Schokolade, Dopamin und die Deutsche Bank-BKK
Geschrieben am 19. August 2011 von KPBaumgardt
Zur Betriebskrankenkasse der Deutschen Bank hat es mich natürlich nur zufällig verschlagen, weil in irgendeinem Artikel sich die unbelegte Behauptung fand, Übergewichtige würden sich vor dem Schoko-Konsum mehr freuen als Normalgewichtige, beim Schokoladenessen aber weniger Glück empfinden, sprich: Dopamin freisetzen.
In diesem Zusammenhang bin ich auf der Seite “Sucht und Abhängigkeit” gelandet. Hier wird auf zehn Seiten zwar nicht die Entstehung des Heißhungers Übergewichtiger erklärt, aber eine Ähnlichkeit von Schokoladen- und Drogenkonsum dargestellt:
Neurobiologisches Suchtmodell
… Veränderungen im Gehirn beziehen sich vor allem auf Veränderungen im mesolimbischen Bereich, wo es nach dem Konsum einer Substanz zu einer Freisetzung von Dopamin kommt, … Diese Freisetzung von Dopamin vermittelt letztlich das angenehme Gefühl nach dem Konsum der jeweiligen Substanz. Dieser Mechanismus entsteht völlig unabhängig davon, ob eine Person Nikotin konsumiert, weil sie nikotinabhängig ist, oder Heroin, weil sie heroinabhängig ist. Es gibt eine gemeinsame Endstrecke; sogar nach Schokoladenkonsum kommt es zu einer Dopaminfreisetzung im mesolimbischen System. Dopamin dürfte auch eine große Rolle hinsichtlich des "Suchtgedächtnisses" spielen.
Bei Opiaten (etwa Heroin) erklärt sich die biologische Suchtentwicklung folgendermaßen: Die körpereigene Produktion von Endorphinen, … die bei Stress und Schmerz reflexartig ausgeschüttet werden, wird durch die Zufuhr auch nur geringer Mengen von außen reduziert. Darauf stellt sich das biologische System relativ schnell ein.
Nun bin ich zwar nicht sicher, ob die Dopamin-bezogenen Effekte beim Schokoladen-Essen vom Kakao oder vom Zucker herrühren, die o.a. Seite ist aber trotzdem recht lehrreich, und die Erklärungen zur Entstehung von Abhängigkeit (oder Nicht-Erlangen einer gehörigen Selbständigkeit) im Zusammenhang mit unserer für Teile der Bevölkerung schlaraffenlandähnlichen Kultur, die auf dem Konsumsektor “nur” Ersatzbefriedigungen bereithält, sind schon recht plausibel.
Dass die BKK-Seite dann unter dem Stichwort Qi-Gong gestreikt hat und die Links zu den Unterseiten nicht funktioniert haben, ist wohl Symptom der Bankenkrise 😉
Weiterhin offen bleibt wohl die Frage, ob es sich beim Übergewicht um etwas Banales handelt, oder ob es auch hier ein Suchtgeschehen, wie der Ausdruck “Esssucht” (oder das derbe “Fresssucht”) nah legt, gibt.
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