitsmittel Dinitrophenol, macht auf erschütternde Weise deutlich, wie der Schlankheitswahn unter vielen jungen Frauen durch skrupellose Geschäftemacher angeheizt und kommerziell ausgenutzt wird.

Von „Dinitophenol“ hatte ich noch nie etwas gehört – mehr, als dass es „Schlankeitsmittel“ gibt, die vollkommen unwirksam sind, und welche, diie der Gesundheit nicht zuträglich sind, wollte ich eigentlich auch nie wissen.
Medienmitteilung

Schwyz, 17. Juni 2002

Die Wirkung von DNP beruht auf einem Eingriff in den Energiestoffwechsel der Zelle. Dadurch entsteht Wärme in den Körperzellen (intrazelluläre Hyperthermie). Da man davon ausgeht, dass Krebszellen empfindlicher auf Wärme reagieren als normale Körperzellen, hofft man, über diesen Mechanismus ein Mittel zur Krebstherapie gefunden zu haben. Auf DNP wurde man 1933 wegen Vergiftungserscheinungen bei Arbeitern einer Munitionsfabrik in Frankreich aufmerksam. In der Folge gelangte es in den USA als Mittel gegen Fettleibigkeit zur Anwendung. Das Medikament wurde dann allerdings 1938 wegen der Bildung von „Grauem Star“ von der Food and Drug Administration (FDA) verboten. Aufgrund seiner Nebenwirkungen ist DNP derzeit in keinem Land der Welt als Arzneimittel zugelassen.

Ähnlich hatte es auch Wikipedia erklärt, und dem ersten Anschein gab es keine Hinweise auf Werbung für diesen Stoff.

Aber, am Ende ersten Ergebnisseite fanden sich auch schlimme Verharmlosungen:

DNP does not have the anorectic effects of ephedrine or other thermogenic agents; rather, it tends to increase hunger, particularly appetite for carbohydrates. This problem is easily solved with appetite suppressants, and one may even use ECA itself for this purpose while on DNP.

Blumen mit Trauerrand

Das ist nur ein Ausschnitt aus einer langen Seite, auf der DNP als eher harmlos und wohltätig beschrieben wurde.

Die 19-Jährige, die an einer Überdosis starb, von der sie nicht wissen konnte, dass es zu viel war, hatte das Mittel von ihrer älteren Freundin besorgt bekommen, die es auch selbst einnahm. Nun ist Meltem gestorben, und ihre Freundin stand letze Woche vor Gericht – zu dem Verfahren und dem Vorfall waren nur ganz wenige Informationen zu finden, die Anteilnahme war augenscheinlich gering.
Bei einer größeren Wochenzeitung fanden sich ein paar Leserkommentare mit etwa diesem Tenor:

„Bestraft werden müssen die Hersteller und Vertreiber dieses Giftes!!! Das junge Mädchen wird da doch niemals drüber weg kommen, dass es schuld am Tod der besten Freundin ist. Aber auch die Medien tragen eine Teilschuld. Wie oft werden uns dürre Models als Schönheitsideal gezeigt!“

Man möchte ergänzen: Wie sehr sind Journalisten und auch Verbraucherberater dem Machbarkeitswahn verfallen und geben unter dem Vorwand, zu informieren, sinnlose Tipps, die die Hoffnung, unrealistische Maße zu erreichen, anheizen statt zu mildern, die nur an Äußerlichkeiten orientiert sind und nicht an den wirklichen Problemen der Betroffenen?

Die Schuldzuweisung an die Freundin ist übrigens unnötig: Freundinnen, Freunde, Geschwister usw. sind nicht in der Lage, einen neutralen Rat zu geben, sondern schließen meist von sich auf die Bedürfnisse des Anderen. Da sollte der Komentator, der so hart urteilt, auf seine eigenen Ratschläge Acht haben – schweigt er aber nur, macht er sich auch evtl. „schuldig“.

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Andererseits: Die Warungen vor den Diätpillen werden erst langsam deutlicher. Ich selbst hatte es auch größtenteils nicht so ganz ernst genommen, obwohl auch hier im alten Forum noch Beiträge mit deutlichen Warnung herumgeistern.

Wir werden das Thema noch einmal aufgreifen müssen.

Nachtrag:

Jana R. ist frei. Eine Schuld am Tod ihrer Freundin, mit der sie gemeinsam das verbotene Schlankheitsmittel Dinitrophenol (DNP) eingenommen hatte, sei der 22-Jährigen nicht nachzuweisen, sagte die Amtsrichterin.

Es sei nicht zu beweisen, dass die Angeklagte von den Gefahren des illegalen Schlankmachers gewusst und ihre Freundin nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt habe, sagte die Richterin. Daher sei sie vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freizusprechen.

Der Verteidiger sagte, der Prozess sei wichtig gewesen, um die Öffentlichkeit auf die Gefahren illegaler Schlankheitsmittel aufmerksam zu machen.

Seine Mandantin verlasse zwar als freier Mensch den Gerichtssaal, doch der Tod ihrer Freundin belaste sie weiterhin sehr. „Dies ist für uns kein Tag der Freude.“

Schokolade, Bio-Schokopuddingdrink und Abnehmen mit der negativen Kakaoschalendiät

In meiner Versuchsküche hat es vorgestern abend mal wieder gebrodelt – entstanden ist ein tiefdunkler Pudding aus ganz viel Kakaopulver, fast fettfreier Milch, ganz wenig Zucker, gebunden mit wenig Maismehlstärke und etwas Agar-Agar – einem Pülverchen, aus Algen gewonnen, mit der Fähigkeit, Flüssigkeiten zum Gelieren zu bringen.

Bei einem internationalen Lebensmittelkonzern hätte man natürlich die Möglichkeit, mehrere Versuchsreihen parallel laufen zu lassen und die exakte Rezeptur genau festzulegen. Soll der Pudding schnittfest sein, oder eher flüssig, wie süß soll er sein usw…

Die Bemühungen, dem Produkt eine Langzeitstabilität mittels Konservierungsstoffen, eine verkaufsfördernde Verpackung und gar einen wohlklingenden Namen zu verpassen, sind im privaten Rahmen zum Glück überflüssig.
Der Pudding hätte etwas fester und süßer sein dürfen, aber mit etwas aufgeschäumter Milch, mit Rohrohrzucker verrührt, kam heraus, was hier zu sehen ist, obwohl es längst schon verzehrt ist:

Kakaohaltiges Getränk

Das Fressnet-Schokopuddinggetränk (glutenfrei) ist heiß und kalt genießbar, kalt und mit einem Espresso versetzt ergibt es sicherlich eine kalorienarme Alternative zum Eiscafé – aber das müsste man an einem heißen Tag ausprobieren.

Glück und Kakao

Das Glück beim Kakaotrinken verstärkt sich dann noch mit dem Wissen, dass die Kakaobohnen von fair behandelten Kleinbauern, deren Kinder studieren statt auf der Plantage zu schuften, produziert wurden, wie mit Brief und Siegel bestätigt wird.

garantiert BioZum Schokoladengenuss in Maßen ist hier auch schon etwas gesagt worden.

Die „Medical Tribune“ weist darauf hin (vgl. diätloses Blog), dass die Sucht, die wir manchmal enpfinden, weniger eine Sucht, als eine Ambivalenz, ein Hin- und Hergerissensein zwischen Verbot, Verlangen und Verschärfung des Verlangens aufgrund des Verbots ist.

Geschmackliche Sensationen spielen auch ihre Rolle, neben den gesundheitlich positiven Wirkungen des Kakaos: Würde Schokolade nur wegen der Wirkungen des Kakaos gekauft, bräuchten wir keine Marzipan-Füllungen.

Wo eine Essstörung vorliegt, kann gerade so ein süß-klebriges Produkt im Zustand geistiger Umnachtung haltlos und komplett verschlungen werden; Typisch für den Fressanfall:

„Hab‘ ich erst einmal angefangen, kann ich nicht mehr aufhören“

Ein Verbot erhöht hier nur den Widerstand und vor allem die Ambibvalenz, den Widerspruch von Strategien, die nicht zusammen gebracht werden: Hass und Liebe.

Die Lösung, weniger zu lieben wegen der ungünstigen Nebenwirkungen und weniger zu hassen wegen der guten Eigenschaften des Objekts ist auf dem Papier schnell gefunden wie der Konflikt von Abhängigkeit und Autonomie hinter der Ambivalenz.

Nun gilt es manchmal, die Ambivalenz (z.B. gegenüber unseren Bezugspersonen) auszuhalten, oder eine Synthese zu finden.

Um aber die Ambivalenzen doch noch einmal zu schüren, fügen wir hier ein kleines, kurioses Zitat ein:

Bei der Produktion von Schokolade und Kakao fallen Kakaoschalen als Abfallprodukt an. Heute werden diese zum Beispiel als Verpackungsmaterial und als Dünger verwendet. … Wie die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft herausgefunden hat, eignen sich die Kakaoschalen auch als Futterzugabe für Masthähnchen. Kakaoschalen und Kräuter regen den Apetit der Hähnchen an und könnten so leistungsfördernde Antibiotika ersetzen. Erstaunlich ist das schon die Zugabe von nur 10 Gramm Kakaoschalen pro 1 Kilogramm Futter ein fünf Prozent höheres Gewicht am Ende der 35-tägigen Mast bewirken. (Quelle)

Im logischen Umkehrschluss lernen wir daraus: Der Verzicht auf den Verzehr von Kakaoschalen führt zu einer Gewichtsreduktion um 5 Prozent in 35 Tagen.

Wir bezeichnen diese Diätform als „Negative Kakaoschalendiät“. Sie ist realtiv nebenwirkungsfrei durchzuführen und wird von führenden wissenschaftlichen Instituten empfohlen.

Nachtrag:

Die Anfrage, ob eine Tafel Schokolade als Zwischenmahlzeit empfehlenswert sei, hat mich heute tatsächlich erreicht.

Mag sein, das hängt damit zusammen, dass die „Zwischenmahlzeiten“ überbetont werden, Hinweise wie

Sie können Heißhunger-Anfällen wirksam vorbeugen, indem Sie Ihren Magen ständig beschäftigen. Gute Diäten berücksichtigen das und bestehen deshalb meistens aus drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten.

finden sich leider allzu oft – als dürfte der Magen nicht auch einmal leer sein, wird doch die Energie aus der Nahrung im Darm entzogen; zudem hat der Körper der Übergewichtigen genug Energiereserven, auf die er auch einmal zurückgreifen soll.

Die Gegenfrage, was mit dieser „Zwischenmahlzeit“ erreicht werden soll, wäre zu beantworten; ein Kompromiss könnte sein: Ja, gelegentlich, und wenn die Tafel maximal 25 Gramm hat.

°

Dieses Rezept ist Bestandteil der Serie „Sattmacher-Rezepte“

Schokolade und Genusstraining

Ein Pfund Gewichtsabnehme pro Tag mit der Apfeldiät?

Entgiftet und schafft täglich ein Pfund

Die neue Apfel-Diät

Die knackig-frischen Früchte aus der neuen Ernte … eignen sich … prima für kalte und warme Schlank-Rezepte.

Man könnte hier auf die Idee kommen, in 14 Tagen sieben Kilos verlieren zu können. Aber, das ist mal wieder nur ein leeres Versprechen – gefunden übrigens auf der HP von „Bild der Frau“, deren Titelseite aktuell auch die Überschrift „EHE-TREND: Fremdgehen erlaubt“ führt.

Dass die derart erfolgreiche Bild-Frauen-Apfel-Diät aus dem Bereich der Illusionen stammt wie der feurige Liebhaber mit der braungebrannten Haut, den verführerischen Augen, den zärtlichen Händen und dem einfühlsamen Geflüster, weiß die Käuferin des Frauenmagazins ja längst, und sie ist gerne bereit, etwas zu zahlen für das kurze Abtauchen in andere Welten, bei dem sie nicht die eigene Phantasie bemühen muss – das wäre am Ende mit Schuldgefühlen verbunden, oder funktioniert aus anderen Gründen nicht so recht.

Es handelt sich ja auch nur um Vorschläge für Frühstück und Snacks und Anderes. Also ganz liberal: Keine Vorschriften.

Andererseits: „Ganz schnell abnehmen“ ist, wenn auch das Wort „Apfel-Blitzdiät“ nicht fällt, doch schon wieder ein Superlativ.
In diese Kategorie fällt auch das schnellste Auto, der leistungsfähigste Computer, die beste Heimkinoanlage, die billigste Waschmaschine – Dinge, die selten lange halten, die wir eigentlich nicht brauchen, von denen aber gerne geträumt wird, ähnlich, wie vom Super-Jackpot-knacken.

Eine ganze Familie von Bild-Zeitungen kümmert sich um unsere Orientierung in dieser Welt, wie am Beispiel der „Apfeldiät“ zu zeigen wäre, nicht unbedingt zu unserem Wohl, denn Monodiäten lassen sich nicht durchhalten und führen zum Jo-Jo-Effekt.

Nun hätten wir im Internet vermeintlich eine Instanz, die sich um die Verwirrung, die die Bild-Zeitung anrichtet, kümmern möchte. Beim Bildblog (das sich auch nur „Blog“ nennt, ohne der Definition von Blog zu entsprechen) findet sich aber das Thema „Diät“ nicht, oder nur unter Schwierigkeiten.
„Bild der Frau“ wird dort nicht kommentiert, kritisiert oder beprochen, sondern verlinkt.

Wie medienkritisch ist der „bildblog“ alos wirklich? Eine Aussage wie

„Ich habe den Bild-Blog besucht – es war, als hätte ich das Blatt beim Zeitschriftenhändler kurz aufgeschlagen, und eine kurze Geschichte gelesen, ohne es zu kaufen!“

ist jedenfalls vorstellbar und klingt plausibel.

Andererseits verfehlt sie ihr Objekt, denn „bildblog“ verlinkt stets zuverlässig zur, wie es C.G. JUNG wohl ausgedrückt hätte, „Großen Mutter“, zur BILD.
Dadurch werden wir z.B. heute darüber informiert, dass es – unglaublich, aber wen interessiert’s eigentlich? – jetzt auch Limo mit Bild-Logo auf dem Etikett gibt.

Eine wache, aufklärende Redaktion könnte das Erscheinen eines neuen Sportlergetränks auch zum Anlass nehmen, zu erklären, dass der Nutzen von speziellen Sportlergetränken generell eher fragwürdig ist, und eine Apeflsaftschorle den Bedürfnissen des Sportlers im Allgemeinen zu einem günstigeren Preis entspricht.

Eine Marke, ein Logo macht sich bekannt, und nutzt dann die Bekanntheit nach Kräften aus, geht dabei Koalitionen ein und lädt dazu ein. Wenn Rinder ein Brandzeichen bekommen, nennt man das auch „Branding“. Je mehr sich das Logo , die Marke ins Bewusstsein der Konsumenten einbrennt, desto „besser“.

Je mehr wir über eine bestimmte Marke kommunizieren, desto mehr verstärken wir diesen Effekt. Ein Werbespot im Fernsehen, der Hinweis auf den Spot im Internet – und schon ist der Effekt verdoppelt.

Abrufzahlen und Flasche
Ob Werbung gut tut, sei dahinggestellt – Tatsache ist: Werbung wirkt. Ein Kommentar dazu?

die überflüssigkeit hat sich praktisch mehr als verdoppelt

Ja, einerseits, ja. Andererseits: Wenn so viele Internetuser dabei sein wollen, wie die „Verfehlungen“ der „Bild“ „entlarvt“ werden, wenn dieses „Spiel“ derart beliebt scheint, dass „Leser“ „aus freien Stücken“ beim „Fehler entlarven“ mitmachen und sich nunmehr als „aufgeklärt“ und den „Medienwahn“ durchschauend selbst-verstehen können – das ist doch schon viel. Und die „Überflüssigkeit“ bewirkt, simsalabim, dass die Marke jetzt von vielen, vielen Bürgern, Konsumenten, Blog-LeserInnen, Denkern, Träumern, Bloggern usw. mehr beachtet wird, als ohne Überflüssigkeit.
Womit das „Bildblog“ wohl das „Geschäft“ des „Objekts“, das es „beobachtet“, zu betreiben scheinen könnte.

Eine Symbiose ist nichts, das unabhängig macht – und so tätscheln sich die in der Symbiose Befangenen gegenseitig, wenn auch manchmal der Juniorpartner ein freundlich gemeintes Knurren hören lässt. Momentan ist, dass

Dinge suspekt sind, die alle unreflektiert gut finden

das Äußerste, was gewagt wird. Und um die Apfel-Diät-Lüge kümmert sich Keiner!

Ein Pfund pro Tag mit der Bürodiät…

DIÄTEN-VERGLEICH

Kritik am Abgang eines Pfadfinders – Die neue Nulldiät bei Blogscout

Selten hab‘ ich so viele Kommentare auf eine Seite einprasseln sehen wie gestern als Reaktion auf die Schließung von Blogscout.

„offenbar fühlt sich mindestens die Hälfte der Bevölkerung von Blogdorf gezwungen, darüber etwas zu schreiben.“

So war das, und Peter Kröner hat sich gewundert:

„Man reproduziert das, was alle anderen auch reproduzieren ohne in irgendeiner Weise originell oder informativ zu sein. Außer wenn man eine absolute Trafficnutte ist, ist das doch noch nicht nötig oder sinnvoll.“

Nun sahen nicht alle Kommentare nach copy + paste aus, wenn es das gegeben haben sollte, war auch das Anzeichen von Betroffenheit und vorformulierter Sprachlosigkeit.

Da Dirk seinen Unmut über irgendwelche SEO-Spielchen, (denen nicht beizukommen war?), angedeutet hatte, liegt auch die Vermutung, dass nicht jede Betroffenheitsäüßerung wirklich aufrichtig war und manches nur der Täuschung diente, nahe.

Der Vergleich mit Prostitution ist hier jedoch wohl immer noch unpassend, da im horizontalen Gewerbe zwar manches simuliert, nicht aber im eigentlichen Sinne hochgestapelt wird.

Es handelt sich beim Wiederkäuen weniger um eine Reproduktion, als um den Verdauungsmechanismus eines Rindviechs. Dafür haben sich aber 1000 Blogger und mehr interessiert und ständig aufgewärmtes Bild-Zeitungs-Recycling nach oben goutiert.

reicher Bauer mit ErnteDer schlaueste Bauer baut immer das an, was am meisten bringt: In Afghanistan ist das Mohn, bei uns findet die Bewusstseinsveränderung medial statt:

War ich eben noch unbedeutendes Mitglied einer nichtssagenden Masse, werde ich durch das Lesen bestimmter Beiträge zum kritischen Leser und darf mich als über die Masse erhabenes Wesen fühlen.

Ich implatiere mir sozusagen einen Lügencounter.

Heute gab’s von Dirk noch mal ein Trostpflästerchen: Besucherzahlen, Zahl der Seitenaufrufe und der Suchabfragen seit März.
Er reagierte damit auf die zwei „Kritikpunkte“, die seiner Meinung am gravierendsten waren:

1.) Nichtkommerzielle Produkte seien unzuverlässig und

2.) die Vorlaufzeit sei zu kurz gewesen.

Um es kurz zu machen: Die Kritikpunkte, die Dirk aufgreift, sind nur Nebenschauplätze. Die eigentliche Kritik lautete: Das musste doch nicht sein!

Ich denke aber durch einige Änderungen könnte man den SEO-Aspekt von blogscout etwas einschränken und wenn Du (Dirk) nicht genug Kapazitäten für blogscout hast könnte man vielleicht sogar andere nicht-kommerzielle Betreiber finden, die das Projekt in deinem Sinne fortführen. Anyway.

Soweit Mario_KD am Folgetag, nachdem Dirk sich für die Reaktionen bedankt hatte, in den Kommentaren, stellvertretend für die Tendenz: Schade! Weitermachen! ?

Mir selbst ist die Sache gehörig durch den Kopf gegangen, auch weil mit der Blick in die letzten Aufrufe zur Gewohnheit geworden war – eine Sucht, die nun per kaltem Entzug ein Ende findet. Von daher auch von mir: Herzlichen Dank!

Da nun auch das gesagt ist, sei noch mein eigentlicher Kritikpunkt genannt:

Hier ist das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden.

Und da so ganz ohne „vielleicht“ und „mir scheint“ diese Aussage etwas hart erscheint, noch eine vier-Punkte-Liste zur Frage: „Was ist kritisches Denken?“

  1. zwischen Fakten und Werten unterscheiden
  2. die Zuverlässigkeit einer Aussage abschätzen
  3. zwischen relevanten und nicht-relevanten Informationen unterscheiden, versteckte Annahmen entdecken
  4. Fehler bei Argumenten aufzeigen zu können.

Das Faktenwissen darf natürlich nicht zu kurz kommen, und R. Basic berichtet kurz und knapp, dass eine CSV-Feile mit den letzten Daten bereit liegt.
„Carbon-super-hardened“ könnte das bedeuten, genau erklärt hat ers nicht, Blogger sind ja allesamt IT-Spezialisten, da wird so etwas vorausgesetzt 😉 .

Wie gesagt: Manche müssen irgendwie irgendetwas zu allem und Dirk und dem Blogscout -Fall sagen, mal eine Meinung, mal etwas abgeschriebenes, und nun auch hier noch einmal:

Merci.

Die Idee war und bleibt gut – es fehlte vielleicht noch ein wenig die Kritikfähigkeit der Blogger. Ich würde noch ein wenig daran herumfeilen – aber nicht solo.

°

Suchanfragen, Rezept für Ginger Ale und die Freud’sche Psychoanalyse

Ganz interessant ist die „Konjunktur“ der Suchanfragen, die von Google vermittelt werden. Momentan ist „Ingwer abnehmen“ der Renner, aber das kann sich bal wieder ändern, und andere Seiten, die einen aktuelleren Text zum Abnehmen mit Ingwer oder auch ohne liefern, sind weiter vorne. Das gibt zu Denken: Die unersättliche Suchmaschine will gefüttert werden und braucht neue Rezepte mit Ingwer.

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Zur Diskussion von Adipositas als fortgeschrittener Krise

Nach dem gestrigen Beitrag, der auf gesellschaftlich unnötigerweise verdrängte und somit unbewusste Prozesse bei der Entstehung von Übergewicht hingewiesen hat, bietet es sich an, beim Abbau von Übergewicht an die Frage: „Wer bin ich eigentlich“, also die Identitäsfrage zu denken.
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Die Auswirkungen der Verringerung des Wohlstands auf das Übergewicht und das Defizit der offiziellen Ernährungsberatung

Salopp gesagt, sind viele offizielle Ernährungsempfehlungen und Bemühungen, das Volk dazu zu bringen, „richtig“ zu essen, für die Katz.

Warum das so ist, findet ihr im Fressnet.de-Thema des Monats August.

Abnehmen mit den Fressnet-Abnehmtropfen

Wunderprodukte – Produkte, die Wunder versprechen und hinsichtlich der „Haltbarkeit“ der Versprechen keiner Überprüfung unterzogen werden, gibt es auf dem Diät-Markt in Hülle und Fülle:

„Sie möchten Ihr Gewicht auf natürliche Weise reduzieren und langfristig Ihre Ernährung umstellen?
Der Weg dort hin sollte flexibel an Ihre Bedürfnisse angepasst und überall durchführbar sein?“ Weiterlesen »

Therapie und Familienloyalität – Anmerkungen zu Familien-Diät

Wir hatten das Problem „Dick, weil der Partner es nicht bringt“ hier bereits abgehandelt. Dazu noch eine Ergänzung:

Vier Kerzen auf Kerzenhalter, an der Wand hängendFalsch verstandene Familienloyalität in der Theapie ist wenig angebracht.
Hier sollte man die Karten auf den Tisch legen (oder ablegen), gerade auch, wenn es keine Trumpfkarten sind.

Der Partner wird in einer Vielzahl von Fällem ohnehin unter Familienloyalität die zu seiner Herkunftsfamilie verstehen.

Wer eine Therapie beendet oder unterbricht, muss in der Folge besonders gut auf sich aufpassen.

Mittlerweile stándartmäßig ist die Ansicht, bei Partnerschaftsproblemen habe je der in Therapie befindliche Part vor seiner Tür zu kehren. Schön und gut, aber zur Freiheit der Entscheidung in Sachen Partnerschaft gehört auch Verständnis für den Partner, im Guten wie im Schlechten.

Wenn der Therapeut gerade ähnliche Probleme hat wie seine Klienten, (etwa Trennungsgedanken oder Rivalitäten), ist das kein Grund, die Probleme unter den Teppich zu kehren.

  1. Es gibt einen Vertrauensvorschuss, den die Therapeuten in diesen Fällen gewähren können. Sie selbsr genießen ihn ja auch.
  2. Strahlende Helden braucht die Waschmittelwerbung.
  3. Es gibt die Therapie der Gruppe, die Therapie in der Gruppe und die durch die Gruppe.
  4. Die Frage nach Alterantiven zu den üblichen, den eingefahrenen Wegen ist schließlich allerorten zu stellen.

Übergewicht und seine psychischen Ursachen

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