Nikotin als Narkotikum? – Mehrfachabhängigkeiten
Geschrieben am 2. Februar 2009 von KPBaumgardt
Die These vom „Nikotin als Narkotikum“ ist nicht wissenschaftlich abgesichert; es geht hier lediglich um einen Diskussionsansatz, einen Zugang zu einem verbreiteten Phänomen.
Nikotin
Nikotin, Nicotin, in der Tabakpflanze vorkommendes Alkaloid mit dosisabhängiger Wirkung auf das Nervensystem. Kleine Mengen wirken anregend auf Ganglien, größere Mengen lähmend. Die tödliche Dosis liegt bei 1 Milligramm Nikotin pro Kilogramm Körpergewicht. Kleine Kinder, die Zigaretten anknabbern oder verschlucken, sind daher erheblich gefährdet. Nikotin hat ein relativ hohes Suchtpotenzial und wird auch zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
Anzumerken ist, dass die Wirkung (was den anregenden Effekt betrifft) sich mit der Zeit verschiebt und die ursprüngliche Wirkung, die en Detail zwar bekannt sein mag, aber nicht besprochen wird, ausbleibt.
Die dosisabhängige Wirkung ist natürlich um so höher, je weniger der Körper an die Droge gewöhnt ist. Eine quasi-narkotische Wirkung kann aus den belegten lähmenden Eigenschafte in hoher Dosierung abgeleitet werden, oder aus Erfahrungsberichten, der Literatur, ethnologischen Studien.
Narkose
Narkose, Allgemeinnarkose, Vollnarkose, künstlich herbeigeführte Bewusst- und Schmerzlosigkeit durch Narkotika im Rahmen eines operativen Eingriffs, man unterscheidet Inhalationsnarkosen, Intubationsnarkosen, Maskennarkosen und Kombinationsnarkosen. Auch → Anästhesie.
Abhängigkeit
Der Raucher muss häufig eine Doppel-Abhängigkeit bewältigen, die aus einer psychischen Gewöhnung und einem körperlichen Suchtverlangen nach dem Nikotin besteht. Zusätzlich zu den direkten Wirkungen des Nikotins auf den Körper (s.o.) gibt es jede Menge Momente am Tag, in denen eine Zigarette einfach dazu gehört. Fuer viele Raucher ist es sehr schwierig, diese Muster zu durchbrechen. Dies ist eine Form der psychischen Abhängigkeit. Der Raucher raucht nach dem Essen, wenn er Kaffee trinkt, während eines Telefonats, im Auto, bei der Arbeit, in der Pause, nach dem Sex, vor dem Fernseher, etc. Wann raucht er nicht? Und selbst wenn es keinen direkten Grund gibt um zu rauchen, dann raucht er trotzdem, nur weil er so daran gewöhnt ist. Ein Raucher der aufhört, fuehlt sich bei vielen Gelegenheiten anfänglich sehr unwohl, weil er nichts in der Hand hat.
Was fuer eine Art Droge ist Tabak und warum wirkt es beruhigend?
Antwort:
Drogen können in drei Kategorien unterteilt werden: Stimulierende Substanzen, beruhigende Substanzen und psychodelische Substanzen.
Tabak ist eine stimulierende Substanz, obwohl viele Raucher sagen, dass Rauchen eine beruhigende Wirkung auf sie hat. Eigentlich ist Nikotin und weitere Bestandteile des Tabaks zunächst eher anregend.
Der beruhigende Effekt, den Tabak auf den Raucher hat, entsteht durch die phyische Abhängigkeit. Aufgrund des gewohnheitsmässigen Rauchens hat sich der Körper an ein bestimmtes Level von Nikotin gewöhnt. Wenn dieses Level runter geht, dann reagiert der Körper mit Entzugserscheinungen. Eine dieser Entzugserscheinungen ist Ruhelosigkeit. Diese Entzugserscheinung kann vorruebergehend unterdrueckt werden, indem das Nikotinlevel durch Rauchen erhöht wird. Die Ruhelosigkeit verschwindet und man fuehlt sich ruhig. Das ist die Erklärung fuer die beruhigende Wirkung von Tabak.
Man denkt zwar, dass Tabak beruhigend wirkt, aber dabei vergisst man, dass die Ruhe eigentlich nur das Verschwundene Gefuehl von Unruhe ist. Diese Unruhe wird vor allem von Tabak verursacht. Und damit befindet man sich in einem Teufelskreis: Tabak erzeugt Ruhelosigkeit, die man mit Tabak unterdrueckt. Durch wiederholtes Rauchen gewöhnt sich der Körper an das Nikotin und die Unruhe sowie das Beduerfnis nach Tabak steigen an. [web4health]
Es wäre noch zu untersuchen, inwieweit die Kombination von verschiedenen Suchtmitteln (Nikotin, Alkohol, Essen) einen Sinn ergibt, und wenn ja, welchen – oder welchen Effekt…
Einen Effekt auf das Gefühlsleben haben wohl alle Drogen, einen narkotischen (Neben-) Effekt auch.
Die psychische Abhängigkeit besteht auf verschiedenen Ebenen:
- Gewohnheit: Bestimmte, „eingeschliffene“ Handlungsmuster und -Abläufe
- Einatmen – ausatmen: Rauch, der eingeatmet wird, ist spürbar und beim Ausatmen sichtbar. Auf einer unterschwelligen Ebene signalisiert das Rauchen: Die primäre Funktion des lebendig-Seins funktioniert.
- Gruppenzugehörigkeit: Kann zum Beispiel auf dem Schulhof, oder vor der Schule beobachtet werden. Die gemeinsame Abhängigkeit ist auch ein religiöses Phänomen (Bei einem schlechten Verständnis von Religion).
- Die Tabakware als Schnuller: Die Ersatzbefriedigung, oder Übergangsbefriedigung, die ein Schnuller bietet – Saugen, beißen, nuckeln plus Reize der Mundschleimhaut und der Lippen.
- Verzehr: Der Tabak brennt ab, die Flamme verzehrt ihn. Im Slang heißt Zigarette auch schon einmal „Lungenbrötchen“.
- Identifikation mit dem Teufel: „“Das ist aber ein starker Tobak“, sagte der Teufel, als ihm der Jäger ins Maul schoss.“ (Sprichwort) Ein starkes Gift zu sich nehmen zu können, ohne dass es einen umbringt…
- Die Suchtmittelabhängigkeit maskiert andere Abhängigkeiten: Deshalb kann die Zigarette auch mit dem „Geschmack von Freiheit und Abenteuer “ werben.
- Das Suchtmittel verdrängt Wünsche: „Ich gönn‘ mir ja sonst nichts“. Das ist eigentlich beunruhigend…
- Der Reiz des Verbotenen: Bei den „Kleinen Rebellen“
- Prestigedenken und Imponiergehabe: Z.B. bei Zigarrenrauchern, man stellt etwas dar, betreibt einen Kult.
Solche ungesunden Muster können von der Wahrnehmung anderer Bedürfnisse ablenken (die nun einmal nicht immer leicht zu artikulieren sind), und die Wahrnehmung von Konflikten einschränken.
Weiterlesen bei:
Die psychischen Ursachen des Übergewichts
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