Placebo-Diäten und Diät-Nocebo
Geschrieben am 8. Juli 2011 von KPBaumgardt
Beim Medizynicus Arzt Blog hatte ich im Januar eine Story gefunden, die so schön zeitlos ist, dass sie immer mal passt.
Egal ob Globuli, Bioresonanzfeedback, Reiki, Aromatherapie, traditionelle westafrikanische oder karibische Voodoo-Therapie, Kristallaurahokuspokustherapie oder das heilende heilige Wasser aus Lourdes:
Das Zeug wirkt!
Und es wirkt verdammt gut. … Es hilft wirklich.
Sogar dann, wenn ganz groß in roten Buchstaben „PLACEBO“ darauf stünde.
neuseeländische Forscher … haben … Placebos gegen Placebos getestet: Die eine Gruppe von Versuchsteilnehmern bekam Placebos, [bei denen] … tatsächlich draufstand, dass es Placebos waren und die anderen bekamen gar nichts. Man machte lediglich ein wenig Smalltalk mit ihnen und sagte ihnen, wie wichtig Kontrollgruppen in medizinischen Studien sind.
Allen Teilnehmern ging es nachher besser. Den Tablettenschluckern noch viel mehr als den Anderen.
Was mich an die Geschichte mit dem Forschungsprogramm “Welche Beleuchtung ist optimal fürs Büro?” erinnert.
Techniker installierten verschiedene Beleuchtungssysteme, plauderten ein wenig mit den Sekretärinnen, und, egal bei welcher Beleuchtungsvariante, steigerte sich die Arbeitsleistung der Sekretärinnen. Erkenntnis: Es kommt auf die zwischenmenschliche Komponente an. Das Gefühl, dass sie beachtet und geschätzt werden, verlieh den Sekretärinnen gewissermaßen Flügel.
Vergessen wir aber auch nicht den Nocebo-Effekt: Wenn Patienten davon ausgehen, dass ihr Medikament ihnen nicht hilft, wird es kaum helfen. Dann können schon mal Nebenwirkungen auftreten.
Bei der Ernährungs- und Lebensstilumstellung muss man auch aufpassen: Wenn “Diät” draufsteht, kann es zum Gefühl, Verzicht leisten zu sollen, kommen.
Fortgeschrittene Placebo-Anwender sagen deshalb, wenn es ums Abnehmen geht: “Machen Sie um Himmels Willen keine Diät”. Oder auch: “Machen Sie einfach nebenbei Diät, damit es nicht so auffällt. Und werden Sie im Schlaf schlank”.
Insofern war die Idee mit der Portionsdiät vielleicht doch nicht so gut…
Wenn 95 % aller Diäten scheitern und es also keine verlässliche Therapie gibt, kann die PD nicht zu den 5% gehören, die funktionieren – so die Logik des Vorurteils.
Selbst, wenn man sie um eine geordnete Selbsthilfe (von der die Experten immer nur sagen, dass sie gebraucht werde, für die sie aber keinen Finger krumm machen) ergänzt: Finger weg von Diäten!
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