Schüler: Hauptsache es schmeckt – Nestlé-Ernährungsstudie 2010
Geschrieben am 9. April 2010 von KPBaumgardt
Die "gesunde Ernährung" hat nicht gerade die höchste Priorität bei Kindern – sie haben ihre Lieblingsspeisen, darunter Nudeln, Pizza, und vielleicht auch Fleisch und Wurst.
Obst "geht" manchmal auch, das Kind von heute wünscht es sich geschält und gestückelt präsentiert.
Insofern mag es nicht einfach sein, eine Schulmensa so zu betreiben, dass das gesunde Essen und der Geschmack der Kinder unter einen Hut gebracht werden.
Die Hälfte der Schüler fühlt sich nach dem Essen müde, träge, schwer und lustlos. Nur jeder zweite Schüler gibt an, nach der Schulmensa fit zu sein. …
Dieses Ergebnis kann nicht zufriedenstellen. Schließlich soll die Mittagspause dazu dienen, das mittägliche Leistungstief aufzufangen, damit die Schüler anschließend wieder konzentriert am Unterricht teilnehmen können. Die Kombination einer ernährungsphysiologisch ausgewogenen Mittagsmahlzeit mit einer aktiven Bewegungspause ist ganz offensichtlich nicht die Regel.
Was denken Eltern übers Schulessen?
So gut wie keine Rolle spielt aus Elternsicht … der Gedanke, das Schulessen solle auf das Kind außer dem Sättigungsaspekt einen zusätzlichen positiven Aspekt haben. Nur 10 % der Mütter geben an, die Schulverpflegung sei nützlich, weil das Kind ein gesundes Essen erhalte. Dementsprechend nennen nur ein Viertel (26 %) der Eltern als wichtigen Aspekt der Schulverpflegung ‚ wie sehr beim Essen auf gesundheitliche Aspekte geachtet wird’. … Wichtiger ist aber der Preis des Essens …
So gut wie unwichtig sind bei den Anforderungen der Eltern Themen wie Bio oder Regionalität – und hier sind sie einer Meinung mit den Schülern. Solche Aspekte sind ‚nice-to-have’, so lange sie nicht zu Mehrkosten führen.
Der derzeitige Durchschnittspreis für ein Schulessen in der Schule ohne Getränke beträgt 2,60 Euro. Das Preis-Leistungsverhältnis wird von über der Hälfte der Eltern mit den Noten 1 oder 2 beurteilt. Mangelhaft oder gar ungenügend vergeben nur sieben Prozent.
Von wenigen Eltern ist Engagement zu erwarten:
Dreiviertel der Eltern (77 %) geben zwar an, über das Thema Mittagsverpflegung in der Schule ihrer Kinder gut informiert zu sein, tatsächlich wissen aber über 60 % nicht, wer das Essen in die Schule liefert.
Aufklärung über Möglichkeiten, sich zu engagieren, tut not
In welcher Form sich Eltern einbringen könnten, haben in der Tat weder Schulleitungen und erst recht nicht die Anbieter von Verpflegung im Fokus. Damit ergibt sich, dass Eltern ihre Einflussmöglichkeiten zurzeit als gering ansehen, aber künftig deutlich ausbauen wollen.
Wenn die Kids nicht kochen lernen, können sie es auch nicht
Nur 15 % der Schüler insgesamt glauben von sich, sie würden gut kochen, 38 % gaben sogar an, sie würden überhaupt nicht kochen können. Selbst bei den Schülern der Oberstufe gibt es nur 26 %, also ein gutes Viertel, mit guten Kochfähigkeiten, 20 % kann nicht kochen und hat auch keine besondere Motivation. …
Die Nestlé Studie 2010 „So is(s)t Schule“ zeigt, dass Schüler sich initiativ nur zum kleineren Teil für das Thema Ernährung sowie deren Bedeutung für die eigene Gesundheit, Lernfähigkeit und das Wohlbefinden interessieren. Werden ihnen aber die entsprechenden Angebote unterbreitet, stehen die Schüler dem Thema Ernährung ausgesprochen offen und interessiert gegenüber. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass die Chancen, die sich durch die rasant wachsende Anzahl von Schulkantinen in Deutschland ergeben, auch wirklich im Sinne eines pädagogischen Gesamtkonzeptes der Schulen genutzt werden.
Recht interessant ist, dass “Ernährung” nur bei rund einem Drittel der Schüler Unterrichtsthema gewesen ist – und die Schüler, die das Thema “durchgenommen” haben, sich auch noch positiv dazu geäußert haben, und auf ihre eigene Ernährung mehr achten.
Augen verschließen oder Multi-Kulti leben?
Schüler aus unterschiedlichen Nationen sind in unseren Schulen zu finden, sie präferieren andere Speisen und pflegen andere Kulturen. Die Schulmensa kann ein Ort sein, dieses Feld zu erobern, Verständnis und Respekt gegenüber anderen zu wecken und vor allem Neues auszuprobieren!
Wie in der Studie selbst gefolgert ist, kann das Thema ohne verbindliche Lehrpläne nicht “flächendeckend” vermittelt werden. Insofern ist es in der Verantwortung der Kultusministerien, “Ernährung” im weiteren Sinne in der schulischen Realität unterzubringen. Die Schüler sind ja lernfähig und durchaus in der Lage, über das “Hauptsache, es schmeckt” hinauszuwachsen.
Ob “Diät” dann auch mal ein Thema für die Oberstufe wird, ist eine andere Frage…
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