Fusion-Food, Konfusion-Food, Kulturwandel
Geschrieben am 28. Februar 2021 von KPBaumgardt
„Im immer hitzigeren Ringen um die Wahrheit kommt der Wissenschaft die fragwürdige Rolle des Meinungsmachers zu, und dazu wird sie nach Belieben beeinflusst, manipuliert und untergraben.“
Das Zitat bezieht sich auf die Fernsehsendung Forschung, Fake und faule Tricks | Doku | ARTE
– wo es um Formen und Gründe der Manipulationen geht, von denen wir meist nichts erfahren, die aber wirken. Jahrzehntelang galt die Schädlichkeit des Rauchens als „unbewiesen“.
In D haben wir 80 Mio. Ernährungswissenschaftler, die nach wissenschaftlichen Grundsätzen 😉
- 1.: Schmecken muss es,
- 2.; Hauptsache, es schmeckt,
- 3.: Das haben wir schon immer so gemacht,
- 4.: Die Marke kenne ich, die ist gut.
- 5.: Elisabeth kann das ruhig kaufen, deshalb will ich das noch lange nicht
entscheiden, was verschmäht, was gegessen oder was geschlungen wird.
Dieser Leitlinie haben wir auch Veganer zu verdanken, die „Tierleidfrei und lecker“ im konsensuell gefalteten Grundsatzpapier verankert haben.
Hauptsache vegan – auch wenn niemand weiß, was das Foto darstellt, weil die süß-saure Sauerkrautsuppe mit Apfel und Paprika nur selten in den Kochbüchern zu finden ist?
Ein veganes Leckerli ist so klischeehaft wie das „Abnehmen mit Genuss„, das von Professoren der Ernährungsspsychologie leidenschaftlich propagiert worden ist, mit elf Trainingsprogrammen und unbegrenzten Fettspartipps. Der Slogan hat sich bisher gut verkauft: Wer programmgemäß zu genießen hat, hat nicht zu leiden – es sei denn, man gerät (wieder) in die Strudel der Genusssucht. Hier kommt das Futtern schnell an seinen „Kipppunkt“, wird „Essens-Deko“ zur Augenwischerei.
Programme, die auf „rationale Kontrolle seitens des Verstands“ setzen, verkennen die Wahrheit des menschlichen Bewusstseins: Das Wach-Bewusstsein ist nur die Spitze des Eisbergs, die allein ragt aus dem Wasser. Die Bereiche „Unbewusstes“ und „Vorbewusstes“ unter der Oberfläche sind weit mächtiger, aber „niemand“ spricht sie an.
Es gibt Dinge, die es eigentlich gibt, die möglich sind, ohne, dass wir von ihnen wüssten. Wenn wir so etwas sehen, sollte es möglichst ordentlich beschildert sein, damit wir es einordnen können. Hier geht es sogar darum, gefüllte Champignons nicht nur zu sehen, sondern zuzubereiten und zu verspeisen, und zwar, aus Nachhaltigkeitsgründen, fleischlos.
Die Füllung ist hier ähnlich wie bei einer Fleischfrikadelle, nur nicht mit Hackfleisch, sondern auf Haferflockentempeh basierend. Wohl bedingt durch das Pilzmycel ist die Konsistenz sehr angenehm und dem Vorbild entsprechend.
Persönlichkeits-bezügliches Optimierungspotenzial hätten wir doch alle, meint der Tagesanzeiger. Bei Fragen und Gedanken wie
«Wenn ich mich beim Essen nur etwas zügeln könnte.» Oder: «Ich wäre in Gesellschaft anderer gerne offener und nicht so schüchtern». Oder: «Einmal wichtige Dinge nicht auf den letzten Drücker erledigen, das wäre toll!»
kann es passieren, dass die Lücke zwischen Anspruch und Realität sich mit rumorendem Selbstzweifel füllt, und hier empfehlen die Technokraten der Selbstdisziplin eine App, deren Verkauf sie mit der schmeichelnden Frage „Mehr Selbstbewusstsein gefällig?“ in Gang bringen wollten – momentan „pausiert“ das Projekt.
Die „Persönlichkeitsentwicklung mittels eines digitalen Coaching-Chat-Bots“ lässt sich künftig vielleicht auf bemannten Mars-Expeditionen einsetzen, doch das werden wir wohl kaum erleben.
Noch reproduziert die „Künstliche Intelligenz“ die Vorurteile derer, von denen sie Muster und Regeln lernt. Sie weiß nicht, was Therapie ist oder sein könnte, hat nie Therapie gemacht und kann nicht therapieren. Es entspricht einer rigiden Gesundheitsökonomie, eine therapeutische Langzeitbegleitung zu verweigern und die schnelle, in Massenproduktion auch billige App zu verordnen.
Sich „beim Essen nur etwas zügeln“ ist übrigens denkbar unpräzise – man ändert auch nichts an der Corona-Entwicklung, wenn man nur klitzekleine Beschränkungen durchsetzt. Man könnte auch auf soziale Kontrolle setzen – in Gesellschaft verhalten die Meisten sich vernünftiger, als mit dem schlaraffenlandähnlichen Angebot des Kühlschranks alleine gelassen. Zu Orgien-ähnlichen „Eat as much as you can eat“- Ereignissen kann es allerdings gerade auch kollektiv, durch gegenseitige „Ansteckung in der Gruppe“ kommen.
Radikale Ernährungsumstellung
Erfolgreich Abnehmen mit Genuss und ohne bitteren Verzicht: Auf die Rezepte kommt es an! – das war einmal eine These zur Ernährungsumstellung, die niemand aufgreifen und weitertragen mochte.
Eine ähnliche Ausstrahlung dürfte auch das obige Rezept „gefüllte Champignons mit drei Dips“ haben; Küchenarbeit gilt als vergeudete Lebenszeit, und sich gleichzeitig mit Baba Ghanoush, Hummus und „Rote-Beete-Hummus“ zu beschäftigen, kann der reinste Stress sein.
Die eigentliche Zumutung ist dann jedoch das „Hafertempeh“ – vielleicht weniger der Hafer, eher das „Tempeh„…
Kichererbsen(-Tempeh-)Suppe und Kapern-Gemüsebeilage
Eine Gemüsebrühe, in der vorgekochte Kichererbsen schwammen, sah nicht gerade einladend aus. Deshalb hatte ich noch – bereits etwas älteres – Kichererbsentempeh, püriert, hinzugegeben. Das Schälchen mit weiteren Beilangen (Kartoffel, Kapern, Möhre, Kohlrabi, Olivenöl) konnte dann im gleichen „Atemzug“ im Multicooker mit-garen.
Bei der Erklärung, dass #Tempeh von einem (Edel-) Schimmelpilz geformt wird, verstehen Viele nur „Krankheit“ und „niederer Schimmel,“ also vermutlich „Gefahr und Vergiftung“, können aber auf Hefe-Produkte und Käse, also auf (Pilz-)fermentiertes, nicht verzichten.
Durch einen Polaristionsgfilter betrachtet, ist die Situation so zu sehen: Die Landfläche, die „ungenutzt“ bleibt und als „Wildnis“ bezeichnet werden kann, ist deutlich unter den vertraglich zugesagten Anteil von 2% geschrumpft, was nicht „unter dem Pflug“ ist, wird versiegelt.
Kein Wunder, wenn jemand, der in der Stadt Pflanzen anbaut, eine ungewöhnliche Erscheinung ist:
He used to buy moringa in powder form. But now he grows his own. The plant is considered a superfood. It’s high in vitamins and protein and is said to benefit weight loss, blood pressure, heart and eye health. It’s good for strong bones and is said to help fight anxiety and depression. And it’s perfectly suited for a subtropical climate like Florida’s.
“If you were stranded somewhere and all you have his this and water you would not only survive, you would thrive,” Chaney said. “I don’t work out. All I did was add this to my diet and add flax seed fiber and I lost 65 lbs.”
Das ist so eine Geschichte, die unter verschiedenen Gesichtspunkten interessant ist. Behalten wir zumindest das „Geheimrezept“ „Moringa und Leinsamen zum Abnehmen“ im Hinterkopf, auch wenn den medizinischen Übergewichts-Experten dazu nicht viel einfallen kann.
30 KG Zuckerverbrauch pro Kopf und Jahr – dazu eine nicht mehr zu vertretende Menge Fleisch, und die Tendenz, sich das Leben mit hoch-verarbeiteten „Fertiglebensmitteln“ zu „erleichtern“ – das ist alles geregelt und eingespielt und wird sich nur quälend langsam ändern.
Wohltemperierte Nachbarschaftshilfe
Ich hatte in einer lokalen Facebook-Gruppe die „alternative Ernährung“ mit Tempeh vorgestellt:
Unsere lokale Gastronomie könnte ihr Angebot noch innovativ in Richtung „Vegan/vegetarisch“ ausweiten.
Mit der indonesischen Tempehfermentierung haben wir noch viele längst nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten, besonders im überschaubaren Bereich der lokalen (Restaurant-) Küchen.
Ich zeige mal ein Beispiel für ein derart fleischloses Rezept:
Paprika, gefüllt mit tempeh-fermentiertem Tofu.Normalerweise wird Tempeh aber aus Hülsenfrüchten oder Nüssen hergestellt, so dass die Wertschöpfung in der Küche noch höher ist.
Vielleicht hat das Wort „Wertschöpfung“ seinen Reiz verloren – es scheint niemand interessiert an der Option, im eigenen Laden so etwas zu produzieren. „Das gehört halt nicht zu unserer Kultur“ – zu oft genügt diese Erklärung. Doch können solche Dinge sich auch ändern.
Attilla, Wir denken an Dich!
Es soll sich ja niemand ausgegrenzt fühlen, deshalb ein Beweis, dass „WIR“ gerade jetzt, wo diese Meldungen über eine Fahndung erscheinen, an Dich, Attilla, denken: Jedenfalls kam da kürzlich eine Frage auf:
Hat dieser Attilla früher nicht mal „vegane Leberwurst“ gewurstelt? Warum macht er dann heute auf „beleidigte Leberwurst“?
Das klingt jetzt erst mal ziemlich sinnfrei – aber etwas Wahres ist schon dran!
Vor fast 10 Jahren – Raab macht Werbung für Hildmann. Wer von Beiden ist dabei der „Böse“? Oder auch: Die Medien haben ihr und das Zuschauer-Bedürfnis nach noch einem Starkult befriedigt, statt die Sache (Loslösung vom Primat des Fleischverzehrs) im Sinne eines humanen Fortschritts auf breiter Front voranzubringen. Man hatte eine kleine, rührselige Geschichte mit einem, der sich selbst optimierte – die Rezepte waren ja nur frisch verpackt, von von sich selbst begeisterten „Narzissten unter sich“.
Eher an die Optionen der Zukunft als an die Übel der Vergangenheit zu denken ist wohl so vernünftig wie möglich.
„Gebackener Chicorée in Tomatensoße“ Man kann es mögen. Im Zweifelsfall einfach von ein paar Rezepten inspirieren lassen; „kann Käse enthalten“, der ist hier in die Sauce eingerührt. Wer Gorgonzola nimmt, hat auch wieder „etwas mit Schimmel-Pilzen“ 😉
Fundsachen:
Wälder und Wale schützen
… um das Klima zu retten. Wir müssen sie schützen, weil sie unser Leben auf diesem Planeten ermöglichen. Ihre Rolle geht weit über Klimaschutz hinaus, auf eine Art, die wir vielleicht noch nicht ganz verstehen. … Wir müssen sie respektieren, weil sie da sind. So einfach.
Aus: Nico Grimm: „Dieses Buch hat mir gezeigt, dass es Wichtigeres als die Klimakrise gibt“, in Krautreporter.Als ich den Artikel überflogen hatte, war ich nicht so ganz aufmerksam, hatte „Einstein“ gelesen, wo „Eisenstein“ steht. Außerdem ist es nicht Albert, sondern Charles Eisenstein, bei dem die Wale so wichtig für das Überleben der Welt sind. Und die Präriehunde 😉
Aber ganzheitliche Betrachtung hatten wir ja schon länger als Erkenntnisinstrument…
Im Bereich „Ernährung“ könnte man das Konzept (?) auch einsetzen. „Genung ist genug, und zu viel ist schädlich“.
Tempeh ~Indonesian Tempe Movement
„Despite a lack of research, we know that nut butters – crunchy and smooth – certainly have many health benefits. The expert advice? Mix up which nuts you consume, and try to avoid ones with added ingredients.“
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In diesem Artikel ist nicht immer klar, ob du etwas kritisierst oder empfiehlst – das ist einigermaßen verwirrend!
„Jahrzehntelang galt die Schädlichkeit des Rauchens als “unbewiesen”.
Soll das jetzt bedeuten, wir könnten auf wissenschaftliche Erkenntnisse einfach pfeiffen?
Dann folgen einige „Entscheidungsgrundsätze“, die auf den ersten Blick Quatsch sind (wenn als einziges Kriterium genutzt), das ist mal klar. Aber dann der Übergang zu
„Dieser Leitlinie haben wir auch Veganer zu verdanken, die “Tierleidfrei und lecker” im konsensuell gefalteten Grundsatzpapier verankert haben.“
Was spricht dagegen, tierleidfrei und lecker zu kochen? Was ist an dem Slogan kritikwürdig?
Dein „Erfolgreich Abnehmen mit Genuss und ohne bitteren Verzicht: Auf die Rezepte kommt es an!“ sagt doch dasselbe, nur dass nicht auf „vegan“ abgestellt wird.
Direkt dabei steht dieser Eintopf:
„Hauptsache vegan – auch wenn niemand weiß, was das Foto darstellt, weil die süß-saure Sauerkrautsuppe mit Apfel und Paprika nur selten in den Kochbüchern zu finden ist?“
Ist das nun eine Kritik an „Hauptsache vegan“? Oder daran, dass nicht klar erkennbar ist, was genau es ist? Oder ist es eine Beschwerde darüber, dass solche Rezepte wenige Anhänger finden?
Das bleibt völlig unklar!
Hoffe mal, du bist nicht sauer über diese Kritik (zu der du ja einlädst!) Ich schaue gern hier rein und hab mich auch schon zu Experimenten inspirieren lassen. Tempeh hat mir halt leider wirklich gar nicht geschmeckt – du das ist schon eine Voraussetzung, denn es gibt ja viele geschmackvolle Alternativen!
Die Stelle mit der „Unbewiesenen Schädlichkeit des Rauchens“ stand doch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Manipulation; und etliche Studien und Maßnahmen der Tabakindustrie sind im verlinkten ARTE-Film aufgeführt.
Ein wenig klingt das Thema „Genuss“ ja schon hier an, der Genuss als Leitwert, Maxime hat auch seinen Pferdefuß, etwa die „Genusssucht“, mit der viel Geld zu verdienen ist – was auch für nachhaltige Lebensmittel und sonstige Waren gelten würde.
Ich wollte den Artikel auch nicht ausufern lassen, sonst hätte ich meine Meinung, dass „lecker“ eigentlich immer genannt wird, wenn einem sonst nichts einfällt, noch dazu notiert. Beliebt, und ähnlich nichtssagend, ist auch das „xxx & mehr“, das hatte ich auch schon verwendet…
Wir sehen ja, wohin die Vergötterung von „Lecker“ führt: Eine im Prinzip ganz gute Suppe wird nicht angerührt, mit Tempeh einmal „schlechte Erfahrungen“ gemacht bedeutet Ablehnung für immer, aber wenn die Firma xy das „perfekte pflanzliche Hack“ anbietet, wird der Weltkonzern unterstützt und seine Tochterfirma bejubelt. So ähnlich ist eine Erfahrung, die ich mit ethisch höherwertigen Veganern machen durfte. Ganz abgesehen davon, dass sie die Möglichkeit der #Biolebensmittelgrundversorgung strikt ignorieren.
Und wenn Tempeh nach nichts schmeckt, dann schmeckt es nicht. Eine Prise Salz allein nutzt auch noch nicht viel; es kommt auf das Tempeh an, welche Zubereitungsart sinnvoll ist, und in dem Zusammenhang auf die Würzung. Das verhält sich beim Tofu bekanntlich ähnlich, doch ist Tempeh vollwertiger.
Die Rolle der Medien bei diesem Trauerspiel ist ausschnitthaft ja auch im Artikel angesprochen…