Wenn Coca-Cola den WWF frisst, wird LOHAS zum Jäger

Greenwashing„Pause!“

„Mach mal Pause“ – das ist für einige von uns die erste Assoziation zu Coca-Cola.

Das Markenzeichen der Firma entziffern schon Vorschulkinder ohne jegliche Schreib- und Lesekenntnisse, es ist ins Gehirn eingebrannt.

Die braune Limonade ist Suchtmittel und Einstiegsdroge: Die Kombination von Zucker, Koffein und Imagevermittlung ist manchmal unhinterfragt für das Selbstwertgefühl, oder das Gefühl, über einen Lebensstil zu verfügen und einem „Lager“ oder einer (quasi olympischen) „Idee“ zuzugehören, unabdingbar; als Trägersubstanz für Whisky und Rum, deren Konzentration im Mixgetränk stark variabel sein kann hat sie schon für schlimme Räusche gesorgt.

Ein positiver gesundheitlicher Effekt, wie bei Tee, ist nicht erkennbar, das in aggressiven Farben verpackte Getränk dient nicht der Reduktion von Stress, andere Rostschutzmittel erfüllen ihren Zweck besser. Der Bio-Tee-Skandal war nur erfunden, während gewisse Pannen bei der Limo-Abfüllung meist unveröffentlicht bleiben.

Wenn ein städtischer Platz, auf dem ein Straßencafe betrieben wird, das von Sonnenschirmen beschattet wird, die einheitlich das Cola-Logo tragen, zum Werbeträger einer weltweit tätigen Gesellschaft wird, verliert er schnell sein lokales Colorit, bietet aber dem Touristen, wie ungezählte(?) Plätze in aller Welt, das Gefühl, in einer bekannten Welt zu sein, die auch, wo die Brause nicht zu haben war, eine hypnotische Sehnsucht nach uneingeschränktem Trinken von Freiheit (und Abenteuer) erzeugte: Billy Wilder hat in „1,2,3“ das Thema vertieft.

104 Bilder, die zeigen, wie ästhetisierte Umweltverschmutzung alltäglich von den imagesüchtigen Limonadetrinkern mitfinanziert wird, beweisen: Der Erlös aus dem Verkauf der Limonade wird zum großen Teil wieder in die Werbung investiert, um den Verkauf zu ermöglichen, und den Kreislauf aufrechtzuerhalten.

Ausnahmemenschen nehmen von einer Cola-Hamburger-Pommes-Diät nicht zu und bestätigen bekanntlich die Regel, dass Zucker und Süßstoff bei einer Mast höchst erfolgreiche Hilfsmittel sind.

Eisgekühlt kommen Getränkedosen aus Automaten, die zugleich Kühlschrank sind und mit leuchtender Werbung Sinnbild eines Lebensstils, der aus dem Grundbedürfnis Durst einen ressourcenfressenden Kult ableitet.

Mit den Managern dieser Ersatzreligion zusammenarbeiten zu dürfen, stellt für die WWF-Manager subjektiv wohl eine grosse Ehre dar. Mit den smarten Journalisten der BILD-Zeitung zusammenzuarbeiten, ist für die GREENPEACE-Manager vielleicht eine strategische Allianz. Was tut man nicht alles für die Präsenz seiner Marke?

Dass die das dürfen, weil sie das müssen, glauben sie ja vielleicht wirklich. Rotkäppchen hatte ja auch geglaubt, dass Oma es besonders aufmerksam sehen und hören wollte.

Kinder sind grausam: Kein Kind hat jemals Mitleid mit dem Wolf gehabt, dem der Jäger so eine schwere Diät verordnet hatte.

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9 Kommentare zu “Wenn Coca-Cola den WWF frisst, wird LOHAS zum Jäger”

  1. Großartiger Beitrag, vielen vielen Dank dem Verfasser! Auch ich interessiere mich seit einiger Zeit immer mehr für alternative Ausweichprodukte, wobei ich LOHAS mittlerweile gar nicht mehr als alternativ bezeichnen möchte. Immer mehr ist davon die Rede und auch immer mehr Menschen steigen um, und entfernen sich von umweltausbeutenden und kapitalistischen Produkten. Niveauvolle und seriöse Diskussionen zum Thema Lohas aber auch Karmakonsum verfolge ich auch zum Beispiel auf bizzlounge.com. Das Interesse ist auf jeden Fall gegeben, weiter so!

  2. Hallo, Kathrin,

    Diskussionen kann man an vielen Orten führen; es schadet nicht, dies auch auf kleinerern Platformen zu tun.
    Der Hintergrund dieses Artikels war nicht eine allgemeine Kapitalismuskritik, sondern der Diätgedanke, also die Förderung der Gesundheit auf mehreren Ebenen. Nun ist es so, dass wir von Natur aus weder auf Kristallzucker noch auf solchen aus Maisstärke angewiesen sind, und auch Süßstoffe irritieren den Stoffwechsel.
    Welches Arrangement der WWF genau getroffen hat, wissen wir ja gar nicht; das bleibt der Spekulation überlassen.

  3. […] Das  "Mach mal Pause" nehm’ ich mir jetzt mal über Ostern zum Motto, für eine mehr oder weniger kreative Pause. […]

  4. […] Der "Alt-Öko" pfeift also auf Aufklärung, Produktionsverhältnisse, Gerechtigkeit und Solidarität, richtet sich ökologisch ein und sucht, wenn er sich weiterentwickelt, in seiner Neuauflage als LOHAS, das Heil im unkonventionellen Konsum. […]

  5. […] Fressnet-Beitrag “Greenwashing” […]

  6. […] Die weiße Weste von Coca-Cola […]

  7. […] LOHAS und Coca-Cola […]

  8. […] cola und Greenwashing… […]

  9. […] Begriffe von Lebensformen  wie „Lifestyle of Health and Sustainability“ (LOHAS) aus der  Marktforschung stammen und weder eine Religion noch eine politische Bewegung […]

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