Sympathie für die Schweine, Klima-Nahrung, Ekiben

Wir bekommen übrigens bald ein neues Tierwohllabel, das wird staatlich und fünfstufig. Es haben sich zwar noch nicht alle Experten dazu geäußert, aber zwischen „Stallhaltung gemäß Mindestanforderungen“ und „Freilandhaltung mit Wühl,- Spiel – und Bademöglichkeit“ werden sich Haltungsbedingungen und Preise bewegen.

Unser Verhältnis zu „den Schweinen“ hat sich seit hundert Jahren kaum verändert:

Auch damals dachte man bei „Ferkelaufzucht“ zunächst nur ans Essen, und empfand die „lieben Kleinen“ als einen „Lichtblick in fleischlosen Zeiten“.
Dass der Strukturwandel zu industriellen Monokulturen geführt hat, verdrängen wir am liebsten und die „gute alte Zeit“ bleibt das Leitbild, das in der Vorstellung vom heimeligen Biobauernhof weiterlebt.

Allerdings: Schon wieder wabert so ein Trend durch die Lande, der sich diesmal „#wfpb“ nennt und für „Whole Food, Plant-Based“ steht, also „V0llwertkost, und zwar Pflanzliche“. Nicht nur die Ferkel können krank machen, sondern auch die ausgewachsenen Schweine, bei einem Wildunfall, oder wenn wir sie essen. Sagt man.

Andere stellen gleichzeitig die segenspendende Rolle der Milch in  Zweifel – deren Wirkung bei Knochenbrüchen, Übergewicht, Herz-Kreislaufkrankheiten, Allergien und einigen Krebsarten nicht nachweisbar solches verhindernd sei…

 

Doch, einmal angenommen, wir würden uns zunehmend vegetarisch oder vegan ernähren, würden die ganzen Tierwohllabels uninteressant. Bei

Balinesische Hausmannskost aus der Fahrradküche auf dem Bremer Teller

kommt – deshalb war ich auf den Beitrag aufmerksam geworden – Tempeh zur Geltung, und zwar in einem Tempeh-Curry:

Tempeh süß-würzig
nach bali`ku – Art von I Ketut Bawa Artha

1 Block Tempeh
2 rote Paprika
3 Karotten
3 rote Schalotten
3 Knoblauchzehen
3 dünne Scheiben Galgant (5Cent-Münzen groß)
2 Lorbeerblätter
Chili nach Belieben
Salz
Süße Sojasoße

  • Tempeh in Stifte schneiden und in genügend Öl knusprig braun anbraten.
  • Paprika in Stifte, Karotten in dünne Scheiben schneiden.
  • Knobi und Schalotten, Chili und Galgant schneiden und mit Salz anbraten und süße Sojasoße und Lorbeer hinzufügen.
  • Tempeh unterheben,
  • Gewürzmischung einwirken lassen und
  • zum Schluss das Gemüse dazu geben und alles zusammen unter leichter Hitze ca. 2-3 Minuten weiter braten.
  • Dazu schmeckt duftender Jasminreis

Weil der Artikel zum Fernsehbeitrag in einem Jahr wieder gelöscht sein wird, habe ich zumindest das Rezept hier wiedergegeben, samt einer Fassung zum separaten Ausdrucken.

Wie der Zufall so spielt, hatte ich frisches Tempeh im zum Brutschrank umfunktionierten stillgelegten Alt-Kühlschrank – da lag es nahe, das Rezept auszuprobieren (größere Darstellung); im Kaiserreich hätte man Tempeh viel forcierter eingeführt (vergleiche die Einführung der Kartoffel in Deutschland) als im Heute mit seiner „Als-Ob-feministischen (Außen-) Politik“  😉 .

I Ketut Bawa Artha ist mit seiner Küche in Bremen unterwegs: „Lastenfahrradküche“ wäre die genauere Bezeichnung – Food-Trucks sind, nebenbei gesagt, auch wirklich übertrieben, aber die Küche auf einem Schub-Fahrradanhänger montiert, wäre meine bevorzugte Lösung; über so etwas hatte ich hier auch schon geschrieben.

 

Das „Hausmannskost-Tempeh“ passt hervorragend zur hier formulierten Maxime, bei der man „vegan“ noch unauffällig hineinschmuggeln könnte, aber nicht muss, vielleicht auch eigentlich nicht darf: Bei Essensgewohnheiten sich als Guru aufzuspielen, verleiht der Sache eine unangemessene religiöse Prägung. Mein Problem ist eher, dass die fortschrittlichen Ideen ignoriert und totgeschwiegen werden, besonders bei der #Biolebensmittelgrundversorgung. Wenn es demnächst neben dem ausgelaufenen Tankrabatt den Gemüserabatt und die Neun-Euro-Butter gibt, könnt ihr euch ja die Schuldigen suchen 😉 .

 

Für Tierfutter werden Bäume/Wälder geopfert, die Meere sind überfischt, und immer noch wird Kohle verbrannt, „um Energie bereitzustellen“.

Das alles trägt zum steigenden Bruttosozialprodukt bei – und es ist an der Zeit, das System, das bei der Zerstörung des Planeten so tut, als sei das das Schaffen von Wohlstand, abzulösen.

Selbst narrensichere Systeme scheitern, wenn ihr ihnen nicht folgt.

 

When we destroy forests, overfish or burn coal, we are increasing gross domestic product. It’s time to change an accounting system that counts the destruction of the planet as if it was the production of richness.

Even foolproof systems fail if you don’t follow them.

António Guterres

 

Die Sache mit den Systemen, ihren Regeln und dem möglichen Scheitern der Systeme ist vielleicht doppeldeutig, aber wohl wahr. Es gibt eigentlich immer Systemfehler, die aber manchmal helfen, das System aufrechtzuerhalten, bis es kollabiert.
Beim wachstumshungrigen Kapitalismus ist es ja nicht so, dass er die „Bewohner“ zwingt, in den Urlaubsflieger zu steigen oder aus der Kühltheke Fleisch zu kaufen: Hier können die Bürger Widerstand leisten und ihn stellenweise in die Knie zwingen.

Oder wenn keiner mehr zum Burgerbräter pilgert, können die Fast-food-Restaurants dichtmachen. Das heißt aber auch: Platz machen für eine kreative Vielfalt!

Bratlinge – hier Hanftofu-Bratlinge auf gedämpftem Mairübchen – kann eigentlich jeder zubereiten, der ein Spiegelei in der Pfanne hinbekommt. Wir brauchen keine Schnellimbisse globalen Zuschnitts!

 

Es geht, wie gesagt, eigentlich um „Whole Food Plant Based“, wozu es das Kürzel #WFPB gibt, also ein Ideal von „Ganzer, heiler, pflanzlicher Ernährung“, und die Menschheit wird es nie so ganz umsetzen, kann sich der „klimagesunden“ Ernährung aber annähern.

 

Dazu braucht niemand Fleischimitate oder Fleischersatz, aber doch „etwas“ als Alternative – zum Beispiel fermentierten Tofu:

Daraus muss man nur noch etwas machen – im kurzen Zeitraum des 9-Euro-Tickets kann man an eine vielfältige Bahnhofs-Gastronomie denken, die in Japan zu Recht berühmt ist:

 

Ekiben (jap. 駅弁 ‚Bahnhofs-Ben[tō]‘) sind eine Art japanischer Bentō-Gerichte, die in Japan in Eisenbahnzügen und auf Bahnhöfen verkauft werden. (Lt. Wikipedia)

Dass hier keine Einwegverpackungen zum Zuge kommen dürften, ist klar und sollte Anlass für entsprechende Entwicklungen sein. Wenn der Inhalt dann noch den Bio-Kriterien entspricht und über die #Biolebensmittelgrundversorgung bezahlbar ist, steht vielen weiteren und näheren Ausflügen doch nichts mehr im Wege 😉

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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