Lernen und Lehren mit den Krisen, gegen die Krisen
Geschrieben am 31. Mai 2020 von KPBaumgardt
„COVID weight gain“oder ausführlicher „Gewichtszunahme in der Corona-Krise“ ist ein aktuelles Thema, doch niemand packt diesen Stier bei den Hörnern. Zahlen gibt es keine, Umfragen in der erforderlichen Breite und Tiefe werden nicht durchgeführt, und eine elektronische, automatisierte Datenerfassung mit Internet-verbundenen Körperwaagen haben wir nicht, oder die Daten sind nicht zugänglich. Wir könnten trotzdem drei „Muster der Gewichtsveränderung“ unterscheiden:
- Trotz Home-Office keine sonderlichen Veränderungen. Als Beispiel wäre ein Büroangestellter zu nennen, der zuvor den Weg zur Arbeit kalorienzehrend mit dem Fahrrad bewältigt hatte. Was an Bewegung fehlt, gleicht er durch zwei tägliche Joggingrunden aus.
- Gewichtszunahme dank Home-Office Die Befragte gab an, dass in der kleinen Wohnung, die jetzt auch als Büro herhalten muss, die Verführung zum Naschen zu allgegenwärtig sei. So sei sie ständig „nebenbei“ am Naschen, sowohl Süßigkeiten als auch „Herzhaftes“ aus dem Kühlschrank.
- Abnehmen mit Home-Office Der Stressverarbeitungsmodus, in Appetitlosigkeit zu verfallen und nur noch stur die reichlich vorhandene Arbeit am Computer zu erledigen, „ohne nach rechts oder links zu schauen“, ist kein angenehmer Zustand. „Wirksam, aber freudlos“.
„Kauf-vor-Ort-Gutscheine“, wie sie die Grünen verteilen wollen, sind gesteuerte Bürger-Wirtschaftsförderung für die Geschäfte und Gaststätten vor Ort. Der Versandhandel guckt in die Röhre, soll schließlich nicht den lokalen Einzelhandel zerstören.
Die Gutscheine sind nur Fiktion. Sie würden jedoch nicht ausschließen, dass damit Fleisch von bekanntermaßen Soja-gefütterten Tieren gehandelt wird – wenn es auch vom „Metzger des Vertrauens“ verkauft wird: Grün ist das nicht. Ob diese Regional-Einlaufsgutscheine viel Nutzen bringen, ob ich damit vor Ort einen handgewalkten Lodenmantel erstehen kann, ob ich den überhaupt brauche, wenn die Welt ohnehin immer heißer wird, also eine Klimaanlage sinnvoller wäre, die aber kaum aus dem Landkreis, sondern eher aus China kommt? Und selbst mit dem allergrünsten Einkaufsgutschein kann ich in der Region keine regional angebauten Linsen für die Linsensuppe erstehen, weil die weder im Taunus noch im Rheingau angebaut werden.

Es ist auch nicht so einfach, die perfekte Nudelpfanne zu brutzeln – vor allem im Allgemeinen auch gar nicht nötig. Wenn „Spitzenköche“ hier zur Trüffel greifen, ist das ein Armutszeugnis.

„Es geht auch anders – aber so geht es auch!“
Eine Mahleit nach diesem Motto stellt klar: Es gibt Alternativen zur Massenabfertigung, es ist machbar, bei der Ernährung auf einen „kleinen Fußabdruck“ und ökologische Verantwortbarkeit zu achten – die Tomaten kamen immerhin aus der „Region Deutschland“ 😉
Bei der Ernährungswende gibt es also noch viel nachzuholen, nachzutragen, zu entwickln, zu planen und umzusetzen. Sie soll uns zugute kommen und die Agrarwende flankieren, denn im Agrarsektor muss sich sehr viel ändern, wenn wir die vom Aussterben bedrohten Arten erhalten wollen und den auch hier nötigen, deutlichen, „fundamentalen“ Beitrag gegen die Klimakrise leisten.
(Genetisch modifizierte) Soja-Futtermittel von gerodeten Urwaldflächen für „unser Turbo Vieh“, Kraftfuttermischungen für Wiederkäuer, zu denen auch die Tierkörperbeseitiger ihren Anteil beisteuerten – die Beipiele für die Sünden der Vergangenheit und Gegenwart haben leider etwas „erschlagendes“.
Spätestens beim Thema „Biokraftstoffe“ oder „Biokraftstoffe der 3. Generation“ wird deutlich, wie kopflos die Politik in die Landschafts-Ökologie hineinregiert – Grundlage hierbei natürlich: „Verlässliche Zahlen“. Bei Bio-Öl aus Algen erwartet man keine
… wettbewerbsfähige[n] Kosten. Die Produktionskosten für 1 t Algenbiomasse werden … auf 500 bis 100.000 Euro geschätzt.
Wir können hier lustig mitschätzen. Bei „Serienproduktion“ wäre ein Liter Algenöl in Diesel-Quaität A++ scharf kalkuliert und seriös geschätzt für 39,98 Cent machbar 😉 .
In der Gegenrechnung fallen die Schadensberechnungen beim Rapsöl unter den Tisch, und 10 Prozent „nachwachsende Rohstoffe“ sind längst in fast jedem Autotank. Mit negativen Folgen für die Umwelt.
Erbsenzähler
Wie das Erbsenprotein könnte man auch Algenprotein direkt in die Nudel einarbeiten, man könnte bei japanischer Sushi-Küche Vieles lernen, probieren, wie sich Moringa als Nahrungsmittel verhält und natürlich bei Tempeh noch weiterrecherchieren – am Besten im Verbund und mit Zukunftsgeldern unterstützt, denn die globale Nahrungssicherheit ist eine Frage der ethisch-moralischen Integrität.
Folglich geht es um nicht weniger als ein kollektives Umlernen, das ohne Gedanken-Anschub nicht in Gang kommen wird und „irgenwie“ auch etwas mit „Umerziehung“ zu tun hat, oder mit Verhaltensänderungen aus nachvollziehbaren Gründen.
Als Paradebeispiel nennt die Verhaltenspsychologie den Sicherheitsgurt im Auto, an den man sich auch gegen Widerstände gewöhnt hat.
Like fighting climate change or obesity, overcoming this health crisis will be a marathon, not a sprint. Nudges can make it easier to do the right thing, but we need to take into account how they differ in their short- and long-term impact on our behavior. Our collective health depends on it.
Neben Klimawandel und Adipositas wird auch die Corona-Gesundheits–Krise hier als „nicht bald vorüber“ verstanden, der Kapmf gegen die drei genannten
z e n t r a l e n Gegner
nicht als schneller Sprint, sondern als längerer Marathon interpretiert. Mit den richtigen Denkanstößen mag es leichter sein, das Richtige zu tun, doch besitzen die „Nudges“ eine unterschiedliche Wirkungsdauer, was unser Verhalten betrifft. Deshalb piepsen die heutigen Autos, wenn jemand unangeschnallt Platz nimmt…
Bei Rezepten kann es sich nur um Vorschläge handeln, sie sollten modern wirken und nicht wie aus einem alten Kochbuch entlaufen, „Farbe statt Schwarz-Weiß“ hat sich durchgesetzt 😉 Statt „Frischkäse“ zu den Pellkartoffeln zu empfehlen ist eine eher feste, gut abgetropfte Labne aus selbst gemachtem Kuhmilch- oder Sojamilchyoghurt, abgeschmeckt mit Salz, Olivenöl, Chiliflocken und Knoblauch.
Im Zusammenhang mit einer „nationalen Verzehrstudie“ wurde neulich verbreitet, es gäbe hier x% Vegetarier und y% Veganer, jedoch 75% der Fleischesser würden sich für „Fleischloses“ interessieren: Da kommt doch Freude auf!
Nun kann es passieren, dass das Interesse bald der großen Langeweile weicht, weil die angeblich nötigen „unglaublich realistischen Fleischalternativen“ wie „Fake-Schnitzel (paniert)“ und „Pflanzenburger im Hackfleischlook“ bald langweilig werden.
Zudem ist es hier wie beim (veganen) Traditions-Humus: Entweder man macht es mit Liebe oder gar nicht, aber auf jeden Fall ist selbst gemachtes Hummus das Beste 😉

Das Beispiel lässt hoffen: „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“, auch die Entwicklung einer vegetarisch-veganen Ernährungsroutine wird viele weitere, kleine, notwendige Fortschritte (*) machen, und es werden sich Wege finden, damit kreativ und spielerisch umzugehen, auch in der Schule, wenn der emotional besetzte praktisch-gestalterische Bereich den Kids (wieder) eröffnet und zur Gewohnheit wird.
(*) vor allem in den (sozialen) Bereichen „Zusammen kochen, gärtnern, speisen“
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