Das Patt beim Schulobst hält an

Merkwürdig: Zwar gibt es einige bloggende Ärzte, aber anscheinend keine bloggenden Lehrer. Die müssten doch über den Begriff “Schulobst” zu finden sein, und, zum Wohle der ihnen anvertrauten Kinder, eine Lösung in der Schulobstfrage verlangen.

Aber das Engagement für Kinder hält sich in Grenzen, wie das gesellschaftliche Engagement überhaupt. Von daher verwundert auch nicht, wenn bei einer Anfrage an das hessische Kultusministerium, das Schulobst-Programm betreffend, diese Antwort kommt:

Leider konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt die erforderliche Finanzierung und hier insbesondere die Aufteilung der Kosten zwischen Bund und Ländern noch nicht abschließend geregelt werden.
Es ist daher zurzeit noch nicht abzusehen, wann mit der Verteilung von Schulobst begonnen werden kann.
Ob dies im kommenden Schuljahr der Fall sein wird und wenn ja ab wann, kann zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht abgeschätzt werden.

Das kann man jetzt auch so interpretieren, dass im Getriebe der Politik recht viel Sand knirscht. Da nutzen auch markige Worte nichts:

Das Schulobst drohe "im Föderalismusdschungel zu verfaulen", sagte Landsberg (Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes) …  Es wäre bedauerlich, "wenn Deutschland als größter Nettozahler in der EU wegen interner Streitigkeiten eine solche Chance nicht nutzen würde". (Quelle)

Der Bundesrat hatte das geplante Programm … vorerst gestoppt und wegen der strittigen Finanzierung den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat angerufen.

Der könnte sich gerade in den Ferien befinden; es gibt keine neuen Meldungen zu dem Fall.

Nein, es eilt nicht, was die Mittel für das Schulobst betrifft: Die EU-Hilfen für Deutschland von 20 Millionen Euro, die von den Ländern  um zusammen 18,6 Millionen Euro aufgestockt werden sollen, kann man auch ruhig verfallen lassen: Angenommen, es gibt 8 Millionen Schüler in der BRD, reicht das Geld sowieso nur für zwei Wochen “Schulobst für alle”.

Dass Kinder unsere Zukunft sind, wird gerne gesagt, danach gehandelt wird selten.

Die wahre Großzügigkeit der Zukunft gegenüber besteht darin, in der Gegenwart alles zu geben. (Albert Camus)

Aus dem Hause Aigner verlautet:

Für die Durchführung des Programms sind die Länder zuständig, die die Gemeinschaftsbeihilfe kofinanzieren müssten.

  • Das verteilte Obst und Gemüse wird gerne gegessen.
  • Was geliefert wird, wird gegessen und nicht weggeworfen. Reste werden untereinander verteilt.
  • Das Obst wird Wert geschätzt, weil die Kinder das Geschenk auch als Wertschätzung ihrer Person wahrnehmen.
  • Die Verteilung ist einfach, hygienisch und macht keine Probleme.
  • Die Kinder essen besonders gern Erdbeeren, Äpfel und Kirschen, gefolgt von Trauben und Bananen. Die Spitzenplätze beim Gemüse nehmen Gurken, Karotten und Tomaten ein.

Hier hat mal wieder gegolten: “Schöne Worte kosten nichts.” Man könnte durch Förderung und Nutzung von Schulgärten praxisorientierten Unterricht verbessern (einführen), aber wirklich nur, wenn Lehrer, Eltern, Bürokraten und Politiker sich deutlich mehr engagieren. Im Moment macht das System einen kranken (dysfunktionalen) Eindruck.

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4 Kommentare zu “Das Patt beim Schulobst hält an”

  1. […] Das Thema Schulobst geistert durch die Medien, kaum einer nimmt es richtig ernst und in den Sommerferien scheint das Interesse an solchen Themen sowieso eher gering. Da ist man doch ganz dankbar, dass sich Klaus-Peter Baumgardt vom Fressnet mal der Sache annimmt und einen Übersichtsartikel zum Thema schreibt: “Der Patt beim Schulobst hält an”. […]

  2. […] hat, wie es in den übrigen Bundesländern mit dem Schwerlast-Rettungswesen aussieht. Oder was das Schulobst-Programm macht, oder das […]

  3. […] Schulobst-Misere […]

  4. […] – sie haben ihre Lieblingsspeisen, darunter Nudeln, Pizza, und vielleicht auch Fleisch und Wurst. Obst "geht" manchmal auch, das Kind von heute wünscht es sich geschält und gestückelt […]

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