Lohas – Konferenz: Nachgeschobener Bericht

Die Power-Konsumenten der Gegenwart waren es ncht unbedingt, die sich am Montag in der Hausener Brotfabrik zum „Lohas-Gipfel“ zusammenfanden, wenn auch das Zukunfts-Institut aus der Möbelstadt Kelkheim erwartet, dass bald 50% der Bevölkerung sich zum Lebensstil von Gesundheit und Nachhaltigkeit bekennen, zur Zielgruppe LOHAS gehören.

Aber gut 100 kreative Personen aus Bereichen wie Finanzen, Ernährung, Mode, Handwerk, Werbung, Presse u.A. kamen zusammen, um sich zum Thema zu informieren und auszutauschen – ohne großartige Werbung, nur aufgrund der von Christoph Harrach auf dem Blog für Karma und Konsum ausgesprochenen Einladung, die sich über die Medien des Internet weiterverbreitet hatte – ein praktischer Beleg dafür, dass das Web tatsächlich vernetzen kann.
Einen mit vielen Soziologismen gespickten und von ausführlichen Folien unterlegten Vortrag hielt Eike Wenzel – dass LOHAS wenig mit Jenseitsdynamik und Utopie (wobei Utopie von der Wortbedeutung her ein Nicht-Ort ist) zu tun hat, die Betreffenden sich als Lebenskünstler und Hedonisten verstehen waren vielleicht die wichtigsten Punkte. Die zur Ironie und Betonung des Sexuellen neigende Spassgesellschaft weicht einer (Wiederbetonung?) von Freundschaft, Authentizität und Eros, das Glauben der Spiritualität.

LOHAS-Kollage
Der nächste „Lichtblick“ war Harry Otto, Werber mit „grüner“ Klientel, der kostengünstige PR-Aktionen mit Hilfe eines Kasperletheaters, das Socken verwendet, realisiert. War bei der bisherigen Werbung immer das „kauf mich, kauf bei mir“ die zentrale Aussage, geht bei der kritischeren Kundschaft genau diese Aussage nur noch auf den Nerv, werden glaubwürdige Empfehlungen wichtiger.

Ob erneuerbare Energie immer gleich unproblematisch ist, wurde nicht thematisiert; Alternativen zur Maissilage als Biomasse etwa müssen sich erst noch herumsprechen und durchsetzen.

Blogger

Kommunikationsdesign zu erklären, und noch dazu ethisch-ökologisch einwandfreies Design mit Wiedererkennungswert und Benutzerführung unter Berücksichtigung der präsentativen Symbolik, des Bauhauses und des Gelsenkirchner Barocks – in einer diskursiv-stringenten Zeichen-Abfolge also mitzuteilen, worauf es ankommt: Das ist nicht ganz leicht.

Andrea Niehaus hat sich der Aufgabe gestellt und manches erklärt, was schwer zu verstehen ist, weil ihr Gebiet selbst so extrem an einer Nahtstelle zwischen verschiedenen Aufgaben und Anforderungen liegt. Ihre Arbeit für den Nachhaltigkeitsrat zeigt deutlich, welche Probleme sich da auftun. Kommunikationsdesign versteht sich weniger als künstlerisches Tun denn als Handwerk(?), das im Team stattfindet, ist eine noch junge Wissenschaft, bei der es noch viel zu erforschen gibt…

In den Pausen…

Blogger

gab es nicht nur Speis‘ und Trank, sondern auch Meinungsaustausch & Kennenlernen; oben abgebildet meine Wenigkeit, xx (Auch das eine Frage des Kommunikationsdesigns: Verdecktes Namensschild (und schlechtes Namensgedächtnis, Sorry)), Sjörn, Konsumguerillero mit spitzer Feder, und Horst.

(Ich habe hier jeweils auf die – lesenswerten! – Beiträge zur Konferenz verlinkt.

Ob Harry Scherbach demnächst auch einen Blog eröffnet, ist eine sinnfreie, spontane Frage, die mir im Zusammenhang mit weiteren Zukunftsfragen gerade mal so eingefallen ist

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Fred Grimm gab mit seinem Abschlussvortrag überzeugend Anlass, sich auch für sein Buch „Shopping hilft, die Welt verbessern“ eingehend zu interessieren und gab auch viele Impulse für die

abschließende Diskussion.

Was ethischer, guter Kapitalismus ist oder sein kann, welche Verantwortungen hier wer übernimmt, wurde natürlich nur angerissen, und nicht beantwortet.
Am Beispiel der Energie- und Rohstoffzehrenden Produktion von Computern, die nach nur allzu kurzer Zeit ausrangiert werden, lässt sich zeigen, dass die schnellen Produktionszyklen höchst unökologisch sind.

Zeitlos-schöne, haltbare Prodkute sind auch auf anderen Gebieten (Mode, Möbel, Autos) Mangelware.
Wenn die Bild-Zeitung mit Grennpeace flirtet, wirkt das befremdlich; wenn Coca-Cola in der 3.Welt Trinkwasserprojekte fördert und andererseits den Bauern das Grundwasser wegpumpt, verlogen.

Bei den Lebensmittel werden immer noch 95% „konventionell“ erzeugt, und der Großteil der Bio-Produkte wird inzwischen über die Discounter verkauft.

Die Kosten der gesunden Ernährung darf man nicht isoliert betrachten: Ungesunde Ernährung wird, wenn sie Krankheiten nach sich zieht, in der Summe wesentlich teurer (was kostet ein neues Kniegelenk, 2 neue Kniegelenke usw?).

Die Budgetfragen der „kleinen Leute“ interessieren die, denen es gut geht, scheinbar wenig. Bei der Essmentalität gibt es einen Klasseneffekt, der sich nicht nur darin ausdrückt, dass 20% der Bio-Möhren ausgesondert werden, weil sie zu krumm für den Verkauf mit dem Anschein der perfekten Bio-Ware sind.

Funktionierende Netzwerkstrukturen sind hier wie bei „unseren Lieferanten“ im „fairen Handel“ notwendig (und kann mir mal jemand sagen, wieviele Cent von einem Euro, den ich für den Bio-Öko-Schlabber-Kakao ausgebe, in Bolivien ankommt, und wieviel davon der hiesige Vertrieb, der doch die wenigste Arbeit mit dem braunen Pulver hat, bekommt?).

Ob das alles fair und gleichberechtigt zugeht, wer welches Greenwashing betreibt, muss heute auch nicht die Frage sein.

Und über die Bedeutung von „Kooperative“ oder Kooperation mehr beim nächsten Mal.

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2 Kommentare zu “Lohas – Konferenz: Nachgeschobener Bericht”

  1. […] Der Themenkomplex "Diät und Ökologie" tauchte hier im April auf; etwas später LOHAS,  Nachhaltigkeit und Gesundheit als Mittel, die Zukunft zu gestalten. […]

  2. […] Nach der LOHAS-Konferenz im September 2007 hatte Karmakonsum nun wieder zu einem Treffen eingeladen, das Karmakonsum GreenCamp 2008 hat im Frankfurter Ökohaus, auch KA1 genannt, stattgefunden. […]

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