„Niemand hat die Absicht, an Adipositas zu erkranken und darunter zu leiden!“
Geschrieben am 30. Oktober 2022 von KPBaumgardt
Adipositas ist weiter verbreitet, als die „Diskussion“ in den Medien vermuten lassen würde. Anders gesagt: Die im Wesentlichen erworbene Krankheit ist in der Medien-Darstellung ihrer Verbreitung, Entstehung, des Verlaufs, der denkbaren und tatsächlichen Therapie unterrepräsentiert.
„Unterrepräsentiert“ ist Adipositas wohl auch in der individuellen Wahrnehmung der Betroffenen, die das Ausmaß des Problems, das sie mit sich herumtragen, „herunterspielen“.
Aus psychologischer Perspektive könnte man sagen, das Problem werde verdrängt (und Psychologinnen & Kollegen müssten sich dabei auch an die eigene Nase fassen), „faktischerweise“ müssen die Betroffenen mit dem Fett auf den Hüften leben und haben auch noch andere Probleme, Anforderungen, die sie erfüllen wollen.
Psychoanalytisch ist noch die Argumentation möglich, da seien jedoch erst noch grundlegende Probleme, un- und vorbewusste tiefere Ursachen zu bearbeiten. Die Erfahrungen der Vorfahren mit Armut, Hunger und Not gibt es in vielen Familien und wird auf unterschiedlichen Ebenen weitergegeben. Der Zusammenhang zwischen „geerbtem Trauma“ und Angst-Empfinden ist häufig unklar, die akademische Unterscheidung von Aktualangst und „Dispositionsangst“ deutet auf unterschiedliche Wege, die Angst zu bändigen hin.
In der Therapie kann sich der Zugang zur Geschichte einer tiefen Überzeugung ergeben:
„Zur fatalen Psychologie unserer Gesellschaft gehört es, daß Menschen, die aufgrund gesellschaftlicher Strukturen von Lebensmöglichkeiten ausgeschlossen sind, sich selbst die Schuld dafür geben“
Es können sich schädliche „Merksätze“ herausbilden wie
„… mir steht das Gute eigentlich nicht zu, ich habe es nicht verdient. Ich schäme mich für das, was ich bin.
Solche falschen Glaubenssätze entwicklen sich individuell und nicht von Heute auf Morgen. In der krank machenden Umgebung sind Wahrheiten verpönt, es wird gelogen, geleugnet, verleugnet, wenn selbst das Staatsoberhaupt öffentlich lügt, erzeugt das eine Welt ohne Vertrauen, von Lug und Trug, unterdrückter Wut, abgespaltenen Wünschen – eine Welt ohne Mitbestimmung und Demokratie, die so tut, als sei sie ein Hort der Solidarität.
„Gute Ratschläge und materielle Anreize“
„Gute Ratschläge“ kommen aus dem Umfeld, sind bei der Familie und aus der Nachbarschaft erhältlich wie beim Frisör oder Arzt, als Sonderfall bei den hypothetischen Selbsthilfegruppen. Das Warenangebot – auch beim „kleinen Hunger zwischendurch“ – ist minderwertig, aber geeignet, die Kunden abzuzocken. Zusatzstoffe, Zucker und Salz – was schmecken soll, bestimmt das Marketing, und das wird von keinem Gesundheitsministerium gelenkt.
Das Umfeld ist also keine große Stütze, ist damit keinesfalls der Punkt, der als Angelpunkt taugt, eher ist das Umfeld das Medium, in dem Du lebst wie die Fische im Wasser – und dann kann man überlegen, ob man sinnbildlich als Karpfen oder Hecht, als Scholle oder fliegender Fisch existieren würde.
Mit solchen Tiermetaphern kommt man vielleicht in die nächste Runde, kaum jedoch ins Ziel, ins „gelobte Land“ erst recht nicht. Doch gibt es ja noch das Reich der Pflanzen und das der Pilze, sowie den weiten Bereich der Fermente.
Pulver von der Spirulina-Alge, kombiniert mit Spinat. Man kann das essen – warum Algen in der Ernährung wichtiger werden, soll in einem zukünftigen Artikel untersucht werden. Diese „Kleckserei“ erinnert ein wenig an den Rohrschacht-Test, der „freie Assoziationen“ abfragt, die dann, für den Getesteten nicht nachvollziehbar, ausgewertet werden.
Mit Algen in der Ernährung könnten wir uns abwechslungsreicher und wohl auch gesünder ernähren – die werden aller Voraussicht nach die Menschen überleben.
Das Alles ist eigentlich noch wenig erforscht und verstanden, wie auch die sozialen Gefüge, in denen wir organisiert sind und wirken, verglichen mit ihrer Bedeutung, uns so merkwürdig fremd sind.
Das betrifft auch das kollektive Unbewusste, das sich eher an urtümlichen kindlichen Vorstellungen von König, Königin, Oberpriester(in) und Königssohn und Prinzessin usw., also „märchenhaften“ Strukturen, orientiert und damit gar nicht einmal so falsch liegt. Auch die technologische Verfasstheit der Gesellschaft ist mythologisch beschrieben, etwa im Mythos vom Flug des Daidalos und Ikarus: Es wäre zu wünschen, dass ein Satz wie „Wer die Zukunft erahnen will, sollte genug über seine Herkunft wissen“ selbstverständlich und Allgemeingut wird.
Nennen wir hier exemplarisch nur das Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ oder den Mythos des Narziss als mögliche Ausgangspunkte für eine Reise ins „Traumland der Vergangenheit“, gelingt mit einiger Übung auch die kognitive Übertragung der dortigen Elemente wie Wunschdenken und Warnung vor Überheblichkeit oder Sozialisation auf die aktuellen Verhältnisse.
Was haben die Erzählungen vom „großen Fressen“ und vom Schlaraffenland mit unserer aktuellen Situation zu tun?
Hat die Aufforderung, nun endlich einmal „Butter an die Fische“ zu geben, in der Adipositasdiskussion ihre Berechtigung?
Sind die „maßgeschneiderten Ernährungsempfehlungen“, die an persönliche Vorlieben und gesundheitliche Belange angepasst sind, machbar und wenn ja, von wem zu erstellen, wie kann man sie entwickeln und wie befolgen, oder entstammen sie auch „nur“ dem Bereich der „schönen Wunschvorstellungen“?
Jemandem zu sagen, er solle sich einfach gesund ernähren, ohne sich mit möglichen Hindernissen auseinanderzusetzen, ist so, als würde man jemanden ins Wasser werfen, der nicht schwimmen kann – da reicht auch keine schöne Belehrung oder theoretische Wissensvermittlung.
Wir brauchen praktische Regeln und Maßnahmen, um Gewohnheiten zu entwickeln, die wir langfristig beibehalten können.
Related posts:
- Narzissmus: Isolation, Befreiung und Dialog
- Ein Herz für Kate, die Bikinifigur der frischen Prinzessin, Schatten, Projektionen und Pusteblumen
- Abnehmtipps für den Alltag
- Fasten – SOS! STOP! … _ _ _ … !
- Ottolenghi-Aubergine, Genusssensation – Tödlicher Hunger, Ausreden
Abgelegt unter: Allgemein | Keine Kommentare »
Frische Kommentare