„DAGEGEN !“, Präventionsparadox, Adipositas-Infektion, Algenwunder, Traumapassagen, Jägersauce an Gemüseteller

Man könnte die „Zeichen der Zeit“ so deuten: Wir haben und sehen jetzt, „coronabedingt“, mehr gesamtgesellschaftliche Probleme, als wir uns je haben träumen lassen, und zwar global. Das Spektrum der Probleme beginnt unübersehbar im Gesundheitsbereich und ist mit dem möglicherweise verlorenen Kampf gegen die Klimaveränderungen noch längst nicht komplett…

„Corona-Proteste“

Ein „Pegida-ähnliches“ Phänomen breitet sich aus, wobei sich einige Journalisten den Kopf zerbrechen, wer,  warum und wozu da Widerstand  fordert – laut Süddeutscher Zeitung

.. steckt die Gesellschaft im selben Dilemma, in dem sie sich schon 2014 befand: Wie umgehen mit einer Protestgruppe, die Extremisten und ernsthaft besorgte oder auch nur konfuse Bürger vereint?

Wenn schon die Fragestellung falsch ist – wie soll sie zu einer korrekten Antwort führen? „Protestgruppe“ und „vereint“: Beides trifft nicht zu, eine „Masse“ ist keine Gruppe, und „vereint“ war an diesem weitgehend regellosen Haufen nichts. Ein Verein hat Statuten, Regeln, Wahlen, Pflichten und Rechte, ein Vereinsziel,  Ansprechpartner, Kassenführer, Schriftführer, Mitgliedsausweis und Mitgliederbeiträge. Wie ist welcher Arbeitgeber mit dem vielleicht bekanntesten Wutbürger, dem „Hutbürger“, umgegangen? War es am Beginn der Proteste klug, „das Volk“ als „P.ck“ mit einem Vier-Buchstabenwort aufzustacheln?

Heute im Gartenlokal von „Demokratisch Vorwärts, jetzt Aufstehen e.V.“:  Hausgemachte, handgeschnittene Dinkel-Vollkornbandnudeln mit schmackhafter sahnig-veganer Pilzsauce, Schnittlauchblüten-Deko, eingelegten Pfefferkörnern  und gehacker Petersilie 😉

 

 Märchen im Bio-Markt: Rapunzel

Auch bei den Lebensmittelherstellen ist das Geraune und Geschwurbel um Corona im Gange:

Der Chef des Bioherstellers Rapunzel, Joseph Wilhelm, verbreitet Mythen über das Coronavirus. Sie sind menschenverachtend und populistisch.

So die TAZ in einem wenig erbaulichen Artikel – es geht um antiquierte Eigenbau-Philosophie und Aussagen, die zu Boris Palmer passen könnten – doch damit lassen sich Einflüsterungs-Empfängliche „einfangen“.
Mythen und Mythen sind zweierlei – einst waren sie ein (religiöser) Versuch, die Welt zu erklären, jetzt gibt es Fake-news, die beliebig „Mythen oder Märchen“ genannt werden. Eigentlich sollten Mythen und Märchen wertvolles kulturelles Erbe darstellen, doch sie werden missbraucht und verbogen.

Rapunzel“ als Markenname ist wirklich bedenklich, doch nicht bedenklicher, als wenn Volkswagen sich „Phaethon“ als Bezeichnung einer seiner Kutschen bedient – der mythologische Sinn bleibt auf der Strecke, während wir mit der Produkt-Nutzung eine Märchenwelt betreten.

Bei der Rapunzel-Tochter „Zwergenwiese“ gibt es variantenreiches „streich’s drauf“ – ich hatte beim Testen das Gefühl, es sei zu ölig-gefällig, zu teueri m Preis, zu billig bei den Zutaten. Solche, und bessere Brotaufstriche, würde man besser regional herstellen und z. B. in solidarischen Food-sharing-Gruppen vertreiben.

(Bio-) Lebensmitteln in Mehrweg-Verpackung aus regionaler Herstellung sind doch die nachhaltigste Variante – nur die Vertiebsentwicklung ist schwieriger als die Produktentwicklung. Wie bei der Sriracha-Sauce ist es das gleiche Spiel: Der erste Schritt alleine bringt gar nichts. Wenn auf die Entwicklung nicht die Vermarktung folgt, war die Entwicklung mehr oder weniger für die Katz‘. Mehr nicht.

 

„Hochverrat am Deutschen Volk“, findet der (Ex?) Vegan-Koch Hildmann, werde mit dem, was jetzt passiert, begangen, das kann man jederzeit sagen, stimmt immer ein bisschen, doch mehr Verrat wäre dieser „Sprecher“ an der Macht. Die Macht des geschriebenen Wortes ist „hochverräterischerweise“ auf YouTube übertragen worden – und der gekonnte Umgang mit Mythen findet nicht statt, so lange es hier um reinen (Aber-) Glauben geht.

 

 

Das Präventionsparadox

„Dass es keine ausgeprägte Katastrophe gegeben hat, beweist, dass es keine ausgeprägte Gefahr gegeben hat“

Wenn bei der Feuerwehr ein Notruf eingeht und die gleich drei Einsatzwagen losschickt, obwohl sich hinterher herausstellt, dass der Brand – im Anfangsstadium – auch mit weniger Aufwand hätte gelöscht werden können, geht wohl niemand dagegen demonstrieren. Alle wissen, dass aus einem „Feuerchen“ ein Flächenbrand entstehen kann, alle wissen, dass hier wie sonstwo das „wehret den Anfängen“ gilt.

War doch alles gar nicht nötig, behaupten die KritikerInnen der Maßnahmen.

Widerlegen lässt sich das nicht so einfach, denn einen empirischen Vergleich, was passiert wäre, hätte man die Virusgefahr ignoriert, gibt es bisher nirgends. Großbritannien und die USA, die einen solchen Kurs kurzzeitig verfolgt haben, geben immerhin einen Eindruck davon, wie viel höher die Infektions- und Todeszahlen ausfallen, wenn zu spät reagiert wird. Aber durchziehen mochten die dort Regierenden diesen Kurs dann lieber doch nicht.

Das wollte ich bloß mal notiert haben – mehr bei der TAZ.

 

Eintopf  ist eine bewährte Form, um mit wenig Aufwand satt zu machen. Eine gewürfelte Zwiebel, zwei gewürfelte Knoblauchzehen  und eine gewürfelte Pellkartoffel in nicht zu wenig (Oliven-) Öl anschwitzen, Dosen-Kidneybohnen ohne Dosenbrühe hinzugeben, eigene Gemüsebrühe verwenden, gewürfelte Tomate eine Viertelstunde bei lose aufgelegtem Deckel mit- und verköcheln lassen, so dass Wasserdampf gut entweichen kann, salzen und mit Chiliflocken die gewünschte Schärfe herstellen, im Teller mit gehackter, frischer Petersilie bestreuen. Natürlich ist es auch möglich, selbst gekochte Bohnen zu verwenden, doch erfordert das (wegen Einweichzeit und so weiter) etwas mehr Planung und Vorbereitung.

 

Gegen die noch verbliebenen Vorsichtsmaßenahmen zu protestieren – dafür sehe ich eigentlich keinen Anlass. Wenn ein altes Ehepaar auseinandergerissen wird, weil die Beiden sich nicht mehr sehen können, weil im Altenheim die Möglichkeit zur eigenverantwortlichen Begegnung nicht „gewährt“ ist, muss man darüber reden und das ansprechen können.  Derart Betroffene werden sich auch nicht als „Corona-Leugner“ präsentieren.

Auch auf anderen Gebieten „brodelt der Vulkan“, und die Gesellschaft hält das für harmlos oder lebt nach dem Motto „damit muss man leben“.

 

Die Adipositas-Infektion

Manche Koryphäen beziffern den Anteil genetischer Ursachen bei diesem Krankheitsgeschehen – stets nur ungefähr, auch die Beteiligung „psychosozialer Ursachen“ wird eingeräumt, doch die zu erklären, fehlt der Atem. Welche Lebenmittel wie und warum als „Mood-food“ wirken, gilt als im Wesentlichen unerforscht und wird vorläufig eher intuitiv erfasst.

Zu häufig haben wir die mangelhafte Prävention – dass die Gefahren der Adiposiatas-Epidemie „sehenden Auges“ geleugnet werden, hatte ich im vorherigen Artikel angerissen, die „chirurgischen Maßnahmen zur Beseitigung der Gefahr“ (im Sinne der Magenverkleinerung) werden eher vereinzelt getroffen und sind von mangelhafter Nachsorge geprägt. „Essen Sie weniger oder essen Sie nichts, dann wird das auch (wieder)“ ist der neue, alte Hit bei den Verschreibungen. Verbunden mit den Zuschreibungen „willensschwach, undiszipliniert“ erlauben anerkannte Fachleute sich, von oben herab zu urteilen,  zu verurteilen und, ungesagt: Zu verdammen.

 

„Essen macht Laune“, hier unter Umständen depressiv – oder umgekehrt: Wir beeinflussen die Laune des Essens, die Stimmung des Essens kann sich auf uns übertragen 😉 
 
 
 

Wie sättigend  sind Mikroalgen?

„Die Spirulina Alge kann viele positive Wirkungen auf unsere Gesundheit haben. Schönere Haut, schneller Abnehmen, weniger Allergien, mehr Energie über den Tag …“

Das ist zweifellos ein klassischer Werbetext, der ja auch direkt zu einer Seite führt, die das zu Presslingen geformte Pulver zu stolzen Preisen vertreibt – wenn es der Schönheit dient, ist auch das nicht teuer 😉

Aber auch in der Entwicklungshilfe werden kleine Zuchtanlagen gebaut und die

Süßwasseralge Dihe (Spirulina), die im Tschadseegebiet geerntet wird, soll in einem Pilotprojekt zu Verbesserung der Ernährung in dem Gebiet beitragen, da sie sehr eiweißhaltig und ernährungsphysiologisch wertvoll ist.

Von großen Projekten mit Mikroalgen hat Arte schließlich schon 2016 berichtet – die Algen vermehren sich exponentiell und wollen verwendet werden 😉

„Könnte man nicht Algen und Nudel kombinieren, Nudeln füllen – und mit welcher Würzung schmeckt’s?“
 

Eine Studie mit  420 multinationalen Verkostern in Göppingen ergab, dass die Variante Basilikum-Zitrone-Spirulina sich vor Tomate-Spirulina und Rote-Bete-Ingwer-Spirulina positionierte – viel hängt dabei von Teig- und Saucenqualität ab, mich konnte die zitronige Kokossahne-Sauce an basilikumggefüllter Maultasche nicht überzeugen.

Während der Göttinger Studie natürlich auch die notwendigen Mittel, Veruschsküche und ein Testlabor zur Verfügung standen, kam meine Klein-Studie mit realen Kosten unter drei Euro aus ;-).

Ums Geld geht es auch in der (fleischlosen) Kantine, die oft besser als ihr Ruf ist, weniger dickmachend, als erwartet, hierzulande kann ich jedoch keinen wirtschaftlich vernünftigen Grund erkennen, Algen wegen ihres Eiweißgehalts ins Essen zu mixen.

Die Frage, welche Vorteile sie z. B. im Vergleich mit dem per Edelschimmelpilz entstandenen Tempeh haben, ist noch offen – für echte Wissenschaftler doch ein vernünftiger Grund, intensiv loszuforschen.

So könnte man ein Tempeh-basiertes Hummus entwerfen: „Hummus for Future“ aus regionaler, dezentraler  Produktion. Für manche Köche und Küchen auch als Nebengeschäft.

Für die Nachhaltigkeit wäre damit mehr zu erreichen als mit den Algen, deren Verwendung für Bio-Kraftstoffe keine wirtschalftliche Perspektive hat. Beim Raps ist das aus Gründen der geschundenen Biodiversität nicht anders.

Soll die Algenzucht der Verbesserung der Blutfettwerte dienen, wäre das natürlich dennoch eine „Algen-Perspektive“ – unter Umständen. Die therapeutisch wirksame Dosis ist annähernd bekannt, diese als Algenpulver in den Nudeln verabreichen zu wollen, halte ich für  illusorisch.
 
 

Trans- und posttraumatische Belastungsstörungen

Die Shutdown-Situation ist oder war

zutiefst beunruhigend für viele Menschen, die zum Beispiel Krieg, Flucht, Vertreibung oder Gefangenschaft erlebt haben, die Gewalt erfahren haben im privaten Raum oder die existenzielle Bedrohungssituationen kennen. Das sind alles Grundthemen des Menschen, die in dieser Pandemiesituation mit der politischen Strategie, die gefahren wird, aktiviert werden. Bei unseren Patienten nimmt das so enorm zu, dass wir alle Hände voll zu tun haben, diese Menschen zu stabilisieren.

Die Politik hat sich in dieser Situation eher patriarchal, weniger dialogisch-sensibel gegenüber der Bevölkerung verhalten.

Dazu gehört auch, dass man die Frauen wieder zurück an Heim und Herd bekommen hat: Weil die Frauen weniger verdienen, die Existenz der Familie mehr vom Verdiener abhängt und sie dann das Homeschooling plus Homeoffice plus Versorgen der Kleinstkinder übernehmen. Es gibt eine große Sorge, inwieweit das wieder rückgängig zu machen wäre in eine eher gleichberechtigtere Politikform.

 

Gleichzeitig finden wir, wenn wir hinsehen zunehmend

Männer in der Krise

Deren irrationale Grund- und Glaubenssätze können lauten:

– Jungs müssen stark sein

– Jungen weinen nicht

– Der Mann versorgt die Familie

– Bei Problemen: Sich durcharbeiten und Lösung finden!

– Fühl‘ nicht so viel – das hat keinen Wert

– Fleisch grillen – zusammen mit Männern –  ist männlich

 

Von klein auf werden Männer so erzogen, dass sie nicht auf ihre Gefühle achten. Sie lernen, Gefühle zu unterdrücken, und an „eigene Überzeugungen“ zu glauben. So „geimpft“, wird es schwierig, mit ihrer Verletzlichkeit umzugehen, wahrzunehmen, womit sie sich herumschlagen.

Auch Männer können sich (eigentlich) „verloren und perspektiv- und hoffnungslos“ fühlen – die Frage, ob es in Ordnung ist, keine Antworten zu haben und gelegentlich um Unterstützung zu bitten, wirkt eher neu und fast paradox.

 

 Jägersauce & Dinkelbandnudeln an Gemüseteller

Gemüseteller mit Bandnudeln und Pilz-Kokosrahmsauce. Das Gemüse kommt zeit- und arbeitssparend komplett aus dem Dampf des Multicookers, wird nur leicht gesalzen und auf dem Teller mit ein wenig Olivenöl beträufelt; die schlichte Sauce wurde durch die Zugabe von staubfein vermahlenen Trockenpilzen zur aromatischeren Pilzrahmsauce.

 

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Ein Kommentar zu “„DAGEGEN !“, Präventionsparadox, Adipositas-Infektion, Algenwunder, Traumapassagen, Jägersauce an Gemüseteller”

  1. Vorab viele Dank für den unterhaltsamen Beitrag. Märchen im Biomarkt und Männer in der Krise sind besonders gut gelungen. Hoffen wir, dass sich die durch Corona verdrehte Zeit schnell weiter normalisiert. Bis dahin bleibt gesund. Viele Grüße Tamara

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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