Von glücklichen und unglücklichen Dicken, Chips, Gleichgültigkeit und Verboten

Therapeuten, Ärzte, Berater: Sie alle haben schon mal die Erfahrung gemacht, dass man niemanden zum Schlank-sein zwingen kann, und schon gar nicht dazu, schlank sein zu wollen.
Man kann zwar Druck und Zwang ausüben – so weit, dass der “Klient” unter noch mehr Druck als bisher steht, nicht aber den Willen manipulieren, was ja auch sein Gutes hat.

Aber es gibt sie immer noch: Die glücklichen Übergewichtigen, denen die Chipstüte auf dem Sofa schmeckt, die beim Büffet dreimal Nachschlag holen, die die Butter dicker als messerrückendick auftragen und auf die Salami noch die Käsescheibe legen.

Das “bisschen Übergewicht” tragen sie mit Fassung, Würde und Humor, und für alle Fälle gibt es ja noch Kampagnen wie “Leben hat Gewicht” und Prominente wie Pollmer und Dr. Frank.

Glückliche Übergewichtige halten sich dem Diätkarussel fern, haben es bestenfalls noch nie betreten. Unglückliche Übergewichtige sind in einer Tretmühle und halten sich von der Chipstüte, dem Buffet und dem doppelt belegten Sandwich fern – bei ungebrochener Lust darauf und entsprechenden Folgeerscheinungen, die sich wie Entzugserscheinungen anfühlen.

Diätende Vorbilder mit veritablen Abnehmerfolgen sind die eher gehorsamen Typen: Gehorsam den selbst auferlegten Diätvorschriften gegenüber – je nach Diät ist das ja auch kein Problem, und bei einer geregelten Ernährungsumstellung wie der Portionsdiät auch nicht.

Den eigentlich Schlanken ist der ganze Zinnober egal, unverständlich und gleichgültig.

“Gleichgültigkeit” wiederum ist eines dieser Zauberworte, die mit Bindestrich geschrieben, ihre Wortbedeutung offenlegen: Etwas ist “gleich-gültig”, man kann es so oder so sehen, das ist kein großer Unterschied und im Wesentlichen egal.

Wendet man diese Betrachtungsweise auf das Kuchenbuffet an, ist dieses nicht mehr eine paradiesische Abwechslung von ungeahnten Gaumenreizen, von denen man möglichst keinen auslassen darf, sondern lediglich eine Anhäufung von aufwendig gestaltetem, süßem Fettkram, bei dem ab und zu mal ein Stückchen Dosenananas in der Schlagsahne versteckt worden ist.

Die unglücklichen Dicken derweil quälen sich mit ihren Schuldgefühlen, weil sie ja gewisse Verbote übertreten haben, herum, und haben in der Bilanz weniger Gesamtgenuss. Wär’ ihnen das Buffet von Anfang an gleichgültig gewesen, hätt‘ es kaum Attraktivität besessen: Was verboten ist, macht uns gerade scharf…

Wo alles erlaubt ist, erlischt das Interesse dann doch nicht ganz: Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper entwickelt einen gesunden Appetit – Hunger als solchen empfindet der gesunde Körper, wenn er hungrig ist, und der gesunde Geist kann zwischen Hunger und Appetit unterscheiden und muss es lernen, wenn er es noch nicht kann oder wieder verlernt hat.

In den Anfängen der Anti-Diät-Bewegung kam ein Kluger Kopf deshalb auf den Gedanken, dass Verbote verboten seien – und wurde gleich missverstanden von denen, die sich alles oder zu viel erlauben wollten.
Es geht weniger um das Verbot des Verbots, sondern mehr um die gleichgültige Neutralität, den Zustand, in dem das Objekt Essen keine Faszination (mehr) ausübt, jedenfalls nicht mehr das unbedingte Interesse, es sich über die eigenen Körperbedürfnisse hinaus einzuverleiben.

Das Essen ist nun mal ein Ur-Objekt, von dem die ganze Menschheit abhängig ist, wenn auch als das eigentliche Primärobjekt von den Analytikern die Mutter angesehen wird, die jedoch wiederum zunächst einmal als nährende Brust wahrgenommen wird…

Mehr oder weniger geht es um Abhängigkeit, und  wer zu viel frisst, als könne er nicht genug bekommen und als gäbe es am nächsten Tag nichts mehr zu essen, hatte vielleicht ein schlechtes Vorbild,  ist vielleicht nur schlecht erzogen, wie auch die, die nicht wissen, wann es genug ist.

Mein Tipp: Sich nicht mit Verboten herumquälen, Appetit als Zeichen von Vitalität verstehen und Hunger als Signal, dass früher oder später mal wieder Zeit für eine der regelmäßigen, gewohnten Mahlzeiten ist.
Dabei darf es sich dann auch um etwas Gesundes handeln, das mit Verstand, Liebe (geht zwar durch den Magen, genügt aber alleine auch nicht) und mehr oder weniger Kreativität auf den schön gedeckten Tisch gezaubert wird.

Mahlzeit!

Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.
(Wilhelm Busch)

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Chips und Diät – geht das zusammen, und wenn ja, wie?

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Ein Kommentar zu “Von glücklichen und unglücklichen Dicken, Chips, Gleichgültigkeit und Verboten”

  1. […] Artikel: Chips sind zum Abnehmen ideal […]

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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