Die Erdbeerplage und der Onlinebeichtstuhl
Geschrieben am 23. Mai 2008 von KPBaumgardt
Mit einer stilisierten Faust im Logo kommt das Blog "Handelskraft" aus Jena, das bis zu seiner Erwähnung auf Fressnet.de rund 6.000 Leser im Monat täglich erreicht hat, daher, berichtet über dies und das im Netz und in dem Zusammenhang auch von ""Erdbeermädels".
Diese Community für Frauen jeden Alters (?) führt weibliche Lieblingsthemen wie Promis, Mode, Horoskop, Persönlichkeitstest, Benutzer-Profile, Umfragen, aktuelle Diskussionen – Kochrezepte und Diät müssen offenbar draußen bleiben.
In der Rubrik "Erdbeerforum" zeigt sich, wie schwierig Schriftsprache sein kann:
"wieso sagen männer eig. immer das wir an allem schuld sind obwohl sie doch die schaise gemacht haben…?
egal was wir machen egal ob es richtig ist wir sind immer dran schuld
wiesoo?"
Aber das ist vielleicht die verkehrte Sichtweise, vielleicht ist alles ganz anders; eine Antwort hat der Eintrag immerhin bekommen:
"bei mir ist es immer andersrum^^"
Soviel zum Erdbeerforum, bei dem frau mitreden kann, nachdem sie sich angemeldet hat.
Die Frage: "Wozu das Ganze?" beantwortet sich mit dem Sprichwort: "Geld regiert die Welt". Hier sollen Investitionen Profit bringen, nicht in erster Linie Erdbeermädels glücklich gemacht werden:
"… das Frauensegment ist extrem umkämpft. So kaufte die Axel Springer AG kürzlich die paneuropäische Frauenplattform auFeminin.com, die in Deutschland mit der Marke goFeminin.de (www.goFeminin.de.de) vertreten ist. Burda schickte die Frauen-Community beQueen (www.bequeen.de) ins Rennen und engagierte sich zudem beim amerikanischen Frauen-Netzwerk Glam (www.glam.com). Daneben sind zahlreiche Printmagazine ebenfalls mit Webablegern im Netz vertreten – wobei diese ihr Potenzial meist nicht ausschöpfen."
Das im Dezember 2007 gestartete Frauenprojekt mit einem Blog, das keine Links nach "draußen" aufweist, ist nicht explizit männer- oder frauenfeindlich. Lediglich werden Männer als Objekte und Frauen als KleiderständerInnen ("Wie steht es mir – mein neues Outfit?") dargestellt.
Mit der Wahl der Erdbeere als das weibliche Geschlecht symbolisierende Frucht fragt sich, welchen Namen eine entsprechende Männerseite bekommen sollte – vielleicht "Spargeljungs". Schnell wird so deutlich, wie entbehrlich all das ist.
Beichtstuhl für sexuelle Begierden
Relativ interessant sind nicht die Sünden als solche, die sich bei den Erdbeermädels fast immer um den Sex (oder die entsprechenden Wünsche) drehen, sondern ist die Tatsache, dass man hier an einen virtuellen Beichtstuhl gedacht hat:
Wahrscheinlich nach dem Motto "Einer trage des anderen Last" können die Teilnehmerinnen einander vergeben.
Bei anderen "Frauen-Seiten" wird da schon ganz unverhohlen-narzisstisch zur Masturbation auf dem Bürostuhl aufgerufen…
Schön – damit bleibt das Beichten der Diätsünden noch exklusiv bei Fressnet. de. Das war nun auch schon der langen Rede kurzer Sinn: Beichtet Eure Diätsünden – Jetzt und hier!
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