Vegan und vegetarisch – Original, Kopie und Fälschung

„Sternekoch Alexander Herrmann tritt zum Duell gegen seinen regionalen Herausforderer Markus Holzer an.“
Man könnte sagen: Zum wiederholten  mal, nicht jedoch zum wiederholten Mahle, denn die Ausstrahlung im ZDF war eine Wiederholung, die nur noch bis Mitte März in der „Videothek“ sein wird.


Das Rezept „Lauwarme Linsensuppe mit frittierten Ziegenfrischkäsebällchen“ wird uns zum Download wohl länger erhalten bleiben, und mit der Frage, was einer herstellt, der etwas nachkocht, was ihm der Andere vorsetzt, steht auch schon das Wort „Kopie“ im Raum.

Bei der Lebensmittelindustrie darf niemand von „Kopieren“ sprechen, wenn Pflanzen-Rohstoffe aufgebrochen werden und Soja-Eiweißisolat mit Erbsenfasern neuen Biss erhält – „Tthe Beyond burgers and the chao Mac and cheese is delicious. But they are junk foods and should be treated as such“, hieß es kürzlich in einem nordamerikanischen Forum.
Sinngemäß: „Dieser vegane Fleisch- und Käse-Ersatz mag ja schön und gut sein, aber gesundes Junkfood gibt es nicht und hochverarbeitetes Essen ist immer „Junk““.

Da lässt der Einwand, nicht alles, was verarbeitet ist, sei Müll, nicht lange auf sich warten, und man kann sich beim Thema „gesunde Ernährung“ auch zu Tode diskutieren, oder, bevor die ständige Wiederholung dazu führt, rechtzeitig aufhören und tun, was man für richtig hält.

Millionen Milchsäurebakterien verarbeiten Kraut zu Sauerkraut, unzählige Pilzzellen verarbeiten bohnige Kohlenhydrate zu Tempeh – Wer will, so gesehen, etwas gegen die Verarbeitung von Lebensmitteln einwenden? 😉

 

Berechtigte Einwände richten sich gegen unnütze Farbstoffe mit wahrscheinlichen Nebenwirkungen und Spätfolgen, gegen künstliche Aromastoffe und Zuckerzugaben ohne Sinn und Verstand – all das ist hier, bei Mascarpone-Zwetschgenmusgefüllten Maultaschen mit Puderzucker und Zimt nicht der Fall.

Auch wäre das „Upcyceln“ von Lebensmitteln eine verschlechternde „hochgradige Verarbeitung“, wenn alles so einfach wäre. Bei „dampfgegarten Laugenstangen-Semmelknödeln aus dem Glas“ haben wir ein mehrfach verarbeitetes Lebensmittel ohne Schadwirkung – voraussichtlich:

Das altbackene Brötchen zunächst in Scheiben schneiden, die in eine gewürzte Ei-Milch-Mischung tunken, in einem Sturzglas stapeln und im Multicooker „backen“: Ein Beispiel für Resteverwertung…

 

Um kulturelle Resteverwertung handelt es sich, wenn man aus Bruchstücken einer vergangenen Zeit Neues baut. Der (amerikanische) Traum vom Eigenheim, vom „american way of  life“ war ja einst zu uns herübergeschwappt und erweist sich jetzt  als mit der Nachhaltigkeit unvereinbar, wer das jedoch anspricht, wird von BILD und Konsorten an den Pranger gestellt:

„Bauplätze für Alle“ ist wie „Parkplätze für Alle“ eine ideologisch überfrachtete Forderung, die sich einst aus antiquierten Parolen wie „Volk ohne Raum“ gespeist hatte und noch  heute an die Grenzen der Verteilungsgerechtigkeit stößt – es gibt jedenfalls „Konsumgüter“, die nicht für Alle verfügbar und finanzierbar sein können.

Statt in sechsstelligen Beträgen für PS-protzende „Kraftwagen“ wäre das Geld besser in große und kleine Grünanlagen investiert – öfters mal eine Parkbank macht Städte wohnlicher als überall ein Parklatz.

Projekte wie „Die essbare Stadt“ oder „Urban Gardening“ verbessern das Prestige und den Wohnwert der beteiligten Städte nachhaltiger als Stehplätze für „Fahrzeuge“ – auch in der Provinz sollte so etwas sich bald herumgesprochen haben.

 

Würden wir – gesamtgesellschaftlich – in lecker-vegane Lebensmittelentwicklung so viel investieren, wie in die Entwicklung ständig „besserer“ Fahrzeuge (aktuell rovert wieder etwas Neues auf dem Mars herum),  könnten wir das Rezept für einen „Tempeh-basierten Bratling mit allerlei Gemüsestreifen“ heute schon unkompliziert optimieren und perfekt nachkochen:

 

Die Richtung wird hier schonn deutlich, bei den Details gibt es, solange der Kichererbsen-Tempeh-Bratling nit frittierten Gemüsestreifen noch zu bröselig ist, noch Probleme.

 

Der mündige Verbraucher hat fornal alle Freiheiten, auf so viele tierische Produkte zu verzichten, wie er will – wenn allerdings aus „formalen Gründen“ eine helle Pflanzenfett/-Öl-Emulsion, also Pflanzliche Milch als „Mylch“ buchstabiert wird, vermittelt noch die offizielle Sprachregelung, dass er etwas falsch macht.

 

Hummus – „rot“

Hummus – das kann heißen, Sesam in Öl pürieren, mit Zitronensaft und/oder Essig, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel abschmecken; damit dann auch noch die gekochten Kichererbsen püriert werden können, braucht es Brühe; die hatte ich hier von fermentierender Roter Beete genommen.

 

Die Gemüse-Fermentierung: Hier praktisch wie Sauerkraut, nur das Produkt geschält, in (dünne) Scheiben geschnitten, gesalzen, in Drahtbügelglas geschichtet, (mit Salzwasser aufgefüllt, beschwert und Glas verschlossen – ca. 14 Tage Raumtemperatur, dann Kühlschrank.

 

So eine Hummus-Variante ist schnell fabriziert und bereitet (die entsprechenden Vorarbeiten vorausgesetzt) wenig Mühe.
In speziellen „Unverpackt-Manufakturen“ könnte man solche, also fast schon individuelle Zubereitungen, überall anbieten.

Im nächsten Artikel wird es noch einmal um diese „bunten Dips“ gehen.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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