Die Krisengeldforderung, Die zwei Epidemien einer Medaille

 „Ich habe noch nie so viel gekocht und zu Hause gut gegessen, wie in den letzten Wochen – das Essen ist ja vielleicht auch das Highlight des Tages…“

Das sagt Thorsten Hermelink, ein Wein-Großversender, der mit Pakete-Packen kaum noch nachkommt, und dass sehr viele Winzer übervolle Weinkeller haben, weil die Direktkunden wegbleiben.

Nach „Gegen die Krise antrinken“ hört sich das für mich nicht an, und es wäre auch mehr als unvernünftig, jetzt irgendwelche Probleme oder Sorgen ertränken zu wollen.

 

Wenn das häusliche Kochen jetzt auch noch beliebt und spannend wird, soll mich das freuen. Allerdings: Häufig muss jetzt auch am Essen gespart werden, die öffentliche Hand macht Schulden, um die Wirtschaft nicht zusammenbrechen zu lassen, den Bürgern wird nichts geschenkt, der „Pflegebonus“ steht auf der Kippe, ein Krisenzuschlag bei Hartz IV wird verweigert und wer in Kurzarbeit ist, würde ohnehin sparsamer leben können, weil die Fahrtkosten wegfallen, wird argumentiert.

Besser und gesünder essen könnten alle, wenn man die Biolebensmittelgrundversorgung einführen würde – was jedoch nur machbar wäre, wenn die Entscheider sich mit der Idee überhaupt mal befassten.

Geld – bedingungslos – zu fordern, erfreut sich einer gewissen Beliebtheit. Wir haben ein bedingt bedingungsloses Kindergeld; jetzt wird die Forderin des bedingungslosen „Krisengeldes“ nett interviewt, eoigentlich ist es ein Plausch. Hauptsache, etwas mit Medien, in den Medien. Effekthascherei ohne Aussicht auf reales „Krisengeld“ für alle.

 

Vielleicht haben wir eine Inflation von dringenden, weniger dringenden und aussichtslosen Forderungen, die schließlich alle zu einem Ohr herein, zum anderen hinausgehen. Wer will dann noch über den Sinn der Bio-Lebensmittel-Grundversorgung nachdenken, zumal sie noch nicht einmal von einem „Influencer“ oder Promi vorgelegt wird?
Zudem  ist Denken Glückssache – 60 Prozent der österreichischen Bevölkerung glauben, dass der Klimawandel vom Ozonloch verursacht wird, möglicherweise auch ganz, ohne dabei zu denken, sicherlich, indem sie fehlerhaft denken. Die Schulen für Behinderte und Gestörte sind aufgelöst, die Gesellschaft lebt die Inklusion, und es fällt nicht auf…

 

 Kartoffel, Blumenkohl, ein Stück Möhre, längs halbiert, ein Restchen Lauch leicht gesalzen im Dampfkochtopf gegart, der während der Zubereitung der Sauce auch den nun als Deckel verwendeten Teller vorgewärmt hat.
Die Sauce: Konzentrierte Gemüsebrühe plus Kokosmilch, mit wenig Mehl etwas gebunden. Ein wenig Salz, immer gut rühren.  Mit einer Scheibe Schnittkäse (Hier Gouda, mittelalt) belegen und wenige Minuten überbacken – diese Zeit zum Petersielie-Pflücken nutzen und nach Möglichkeit auch ein paar Thymianblüten zupfen. Die Kräuter hacken. Schließlich kommt noch ein guter Esslöffel Olivenöl über das Ganze: Schmeckt recht gut – wobei es hier sehr auf die Kartoffeln ankommt.

 

Das Gericht hat einen Materialwert von vielleicht 1,25 EURO, macht aber Arbeit und setzt den gekonnten Umgang mit einem Multicooker voraus. Der hilft zwar auch, Strom zu sparen, ist aber dank traditionsbewusster Sesselkleberei bei den für die Ernährung der Bevölkerung Zuständigen, Warentestern, Rezeptentwicklern, der Journalistenzunft und Gastronomen so gut wie unbekannt.

Wenn die Kartoffeln aus Ägypten stammen – das ist dann Pech. Die Arbeitsbedingungen in der (möglicherweise mithilfe deutscher Giga-Pumpen) bewässerten Wüste sind weit entfernt von unserem „kulinarischen Genuss“. Das schreibe ich am 1. Mai, dem „Kampftag der Arbeiterklasse“, an dem die Völker die Signale hören sollen, und bei „Die Internationale – erkämpft das Menschenrecht“ sollte der Gesang klar, deutlich, laut und verständlich sein. Um die internationale Solidarität ist es allerdings schlecht bestellt…

 Erste-Mai-Demonstration in Kiel: Ein Banner mit Aussage. Es bezieht sich einerseits auf den Applaus, den PflegerInnen bekommen, während die Entlohnung gar nicht so prächtig ausfällt. Was unter „Sorgearbeit“ zu verstehen ist, wäre noch mal zu definieren. Vielleicht umfasst das auch neben „Unterstützung“ allgemeine Bildungsarbeit – wobei politische Bildung in der Schule eher mau, außerschulisch eher garnicht stattfindet. @lgbeutin
 
Es gibt hier nämlich auch Bereiche der „Sorgearbeit“, die sich praktisch keiner wahrnehmbaren sozialen Anerkennung erfreuen. Manche füllen diese Arbeit aus, indem sie alte Rezepte abschreiben (lassen) und sich um einen aufgeräumten Schreibtisch sorgen, manche beziehen einen gerechten Lohn, andere nicht.
Für die „Seelsorge“ werden Steuern erhoben, und doch kommt die Seelsorge nur Wenigen zugute; führt sie ein „Psychiater“ durch, kann er angeblich mit geheimnisvoller Chemie die Gesundheit der Seele verbessern, doch nicht ohne Nebenwirkungen. Märchen zu erzählen wie Schehezerade in 1001 Nacht, kann kranke Gemüte besänftigen, fällt aber in die Rubrik „unbezahlte Sorgearbeit“.

In der ARD  Schauergeschichten  erzählen wie der „Kabarettist Nuhr“ hingegen hat  – Achtung,  #Satire mit #Verschwoerungstheorie – Destruktion als Grund: #Nuhr wird von der Achse des Bösen finanziert, um den Ruf und die Wirkung jeder Satire zu untergraben. Er ist also „Agent der Vernebelung und Konfusion“.
Doch sein Publikum liebt den „Mann, der sagt, wie es ist“. Wenn seine Tochter den Kohleausstieg will, stellt er ihr den Strom ab. Das kommt vor, das kommt auch an und ist abstoßend, das bringt ihn regelmäßig in die „Trends“. Voilá!

Wir wissen zwar nicht, was Nuhr vom Fleischverzicht hält – ich nehme an, Verzicht einsehen ist bei Nuhr nicht Teil des Repertoires – wie bei der Mehrheit des Volkes. „Die Zahlen“:

Wer sich hier wegen des übertriebenen Verbrauchs von „starchy veg“ oder „stärkehaltigem Gemüse“ („Zu den stärkehaltigen Gemüsesorten zählen beispielsweise Kartoffeln, Bohnen, Erbsen und Mais. Sie sollten größtenteils gemieden werden, wenn man abnehmen möchte“) gegenüber „non-starchy vegetables“ oder überhaupt wundert, darf sich allerdings nicht zu den ausgewiesenen Experten zählen. Was man bei „Kartoffeln und Abnehmen“ auf jeden Fall vermeiden sollte, sind fette Saucen dazu, die Zubereitungsart „frittieren“, das Überbacken mit zu viel Käse, fetter Kartoffelbrei. Es kommt, anders gesagt, auf die Umstände an und die jeweilige Person.

Bei ZEIT-Online wurde kürzlich gemunkelt: „Eine Ernährung ohne Fleisch, Käse und Eier ist gut für das Klima, für das Wohl der Tiere und fürs Gewissen. Aber auch für Soja wird der Regenwald gerodet. Sind Veganer wirklich die besseren Menschen?“ Das waren schon bessere Experten, die zu einem Artikel hinter der Bezahlschränke locken wollten – mit einer offensichtlich unsinnigen Frage und der Unterschlagung, dass Soja aus Ex-Urwaldböden ganz überwiegend Viehfutter wird, mit dem hypothetische Veganer sich bestimmt nicht laben. Etwas verärgert, habe ich

„Nicht so viel schreiben, lesen, bedenken, sondern machen! Es gibt Alternativen zum Fleischverzehr, und Alternativen zu „ganz fleischlos“.“

kommentiert und auf eine weitere Fleisch-Alternative, nämlich Tempeh, hingewiesen. Doch so ein Hinweis prallt an den journalistischen Ernährungsfachexperten ab – die sind da so (un-)flexibel wie – in der Vorstellung – Christian Lindner bei der Flugscham: „Haben wir nicht, haben wir keinen Anlass zu, wer Urlaub sagt muss auch Fliegen sagen“!

Das Pilzgeflecht leistet bei der Fermentierung richtig Arbeit, prodzuziert derart viel  Wärme, dass im beheizten Inkubator verdunstetes Wasser an einer Schieferplatte kondensiert. Diese Abdeckung empfielt sich also nicht wirklich, aber das Fast-Unglück („ertrunkenes Tempeh!“) hat eine interessante Aufnahme ermöglicht (größere Darstellung).

 

Wer „nachhaltig Essen“ sagt, mus nicht „vegan pur“ leben, kann auch „Es gibt vergleichweise wenig Fleisch – bewusst eingekauft und sparsam verwendet“ sagen.

 

 Gefüllte Zuccini, gefüllte Tomate in scharfer Kokossauce

Buntes Quinoa und Langkornreis im Verhaältnis 1:1 mit der 1 3/4-fachen Menge Wasser und einer guten Prise Salz kochen oder im Druckdampf zubereiten, so dass das Wasser aufgesogen wird. Abkühlen lassen, mit „scharfer“ Rind-Schafwurst und fein gewürfeltem Knoblauch verkneten. Tomate aushöhlen, Zucchini längs halbieren, Füllrinne ausschneiden, das gefüllte Gemüse im ungelochten Schnellkochtopf-Einsatz im Multicooker bei Einstellung „Reis“ ca. 9 min.  garen.
Inzwischen Sauce aus Gemüsebrühe, (in einem seperaten Teil davon 1 Tl. Mehl gut einrühren) Kokosmilch, orange Chili-Sauce, 1 Prise Salz dazugeben, zum Kochen bringen, unter Rühren die Mehl-Brühe hinzugeben.
Auf kleinste Stufe stellen, Suppenteller zum Vorwärmen als Deckel verwenden.
Das Gemüse mit Bratenwender vorsichtig auf den Teller setzen, 5-6 große El Sauce dazu, mit gehackter Petersilie bestreuen.

 

Der Geist, der aus der Dose kam – ein liberales Lehrstück

Neulich hatte ich – als Radfahrer! – beim Einkaufen den ganzen Riesen-Parkplatz für mich alleine, von einigen wenigen PKWs abgesehen. Die Mauer am Rande, errichtet aus großen, steil und teils stufenförmig aufgestapelten Steinquadern,  hatte sich in der Sonne aufgeheizt, es fand sich ein schmaler Sitzplatz, „mit Sitz- und Rückenheizung“. Kein Flugzeuglärm, wenig Autoverkehr…

Und ausnahmsweise hatte ich mir ein Bier „zum sofortigen Verbrauch“ gekauft, das kommt alle 3-4 Jahre mal vor, zumal am späten Nachmittag…

„Gefällig“ ist so ein Durchschnittsbier, wohlwollend ausgedrückt. Aus der Dose ohne Einschenkzeremonie und schaumlos, ein wenig herb, eigentlich nicht bitter, wenig Kohlensäure – Ihr kennt das ja …

Die Dünnblechdose war vielleicht noch halb voll, als ich scheuen wollte, woher dieses Nationalgetränk denn kommt – und was wollte die Dosen mir mitteilen?

„Das Bier zum Essen“ – das muss ein Mythos sein, die „Lyoner“ wäre ohne Senf wohl vor lauter Fett ungenießbar, bei der Curryurst: Schon zum zweiten Mal „SCHARF“, Fußball entfällt, Schärfe bleibt, und „der Brauer“, mit seinem Spezi im Arm, erinnert den einsamen Trinker  an die Lust auf Zweisamkeit 😉

Das wird nicht ausdrücklich soo gemeint gewesen sein, jedoch auf den Gedanken, man könne ja, wenn das Bier getrunken ist, weitertrinken, wird man gebracht, ob man will oder nicht, kann dem dann (im Sinne der Umsatz- und Gewinnerwartungen) nachgeben oder müsste, wenn man Trinklust bekommen könnte, der aber nicht nachgeben möchte, Abwehr-Arbeit leisten.

Das ist systemrelevant, das ist systemimmanent, so funktioniert Kapitalismus, mit Verführung zu unvernünftigem Verhalten, zu Überkonsum, der in der Konsequenz zur Trunkenheit führt, zu übermäßiger Kalorienaufnahme, zum „Bierbauch“, zu Krankheit und Anfälligkeit für rund 12 „Haupt- und Folgekrankheiten“. Damit wird man Mitglied der Gruppe der „Gefährdeten“ und Vorbelasteten.

 

Tödlich – aber mit Maske nicht so sehr verläuft die „Corona-Krise“, und wenn alle mitmachen, machen wir aus dem Shut-down den Shut-up – alles wieder hochfahren und Maul halten.

Epidemisch ist auch die Adipositas -wie bei „Corona“ gibt es Stimmen, die von keinerlei Mitgefühl geprägt sind, wie vom Tübinger Bürgermeister Boris Palmer, der es unsinnig findet, Menschen zu retten, die in einem halben Jahr sowieso oder „… eh tot wären“.

 

Er ist kein Gott. Er ist arrogant. Er ist nicht dialogfähig. Sich darüber aufzuregen, ist vergebliche Liebesmüh. Jedes Wort eines zuviel. Dass er „sich entschuldigt“ hat, macht nichts besser:

Er hat Aufmerksamkeit auf sich gezogen, „wir“ haben uns von wichtigeren Themen ablenken lassen. Damit ist er ein „Energie-Räuber“, was auch „Schmarotzer“ heißt. Nur ist er damit nicht der Einzige.

Was sagen solche Leute zur völlig übersehenen Adipositas-Epidemie, wie gehen sie mit den Betroffenen um?

„Zieht Euch gefälligst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf, in dem Ihr selbstverschuldet feststeckt“ – so sinngemäß die Politik in grenzenlosem Zynismus.

 

 

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Ein Kommentar zu “Die Krisengeldforderung, Die zwei Epidemien einer Medaille”

  1. Lieber Klaus-Peter,
    Dein Bild vom Blumenkohl mit Kartoffeln aus dem Dampfgarer trieb mir den Speichel in den Mund.
    Super Artikel zum Sonntag -Abend. Ja, und die Aussage von Boris Palmer ist wirklich das Allerletzte aber leider mehren sich die Anhänger dieser Einstellung und somit ist für Viele Schluss mit der Solidarität.
    Viele Grüße Evelin

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