Eltern-Kind-Beziehung, Übergewichts-Prävention und Eltern-Schulung

Prävention von Übergewicht durch die richtige Kinderstube –  durch ein Milieu, in dem das Kind zuverlässige und vertrauensvolle Beziehungen erlebt und erlernt ist eine ideale Vorstellung, die nicht immer der Wirklichkeit entspricht, wie diese  Meldung  im Ärzteblatt erahnen lässt:

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die aufgrund schwerster Beziehungsstörungen kinderpsychiatrische Behandlung in Anspruch nehmen müssen, wächst stetig. … [So] …. sind rund 15 Prozent aller Kinder verhaltensauffällig.

Gerade in den ersten drei prägenden Jahren ist eine gute Beziehung zu den Eltern bekanntlich am wichtigsten und die beste „Prävention gegen psychische Störungen, Suchtmittelabhängigkeit, Übergewicht, kriminelle Entwicklung und sozialen Abstieg im späteren Leben …“.

Bei der abgebildeten Musterfamilie herrscht die symmetrische Beziehungsform vor: Alle starren in die gleiche Richtung und nehmen wenig Bezug aufeinander.

Die Nachricht stammt aus der der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters der Universität Leipzig, deren Direktor Kai von Klitzing ist.

Unschwer gelangen wir mit diesem Stichwort zur Frage, was sich Kinder wünschen. Was die Eltern betrifft, werden von den Kindern häufig gar keine Wünsche geäußert – das ist dann ein gutes Zeichen, das auf eine intakte Beziehung hindeutet:

In der Regel können Eltern auf die intuitive Beziehung zwischen sich und ihrem Kind vertrauen. Ein Beispiel aus dem Alltag:
Säuglinge sehen in den ersten Monaten auf eine Entfernung von 20 Zentimetern am schärfsten. Auch wenn es den Eltern nicht bewusst ist, nehmen sie intuitiv Rücksicht darauf und halten das Baby im exakt richtigen Abstand, um Blickkontakt aufzunehmen.

Ich halte deshalb wenig davon, dass Eltern einen Ratgeber nach dem anderen lesen. Dadurch baut sich ein viel zu großer Druck auf, wie eine perfekte Mutter zu sein hat. Wenn das Kind dann mal anders reagiert als im Ratgeber beschrieben, fühlen sie sich gleich als Versager.

Problematisch kann es bei zerrütteten Familien und bei Scheidungen werden:

 

Zerrüttete Familie: Isolation und Düsternis sind vorherrschend

… das Aufwachsen eines Kindes ist eine Abfolge von Krisensituationen, die man am besten zu zweit bewältigt. Ich bin anders als viele Bindungstheoretiker nicht der Meinung, dass ein Elternteil reicht, sondern glaube an das System Mutter und Vater.
Sicher, in manchen Situationen gibt es für Eltern keine Alternativen mehr zur Trennung. Ich plädiere dann aber dafür, dass Kinder weiterhin engen Kontakt zu beiden Elternteilen halten können. Im Idealfall sehen die Eltern das auch ein und finden eine Lösung zum Wohle der Kinder. Sie stellen also die eigenen Gefühle zurück. Für die Mutter kann der Ex-Mann ja ein Idiot sein, für die Kinder ist er trotzdem wichtig.

Nur dürfte es praktisch nicht zu vermitteln sein, was die Kinder von dem Kontakt mit einem Idioten profitieren.
Fragt sich, ob die Sichtweise, der ehemals doch geliebte, Auserwählte hätte sich zu einem Idioten verwandelt, unumstößlich sein muss.
Oder auch, was „idiotisch“ ist: Ursprünglich stand der politische Raum

synonym für den Begriff der Öffentlichkeit. Wer private Angelegenheiten nicht im eigenen Haushalt („oikos“) verbarg oder nicht als geeignet für das öffentliche Leben angesehen war,… wurde als „idiotes“ (Privatperson) bezeichnet.

Wenn in diesen Fällen die intuitive Rücksichtnahme (vgl. o.) nicht funktioniert –  könnte vielleicht eine präventive Elternschulung helfen? Für die Kindererziehung wird sie ja bereits gefordert. Das Wissen um das korrekte Verhalten als Eltern und als Partner ist stellenweise allzu dünn…

Medienpreis: Veröffentlichungen zum Metabolischen Sydrom

haben die Chance mit einem Preis gewürdigt zu werden:

Die Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) schreibt den mit 6.000 Euro dotierten GRVS Medienpreis 2009 aus. Mit diesem Medienpreis werden Arbeiten gewürdigt, die das Thema „Prävention und Rehabilitation bei Metabolischem Syndrom“ in herausragender Weise in Printmedien, Fernsehen oder Internet darstellen. (via Pimpyourself)

Über die Adresse  http://www.grvs.de/medien.htm fand sich noch eine 70-seitige Arbeit von Thomas Tuschhoff (2001) mit dem Titel Über-Ge-Wichtiges – informativ geschrieben und an der klinischen Praxis orientiert.

Darin, Kapitel 6:

Selbstsabotage oder Ratschläge zum erfolglosen Abnehmen

:

  1. Stecken Sie sich unerreichbare Ziele
  2. Wiegen Sie sich täglich!
  3. Suchen Sie sich andere Übergewichtige und nehmen Sie um die Wette ab!
  4. Stecken Sie sich langfristige Ziele!
  5. Streichen Sie Kalorienbomben endgültig vom Speisezettel!
  6. Legen Sie sich einen Vorrat von Ausreden zurecht!

Das Nachlesen im Detail lohnt sich allemal – wenn der Artikel auch in sich widersprüclich ist, also z.B. die Weight-watcher Methode empfiehlt, andererseits die nach der eigenen Kritik überflüssige Adresse nennt.
Auch das Angebot an Selbsthilfegruppen wurde etwas zu optimistisch dargestellt.

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Abnehmen mit dem Handy, Fettsucht ohne Waage, Fernkontrolle bei Essen und Bewegung?

Die Ärztezeitung hat die Pressemitteilung über einen anscheinend neuartigen  Beitrag der Deutschen Wissenschaft zur Bekämpfung der Adipositas übernommen:

Ausgerechnet für Kinder und Jugendliche hat das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) ein Handy mit integriertem Bewegungssensor entwickelt. Nach der einfachen Formel:
Dick ist das Resultat von zuwenig Bewewgung und unkontrolliertem Essen werden jetzt adipöse Kinder und Jugendliche in die Zange genommen.

Vielleicht kommt jetzt auch wieder neuer Schwung in den Handy-Markt: Das IGD-Handy hat einen integrierten Bewegungssensor, der laut Pressemitteilung  „zwischen den einzelnen Bewegungszuständen wie … „Ruhe“, „Laufen“, „Hüpfen“ oder „Radfahren“ “ unterscheiden kann.

Stellt sich die praktische Frage, ob das Handy auch wasserfest ist und einen Saunagang mit anschließendem Tauchbecken erkennen kann – ein Temperatursensor ist nicht integriert. 

Rund hundert („runde“) Kinder und Jugendliche verbringen nun ein paar Wochen in einer Klinik an der Ostsee und tragen dabei den telefonierenden Bewegunssensor mit sich, der bei „zu wenig“ Bewegung mahnt und bei „ausreichend“ Bewegung digitales Lob erteilt.

Auch das „Ernährungstagebuch –  mit Foto-Handy“  soll so realisiert werden; die Kids fotographieren einfach alles, was sie essen und ersparen sich so die Mühen der handschriftlichen Notiz.
Die Fotos werden von Betreuern, die ihren Klienten nun detaillierte Rückmeldungen über deren Ernährungsverhalten geben können, ausgewertet – kein einfacher Job, täglich hunderte (tausende?) (Zwischen-) Mahlzeiten-Fotos zu begutachten.

Bleibt den Kids ein erfolgreiches Abspecken mit fröhlichem Handytauschen („Ach, ich hatte dieses Handy nach dem Umziehen in der Hosentasche – dass das nicht meines ist, ist mir gar nicht aufgefallen…“) an der würzigen Seeluft zu wünschen.

In der klinischen Praxis könnte die Handy-Therapie noch mit der Digitalen Tischkultur (“ Mandometer“) kombiniert werden, denn für den technologischen Menschen ist   Messen und Überwachen akzeptabler als  Betreuen und Sorgen.

Von den psychischen Auswirkungen der permanenten Überwachung war in der Pressemitteilung kein einziges Wort zu lesen. Ob die „Handy-Begleitung“ das Über-Ich formen, ein Hilfs-Ich darstellen oder zur Ich-Reifung beitragen soll?

 

 

 

Narzissmus und Diät
Alles im Lot?


Abnehmen mit Schüssler-Salzen: Humbug oder das Ei des Kolumbus?

Von Bekannten war neulich zu hören, seit 8 Wochen hätten sie mit einer abgewandelten Brigitte-Diät und zusätzlichen Schüssler-Salzen wöchentlich ein Pfund abgenommen, auf nichts verzichtet und seine Blutfettwerte seien auch schon wieder im Normalbereich. Weiterlesen »

Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

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