Ein Speckröllchen in den Schlagzeilen – die “normale Frau” positiv bewertet

Mit “Begeisterungsstürmen” hätten die Leserinnen reagiert, als die September-Ausgabe von Glamour auf Seite 194 das Foto eines Mannequins mit Bauchspeck veröffentlicht hat.

Das ist wohl eine etwas übertriebene Reaktion, galt doch schon immer: “Eine Frau ohne Bäuchlein kann keine Venus sein”.

Die Reaktionen sind fast einhellig positiv: Die Entscheidung, eine Frau zu zeigen, die nicht so aussieht wie Naomi Campbell oder Kate Moss, wird als mutiger Akt gewertet. "Ein Hoch auf Glamour", kommentierte eine Bloggerin des Online-Magazins "Blackbook". … Für Miller ist es der zweite Auftritt in dem Frauen-Magazin. Vor drei Jahren war sie aus dem kalifornischen San José nach New York gekommen, um ihr Glück in der Modelbranche zu versuchen. Als Frau mit 81 Kilo wird sie von den Agenturen bereits als "Plus-Size"-Model eingestuft. Sie trägt Größe 40, ihr Body Mass Index – eine Formel für das Verhältnis zwischen Größe und Gewicht – beträgt 25,1, gerade mal zwei Zehntelpunkte über dem, was das US-Gesundheitsministerium als "normal" einstuft. Die durchschnittliche US-Bürgerin hat einen BMI von 26,1. Doch schon die Abbildung dieser Normal-Proportionen wirkt ganz offensichtlich wie eine Provokation. (Quelle)

Die “kleinezeitung.at” begnügt sich im Wesentlichen mit der Verlinkung

 

eines Videos: “Viel Haut und Knochen auf den Laufstegen”.

Die “stärkste” Schlagzeile lieferte allerdings “dnews.de”:

Nacktfoto von Model mit Bauchspeck begeistert Millionen

Lizzie Miller selbst sagt gegenüber der britischen Zeitung Daily Mail: "Fast alle Fotos in Zeitschriften und in Werbungen sind ge-airbrushed und im Nachhinein bearbeitet. Ich glaube nicht, dass die breite Masse begreift, wieviel Rauch und wieviele Spiegel bei einem Foto-Shoot nötig sind, um Frauen so gut aussehen zu lassen."

‚Revolution‘

Sie hoffe, eine Revolution losgetreten zu haben, schrieb Leive [die Glamour-Redakteurin] in ihrem Blog. In dem Artikel geht es darum, wie wichtig es ist, sich in seiner Haut wohl zu fühlen. Nun plant Glamour einen Folge-Artikel in seiner November-Ausgabe mit einer ganzen Fotoserie von Lizzie Miller.

Nein, die ganze Aufregung lohnt sich nicht: Revolutionen werden nicht losgetreten, das geht irgendwie anders, und danach ist alles anders.

Das mit dem “Lostreten” – das waren Lawinen, und hinterher ist manches verschüttet. Da hat die FR doch etwas besser recherchiert:

Die Psychologin Stacy Rosenvelt, die vom Fernsehsender NBC interviewt wurde, nannte das Foto bestenfalls einen "Babyschritt in die richtige Richtung". Die feministische Website "Jezebel" sagte, sie hoffe zwar sehr, dass Glamour tatsächlich – wie Chefredakteurin Leive behauptet – weiter den Weg gehe, "die ganze Bandbreite weiblicher Schönheit zu zelebrieren."
Einstweilen sah Jezebel dafür noch kein Anzeichen: "Das Foto erschien in einer Selbsthilfe-Geschichte zum Thema Körper-Akzeptanz. Selbst auf dem Aufmacher-Foto für diese Geschichte war jedoch ein spindeldürres Model zu sehen, das unzufrieden in den Spiegel schaut. Und die übrigen 295 Seiten des Heftes waren voller Diät-Tipps, Trainingsanleitungen und Anzeigen für Produkte, die Frauen helfen sollen, anders auszusehen, als sie eigentlich sind."

Und die LeserInnen? Lesen die lieber weiter bei dem Stichwort

oder bei

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4 Kommentare zu “Ein Speckröllchen in den Schlagzeilen – die “normale Frau” positiv bewertet”

  1. […] spielt das Spiel mit, wird unbedingt  für dieses Spiel gebraucht , wozu auch gehört, ein ausnahmsweise auftretendes “Big-Size”-Model ausnahmsweise zu […]

  2. die abbildung einer nackten frau in einer zeitschrift als fortschritt zu bezeichnen, find ich irgendwie makaber. da wird die frau doch wieder nur auf ihr äußeres reduziert.

    sollte man nicht lieber bilder von frauen drucken, die etwas leisten; die ein buch geschrieben haben, eine erfindung gemacht, einen verein gegründet o.ä.
    Selbstverwirklichung macht glücklich, nicht ob man einen bauch hat oder nicht.

  3. Finde, das ist ein guter Einwand, der von den ach so fortschrittlichen ÄFrauenzeitschriften mal beherzigt werden sollte.
    Stattdessen leisten die ihren Beitrag, die gegebene Rollenverteilung zu unterstützen; die Medien sind Sozialisationsinstanz.

  4. […] cm bei Männern und 100 cm bei Frauen verdoppelten das Risiko” – welches Risiko?) noch von “Speckröllchen” zu reden, heißt allerdings, die Muttersprache zu vergewaltigen. […]

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