Spinatravioli, Küchenbibel, Sternenküchenknödel, Food- und Volksdesign

Dosen-Ravioli sind kaum umweltfreundlich – jedenfalls, was ihre Verpackung betrifft. Wie die Ravioli dann tatsächlich aussehen, wenn sie monatelang im Dosen-Saft verbracht haben, wird als Food-Foto nur höchst selten präsentiert – das lohnt sich ja auch wirklich nicht, in diesem Fall zur Kamera zu greifen.

Wirklich schöne Exemplare habe ich ohne viel Suchen bei einem Food-Blog mit dem Motto „cook it up. put it up. eat it up.“ gefunden, die waren selbst gemacht,  wie auch die Geschichte ihrer Entstehung.

Was mir selbst vor die Linse geraten ist:

 

Dinkelvollkorn-Spinatravioli in kräftiger Tomatensauce

Für die Füllung Babyspinat drei Minuten dämpfen und sofort in Eiswasser geben, zu einem flachen Päckchen formen und dieses in kleine „Würfelchen“ schneiden. Cremigen Frischkäse (hier: Geschmacksrichtung „Meerrettich“) und einen Rest Feta mit einer Gabel einarbeiten, 1 Knoblauchzehe hineinreiben, dazu soviel Semmelmehl, dass die Masse gut formbar wird. Abschmecken mit Salz, Chiliflocken, Pfeffer, Muskatnuss.

Benötigte Werkzeuge: Nudelmaschine, Ravioli-Ausstecher.

Die Teig-Zutaten Dinkel-Vollkornmehl, Weißmehl, Ei, Wasser, Salz dürften bei Dosen-Ravioli kaum so zusammengestellt sein – da kann die Ernährungswissenschaft „predigen“, was sie will, die Verbraucher bleiben also bei dem, was geboten wird, und irgendwer oder -was hat die Vorurteile gegen Vollkornmehl in die Hirne gebrannt.

Die Tomatensauce besteht aus reduzierter Gemüse-Hühnerbrühe und gestückten Tomaten aus der Dose. Nur leicht salzen und erhitzen.

 

 

Der Braune Kräuter-Seitling ist eine Pilzart aus der Familie der Seitlingsverwandten“. So steht es im Lexikon, und auch, dass er zu den „champignonartigen Pilzen“ zählt (Aha – „Wissen macht nix“). Dass man ihn, mit ein paar Körnchen Salz gewürzt, auch (druck-) dämpfen kann und er dabei wunderbar saftig-fleischig wird, ist hiermit auch gesagt.

 

Das bayrische Kochbuch – Die Wiege der Emanzipation?

„Die Miesbacher Frauenschule war … ein Meilenstein der Emanzipation. Um die Jahrhundertwende gehörte sie zu den ersten Schulen, an denen Frauen eine Berufsausbildung machen konnten …  eine Institution, die das Leben auf dem Land verbessern sollte, zum Beispiel mit Wanderkochkursen. Im Winter, wenn die Arbeit auf dem Feld ruhte, reisten die Miesbacher Wanderlehrerinnen in die Dörfer, mit eigenem Kochgeschirr und mobilem Herd, und unterrichteten gesundes Kochen.“

Dem daraus entstandenen, 1933 erstveröffentlichten und immer mal renovierten Bayrischen Kochbuch widmet der Bayrische Rundfunk ein Radio-feature, wobei im Hintergrund Plätzchen und Stollen gebacken werden, Sinn und Unsinn solcher Tradition also keineswegs radikal hinterfragt werden. Zum Lustprinzip der Überflussgesellschaft gehört der Jo-Jo-Effekt von Exzess und Abnehmtipps ;-).

Kimchi, Miso und Tempehsind hier wahrscheinlich nicht zu finden: Traditionserhalt und „Zensur“ passen zusammen, darüber kann auch die Suche nach einer „alternativen Sprache“, die „Zigeunerschnitzel“ und „Mohrenkopf“ verdrängen wird, nicht hinwegtäuschen.

 

Kurcuma-gefärbter Kartoffelbrei, Seitlinge und Spinat – wenn das in „Dem“ Kochbuch nicht zu finden ist, passt es nicht in die Tradition?

 

Ein „gemischter Kartoffelsalat“ wie dieser gehört natürlich auch nicht ins Kochbuch, sondern auf den Teller 😉
Mit dreierlei Kartoffeln, gedämptem wie auch fermentiertem Gemüse darf man schon mal experimentieren – und dazu Mango aus dem Glas reichen.

 

Auch eine Frikadelle aus Tempeh könnte hierzu gut passen – doch das muss zunächst erst mal hergestellt werden. Dabei wäre ein „Digitaler Heizmattenthermostatregler für Samenkeimung, Reptilien und Brauen“ ganz praktisch – habt Ihr schon mal daran gedacht, „Fressnet“ materiell zu unterstützen?

 

Zufallsgenerator

Wer die Speisefolge per Zufallsgenerator ermittelt, sollte sich über den Pool, aus dem ausgewählt wird, Gedanken machen, denn „Bananenbrot“ (eigentlich ja „-kuchen“) kommt bei der Auswahl nicht vor.

– Den Zufallsgenerator werden wir vielleicht noch brauchen, wenn es beim Literarischen Quartett darum geht, in welcher Reihenfolge die TeilnehmerInnen ihre Beiträge vorstellen – das klingt zwar nach einem neuen Thema, kann eigentlich aber auch für kompetente Kochbuch-Besprechungen angewandt werden…

 

Investigativer Journalismus ist, wenn zwei Spezis zum Knödel-Testessen über den Brenner düsen  und wie zufällig eine Kamera mitläuft – vom Begleittross bekommen wir nicht viel zu sehen.

So wird das angekündigt:

#Knödel #freizeit #Dokumentation

Der Knödel: Selber machen und Sternenküche | Doku | Alpenküche | freizeit | Schmidt Max | BR

Man kann aber auch, ohne weit wegzufahren, in der eigenen Versuchsküche über „den Knödel“ forschen, zum Beispiel einen Käse-Semmelknöden mit dem Saft fermentierter Rote Beete umformen – einen Geschmack gibt es dabei fast gratis dazu:

Den kann man nun noch mit der Lupe untersuchen und/oder vergrößert darstellen. Keiner der mir bekannten Starköche scheint jedoch über das Werkzeug zu verfügen, das bei diesen Knödeln aus  dünnen, altbackenen Brot- und Brötchenscheiben gebraucht wird: Den Schnellkochtopf, besser noch den Multicooker. Diese Geräte können auch als Dampfgarer fungieren.

 

Das folgt dem Motto „Klassiker mal anders“ – in dieser Reihe gibt es zum Beispiel auch „mediterranes Sauerkraut“ oder „Vollkorn-Pfannkuchen mit Hummus, Schalotten und Salat“ – das ist ausbaufähig, was ich beim Käse-Semmelknöfel schon getan habe und nächste Woche veröffentlichen werde, „Fortsetzung folgt“ – folglich ;-).

 

Vollkorn-Pfannkuchen mit Hummus, Schalotten und Salat – wenn es vegan sein soll… 

 

Dialog mit der Brechstange, oder mit dem Holzhammer?

„Wilde Hühnchen“ oder auch „bissige Hühnchen“ werden auf den allerwenigsten Food-Blogs thematisiert, doch hier kommen sie heute vor, ohne viel Kommentiererei:

 

– „Ich versuche nur, die Welt zu verbessern!“

– „Indem Du den Leuten erzählst, sie wären Idioten?“

– „(Ja, denn) Die haben die Wahrheit verdient“

 

Doch manchmal sagen „DIE“, sagt das Volk schon längst selbst die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze Wahrheit, so dass Oliver Kalkofe dem Slogan „Wir sind das Volk“ ein schlichtes und richtiges „Und ich bin Volker“ entgegnen kann. Manchmal haben ja auch die Volks-Vertreter das Sagen, aber längst nicht die Übersicht, „fahren auf Sicht“, im Eismeer, mit „Kurstreue als Ehrensache“, meinungsfreiheitlichem Ministerpräsident*Innenpool,  Pseudolotsen und Lotsen, kaum gedrosseltem Tempo und wundern sich, was da so knirscht.

Die Wahrheit hats nicht leicht, wo es um gesundheitliche Fragen geht – dann müssen wir sie manchmal auch suchen, und wenn es so viele Wahrheiten gäbe, wie es Gesichter gibt, seien wir doch froh, kein Klon zu sein.

 

 

 

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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