Die Krise nach der Geburt – postnatale Depression

„Etwa 13 Prozent aller Frauen durchleben nach der Geburt des Kindes eine emotionale Krise. Nur wenige suchen deshalb Hilfe auf, so dass die postnatale Depression zu den häufigsten unterdiagnostizierten und untertherapierten Erkrankungen zählt.“

Die Fakten mögen zwar bekannt sein – aber was tut man dagegen? Mit dieser Frage hat sich in England eine Studie befasst, bei der  per Schnellkurs ausgebildetete Hilfskräfte („Health Visitors“) erfolgreich eine Psychotherapie durchführten.

Health Visitors sind eine Besonderheit des britischen Gesundheitswesens. Es handelt sich um ausgebildete Krankenschwestern oder Hebammen, die in den ersten Lebensjahren die Familien aufsuchen und die jungen Mütter beraten. … Die Diagnose erfolgte mithilfe der Edinburgh postnatal depression scale (EPDS, in Deutschland auch als Befindlichkeitsfragebogen bekannt).

Dabei waren die kognitive Verhaltenstherapie und der personzentrierte Ansatz (eine Variante der Gesprächspsychotherapie) gleich wirksam.

In einer anderen Studie  wurde einigen Frauen ein zusätzlicher Service angeboten. Sie konnten telefonisch Kontakt mit Frauen aufnehmen, die sich nach einer Schwangerschaft in einer ähnlichen Situation befanden.
Diese „Peer volunteers“ hatten die Forscher über Anzeigen und Flugblätter rekrutiert und in einer vierstündigen Fortbildung auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Anders als bei den britischen Health Visitors handelte es sich um medizinische Laien, die nicht im Gesundheitswesen tätig sind.
Dennoch war auch dieser Ansatz erfolgreich. Nach 12 Wochen waren nur 14 Prozent der beratenen Frauen gegenüber 25 Prozent in der Kontrollgruppe an einer postnatalen Depression erkrankt (EPDS über 12).

Also mal wieder eine reine Frauen-Studie, die unter anderem belegt, dass die „postnatale Befindlichkeit“ des Mannes für die Forschung uninteressant erscheint.

Andererseits ist es wichtig, bei einer derart häufigen Befindlichkeitsstörung zu intervenieren: Das tückische an der Depression ist ja, dass der/die „Befallene“ es gar nicht merkt, und glaubt, die Welt sei so düster, wie er/sie sie sieht.

Insofern zeigt die Studie, was machbar ist und was getan werden sollte. Bis die Erkenntnisse auch „flächendeckend“ umgesetzt werden, wird allerdings noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen: Unser Gesundheitssystem mag innovationsfreudig sein, wo es um spektakuläre High-Tec Einsätze geht, nicht aber, wo es um das Zwischenmenschliche geht.

Die „Peer volunteers“ hätten in unserem System wenig Chancen – sie sind ja ausgewiesene Laien.
An anderer Stelle wird dann wieder nach mehr bürgerschaftlichem Engagement gerufen….

Das Tabu, Laien in der medizinischen Versorgung einzusetzen, ist unter anderem im Standesdenken, und der mangelnden Bereitschaft, Laien anzuerkennen und fortzubilden, begründet. Vielleicht mit ein Grund, dass es um die Selbsthilfe nicht unbedingt zum Besten steht.

Ärzteblatt-Link (ohne Gewähr)

 

 

 

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Ein Kommentar zu “Die Krise nach der Geburt – postnatale Depression”

  1. […] verwirrend der Artikel zur väterlichen postnatalen Depression: Nach Ansicht der Wissenschaftler gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen einer mütterlichen […]

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